Название: Realpräsenz Jesu Christi - Band 1: "Dies (ist mein Leib" ... "Dies ist mein Blut"
Автор: Christoph Göttert
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Отраслевые издания
Серия: Realpräsenz Jesu Christi
isbn: 9783347044555
isbn:
Da in Jesu Heilstat die Fülle der Zeit gegeben ist, transzendiert die jesuanische Hingabe seiner selbst ihr einmaliges historisches Geschehen in räumlich und zeitlicher Dimension und erreicht deshalb den personalen Glaubensvollzug der Menschen zu jeder Zeit.
Das Konkret-Einmalige wird universal, ohne seine realhistorische Verwirklichungsweise zu verlieren. Das in einem bestimmten Zeitpunkt sich ereignete, aber alle Zeiten erreichende eschatologische Heilsgeheimnis ist gegenwärtig „in mysterio“. Gemeint ist damit der sakramental-liturgische Zeichenvollzug (realsymbolische Symbolhandlung) im Wort und Glauben in der Kirche. Eigentlicher Inhalt und Träger des Paschahmysteriums ist der zum Kyrios erhöhte, geschichtliche bzw. irdisch-auferstandene, jenseitige Sohn Gottes.
Das Fundament der symbolischen und sakramentalen Aktivitäten, die dieses Mysterium vergegenwärtigt, ist die Kirche, die nicht untergeht, sondern aufgeht in der communio sanctorum im Jenseits bei Gottvater, Gottsohn und in der unerschöpflichen Liebe des Hl. Geistes lebt. Durch die vollzogene Kulthandlung tritt die Kirche mit ihren Mitgliedern ein in die Schicksalsgemeinschaft mit Jesus.
Indem die Kirche an Christi Leiden teilhat, trägt er die Christen in ihrem Leiden und Sterben und lässt sie so an seiner Herrlichkeitsgestalt als Auferstandener teilnehmen.37
Dieser Konzeption ist der wichtige Gedanke einer akthaften Teilhabe (participatio actuosa) am Passah-Mysterium zu entnehmen, der für das Liturgieverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1966) maßgeblich wurde.
2.5 Die Sakramente im Licht der modernen Kommunikationstheorie
Verankert in einem kommunikationstheoretischen Offenbarungsverständnisses wird deutlich, dass Gott sich selbst dem Menschen als Leben mitteilt. Ein solcher Lebensaustausch bedarf aber signifikanter Handlungen und Zeichen, in denen er sich realisiert und anzeigt. Da sich Sakramente in symbolischen Sprechakten und kommunikativen Handlungen aussagen, verwirklichen und kraft des Vaters und Sohnes im Hl. Geist wirksam werden, entstehen im Spannungsfeld von Selbstverständnis und Weltverständnis „Figuren des Lebens“, die ein neues Füreinander und Miteinander der Menschen begründen. Das „face to face“ (Gegenüber) von Sprecher und Adressaten zeigt sich als Übernahme spezifischer Rollen in einem umfassenden Kommunikationssystem. Diese mysterienhaften Kommunikationshandlungen beinhalten realiter qua Realsymbol die Leben stiftende Liebe Gottes. Diese ist in sich selbst Identität am Schnittpunkt sozialer Interaktion, und zwar im Medium der Leiblichkeit und im Raum der dazugehörenden materiellen Welt. Die Zeichen- und Bedeutungsebene führt also auf die Realebene als Moment an ihr.
Fazit: In der Menschwerdung wird der Mensch und damit auch die Welt in dieses trinitarische Kommunikationsgeschehen einbezogen. Die Menschheit Jesu ist das Ur-Symbol gottmenschlichen Dialogs.
Der dreifaltige Gott ist in sich selbst schon Kommunikation personal38 wie relational – immanente trinitarische Kommunikation.
