Название: Im Würgegriff der Staatsverschuldung
Автор: Michael Ghanem
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежная публицистика
Серия: Staatsverschuldung
isbn: 9783748276579
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Zu Beginn des Jahres 1948 wurde für die britisch-amerikanische Bizone das Statistische Amt des Vereinigten Wirtschaftsgebiet in Wiesbaden gegründet, welches für die Berechnung des Bruttosozialproduktes zuständig sein sollte. Hierzu wurde jedoch noch externe Expertise benötigt. Bei der Durchführung der Berechnungen stellte sich folgendes Problem dar. Benötigte Daten und Statistiken befanden sich nach der Teilung Berlins im sowjetischen Sektor und waren damit nicht mehr frei zugänglich. Die Daten wurden letztendlich von einem amerikanischen Kontrolloffizier entwendet und die auf dieser Grundlage gemachten Berechnungen des Bruttosozialproduktes wurden 1949 in einer vom statistischen Amt herausgegebenen Zeitschrift veröffentlicht.
Jedoch zeigte die deutsche Politik kein außerordentliches Interesse an den veröffentlichten Zahlen. Vielmehr wurde die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung mit Planwirtschaft in Verbindung gebracht und mit großer Skepsis vom damaligen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard betrachtet. Die Zurückhaltung verschwand, als man erkannte, wie vielseitig einsetzbar das Konstrukt der Gesamtrechnung war und welchen Nutzen es für die verschiedenen Wirtschaftsbereiche hatte. Als sich zeigte, dass die Statistiken als Grundlage für Steuerschätzungen, den Haushaltsplan und die Finanzplanung genutzt werden konnte, hat sich die politische Skepsis aufgelöst. Das Bruttosozialprodukt wurde in Deutschland mit dem einsetzenden Wirtschaftswachstum zur mächtigsten politischen Zahl und setzte sich letztendlich durch.
Datenerhebung und -verwendung
Das Bruttoinlandsprodukt eines Staates wird zum Beispiel vom Internationalen Währungsfonds verwendet, um die Staatsschuldenquote zu berechnen.
Berechnet wird das BIP in Deutschland vom Statistischen Bundesamt. Es legt jährlich zweimal Berechnungen für das BIP des Vorjahres vor, im Frühjahr und im Herbst. Im Herbst werden nicht nur die Zahlen für das Vorjahr, sondern auch die für die früheren Jahre einer Prüfung unterzogen und in der Regel etwas revidiert. Außerdem legt das Statistische Bundesamt vierteljährlich Zahlen zum BIP des laufenden Jahres vor, die jedoch nur auf Schätzungen beruhen.
Nominales und reales BIP
Das nominale BIP gibt die Summe der inländischen Wertschöpfung beziehungsweise der Wertschöpfung von Regionen in aktuellen Marktpreisen an. Dadurch ist das BIP abhängig von Veränderungen des Preisindex der betrachteten Volkswirtschaft. Das nominale BIP steigt bei Inflation und daraus folgenden steigenden Marktpreisen. Umgekehrt sinkt das nominale BIP bei Deflation und daraus folgenden sinkenden Marktpreisen. So führt eine Inflationsrate von zum Beispiel fünf Prozent bei gleich bleibender Güterproduktion zu einem nominalen BIP-Anstieg von ebenfalls fünf Prozent.
Um das BIP unabhängig von Veränderungen der Preise betrachten zu können, verwendet man das reale BIP, in dem alle Waren und Dienstleistungen zu den Preisen eines Basisjahres bewertet werden (BIP zu konstanten Preisen). In Deutschland verwendet das Statistische Bundesamt seit 2005 Kettenindizes.7
BIP-Deflator
Der BIP-Deflator ist der Quotient aus nominalem und realem BIP eines Jahres. Er wird als impliziter Preisindex des BIP bezeichnet und misst die Preisentwicklung der produzierten Endgüter.9
BIP und NIP
Werden vom BIP die Abschreibungen abgezogen, ergibt sich das Nettoinlandsprodukt. Diese Abschreibungen beziehen sich jedoch nur auf die Wertminderung des Anlagevermögens durch Verschleiß und Alterung – also nur die Abschreibungen, welche für zukünftige Ersatzinvestitionen vorgenommen werden.
Methoden
Das Bruttoinlandsprodukt ist über drei verschiedene Wege ermittelbar. Alle Berechnungsmethoden führen zum gleichen Ergebnis. Dies wird im Folgenden am Beispiel Deutschlands im Jahre 2007 verdeutlicht (das BIP betrug damals 2.423,8 Mrd. Euro.10)
Die Methoden zur Erhebung der Daten und zur Berechnung des BIP werden in unregelmäßigen Abständen revidiert. So werden seit der letzten Revision der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vom 28. April 2005 beispielsweise die bis dahin nicht erfassten indirekten Entgelte der Banken aus dem Kredit- und Einlagengeschäft berücksichtigt. Um den historischen Vergleich zu gewährleisten, werden die Daten für die vergangenen Jahre entsprechend angepasst.
Entstehungsrechn ung
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei: Entstehung_des_BIP.svg
Hier wird die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von der Produktionsseite dargestellt. Die zentrale Größe bildet dabei die Bruttowertschöpfung. Sie ermittelt sich aus der Summe sämtlicher Produktionen abzüglich Vorleistungen. Die Tabelle zeigt die Bruttowertschöpfung nach Sektoren für Deutschland im Jahr 2007.12
Produktionswert | 4.454,57 Mrd. € |
– Vorleistungen | – 2.282,39 Mrd. € |
= Bruttowertschöpfung | 2.172,18 Mrd. € |
+ Gütersteuern abzügl. Gütersubventionen | 251,62 Mrd. € |
= Bruttoinlandsprodukt | 2.423,80 Mrd. € |
Verwendungsrechnung
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei: Verwendung_des_BIP.svg
Bei der Verwendungsrechnung erfolgt die Berechnung anhand der Nachfrageseite. Dabei wird die Verwendung für Waren und Dienstleistungen bestimmt. Die folgende Tabelle zeigt links die Komponenten der Verwendungsrechnung, die Werte auf der rechten Seite entsprechen deren Größe im nationalen BIP Deutschlands 2007.12
Private Konsumausgaben | 1.374,40 Mrd. € | |
+ Konsumausgaben des Staates | 436,10 Mrd. € | |
+ Bruttoinvestitionen | 442,50 Mrd. € | |
+ Exporte | 1.133,00 Mrd. € | |
– Importe | – 962,20 Mrd. € | |
+ = Außenbeitrag | 170,80 Mrd. € | 170,80 Mrd. € |
= Bruttoinlandsprodukt | 2.423,80 Mrd. € |
Verteilungsrechnung
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei: VerteilungVolkseinkommen.svg Verteilung des Volkseinkommens 2007
Hier wird das BIP anhand des entstandenen Einkommens gemessen. Die Aufteilung erfolgt anhand des Volkseinkommens. Diese Tabelle zeigt auf der linken Seite die Komponenten der Verteilungsrechnung und rechts die dazugehörigen Daten aus dem Jahr 2007.12
Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass in Deutschland keine eigenständige Berechnung des BIP über die Verteilungsseite vorgenommen wird, weil keine ausreichenden Angaben über die Unternehmensgewinne vorliegen.
Arbeitnehmerentgelt | 1.181,0 Mrd. € |
Unternehmens- und Vermögenseinkommen | 643,2 Mrd. € |
=
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