Im Würgegriff der Staatsverschuldung. Michael Ghanem
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СКАЧАТЬ in Bangladesch, Vietnam, Kambodscha und anderen Ländern. Bedenkt man, dass ein T-Shirt einer günstigen Marke lediglich 90 Cent kostet und auf dem deutschen Markt für 6 Euro verkauft wird, so muss man fragen: Wie viele T-Shirts müssen die Näherinnen in Bangladesch pro Tag nähen, damit sie ihre 130-200 Euro pro Monat verdienen? Angesprochen auf die problematische Situation der Mitarbeiter dieser Länder, versuchen diese Marken ihre Hände in Unschuld zu waschen, indem sie auf die Gewerkschaften und die Regierungen der jeweiligen Länder hinweisen.

      Dieses Beispiel zeigt, wie viele Unternehmen in Deutschland, in Europa und in Amerika sich eines Weltkapitalismus bedienen, um angeblich kostengünstige Produkte herzustellen, damit die Deutschen, die Europäer und die Amerikaner sich anstatt eines Hemdes oder einer Hose pro Jahr mehrere Kleidungsstücke leisten können, die jedoch von minderer Qualität sind.

      Ein weiteres Beispiel ist selbst bei Markensportartikeln zu finden, die teilweise auch in Bangladesch, Vietnam oder China hergestellt werden. Hier muss die Frage hinsichtlich der Herstellungsbedingungen und der Qualität der Produkte gestellt werden. Bedenkt man, dass diese Unternehmen eine Preismarge zwischen den Herstellungskosten und dem Verkaufspreis von 600-1000% haben, so darf die Frage gestellt werden, wer der Dumme bei dieser Angelegenheit ist, ob der Konsument in Deutschland und in Europa überhaupt geschützt wird oder ob die wirtschaftspolitische Macht der Unternehmen nicht größer als der Schutz der Konsumenten ist.

      Wenn der globale Kapitalismus, der zum größten Teil in wenigen Händen - sei es in Deutschland, sei es in den Ursprungsländern dieser Güter - liegt, sich nicht ein Minimum an Verhaltensethik verordnet, dann muss er damit rechnen, dass sich in relativ kurzer Zeit Rebellionen organisieren und dass diese gesamte neoliberale und kapitalistische Anschauung aufs Höchste gefährdet werden können.

      3. BIP – Deutschland und die Welt

      Staaten nach Höhe des BIP pro Kopf (2015)

       BIP (KKP) Vergleich (IWF, 2018, Top 10, ungeordnet)

       Quelle https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei: GDP_PPP_2018_Selection.svg&lang=de

      Das Bruttoinlandsprodukt, in der Schweiz auch Bruttoinlandprodukt1 (Abkürzung: BIP; englisch gross domestic product, GDP), gibt den Gesamtwert aller Güter, d. h. Waren und Dienstleistungen an, die während eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt wurden, nach Abzug aller Vorleistungen.2 Somit werden nur alle finalen Güter, also Güter auf Stufe der Endverwendung, als Wirtschaftsleistung erfasst. Bei der Berechnung werden Güter, die nicht direkt weiterverwendet, sondern auf Lager gestellt werden, als Vorratsveränderung berücksichtigt.

      Im Unterschied zum Bruttonationaleinkommen werden bei der Berechnung des BIP nur die Leistungen im Inland erfasst, es wird das sogenannte Inlandsprinzip angewendet; die Landesgrenzen sind ausschlaggebend. Das Bruttonationaleinkommen hingegen richtet sich nach dem Inländerprinzip. Es werden hierbei auch die im Ausland erbrachten Leistungen von Inländern berücksichtigt; umgekehrt bleiben Leistungen unberücksichtigt, die Ausländer im Inland erbracht haben. Hierbei sind also die Wohnsitze der Personen ausschlaggebend.3 Werden vom BIP die Abschreibungen abgezogen, ergibt sich das Nettoinlandsprodukt (NIP).

      Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Die Veränderungsrate des realen BIP dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften und ist damit die wichtigste Größe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (siehe Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt).4

      Das Bruttoinlandsprodukt kann sich sowohl auf Staaten als auch auf andere administrative oder geographische Einheiten beziehen. Teilweise werden dann die Begriffe Bruttoregionalprodukt, Gross Provincial Product, Bruttoweltprodukt und andere verwendet.

