Bis ihr sie findet. Gytha Lodge
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bis ihr sie findet - Gytha Lodge страница 18

СКАЧАТЬ bestätigte Jonah. »Monatelang. Ich hatte mich schon richtig daran gewöhnt, jede Woche mitzukriegen, wie der ein oder andere von ihnen zur Vernehmung reingebracht wurde. Vor allem Connor Dooley.«

      »Wieso er?« Sie hielt an und blickte ihn aufmerksam an. In dem fahlen Licht sahen ihre Augen viel härter aus als sonst.

      »Weil sie ihn für einen Assi hielten«, antwortete Jonah. »Und weil er irischer Abstammung ist. Das war während der Hochzeit des Nordirlandkonflikts. Außerdem war er von oben bis unten tätowiert und berüchtigt dafür, in Schlägereien zu geraten. Er war die naheliegende Wahl.«

      »Aber man hat nichts gefunden?«

      »Nein.« Er sah sich um. Hinter ihnen war ein Paar Scheinwerfer aufgetaucht. Hanson legte den ersten Gang ein und fuhr hastig los. »Nein, soweit ich weiß, nicht. Was natürlich nicht heißt, dass es nichts zu finden gab. Vielleicht hat man nur am falschen Ort gesucht.«

      Jojos Haus tauchte vor ihnen auf. In der Dunkelheit sah es eher weiß als taubenblau aus, und die Kletterpflanzen in ihrem Vorgarten, die das halbe Haus überwucherten, wirkten nicht fröhlich, sondern trostlos.

      Von der Straße aus kannte Jonah das Haus ziemlich gut. Ein alter Schulfreund hatte es ihm gezeigt, und wenn er seither hier vorbeifuhr, bremste er jedes Mal, um die Farben zu betrachten. Einmal hatte er Jojo sogar in einem ärmellosen T-Shirt im Vorgarten arbeiten sehen, das Gesicht mit Erde verschmiert und vor Schweiß glänzend. Sie hatte nicht aufgeblickt, und er war weitergefahren und hatte sich irgendwie wie ein Voyeur gefühlt.

      »Und irgendwann wurden die Ermittlungen eingestellt?«, fragte Hanson, blinkte und bog langsam in die Auffahrt.

      »Das Leben ging weiter«, erwiderte Jonah. »Anfang vierundachtzig plante eine Gruppe IRA-Fanatiker, das Rathaus von Southampton in die Luft zu sprengen. Man war äußerst alarmiert darüber, wie nahe sie ihrem Ziel gekommen waren, und wir konzentrierten uns darauf, sie zu ergreifen, anstatt ein vermisstes Mädchen zu finden. Auroras Akte blieb jedoch offen, und gelegentlich flammte das Interesse wieder auf.«

      Er fügte nicht hinzu, dass er sich jedes Mal freiwillig für die Sonderkommission gemeldet hatte, wenn die Ermittlungen wieder aufgenommen wurden. Dass er eigentlich nie aufgehört hatte, Aurora zu suchen.

      Hanson schaltete mit nachdenklicher Miene den Motor ab. »Und nun liegt alles noch viel weiter zurück«, sagte sie. »Aber jetzt haben wir eine Leiche. Und eine klar umrissene Liste von Verdächtigen, nehme ich an.«

      »Wir werden sehen, was uns das bringt«, sagte er und stieg aus.

      Für einen Besuch war es spät. Nach zehn. Eine unhöfliche Zeit. Er hoffte, dass Jojo nicht schon zu Bett gegangen war. Sonst müssten sie unverrichteter Dinge wieder abziehen und es morgen noch einmal versuchen. Andererseits wäre er dann vielleicht nicht mehr so benommen und könnte besser unterscheiden zwischen dem Menschen, der er heute war, und dem, der er damals gewesen war.

      Er drückte sich an dem ramponierten dunkelroten Jeep Wrangler mit dem heruntergeklappten Verdeck vorbei. Auf der Ladefläche standen Bambuspflanzen. Die Einfahrt war von fast wild wirkenden Pflanzen gesäumt, doch der Weg zur Haustür war makellos gepflastert – sauberer Mörtel zwischen cremefarbenen Fliesen.

      Sie mussten sich unter einer Clematis ducken, die üppig an einem Spalier wucherte. Die Haustür war bereits einen Spaltbreit offen. Dahinter wartete eine schlanke gebräunte Gestalt in einer Pluderhose aus Baumwolle und einem ärmellosen T-Shirt.

