Realpräsenz Jesu Christi - Band 1: "Dies (ist mein Leib" ... "Dies ist mein Blut". Christoph Göttert
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Realpräsenz Jesu Christi - Band 1: "Dies (ist mein Leib" ... "Dies ist mein Blut" - Christoph Göttert страница 6

СКАЧАТЬ Kor 10,16 f.)

      37 Vgl. Phil 3, 10f.; Röm 6.

      38 Schwierigkeiten bereitet indessen die Definition von Person im innertrinitarischen Kommunikationsverhältnis. Je nachdem, wie Person definiert wird, würde es sich um einen Tritheismus handeln – ein Vorwurf, den islamische Theologen dem Christentum machen. Sieht man Person letztlich als Relation (ohne Selbststand), wird zwar das Dilemma der Vielgötterei überwunden, zu fragen ist aber, ob das ein noch gängiger Personenbegriff ist.

      39 Mt 5, 23. Vgl. ebenso: Mt 25, 31-46; 1 Kor10, 10 f.; Jak 1,127, 1 Joh 3, 17.

      40 Vgl. G. Gutiérez, Theologie der Befreiung, Mainz, zehnte Aufl. 1992, 320.

      3. Ein anthropologischer Zugang zu den Sakramenten

       3.1 Die Wiederentdeckung der Symbole

      Zu einem ersten Verständnis von Sakramentaliität kann die im zwischenmenschlichen Leben vielfach bestätigte Erfahrung führen, dass durch Zeichenhandlungen eine Botschaft vermittelt wird. Eine innere, thematisch zu fassende, inhaltliche Aussage kommt in einer äußeren, in Zeit und Geschichte greifbaren Wirklich zum Ausdruck. „Eindeutig wird das im Zeichen Gemeinte oft erst durch die deutenden Worte und ihren erkennnbaren Bezug zu einer spezifischen Lebenssituation von Menschen.“ In der Theologie, vor allem in der Sakramententheologie, wird der Begriff Symbol zunächst im alten, griechischen Wortsinn verwendet als Erkennnungszeichen, das eine innere Verpflichtung, einen Vertrag, eine bestimmte Weise der Begegnung und Gemeinschaft enthält, darstellt und aktualisiert. Seit dem 4. Jh. n. Chr. ist das Wort Symbol Name für das Erkennnungszeichen der Christen, das gemeinsame Glaubensbekennntnis. Diese Wortwahl hat folgenden Brauch als Hintergrund: „Unter Freunden, Gastfreunden, Geschäftsinhabern oder Kaufleuten war es Sitte, bevor man sich trennte, irgend einen Gegenstand, eine Spielmarke, ein Siegel, ein Täfelchen, ein Knöchelchen, ein Geldstück in zwei Hälften zu teilen, von denen jeder Partner eine an sich nahm, als Zeichen, an dem man sich wiedererkennen sollte oder um einen Boten auszuweisen.“41

      Der eigentliche Symbolbegriff der Theologie heißt Sakrament (…) und meint das untrennbar verschränkte Ineinander und Miteinander einer menschlichen, innerweltlichen Wirklichkeit und einer göttlichen Realität.

      Gleichwohl; Die gesellschaftliche Verdrängung der sakramentalen Idee in der zweiten Hälfte des 20. Jh., auch daher rührend die stetig sinkende Frequentierung der Sakramente – besonders des Bußsakramentes – und damit die zurückgehende Präsenz christlichen Gedankengutes wie christlichen Verhaltens ist der Ausdruck eines tiefgreifenden Unvermögens des modernen Menschen, die gesamte Lebenswirklichkeit symbolisch zu erfassen. Diese Krise wird mitverursacht durch ein mechanistisches Weltbild, das die Materie allein unter dem Gesichtspunkt der Quantität und der Einzeldinge funktional betrachtet. Daher können die materielle Welt und die Einzeldinge vom Menschen kaum mehr als Medien aufgefasst werden, die ihm helfen, seine Bezogenheit auf den universalen Horizont des Seins und den Grund allen Seins zu realisieren.

      Wenn ein materiell verfasstes Symbol nicht als Medium und Ausdrucksgestalt einer transzendentalen Wirklichkeit verstanden werden kann, dann werden Sakramente undenkbar.

      Im neuzeitlichen Rationalismus werden zwar symbolträchtige Stützen eines Denkens zugestanden, das sich aber vor allem auf der Ebene der klaren Begriffe und Ideen bewegt. Vielfach, vor allem im Empirismus und Positivismus, haben Symbole nurmehr Bedeutung als Reste einer imaginären Hinterwelt hinter der empirisch gegebenen realen Welt. Real ist das sinnlich Verifizierbare; Geist, Werte, Glauben sind irreal oder irrational. In ihrer empirischen Reduktion bietet die Welt keine Basis mehr für Transzendenzerfahrung.

