Название: Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745208139
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Sattelsteif ging der Sheriff in den Schuppen. Sein Schatten fiel über drei Männer auf dem Boden, von denen einer gefesselt und geknebelt war. Tex Dudley. Cole Turpin lag unter einer Decke und wälzte sich stöhnend und röchelnd hin und her. Der verwundete Great Sand-Reiter lag still und atmete rasselnd. Er hatte die Augen geschlossen, sein Gesicht war bleich, schweißnass und eingefallen.
Tucker war dem Sheriff gefolgt. Der nahm alles in sich auf und spürte, wie sich an seinem Gaumen ein gallenbitterer Geschmack festsetzte. »Nimm Dudley den Knebel aus dem Mund!«, befahl er unwillig. »Und schneide seine Fesseln durch.« Er beugte sich über Cole Turpin. Blutige Striemen zogen sich über dessen Antlitz. Renslow sah die fiebrig entzündeten, zuckenden Lider, vernahm unzusammenhängendes Gestammel aus dem Mund des zerschlagenen Mannes, sah die Schweißperlen auf seiner Stirn und brauchte einige Zeit, um diesen Anblick zu verarbeiten. Wut kroch in ihm hoch.
Er richtete sich auf. »Mir scheint, ihr habt hier gehaust wie die Vandalen!«, brach er erbittert los. Seine Augen hatten sich vor Zorn verdunkelt. Seine Stimme sank herab zum unheilvollen Geflüster: »Damit hat Big Jim das Fass zum Überlaufen gebracht.« Der Sheriff griff sich an den Kopf. Plötzlich aber wirbelte er zu Tucker herum, der Tex Dudley von seinen Fesseln befreit hatte. Tex rappelte sich in die Höhe und massierte seine Handgelenke, um das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen.
»Und ihr wart dabei, Tucker! Yeah, ihr habt all diese Schweinereien mitgemacht und ihr seid euch dabei wahrscheinlich noch mächtig stark vorgekommen. Weißt du, was das Gesetz darauf für eine Antwort hat, mein Freund? Gefängnis! Ihr wandert hinter Gitter, bis ihr schwarz werdet. Vielleicht legen sie sogar dem einen oder anderen von euch einen Strick um den Hals!«
»Sie waren dabei«, bestätigte Tex Dudley und ließ Tucker nicht aus den Augen, der ihn tückisch fixierte. »Ich konnte die Geschichte hören, die er Ihnen auftischte, Sheriff«, fuhr Tex bedächtig fort. »Ihr Deputy wird Ihnen sicherlich meine Version berichtet haben. Sie entspricht der Wahrheit. Sehen Sie mein Gesicht, Sheriff? John Landers sollte mir Big Jims Auffassung von der Schießerei draußen auf der Weide ins Gehirn hämmern. Wenn Lane nicht aufgetaucht wäre, dann hätte er es vielleicht sogar geschafft.«
Der Sheriff beobachtete Tucker, der Anstalten machte, Tex an den Hals zu gehen. Warnend hob er die Hand. »Bewahre Ruhe, Tucker, sonst machst du für dich alles nur noch schlimmer.« Sein Blick schweifte zu Dembrow, der mit verkniffenem Gesicht dabeistand und schwieg. »Hört her, ihr beiden«, sprach der Sheriff weiter. Er bemühte sich um einen klaren, sachlichen Tonfall. »Ich gebe euch eine Chance, einen Teil eurer Schuld abzutragen.« Er verstummte, ließ seine Worte sekundenlang wirken und sah das jähe Interesse in den Augen Dembrows, in dem die Worte des Sheriffs von Gefängnis und Strick nachklangen wie ein höllischer Choral. »Besorgt einen Wagen mit Heu und bringt die beiden armen Hunde da am Boden auf dem schnellsten Weg in die Stadt.«
Dembrow stieß scharf die Luft durch die Nase aus. »Ich würde es tun, Sheriff. Allerdings ist der Wagen-Schuppen ebenfalls abgebrannt. Wir haben zwei Pferde. Das meine und den Gaul Caldwells.« Er deutete mit dem Kinn auf den Burschen, der Lanes Kugel im Körper hatte. »Die nächste Farm ist die Clay Reeds. Aber …«
»Dann reitet eben einer von euch zu Reed und borgt sich einen Wagen und ein Pferd aus!«, schnitt ihm der Sheriff brüsk das Wort ab.
