Название: Bis ihr sie findet
Автор: Gytha Lodge
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
Серия: Detective Chief Inspector Sheens ermittelt
isbn: 9783455006216
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Brett schenkte ihm ein strahlendes blitzweißes Lächeln. »Leider ja. Aber von einer Freundin von mir. Ich kann Ihnen ihre Karte geben, wenn Sie möchten.«
Jonah lachte kurz und setzte sich. »Mein Garten ist leider ein kleiner Innenhof mit ein paar Blumentöpfen. Jede Beschäftigung damit wäre Zeitverschwendung.« Nicht ohne eine Spur von Neid blickte er auf den Pool. »Schwimmen Sie immer noch Triathlon-Distanzen?«
»Ja, aber nicht da drin.« Er lächelte trocken. »Zu klein. Ich kann es nicht leiden, pro Trainingseinheit fünfzig Wenden zu machen. Und für einen Triathlon trainiert man auch besser in der Natur, sonst ist es beim Wettkampf ein Schock, wenn man mit dem Kopf in die trübe Brühe taucht. Meistens schwimme ich ein paar Mal den Bach hoch und runter.« Er bedachte Jonah mit einem Blick, wie man ihm in einer Runde passionierter Sportler häufig begegnet. Einem Blick, der Physis und Fitness des anderen taxiert. »Betreiben Sie Wettkampfsport?«
Jonah schüttelte den Kopf. »Ich fahre gern Rad und laufe auch ganz gerne, aber wie viele Menschen war ich nie ein großer Schwimmer und habe auch keine Lust, einer zu werden. Wobei ich den Reiz des Triathlons schon verstehen kann. Ich mag Sportarten, die einen irgendwohin bringen.«
»Ich bin absolut Ihrer Meinung. Hallenmeisterschaften habe ich immer gehasst. Warum um alles in der Welt sollte man laufen ohne frische Luft um sich herum?«
Jonah merkte, dass Brett sich entspannte. Menschen konnten sich nur schwer vorstellen, dass sie in Schwierigkeiten waren, wenn man freundlich mit ihnen plauderte. Er war bereit, Brett gründlich aus der Fassung zu bringen, aber noch nicht sofort. »Wie läuft das Geschäft?«
»Sehr gut. Soweit ich weiß.« Er lächelte. »Anna ist die Geschäftsfrau. Ich erscheine bloß und halte nette Reden.«
Jonah nickte. Offensichtlich ein gut einstudierter Satz.
Als er das leise Klirren von Eis in einem Glas hörte, drehte er sich um und erblickte Anna. Sie hatte locker gebundenes blondes Haar und sehnige braune Beine und trug ein geblümtes Kleid, eine Perlenkette und weiße Sandalen mit Absatz.
»Danke, Liebling.« Brett erhob sich, um ihr beim Abladen des Tabletts zu helfen. »Das ist meine Frau Anna. Anna, das sind … Verzeihung, ich glaube, wir haben noch nicht …«
»DCI Sheens«, sagte Jonah und streckte die Hand aus. Ihre schlanken Finger waren vom Servieren der Gläser eiskalt und feucht, und sie wischte sie mit einem verlegenen Lächeln an ihrem Kleid ab. »Und DC Hanson.«
»Hat es etwas mit der Firma zu tun?«, fragte Anna. »Denn dann sollte ich besser dabei sein.«
Sie hatte etwas von einem widerspenstigen Schmetterling. Sie trat hinter ihren Mann, strich über seine Schultern und ging dann zu einem Stuhl, ohne sich zu setzen.
»Nein, nein, es hat nichts mit der Firma zu tun«, sagte Jonah lächelnd. »Aber bitte bleiben Sie. Es ist nichts Geheimes oder Peinliches.«
Anna lächelte, hockte sich auf die Stuhlkante und legte eine Hand auf das Bein ihres Mannes. Brett lehnte sich entspannt zurück.
»Heute Vormittag wurde in Brinken Wood eine Leiche gefunden«, sagte Jonah. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich um Aurora Jackson handelt.«
Er hielt den Blick auf Brett gerichtet. Am Rande seines Blickfelds bemerkte er, wie Annas Kopf herumschnellte, doch er konzentrierte sich auf den Mann, der Aurora zu dem Zeltplatz gefahren hatte.
