Название: Ein Buch für Keinen
Автор: Stefan Gruber
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Афоризмы и цитаты
isbn: 9783347043282
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Wie der Staat sich bei der Öffnung gegenüber nützlichen Ideologien, durch die Protegierung der Opportunisten und Korrupten, die Rosinen herauspickt, war im Westen schön zu beobachten, als die feministische Bewegung innerhalb der 68er – die sich immer als antikapitalistisch verstand und den Kapitalismus als Ursache für das reaktionäre weibliche Rollenbild ausmachte – beim Marsch durch die Institutionen das Feindbild »Kapitalismus« durch das Feindbild »Mann« ersetzte und fortan versuchte, die Frauen zu einem Rädchen des vormals bekämpften Systems zu machen. Aber auch damit erkauft man sich nur Zeit, denn wenn sowohl Mann als auch Frau berufstätig sind, bleibt immer weniger Freizeit für den Konsum übrig und dieser muss mit dem Leistungsdruck Hand in Hand gehen, schließlich will das Geleistete eines Kreditnehmers auch gekauft bzw. verkonsumiert werden. Der Tag hat nur 24 Stunden und die Erhöhung der Arbeitsleistung bei gleichzeitigem Mehrbedarf an Konsum ist ein Widerspruch in sich. Ständig steigende Kreditmengen, die einen Verkauf von ständig steigenden Mengen an Konsumgütern zur Tilgung verlangen, führen irgendwann zur Sättigung. Zuerst psychologisch und physiologisch (der Steigerung des Nahrungs- und Getränkekonsums sind biologische Grenzen gesetzt), später schon allein aus Zeitgründen. Der dort einbrechende Konsum schlägt sich wiederum auf die Löhne nieder, sodass die Beschäftigungsquote der Frauen zwangsläufig steigen muss, weil das Gehalt des Mannes allein nicht mehr ausreicht, um die Familie durchzubringen. Durch den ständig zunehmenden Leistungsdruck, bei gleichzeitigem Lohndruck und Rabattschlachten der Unternehmen, verkommt Arbeiten zum Selbstzweck. Ein Elternpaar schiebt dann seine Kinder in Tagesstätten ab, um mehr und unter immer höherem Leistungsdruck zu arbeiten, um Produkte, die niemand benötigt, zu billigsten Preisen anbieten zu können, damit sich noch Konsumenten finden, die über ihre Konsumsättigung hinaus auf Schnäppchenjagd gehen. Es muss nicht weiter erörtert werden, warum ein debitistischer Durchlauf in einem solchen rückkoppelnden Prozess in sich selbst endet.
Nun kann sich, wie wir gesehen haben, der Staat als Nachschuldner betätigen, wenn die private Kreditnachfrage nachlässt, auch wenn er sich dadurch stets nur Zeit erkauft, da Staatsschulden, wie gesagt, leistungsloses Geld sind und zur Entwertung der Steuer führen, was weitere Steuererhöhungen erzwingt. Ab wann tritt aber beim Staat die Überschuldung ein? Sobald die Steuereinnahmen sich nicht mehr weiter steigern lassen (Laffer-Kurve), um die Zinsen auf die Staatsschulden zu begleichen, ist das Spiel vorbei und der Vorhang fällt. Spätestens (!) dann tritt der große kapitalistische Zyklus in seine letzte Phase: die Nettogeld-Produktion. Sie ist ein Verzweiflungsakt des Staates, der einzig und allein den Sinn hat, die Macht im Staate zu behalten, indem die Bereinigung der Schuldenkrise auf Jahrzehnte (bzw. Jahrhunderte, wenn man die Problematik rund um die Eigentumsverteilung berücksichtigt, die selbst nach einer Währungsreform bestehen bleibt), bei sukzessiver Verarmung und Verelendung des Volkes, gedehnt wird. Erst wenn der Staat die Notenpresse anwirft, beginnen die Zinssätze allmählich wieder zu steigen. Schön zu beobachten im Römischen Reich mit seinem im Vergleich wesentlich entschleunigteren Kapitalismus, wo die Zinsen in einem Zeitraum von 200 Jahren (250 v. Chr. bis 50 v. Chr.) kontinuierlich auf 4% sanken1, dort rund 100 Jahre blieben, bevor sie um 50 n. Chr. für 200 Jahre kontinuierlich auf über 12% stiegen.2 Der Zeitraum der steigenden Zinsen fällt damit exakt mit dem Beginn der jahrhundertelangen Nettogeldproduktion (Münzverschlechterung) zusammen (allein von 50 n. Chr. bis 270 n. Chr. fiel der Silberanteil der römischen Münzen um mehr als 95%). In die Zeit der niedrigen Zinsen fällt in dem von Bürgerkriegen3 und Finanzkrisen gebeutelten Reich auch der Aufstieg der Cäsaren (Imperatoren), die das Ende der Republik (27 v. Chr.) einläuteten. Das Ende der Demokratie/Republik beginnt immer mit dem Aufstieg der Populisten in der Politik. Aus ihnen rekrutieren sich später die ersten Cäsaren, so wie auch Gaius Iulius Caesar Teil der sogenannten »Popularen« war, einer Gruppierung von Politikern, die sich auf die Volksversammlung stützte bzw. das Volk für das Erreichen eigener Ziele instrumentalisierte. Ihr Auftreten geschieht schon allein deshalb zwangsläufig, weil eine koordinierte Krisenbekämpfung im Rahmen der Demokratie vollkommen unmöglich ist. Man darf sich diese Abschaffung der Demokratie am Ende eines kulturellen Zyklus nicht als einschneidendes Ereignis vorstellen, wie das zuvor noch bei der staatsstreichartigen Implementierung totalitärer Machthaber und Ideologien der Fall war. Es ist ein schleichender Prozess, bei dem es keine kritische Rückschau mehr geben wird. Was wir heute im Rückblick als Römisches Kaiserreich bezeichnen, war für viele Römer der damaligen Zeit nach wie vor die Römische Republik. Deshalb wird auch mit dem Aufkommen der cäsaristischen Privat- und Familienpolitik das Schlagwort »Demokratie« nicht aus der Mode kommen, auch wenn es sich dabei um zwei völlig unterschiedliche Formen von Politik handelt. In diese Übergangszeit und weit darüber hinaus fällt auch die Epoche imperialistischer Kriege zur Nachschuldnerfindung, Eigentumserschließung und Rohstoffausbeutung (im Westen spätestens ab 9/11). Bevor aber ein Imperium an seiner inneren Komplexität erstickt und schließlich desintegriert, ist es genau diese Komplexität aus wirtschaftlichen und finanziellen Verflechtungen, die den Zusammenhalt temporär gewährleistet. Eine Erkenntnis, die im Detail wohl nur ein genialer Kopf wie Paul C. Martin zu einer Prognose ummodellieren konnte. Einer Prognose, die heute erschreckende Aktualität genießt. Martin schrieb 1987 (!):
»Alle Staaten werden für alle Staaten, alle Notenbanken für alle Notenbanken haften, einschließlich СКАЧАТЬ