Dembrow wich dem forschenden Blick aus. »Zu ihm ist Lane geflohen, nachdem die Ranch in Feuer aufging. Big Jim fand es heraus. Er hat Reed nicht mit Samthandschuhen angefasst. Und das Mädchen bekam auch einiges ab. Ich glaube nicht, dass Clay oder seine Tochter einen von uns näher als bis auf Gewehrschussweite an sich herankommen lassen. Vor allem die Kleine hat Haare auf den Zähnen.«
»Oh, verdammt!«, röhrte der Sheriff entrüstet. »Was seid ihr doch für hundsgemeine Lumpen!«
In diesem Moment zerbrach Tuckers Fassung. Der Gedanke, ins Gefängnis zu wandern, vielleicht über Jahre hinweg eingesperrt zu sein, raubte ihm den Verstand. Er riss das Gewehr hoch und sprang den Sheriff unvermittelt an. Renslow duckte sich unwillkürlich, konnte aber nicht verhindern, dass ihn der heruntersausende Lauf am Ohr streifte und mit aller Härte auf seine rechte Schulter knallte. Schreck und Schmerz entrissen ihm einen gellenden Aufschrei, eine jähe Lähmung erfasste seinen Arm und machte ihn im entscheidenden Moment wehrlos. Denn Tucker rammte ihm im Nachsetzen die Linke in den Magen. Der Oberkörper des Sheriffs pendelte nach vorn. Der Cowboy stürzte an ihm vorbei zum Tor. Er feuerte ohne zu zielen auf Moss Jones, der sich instinktiv vom Pferd kippen ließ und hart auf die Erde prallte.
Tucker erreichte, ehe überhaupt jemand richtig zur Besinnung kam, das Pferd des Sheriffs. Er erhaschte es am Zaumzeug und wollte sich mit einem Satz in den Sattel werfen.
Aber nun reagierte Renslow. Mit zwei Sprüngen war er im Freien. Er zog mit der Linken den Colt und brüllte: »Stehen bleiben, zum Teufel! Bleib …«
Das Pferd war zurückgescheut. Tucker hatte es nicht geschafft, mit dem ersten Schwung in den Sattel zu gelangen. Mit einer lästerlichen Verwünschung auf den Lippen kreiselte er herum. Er schlug das Gewehr auf Renslow an. In seinen Augen glitzerte der Irrsinn.
Das Eisen bäumte sich in der Faust des Sheriffs auf. Ein dumpfer Ton quoll aus Tuckers Kehle, dann brach er vornüber zusammen. Sofort wirbelte der Sheriff zu Dembrow herum. Aber der stand wie angewurzelt und war nicht fähig, zu begreifen, was sich innerhalb der letzten Sekunden abgespielt hatte.
Moss Jones kam mit dem Revolver in der Faust hoch. Tex Dudley wischte sich über die Stirn, blies seine Backen auf und fasste sich nur ganz allmählich wieder. »Er ist tot!«, rief der Deputy, und seiner Stimme war anzuhören, dass auch er noch schwer an dem Schock trug, den Tuckers Schuss in ihm ausgelöst hatte.
»Dieser Dummkopf!«, knirschte der Sheriff. »Ich hätte ihm wirklich eine Chance gegeben. Es hätte mich nicht gekümmert, wenn er verduftet wäre, bis ich wieder in der Stadt bin. Dembrow, du wirst einen Wagen bei Clay Reed holen und die beiden nach Alamosa bringen!«
James Dembrow nickte wie in Trance.
»Und du passt auf ihn auf, Dudley. Nimm ihm die Waffen weg und steck dir selber wieder eine Knarre ins Halfter.«
»Klar, Sheriff«, murmelte Tex. »Und was haben Sie vor?«
»Moss und ich folgen Lane Turpin und Big Jim, um zu retten, was noch möglich ist. In welche Richtung ist Lane geflohen?«
»Nach Osten, auf die Berge zu.«
»Okay, Moss. Nach Osten also!«
*
Das Grollen der Detonation schlug auseinander wie hallender Donner. Big Jim und seinen Männern wies der Knall den Weg. Sie brauchten sich nicht zu beeilen. Das wussten sie. Lane Turpin wartete. Sie wichen den übereinander getürmten Felsgebilden aus und erreichten den Rand der Ebene. Am Fuße des Hanges mit den zerzausten Kiefern, dem Fettholz- und Dornengestrüpp und den aus dem Boden sich erhebenden Findlingen hielten sie an.
»Dort oben hat der Bastard sich postiert!«, rief Big Jim. »Wir lassen die Pferde hier zurück und teilen uns auf. Zu Fuß sind wir auf jeden Fall wendiger und vor allem leiser.«
»Und wenn ihn einer vor dem Lauf hat, nicht überlegen sondern schießen!« ergänzte John Landers.
Sie verließen die Sättel und leinten ihre Pferde an. Dann schlichen sie auseinander. Ab und zu kollerten Steine oder klapperte СКАЧАТЬ