Er sah, wie Brett die Gesichtszüge entglitten, bevor sich sein ganzer Körper anspannte. Jonah erkannte die Symptome eines Schocks. Mit dieser Nachricht hatte Brett nicht gerechnet, was immer er sonst denken mochte.
»Aurora? Wirklich? Ich habe immer …« Er brach ab und rieb sich mit dem Daumen die Stirn.
»Verzeihung?«
»Ich … ich dachte immer, sie würde irgendwo anders lebendig wieder auftauchen.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Mein Gott. Sie war in dem Wald? Wie konnten wir sie übersehen? Wir haben alles durchkämmt.«
»Sie lag unter der Erde«, sagte Jonah mit absolut ausdrucksloser Stimme. »Vergraben mit einem Vorrat von Dexedrin in einem Hohlraum unter einem Baum.«
Brett beugte sich vor, nicht, als wollte er sich aufrichten, es war eher ein Zusammensacken des Unterleibs. »Oh, Scheiße«, sagte er und hielt sich instinktiv einen Arm vor den Körper.
Jonah lächelte knapp. So sehr Brett von Auroras Entdeckung überrascht worden sein mochte, von den Drogen hatte er verdammt sicher gewusst.
8. Aurora
Freitag, 22. Juli 1983, 19:20 Uhr
Während die anderen begannen, Hot Dogs zu grillen und Brötchen und Bierdosen aufzureißen, wurde Aurora von Ruhelosigkeit erfasst. Sie fühlte sich distanziert von allem. Und ihr war, als würde die Zeit dahinschwinden. Es war nicht mehr viel Sonnenlicht übrig, und sie wollte aus dem Schatten der Bäume heraus, um darin zu baden.
Topaz war immer noch nicht zurück, vermutlich mit Absicht, genau wie Coralie. Aurora erwartete ihre Rückkehr mit Beklommenheit, trotzdem fühlte sie sich ohne sie fehl am Platz. Alle von Topaz’ Freunden waren nett zu ihr, aber sie war mit keinem von ihnen befreundet.
Jojo rief nach ihr. Sie hockte über einer Feuergrube, die sie gegraben hatte, und bedeckte sie mit einem Gitter aus Ästen. Aurora hatte beobachtet, wie sie beim Anblick der glänzenden und unbenutzten Gaskocher spöttisch die Lippen gekräuselt hatte.
Aurora erwartete, auf einen Botengang geschickt zu werden, aber Jojo murmelte eine Entschuldigung.
»Das ist bestimmt ziemlich langweilig für dich. Du kannst schwimmen gehen, wenn du willst. Wenn du da entlang zum Fluss gehst, triffst du auf eine Sandbank, wo man bis auf den Grund sehen kann.« Sie blickte zu den Jungen hinüber, die alle schon ein paar Dosen Bier geleert hatten. »In meinem Rucksack ist Schwimmzeug. Wenn du jetzt gehst und es keinem sagst, schaffst du es, ohne dass sie ›zufällig‹ zugucken, wie du dich umziehst.«
Aurora lachte, unsicher, ob Jojo es ernst meinte.
»Danke. Ich würde sehr gern schwimmen gehen.«
Jojo nickte und lächelte knapp. »Morgen springen wir alle von den Bäumen ins Wasser und schwingen an den Seilen, aber manchmal ist es netter, wenn es still ist.«
Aurora stand auf, nahm Jojos zerschlissenen schwarzen Rucksack und entfernte sich so leise wie möglich von dem Zeltplatz. Benners redete – oder dozierte – über die Lage in Pakistan. Keiner schien mitzubekommen, dass sie wegging.
Die Bäume auf dem Weg zum Ufer sahen verdorrt aus. Auf dem Boden lagen welke braune Blätter. Ulme, Eiche, Esche, Platane. Das Grün in den Baumkronen spendete noch genug Schatten, aber auch dort gab es verbranntes Laub. Der endlose Sommer hinterließ seine Spur.
Als sie zum Fluss hinunterging, kam Aurora auch endlich in die Sonne, deren orange-gelbes Licht ihre Haut noch wärmte. Das Ufer war steil, doch ein Stück weiter flussaufwärts gab es einen schmalen schlammigen Strand. Dort rutschte sie die Böschung hinunter.
Sie schirmte die Augen ab und sah sich um. Das gegenüberliegende Ufer lag im Schatten der Bäume, dort sah der Fluss schwarz und unheilvoll aus. Aber ganz in der Nähe leuchtete eine Sandbank СКАЧАТЬ