Название: Ein Buch für Keinen
Автор: Stefan Gruber
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Афоризмы и цитаты
isbn: 9783347043282
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Deflationäre Phasen sind alles andere als angenehm. Es kommt zu Revolten, Regierungsstürzen und Instabilitäten im Staat. Sowohl Volk als auch Staat fürchten sich vor einer deflationären Schuldenbereinigung wie der geschilderten. Was hat also zu geschehen?
Um das Funktionieren des Kapitalismus weiter zu gewährleisten, beginnt man ganz einfach die Golddeckung aufzuweichen, von 30 auf 10%, von 10 auf 3% usw. Auf diese Weise versucht man, den inhärenten Zwang des Kapitalismus zur Aufschuldung zu gewährleisten. Es soll nie wieder dazu kommen, dass Unternehmen keinen Kredit bzw. nur einen Kredit unter teuren Konditionen bekommen, weil den Notenbanken das Gold dazu im Tresor fehlt. Nun funktioniert die Aufschuldung wieder. Durch die Fluten an neuen Krediten steigen Aktien, Immobilien, Rohstoffe und Konsumgüter – je nachdem, welches Segment mit den Unmengen an Geld eben gerade nachgefragt wird. Weil alles im Preis steigt, wird fleißig investiert, und die Kredite werden den Banken nur so aus der Hand gerissen. Nun kommt aber selbst die geringste Golddeckung irgendwann an ihre Grenzen. Ein weiterer Crash wartet mit gestiegener Fallhöhe – d.h. noch viel mehr Kredite, noch viel mehr Zerstörungskraft, noch viel mehr Potential für inner- und außerstaatliche Instabilität. Wieder können weder Volk noch Staat die Deflation zulassen und so beginnt man die Golddeckung ganz abzuschaffen, die ohnehin nie mehr war als ein künstlich geschaffenes Element zur Begrenzung des Kreditwachstums; bzw. hatte Gold nach Gunnar Heinsohn und Otto Steiger früher überhaupt nur den Vorteil der Fälschungssicherheit gegenüber Banknoten. Dem Staat war die Golddeckung darüber hinaus ohnehin immer ein Dorn im Auge – war er dadurch ja selbst in seiner Kreditaufnahme beschränkt. Mit Gold lässt sich deshalb kein für ein Weltreich notwendiger Imperialismus betreiben, keine Demokratie erhalten (Bestechung des Wählers mit seinem eigenen, in Zukunft zu erwirtschaftenden Geld), keine internationale Konkurrenz ausstechen (ein Land mit Goldstandard muss langfristig gesehen immer hinter der Wirtschaftsleistung eines Landes mit ungedecktem Geld zurückbleiben), kein Wettrüsten mithalten und keine zwingend steigende Komplexität des Wirtschaftsraumes verwalten. Darüber hinaus wird in einer Deflation in einem demokratischen System die amtierende Regierung abgewählt und in einem nichtdemokratischen System herrschen zumindest machtpolitische Instabilitäten. Der Goldstandard kann also stets nur ein Intermezzo im Leben einer Kultur sein, wenn diese die Möglichkeit erhält, mit Privateigentum zu wirtschaften. Entweder diese schafft ihn irgendwann ganz ab oder weicht ihn sukzessive so weit auf, dass es einer Abschaffung gleichkommt.1
Mit der Abschaffung des Goldstandards steht der entfesselte Kapitalismus da in seiner ganzen Pracht und Reinheit. Der Markt wurde von künstlichen Gold-Regulierungen befreit und der Kredit kann in Hülle und Fülle aus den privaten Geschäftsbanken sprudeln und die Wirtschaft befeuern. Da bald auch die Banken nichts anderes als jahrzehntelangen Wirtschaftsboom und steigende Preise (z.B. der Immobilien), daher im Wert steigende Sicherheiten, kennen, wird auch dort die Kreditvergabe immer laxer, d.h. sie verlangen immer weniger Eigentumspfand als Sicherheit und vertrauen auf das Rückzahlungsversprechen1, sodass sich letztendlich jeder ein Haus leisten kann.2 Das Emittieren von Giralgeld ohne (bzw. mit wenig) Eigentumsdeckung durch den Schuldner ist der finale Schritt am Ende eines – zu diesem Zeitpunkt noch prosperierenden – debitistischen Zyklus. Der Kredit ist dann oft zu einem großen Teil nur noch durch das zukünftige Einkommen des Kreditnehmers besichert. Und auch hier zeigt sich wieder, dass Geld immer nur Produkt einer Schuld sein kann: Bricht nämlich das Einkommen aufgrund von Arbeitslosigkeit weg und kann der Kreditnehmer deshalb seinen Kredit nicht mehr begleichen, wird sein Giralgeld zu Nettogeld, d.h. es hebt in dem Segment, in dem der Kreditnehmer mit dem Kredit gekauft hat (Nachfrage), die Preise (Inflation), aber da es im Gegenzug keine Leistung (Angebot) des Kreditnehmers gibt, sinken die Preise in einem anderen Segment nicht, d.h. es gibt einen gesamtwirtschaftlich inflationären Impuls durch die Nachfrage mit dem neu geschaffenen Geld, aber kein Erwirtschaften neuer Waren und Dienstleistungen zur Kredittilgung, um ein deflationäres Angebot in die Welt zu setzen. Erst wenn die Geschäftsbank die Bilanzlücke mit ihrer Gewinnrücklage schließt, d.h. den Kredit mit ihrem eigenen Geld tilgt und dieses Geld somit vernichtet, wird der inflationäre Impuls wieder neutralisiert. Wieder ist klar ersichtlich: Ob Gold oder Papier – einen inneren Wert, losgelöst von einer Schuld, die zur Nachfrage nach Geld durch das Stellen eines Angebots (Leistung) verpflichtet, gibt es nicht. Geld hat immer einen Termin, an dem damit eine Verbindlichkeit getilgt werden soll. Ohne Termin ist es wertlos; nur durch den Termin wird es überhaupt nachgefragt. Geld ist immer, sobald es existiert, bereits fällig. Geld, das also »netto zirkuliert«, wie sich das die Vertreter der Tauschtheorie vorstellen, gibt es nicht bzw. hat keinen Wert. Der Staat kann zwar Nettogeld ins Wirtschaftssystem pumpen – gemeint ist Geld (in gedruckter oder elektronischer Form) ohne Schuldner als Counterpart –, dieses Nettogeld erhält seinen Wert aber immer nur durch alle anderen schuldbehafteten Geldderivate, welche durch die Existenz dieses wertlosen Nettogeldes (im konventionellen Geschehen Scheidemünzen) verwässert werden, d.h. inflationieren. Niemals kann mit dem СКАЧАТЬ