      »Kann ich Ihnen helfen?«

      Ihre ganze Erscheinung drückte Vorsicht aus. Jonah sah die angespannten Muskeln ihres Oberarms, die fest gegen die Tür gedrückten Finger, bereit, sie sofort zuzustoßen. Die Haltung erinnerte ihn so frappierend an die an jenem Abend in Totton in die Enge getriebene Gestalt, dass es verwirrend war.

      »Wir sind von der Polizei Southampton«, sagte Hanson. »Ich bin DC Hanson, und das ist DCI Sheens. Dürfen wir reinkommen?«

      Jonah war sich sicher, dass er sich ihre Reaktion bei der Erwähnung seines Namens nicht nur einbildete. Sie entspannte sich ein wenig und lächelte vorsichtig. Im Gegensatz zu ihren Freunden hatte Jojo ihn erkannt.

      »Okay«, sagte sie und fügte dann ein wenig kokett hinzu: »Wenn Sie versprechen, dass ich keinen Ärger bekomme.«

      Hanson lächelte, Jonah zuckte knapp die Schultern. Jojos Lächeln verblasste ein wenig, doch sie trat von der Tür zurück, um sie hereinzulassen.

      Hanson machte Jonah ein Zeichen vorzugehen, und er folgte Jojo. Sie ging immer noch wie jemand, der die meiste Zeit in Bewegung war, mit lockeren, federnden, raumgreifenden Schritten.

      Das Haus war ordentlicher und geräumiger, als er erwartet hatte. Von außen wirkte es wie ein Puppenhäuschen, doch der Flur öffnete sich zu einer großen Küche, die auf der einen Seite um einen Wintergarten, auf der anderen um ein Wohnzimmer erweitert worden war. Blau- und Gelbtöne sowie gebleichtes Holz dominierten, frische, fröhliche Küstenfarben. Auf einem kleinen Beistelltisch aus Eiche stand ein blauweißer Teebecher, daneben lag ein umgedrehtes aufgeschlagenes Buch. Keine Anzeichen dafür, dass außer ihr sonst noch jemand hier wohnte, was er auch nicht erwartet hatte. Soweit Jonah dank des örtlichen Klatschs im Bilde war, hatte Jojo seit Jahren keine Beziehung mehr gehabt. Nicht seit sie ihren Freund durch einen Kletterunfall verloren hatte.

      »Dürfen wir uns setzen?«, fragte Hanson.

      Jojo nickte, ließ sich auf einem Sessel gegenüber dem Sofa nieder und sah sie fragend an.

      »Und? Was ist los?«

      Diesmal war es an Hanson, die Tatsache in Worte zu fassen, dass ein lange vermisstes Mädchen tot aufgefunden worden war.

      »In Brinken Wood wurden sterbliche Überreste gefunden. Sie gehören Aurora Jackson.«

      Jojo blieb ganz still und nickte dann langsam. Mit leicht zitternder Hand griff sie nach ihrem Teebecher.

      »Es war ja irgendwie klar, dass sie tot ist, oder?«, sagte sie und trank einen großen Schluck. »Trotzdem ist es nicht schön, es zu wissen. Was ist Ihrer Ansicht nach passiert? Wurde sie ermordet?«

      »Wir versuchen herauszufinden, was geschehen ist«, erwiderte Hanson ausweichend mit dem Instinkt einer guten Polizistin. »Wir würden Sie gern fragen, ob Sie etwas über den Fundort wissen. Es war ein Hohlraum unter einem Baum.«

      »Was?«

      Ein Wort wie ein Peitschenknall. Beinahe wütend.

      »Der Fundort der Leiche befindet sich am Ufer des Flusses, ein Hohlraum unter einer Buche. Wissen Sie etwas darüber?«

      Jojo stieß ein eigentümlich harsches Lachen aus. »Natürlich weiß ich davon. Es war unser geheimes Versteck, unser Depot für eine solche Unmenge an Drogen, dass wir sie in unserem ganzen Leben nicht hätten aufbrauchen können.« Sie warf Jonah einen beinahe flehenden Blick zu. »Müssen Sie wissen, woher sie stammten?«

      Jonah beugte sich vor, um Hanson zu signalisieren, dass er die Frage beantworten würde. »Wir haben diese Information bereits von einem anderen Zeugen bekommen, aber es wäre nützlich zu hören, was die anderen dazu zu sagen haben.«

      »Das ist so … seltsam«, sagte Jojo, und ihre Blicke zuckten hin und her, als würde sie sich an etwas erinnern. Dann konzentrierte sie sich wieder auf Jonah. »Wurde sie СКАЧАТЬ