      Geschichte

      Die ersten Grundsteine des BIP finden sich im 17. Jahrhundert beim britischen Ökonomen William Petty.5 Er versuchte, durch Datenerhebungen und empirische Forschungen Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Entwicklungen und dem Wohlstand und der Zufriedenheit der Bürger zu finden, damit die Regierung ihre Politik mit dieser Hilfe entsprechend verbessern und Steuereinnahmen erhöhen könne. Die Überlegungen Pettys entstanden als Reaktion auf eine Krise, die aus Bürgerkriegen in England, vielen Konflikten in Schottland und Irland und dem Krieg Großbritanniens mit Frankreich bestand. Zu dieser Zeit schien das Ermitteln von Informationen über den aktuellen Zustand der Wirtschaft als Grundlage für politische Maßnahmen hin zur Verbesserung der Situation besonders sinnvoll. Pettys erste volkswirtschaftliche Gesamtrechnung wirkte zuerst trivial und nicht besonders, seine Methode, welche er politische Arithmetik nannte, war jedoch zu dieser Zeit vollkommen neu.

      Pettys Ziel war es letztendlich, zu zeigen, dass eine Änderung des Steuersystems zu höherem Staatseinkommen führen könne. Er entdeckte damit die wirtschaftliche Kraft der arbeitenden Bevölkerung und betonte die Möglichkeit, durch politische Maßnahmen hin zu mehr Wohlstand, Macht zu erlangen. Um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, sei die Erfassung empirischer Daten erforderlich. Die Kenntnis über die wirtschaftliche und soziale Situation des Landes und der internationale Vergleich würden somit die Grundlage für politisches Handeln bilden.

      Pettys Schriften blieben bis zu seinem Tod jedoch unveröffentlicht. In 200 Jahren nach seinem Tod wurde kein weiterer Versuch unternommen, mit seiner Methode das Volkseinkommen zu berechnen.

      In seinem 1776 erschienenen Werk Der Wohlstand der Nationen formulierte Adam Smith zwar eine allgemeine Theorie wirtschaftlichen Fortschritts, erwähnte William Petty jedoch nicht. Seine Schrift enthielt die Idee eines Jahresprodukts als Ertrag aus den Faktoren Boden und Arbeit, basierend auf Arbeitsteilung als Schlüssel zu höherer Produktion. Smith sah den Fortschritt der Wirtschaft jedoch als natürlichen Verlauf und keine Notwendigkeit staatlichen Eingriffs, weshalb er auch keine Versuche der Berechnung des Wohlstandes unternahm.

      Thomas Robert Malthus hingegen unternahm in seinem 1836 erschienenem The Principles of Political Economy methodische Überlegungen zur Berechnung des Volkseinkommens, führte diese aber ebenfalls nicht durch. Alfred Marshall spezifizierte mit seiner Idee des Volkseinkommens in Principles of Economics die Berücksichtigung immaterieller Güter und Dienstleistungen, sofern sie einen Marktpreis haben. Er bezeichnete die Ökonomie als Wissenschaft zum Wohlstand, welcher durch die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse mit Gütern zu erreichen sei. Daraus folge die Erhöhung der Gütermenge als sozialpolitische Notwendigkeit, insbesondere zur Armutsbekämpfung nach der Industrialisierung.

      Diese Thematik wurde 1920 durch Marshalls Nachfolger Arthur Cecil Pigou vertieft. Er nannte den in Geld messbaren Teil der Wohlfahrt als Teilbereich der allgemeinen Wohlfahrt ‚Economic Welfare’. Pigou nahm an, dass die Steigerung der wirtschaftlichen Wohlfahrt gleichzeitig positive Auswirkungen auf die Gesamtwohlfahrt eines Landes habe. Eine Erhöhung des Volkseinkommens bedeute somit einen Anstieg der Gesamtwohlfahrt.

      Die Idee des Volkseinkommens war somit seit Petty präsent und wurde methodisch verfeinert. Bis in das 20. Jahrhundert glaubte jedoch niemand an die politische Bedeutung einer statistischen Datenerhebung im Sinne Pettys.

      Ein weiterer wichtiger Vordenker des heutigen BIP ist der Ökonom Colin Clark. Er unternahm als erster nach Petty Berechnungen des Volkseinkommens und schaffte Grundlagen und Elemente der BIP-Erfassung, die noch heute relevant sind. Außerdem entwickelte er das Konzept des Wachstums, gemessen an der Wachstumsrate des Volkseinkommens. Clark sah das Volkseinkommen wie Petty als eine politisch relevante Zahl für internationale Vergleiche. Trotz zahlreicher Publikationen sah die britische Regierung jedoch lange keine Notwendigkeit, das Volkseinkommen berechnen zu lassen.

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