      Kontradiktorisch hierzu ist die Wiederentdeckung der Symbole in einzelnen Erfahrungswissenschaften zu erwähnen. Die Tiefenpsychologie zeigt, wie das Unbewusste der Erlebnisse sich in Anschauungen vergegenständlicht, z.B. in Träumen, Projektionen, Ersatzhandlungen – sich also symbolisch, bildlich repräsentiert. In der Soziologie spricht man von symbolischer Interaktion und Interkommunion. Symbolakte dienen der Identitätsfindung von Individuen und Gesellschaften.

      Diese Wiederkehr des Wertes von Symbolen findet in den vergleichenden Religionswissenschaften und der Kulturanthropologie eine Heimat: keine Gesellschaft kommt ohne Rituale und Symbole aus. Das trifft sogar für die modernen Naturwissenschaften zu (M. Eliade). Die Sprachphilosophie entfaltet den Zusammenhang von Denkinhalt und symbolischem Ausdruck als Voraussetzung von Kommunikation. Sprache ist als Welt der Symbole der Kontext, in dem sich eine wechselseitige Vermittlung von Geist und Welt ereignet (E. Cassirer, P. Riceur).

      Über diese verschiedenen neuen Zugänge zum Symbol hinaus ist die Sakramententheologie auf philosophisch-ontologische Erhellung des Symbols angewiesen. Denn mit dieser ontologischen Reflexion wird eine umfassende und grundlegende Fundierung des Symbols erreicht.

       3.2 Zur Ontologie des Symbols

      Symbole stellen kein beliebig konstruiertes System von Signalen dar, abgehoben von der sonstigen Realität. Vielmehr muss die Realität in ihrer allgemeinsten Struktur symbolisch begriffen werden: Das Sein als allgemeine Aktualität des Einzelseienden drückt sich in diesem aus; das Seiende ist Selbstausdruck des Seins, das für sich unabhängig vom Seienden nicht existiert. Als Selbstausdruck des Seins weist das Seiende über sich hinaus. Das Seiende stellt lediglich im „Fragment“, nach Maßgabe seines die allgemeine Seinsaktualität begrenzenden Wesens das Ganze des Seins dar. Dadurch aber vermittelt das Seiende den Sinn von Sein überhaupt, die übergegenständliche Erfahrung der Einheit und Urverbundenheit aller Wirklichkeit. Zugleich weist das Sein des Seienden auf Gott: weil es für sich nicht wirklich ist, aber allem aktuelles Dasein vermittelt, muss es auf einen real existierenden absoluten Seinsgrund zurückgeführt werden.

      Die Welt kann daher in ihrer Existenz das Symbol sein, in dem sich „Gottes Macht“ und damit seine Gottheit repräsentiert und an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrnehmen lässt.42

      Die Seinssymbolik des Seienden betrifft ebenso das „für sich“; es ist symbolisch, indem es sich darstellt und ausdrückt in bestimmten Eigenschaften, Vollzügen – in einem Anderen: das Geistige etwa im Materiellen, die Seele im Leib, ja als Leib.

      Fazit: „Der ursprüngliche Sinn von Symbol und symbolisch, wonach jedes Seiende an sich und für sich und deswegen (und insofern) für einen anderen symbolisch ist, besagt also dies:

      „Indem ein Seiendes sich in seine eigene innere und wesenskonstitutive Andersheit, in seine innere und behaltende Pluralität als in einem herkünftigen und insofern so übereinstimmenden Ausdruck vollzieht, macht es sich kund, bemerk- und denkbar. Dieser zur Konstitution des Seienden selbst gehörige, übereinstimmende Ausdruck ist das von dem zu erkennenden Seienden auf das erkennende Seiende selbst (nachträglich nur, weil schon anfänglicher in der Tiefe der beide konstituierenden Seinsgründe) hinkommende Symbol, in dem dieses Seiende erkannt wird und ohne das es überhaupt nicht erkannt werden kann, und so erst das Symbol im ursprünglichen (transzendalen) Sinn des Wortes.“43

       3.3 Der menschliche Leib als Ur- bzw. Realsymbol

      Mit dem Ausdruck „Realsymbol“ kann die besondere Weise unserer leiblichen Verfasstheit, unseres Existierens in Leiblichkeit, verdeutlicht werden, „die zugleich die Fähigkeit zur Kommunikation mit den Mitmenschen ermöglicht, also Mitmenschlichkeit bedeutet und zeitliche Erstreckung, also Geschichtlichkeit zur Voraussetzung hat.

      Wenn der Mensch wie alles andere Seiende von Gott ins Dasein gerufen wird, so schließt das nicht aus, dass der Mensch kraft seiner geistigen Natur eine echte, eigene und zu eigen gegebene Ursächlichkeit besitzt (causa formalis), die ihn zu einem personalen Selbstvollzug ermächtigt und damit zu einem Selbstausdruck, СКАЧАТЬ