2.6 Das konstruktiv-kritische Potential der Sakramente
Die sieben katholischen Sakramente erschöpfen sich nicht in ihrer religiösen Bedeutung; sie betreffen die ganze Realität des menschlichen Lebens. Es ist also eo ipso facto wesenswidrig, wenn man ihre kultische Dimension zur Rechtfertigung oder Stabilisierung gesellschaftlicher Unterdrückung und Ungerechtigkeit missbraucht. Der Ausspruch Lenins „Religion ist Opium für das Volk“ bringt dies höchst präkär auf den Punkt. Allerdings ist zu fragen, ob die atheistisch orientierte Sowjetunion besser Humanität und menschenwürdiges Leben realisiert hätte als etwa die die Bundesrepublik Deutschland (gegr. 1948), also in einem demokratischen Rechtsstaat mit Religionsfreiheit und -praxis. Ich kann hierzu nur generell „Nein“ sagen. Als Ausdruck und Instrument des befreienden Gottes am Menschen verpflichten die Sakramente zum Mithandeln: Zur Realisierung von Gerechtigkeit, Freiheit und Geschwisterlichkeit in der Gesellschaft.
„Wenn Du Deine Opfergabe zum Altar bringst und Dir dabei einfällt, dass Dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass Deine Gabe dort vor dem Altar liegen, geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.39
In puncto Sakrament der Eucharistie „feiern wir Kreuz und Auferstehung Christi, sein Hinübergehen vom Tod und Leben und unser Hinübergehen von der Sünde zur Gnade… Befreiung von der Sünde ist der Kern jeder politischen Befreiung. Erstere macht sichtbar, was bei der letzteren wirklich auf dem Spiel steht. Umgekehrt setzt Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen die Überwindung aller Ungerechtigkeit und Ausbeutung voraus… Für die Juden war die gemeinsame Mahl ein Zeichen der Geschwisterlichkeit, das die Teilnehmer zu einer heiligen Pakts zusammenschloss. Auf der anderen Seite stellen Brot und Wein Zeichen der Geschwisterlichkeit dar und deuten zugleich auf das Geschenk der Schöpfung hin. Die reale Vergegenwärtigung von Jesu Leib und Blut in der Eucharistie birgt einen solchen Bezug in sich und erinnert uns daran, dass Geschwisterlichkeit im Willen Gottes wurzelt, allen Menschen die Güter dieser Welt zu überantworten, damit sie eine menschliche Welt schaffen. 40
16 Kant, Preisschrift über die Fortschritte des Metaphysik, in: Gesammelte Werke, Akademie-Textausgabe, Berlin 1968, Bd. 20, 260.
17 Ebd.
18 K. Müller, Gott erkennen, Das Abenteuer der Gottesbeweise. Regensburg 2001, 92.
19 Vgl. u.a. Vorgrimler, Sakramententheologie, 13.
20 Vorgrimler, Sakramententheologie, 14.
21 Ebd., 16.
22 Ebd.
23 Ebd.
24 Schneider, Zeichen der Nähe Gottes, 1.
25 Vgl. G. Ebeling, Erwägungen zum evangelischen zum evangelischen Sakramentsverständnis, in: ders., Wort und Tradition„ Göttingen zweite Aufl. 1966, 217-226, hier 217.
26 Barth, Kirchliche Dogmatik (KD) I,1,61
27 Althaus, Die christliche Wahrheit, Gütersloh 1972, 536-547.
28 WA 6, 86,5 ff.
29 Es ist die Frage, was Jüngel unter „Gottes Wort“ versteht. Handelt es sich um die Hl. Schrift gegenüber einer katholischen Auffassung Jesu als Wort Gottes, als Sohn? Hier liegt eine nicht zu unterschätzende Gefahr einer Äquivozität.
30 Rahner, Jüngel, Das Sakrament – was ist das? Versuch einer Antwort, in: Dies., Was ist ein Sakrament?, Freiburg i. Br. 1971, 16.
31 K. Rahner, Zur Theologie des Symbols (1959) in: Schriften zur Theologie IV, 275-311.
32 Vgl. K. Rahner, Kirche und Sakramente, 36.
33 Vgl. Anm. 19 und die Ausführungen zur „historisch-irdisdchen Einsetzung“ der Sakramente durch Jesus.
34 Casel, Das christliche Kultmysterium, Rb, 4. Aufl. 1960.
35 СКАЧАТЬ