Название: Duftapotheke Bundle. Bände 1-3
Автор: Anna Ruhe
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детские приключения
isbn: 9783401809168
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Ich konnte nicht anders. Obwohl das alles furchtbar traurig war, lächelte ich, genau wie Mats.
»Was machen wir jetzt?« Benno zog mich am Arm. »Du hast doch gesagt, wir müssen heute die Eltern sein?«
»Ja, richtig!«, erwiderte ich. »Eltern kümmern sich um Probleme, stimmt’s? Bevor wir uns also um Mats’ Vater und auch um Ma und Pa kümmern können, müssen wir zuallererst zwei Dinge in Ordnung bringen: erstens herausfinden, wo der verschwundene Duftflakon abgeblieben ist, der alle alles vergessen lässt. Und zweitens müssen wir mehr über Willem Boer und diese durchgeknallte Baronin von Schönblom herausfinden. Die hat mir nämlich gerade zugeflüstert, dass wir uns aus allem raushalten sollen. Wer weiß, was die beiden miteinander zu tun haben. Aber auf jeden Fall müssen wir erst mal alles über dieses Vergessens-Chaos herausfinden und darüber, was Willem genau in der Duftapotheke tut.«
Mats zog sein Handy aus der Hosentasche. »Ich schau mal nach dieser Baronin.« Er tippte ihren Namen in eine Suchmaschine ein. »Du hast recht, es ist wirklich seltsam, dass die genau zu der Zeit auftaucht, in der die ganze Stadt alles vergisst.«
»Warum ist das so?«, fragte mich Benno. »Warum macht ein Duft, dass Mama und Papa alles vergessen?«
»Keine Ahnung.« Ich hob meine Schultern. »Vielleicht ist es ja ein bisschen so, wie wenn dich ein bestimmter Duft an etwas erinnert. Der Duft nach Sonnencreme lässt dich zum Beispiel an deinen letzten Urlaub am Meer zurückdenken, ein bestimmter Waschmittelgeruch an jemanden, neben dem du morgens im Kindergarten sitzt und so. Warum sollte ein Duft nicht auch das Gegenteil auslösen können und dich etwas vergessen lassen?«
»Über diese Baronin finde ich nichts im Internet. Bestimmt ist das ein ausgedachter Name.« Mats steckte sein Handy ratlos wieder ein. »Okay, also mal angenommen, das ganze Chaos liegt wirklich an dem verloren gegangenen Duftflakon, dann müsste die Vergesslichkeit der Leute bald wieder nachlassen. Der ›Duft der Kälte‹ hat es schließlich auch nicht ewig hageln lassen. Düfte verfliegen und verschwinden mit der Zeit einfach wieder von selbst. Kein Geruch hält ewig.«
»Na ja«, sagte ich. »Außer der Duft gehört nicht in die Abteilung ›Flüchtige Düfte‹. Sind dir etwa die Metallschilder an den Regalen in der Duftapotheke nicht aufgefallen?«
Mats’ Augen weiteten sich, als er sich erinnerte. »Du meinst diese komischen Kategorien, wie ›Traumhafte Düfte‹ oder ›Gefährliche Düfte‹ und so?«
Ich nickte. »Genau. Es gab auch ein Regal mit ›Ewigen Düften‹. Das heißt, es gibt anscheinend auch welche, die eine bleibende Wirkung haben. Was, wenn der fehlende Flakon genau aus der Abteilung ist?«
»Dann haben wir echt ein Problem!« Mats strich sich angestrengt über die Stirn. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Willem eigentlich mit der Duftapotheke genau macht. Wozu sind die Düfte überhaupt gut? Meinst du, er verkauft sie?«
»Wahrscheinlich«, nickte ich. Magische Düfte wie die aus der Duftapotheke mussten sehr wertvoll sein.
