Название: Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор: Karl Plepelits
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745213409
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„Hören Sie bitte alle mal her!“, sagte der Baron. „Wir müssen bis zum letzten Augenblick Disziplin wahren, Herrschaften, sonst verpfuschen wir unsere Chance. Zuerst werden wir das Boot ausprobieren. Le Beau, du übernimmst das mit James. Wenn alles glatt geht, bringt ihr Jenny und Mrs. Dacombe aufs Schiff. Jenny, Sie kümmern sich darum, dass Mrs. Dacombe keinen Unsinn macht. Le Beau, du kommst mit James zurück, dann holt ihr Miss Willington und Robert. Mehr als vier Menschen können zugleich nicht in dem geflickten Boot sein.“
„Das ist schon riskant genug“, stellte Le Beau fest. „Vielleicht können wir nach der ersten Fahrt so etwas wie ein Floß oder dergleichen von der Yacht mitbringen. Wir müssen also dreimal fahren.“
„Mackenzie, wir beide gehen hinauf auf die Hochfläche. Ich habe da einen Fund gemacht, den ich mir gerne bei Tage ansehen möchte. Robert, Sie geben jetzt Trinkwasser für alle aus und die letzten Vorrät.e.“
„Jawohl, Sir.“
Le Beau erhielt zusammen mit James als erster die Ration. Während beide etwas Fleischextrakt, strohtrockenen Stockfisch und jeder zwei Kekse aus dem Beiboot aßen, trat der Baron wie zufällig neben Dolly.
Sie sah ihn aus leuchtend grünen Augen an. Die letzte Nacht schien sie völlig verändert zu haben. Alles, was an ihr früher hart und kantig erschienen war, wirkte weich und sanft. Auch um ihre Lippen lag nicht mehr dieser spöttische Zug. Dolly war verliebt, und jeder hätte es bemerken müssen, wären die meisten nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen.
„Alex, kann ich nicht mit hinaufkommen?“, flüsterte sie.
Er nickte. „Gut. Mackenzie, fahren Sie mit der zweiten Partie und sehen Sie auf der Yacht schon mal nach der Maschine.“
Mackenzie sah überrascht auf, warf dann einen Blick auf Dolly, senkte den Kopf und erwiderte schroff: „Okay.“
Le Beau und James brachten das geflickte Beiboot zu Wasser und sprangen hinein. Während James die beiden einzigen intakten Riemen ergriff, begann Le Beau mit dem Ausschöpfen. Das Boot war immer noch an so vielen Stellen leck, dass Le Beau wie verrückt schöpfen musste, damit das Boot schwimmfähig blieb.
Sie kamen bald wieder zurück, und Le Beau rief: „Los, wer weiß, wie lange der Kahn noch zusammenklebt. Voran, die beiden Frauen!“
Jenny und Robert hatten die widerstrebende Mrs. Dacombe indessen von der Hochfläche geholt. Aber sie schrie immerzu: „Lasst mich doch! Ich will bei ihm bleiben. Ich will ...“
„Robert, fahren Sie die erste Tour schon mit, Jenny wird mit ihr nicht fertig!“, bestimmte der Baron.
Alle verfolgten gespannt, wie das Boot abermals ablegte und durch die anrollenden Wogen seewärts fuhr. James schuftete an den Riemen wie ein Berserker.
Es schien, als würde das Boot nie bis zur Yacht kommen. Endlos schien die Zeit, in der es sich schließlich doch mehr und mehr dem weißen Schiff näherte. Und Le Beau schöpfte immer schneller. Auch Robert half ihm mit, während Mrs. Dacombe wie eine Statue im Bug sass.
Nach einer unendlich lang wirkenden Zeit hatte das Beiboot die Yacht endlich erreicht. Alle sahen, wie Le Beau an Bord ging, wie er die Bootsleine am Poller festmachte, wie er Mrs. Dacombe mit Roberts Hilfe nach oben zog. Und sie sahen James an Bord der Yacht gehen, Robert folgte kurz darauf. Dann verschwand Robert schon in einem Niedergang, während Le Beau etwas vom Deck hinter dem Ruderhaus löste, das orangerot leuchtete.
