Название: Duftapotheke Bundle. Bände 1-3
Автор: Anna Ruhe
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детские приключения
isbn: 9783401809168
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Ich lief schneller. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, rief ich ihr zu. Ich beeilte mich so, dass ich im Nullkommanichts direkt hinter ihr stehen blieb. »Wen suchen Sie denn?«
Die Frau stand mit dem Rücken zu mir und drückte auf die Klingel. Kurz wunderte ich mich. Hatte sie beim letzten Mal nicht braune Haare gehabt? Jetzt wirkten sie fast grau. Vielleicht eine Perücke? Wahrscheinlich täuschte ich mich nur, weil mich ihre Klamotten das letzte Mal so abgelenkt hatten.
In Zeitlupe drehte sich die Frau zu mir um und ihr schweres, nach Erde riechendes Parfüm stieg mir wieder in die Nase. Sie verzog keine Miene und ich merkte, wie ihr Blick mich plötzlich einschüchterte.
Ihre Augen … das gab’s doch gar nicht! Die Frau hatte keine Augenfarbe. Ihre Augen wirkten irgendwie fahl, nicht wirklich grau, sondern eher … farblos.
»Nun ja«, näselte sie mir endlich eine Antwort auf meine Frage entgegen. »Willem hat mir berichtet, dass eine neue Familie die Villa Evie bezogen hat, und ich wollte sie nur einmal sehen.«
Das klang eigenartig und ganz anders, als unsere vielen neugierigen Nachbarn, die uns auch ständig besuchen wollten. Normalerweise waren alle am Haus interessiert, nicht an uns. Bei der alten Dame klang es sogar so, als wären wir Tiere in einem Zoo, die man sich einfach angucken kommen konnte, wenn man Lust dazu hatte.
Ich streckte meinen Rücken durch und holte einmal tief Luft. »Wieso denn? Kennen wir uns?«
»Nein, Kindchen, wir kennen uns nicht.« Sie legte den Kopf schief und machte einen Schritt auf mich zu. Dabei klackte ihr vergoldeter Gehstock hart auf dem Boden auf. Ich zuckte zusammen und ging gleichzeitig einen Schritt rückwärts. »Ich bin die Baronin von Schönblom. Und mit wem habe ich die Ehre?«
Eine Baronin? Das wurde ja immer verrückter!
»Luzie«, antwortete ich und war sehr froh, als Mats und Benno sich zu mir stellten. »Luzie Alvenstein.«
Da öffnete Ma die Haustür. »Ja? Bitte?«, fragte sie die Fremde.
»Frau Alvenstein! Einen wunderbaren guten Tag wünsche ich. Ich bin Baronin von Schönblom und eine alte Freundin der früheren Besitzer. Ich liebe dieses Haus, und da ich mich zufällig in der Nähe befand, wollte ich einmal vorbeischauen, wie sich hier alles so entwickelt hat seit meinem letzten Besuch.« Sie machte so viele Schritte auf Ma zu, bis die zur Seite ging und die Frau in unsere Villa ließ.
»Heute ist es leider ungünstig!« Ma klang genervt.
Normalerweise ließ sie sich nicht so leicht überrumpeln. Aber die Baronin kümmerte sich nicht darum, ob ihr Besuch Ma gerade passte oder nicht. Wie eine Hausherrin blickte sie sich in der Diele um und sog die Luft durch die Nase ein. »Ahh! Diese Düfte!« Wieder klackte ihr Gehstock auf die Dielen und selbst Ma zuckte dabei zusammen.
»Ich muss sagen, ich bin erleichtert zu sehen, dass Sie den Originalzustand der Villa erhalten haben. Ich hatte ernsthaft Sorge, die neuen Besitzer könnten hier modernisieren wollen. Aber so wunderbare historische Häuser wie dieses muss man doch bewahren, nicht wahr?« Sie drehte sich zur Eingangstür zurück. »Nun denn, wenn es heute nicht gut passt, dann vielleicht ein anderes Mal. Die Villa weckt so viele schöne Erinnerungen!« Sie raffte ihren Rock und nickte Ma zu.
Im Vorbeigehen funkelte mich die Baronin mit ihren farblosen Augen an. Ich schluckte, weil ihr Blick mir unangenehm war und sie sich gleichzeitig zu mir vorbeugte.