Es war kühl hier oben auf dem Dachboden. Ich rieb mir die Arme und schaute noch mal auf den getrockneten Fleck im Heißluftballon. Mir fiel wieder etwas ein. »Ma hat gesagt, dass Willem heute Vormittag bei uns in der Villa Evie war und sie gefragt hat, ob alles in Ordnung ist. Er hat sich wohl ziemlich neugierig hier im Haus umgesehen.«
»Echt?« Mats’ Augenbrauen zogen sich fast ineinander. »Oh Mann. Ich zerbreche mir schon die ganze Zeit über ihn den Kopf. Ich kenne Willem ja seit Ewigkeiten, eigentlich mein ganzes Leben lang. Bisher war der für mich nur der muffelige Stinkstiefel aus dem Gewächshaus. Ich kenne ihn auch nicht anders als in seiner dreckigen Latzhose und mit seinem schlecht gelaunten Gesicht. Ich dachte immer, er ist einfach einer dieser uralten Kerle, die jeden Tag genau das Gleiche machen. Ist echt schwer, sich vorzustellen, dass er hier direkt neben unserem Haus etwas Böses aushecken könnte.«
»Können wir den Duft nicht bei ihm suchen?«, fragte Benno. »Wo wohnt Willem denn?«
Ich lachte. »Bestimmt nicht im Gewächshaus, oder?«
Für einen kurzen Moment kicherte sogar Benno bei der Vorstellung, der alte Willem würde sich abends auf einer Isomatte zwischen seine Pflanzen kuscheln.
»Ich hab echt nicht die leiseste Ahnung«, sagte Mats und schüttelte ratlos den Kopf.
»Dann sollten wir das herausfinden!« Ich verschränkte meine Arme. »Wer, wenn nicht Willem, würde sich sonst für ein kleines Duftfläschchen auf unserem Küchentisch interessieren? Nur er weiß doch, dass der Flakon aus der Duftapotheke stammt. Ich wette, er hat den Duft auf dem Küchentisch gesehen und ihn mitgenommen. Vielleicht will er sich jetzt an uns rächen, indem er irgendeinen Vergessens- oder Verrückt-werde-Duft an unseren Eltern auslässt.«
»Also gut«, lenkte Mats nach einem Moment ein. »Wir könnten vielleicht Frau van Velden nach seiner Adresse fragen?«
»Gute Idee!«, sagte ich. »Die hatte ja den Brief für Willem. Dann muss sie auch wissen, wo er wohnt!«
20. Kapitel
Fünf Minuten später standen wir vor Hannes Eingangstür und klingelten. Unter dem roten Lack blätterten die Farbschichten aus früheren Jahren. Ich beugte mich näher heran und sah, dass die Villa Evie schon mal eine blaue, eine weiße und eine schwarze Eingangstür gehabt haben musste. Dahinter hörte ich Pantoffeln auf uns zuschlappen.
Undeutlich drangen ein paar Worte zu uns. Hanne redete mit jemandem, aber es drang nur gedämpft durch das Holz. Dann öffnete sich die Tür vor uns und Hanne stand uns mit einer Katze auf dem Arm gegenüber. Es war das erste Mal, dass ich sie mit offenen Haaren sah. Ihre grauen Locken hingen in dichten Wellen über ihre Schultern.
»Lara! Wie schön, dass du mich besuchen kommst. Und du hast ja sogar deine Freunde mitgebracht!« Sie lächelte, strich der Katze durchs Fell und winkte uns in den Flur und Richtung Küche.
Ich seufzte nur und sagte nichts. Mal sehen, welche Namen sie sich noch für mich ausdachte.
Auch Hannes Teil der Villa sah aus wie ein Museum. Der Flur war düster, nur das bunte Fensterglas in der Eingangstür ließ etwas Licht hinein. Hanne benutzte ein Parfüm, das sie sich viel zu kräftig aufgesprüht hatte. Sie roch ja kaum noch etwas und merkte das wahrscheinlich gar nicht. Ich warf Mats einen belustigten Blick zu, den er erwiderte, indem er seine Nase krauszog.
Doch bei Hanne roch es nicht bloß nach Parfüm, sondern auch kräftig nach gekochtem Kohl. Nicht gerade mein Lieblingsgeruch.
Sie winkte uns weiter durch den engen Flur Richtung Wohnzimmer. »Kann ich euch einen Kaffee anbieten?«
Ich grinste und winkte ab. »Nein danke.« Wäre Ma dabei gewesen, hätte sie Hanne jetzt einen langatmigen Vortrag über die Wirkung von Koffein bei Kindern gehalten. Zumindest hätte sie das vor ein paar Tagen noch gemacht. Heute wäre es sogar möglich, dass sie Benno und mir einen Likör einschenken würde und das ganz normal fände.
Ich folgte Hanne ins Wohnzimmer. Sie winkte uns zum Sofa und verschwand dann in die Küche. Mats und Benno setzten sich rechts und links neben mich auf die Couch. Wir warteten und sahen uns um. Auf dem Kaminsims standen ein paar СКАЧАТЬ