„Er hat ein Floß!“, rief Mackenzie.
Dann verschwand auch Mrs. Dacombe im Niedergang, und Le Beau und James stiegen wieder ins Boot, schöpften wie besessen, ehe sie es losmachten und schleppten dann das etwa vier oder fünf Personen fassende Floß hinter dem Boot her aufs feste Land zu.
„Gut, ich gehe jetzt mit Miss Willingston zum letzten Mal auf die Hochfläche ... “
Der Baron merkte, dass ihm niemand zuhörte, nahm Dolly am Arm, und sie gingen.
*
Die Kisten lagen geöffnet neben der Grube. Eine enthielt ein altes leichtes Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg, allerdings gut gepflegt und mit Ölpapier umwickelt. Die beiden anderen langen Kisten waren mit je vier Ml-Gewehren der US Army gefüllt. Die quadratischen Kisten aber öffnete der Baron gerade. In ihnen befanden sich nicht Munitionsschachteln, wie der Baron glaubte, sondern vernickelte Dosen mit einem schweren Inhalt.
Der Baron hob eine dieser Dosen an, die etwa die Größe von Konserven hatten und äußerlich auch genauso aussahen. Aber der Inhalt schien ein viel höheres spezifisches Gewicht zu haben als Erbsen, Rindfleisch im eigenen Saft oder dergleichen. Mit dem Taschenmesser des toten Gangsters Clarence öffnete der Baron die Dose. Als er den Inhalt sehen konnte, hielt er verblüfft inne und zeigte die Dose Dolly.
„Sieh dir das an! Brillanten, Rubine, Saphire... alles ausgebrochene Steine aus Schmuck. Vielleicht aus der Beute von Raubzügen.“ Er goss den Inhalt der Dose auf den Deckel der einen Kiste.
„Mein Gott, das ist ja ein Vermögen!“
„Damit kannst du dir einen Straßenzug in Washington kaufen, Dorothee. Allein der Smaragd da ist mindestens Hunderttausend wert. Der Schliff schon. Brüsseler Arbeit. Die Dose und ihr Inhalt reichen aus, dass du deine Kündigung bei ,Time‘ einreichen kannst, um fortan Pensionärin zu sein.“
„Und das ist auch in den anderen Dosen?“
Der Baron füllte die Edelsteine wieder ein. In der Morgensonne glitzerten und prunkten die geschliffenen Steine in allen Farben des Spektrums.
Als er eine der anderen sechzehn Dosen öffnete, fand er einen ähnlichen Inhalt. Aber es war da noch eine zweite Kiste da.
„Wir haben Enrico Brassis Vermögen, Dorothee. Lauf hinunter und schick mir Le Beau herauf! Er muss dabei sein, denn allein kann ich das nicht alles schleppen. Und du setz inzwischen zur Jacht über.“
Sie nahm fünf der Dosen und lief los. Der Baron wuchtete sich die halbleere Kiste auf die Schulter und trug sie bis zum Rand der Hochfläche. Von da aus sah er dann hinunter zum Meer. James und Le Beau waren schon auf der zweiten Tour zur Yacht und legten draußen gerade an Backbord an, um Mackenzie und Jenny abzusetzen. An Bord half Robert den beiden an Deck. Überraschenderweise stieg aber auch Le Beau aus dem Beiboot, und James pullte allein zum Land.
„Was soll das denn?“, murmelte der Baron und warf einen kurzen Blick auf Dolly, die unten stand, zu ihm heraufblickte und die Schultern zuckte.
James arbeitete nach Kräften. Aber da begriff der Baron den Grund für Le Beaus’ Verhalten. Der Franzose stand breitbeinig auf dem Vorschiff der Yacht, eine der erbeuteten Maschinenpistolen im Anschlag. Und damit schoss er auf eine Dreiecksflosse, die gar nicht weit von James aufgetaucht war. Plötzlich kam eine zweite hinzu, ein Schwanz klatschte ins Wasser, dessen sprudelnder Schaum sich mit einem Mal rot färbte. Drei, vier weitere Dreiecksflossen kamen СКАЧАТЬ