»Ich rate dir, dich besser von Dingen fernzuhalten, die dich nichts angehen. Ihr werdet nur eine kurze Weile mit diesem Haus verbunden sein. Bald werdet ihr wieder gehen wollen – kein Grund, sich unnötig in Gefahr zu bringen, nicht wahr?« Sie zischte mir ihre Worte so leise zu, dass ich wieder zusammenzuckte, als ihr Stock kurz darauf auf den Boden klackte.
Hatte sie mich gerade vor etwas gewarnt? Oder war das eher eine Drohung?
Die Baronin hob ihr Kinn und stolzierte die Veranda hinunter. Ohne sich noch einmal nach uns umzudrehen, sagte sie: »Einen guten Tag wünsche ich.«
Sprachlos standen wir da, bis wir den Motor starten hörten und das Auto über die Pflastersteine davonrollte. Beim letzten Mal hatte ich die Frau einfach nur lustig gefunden. Aber dieses Gefühl war wie weggeblasen.
»Was sollte das denn gerade!« Ma schüttelte erst über die komische Begegnung den Kopf und lachte dann auf. »Wer war das überhaupt? Baronin Schönchen, oder wie noch mal?«
Kurz fühlte ich mich unendlich erleichtert und hoffte, dass ich mir Mas eigenartiges Verhalten von vorhin bloß eingebildet hatte und in Wirklichkeit alles in Ordnung war.
Ich lachte auch. »Baronin von Schönblom, hat sie gesagt.«
»Ach, na, ist ja egal. An neugierige Nachbarn sind wir doch gewöhnt.« Ma machte eine wegwerfende Handbewegung und sah nach draußen. »Hauptsache, sie geht uns nicht noch mal auf die Nerven und latscht wieder einfach ins Haus rein. So was!« Dann sah sie sich suchend um und ich wusste sofort, was jetzt kommen würde.
»Ich finde meinen Ring einfach nirgends …«, meinte Ma da schon. »Hast du vielleicht … irgendwo? Ich glaube, er hatte einen lila Stein. Ein sehr schöner Ring ist das.«
Ich seufzte. Wenigstens erkannte sie uns und fragte nicht nach Bennos Namen.
»Hast du schon mal oben nachgesehen?«, fragte ich. »Vielleicht liegt er im Schlafzimmer auf deinem Nachttisch oder so?«
Solange Ma weiter nach ihrem Ring suchte, prüfte ich, ob der Herd an war oder irgendwo Wasser lief, aber alles sah in Ordnung aus.
»Pa?«, rief ich durch den Flur. »Wo bist du?«
Keine Antwort. Ich ging die Treppe ins Obergeschoss hoch und lugte in die Zimmer. Aus dem Bad hörte ich Wasser plätschern. Pa stand also unter der Dusche. Das war auch beruhigend. Wenigstens war ihm wieder die Notwendigkeit der Körperpflege eingefallen.
Ich rauschte in mein Zimmer und griff mir den Schlüssel zur Duftapotheke. Zum Glück lag er noch auf meinem Nachttisch. Hinter mir lehnte Mats am Türrahmen und sah sich in meinem Zimmer um. Normalerweise wäre ich seinen Blicken gefolgt und hätte mir Sorgen darüber gemacht, was er wohl über mich und mein Zimmer dachte. Aber jetzt war mir das alles nicht wichtig genug. Ich schob nur den Schlüssel in meine Hosentasche und winkte die beiden Jungs zum Dachboden.
Zu dritt standen wir eine Minute später um den Heißluftballon und schauten hinein. Der Fleck auf den Stoffbahnen war noch gut zu erkennen. Mats beugte sich tiefer und griff sich den Flakon, der in einer der Stofffalten lag.
Ja, ganz sicher, es war ein Flakon aus der Duftapotheke.
Vorsichtig strich Mats über das wellige Etikett, auf dem die Tinte halb verlaufen war. »Liebloser Duft«, entzifferte er den Namen auf dem Etikett und sah uns sprachlos an.
»Sieht so aus, als ob du recht hattest, was deinen Vater betrifft.« Ich spürte, wie auch mein Herz schwer wurde. »Tut mir so leid.« Kurz entschlossen legte ich eine Hand auf Mats’ Schulter.
Der ließ sich auf eine Holzkiste sinken und rieb sich die Stirn. Langsam steckte er СКАЧАТЬ