Название: Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор: Karl Plepelits
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745213409
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„Ausgerechnet Toby Rogers!“, zweifelte die Volontärin. „Der beißt sich doch lieber die Zunge ab, als dass er zugibt, bei der Jagd auf den Killer Jil Fernay deine Hilfe in Anspruch genommen zu haben.“
„So ist Toby nicht“, verteidigte Bount Reiniger den Leiter der Mordkommission und hob gleichzeitig den Hörer ab.
Es war aber nicht Toby Rogers. Das erkannte June March mühelos an Bounts wenig begeistertem Gesicht.
„Wieso brauchen Sie dafür einen Detektiv?“, fragte er mürrisch. „Können das nicht Ihre Leute abholen? Der Ort ist jetzt bekannt. Ich habe Ihnen die Karte, die ich bei Jil Fernay fand, übergeben. Alles andere ist nur noch eine Routineangelegenheit. – Nein, natürlich nicht, Mister Digger. Die Privatdetektive gehören zu den Ärmsten der Armen und freuen sich über jeden Auftrag. Aber auch die Allerärmsten haben Anspruch auf ein paar Tage Urlaub. Ich bin doch noch gar nicht dazugekommen, Ihr letztes Honorar auszugeben. – Nein, eigentlich schwebten mir die Bahamas vor. – Sie haben völlig recht. Dort drüben soll es auch ziemlich mollig sein. – Wen? Ich werde sie fragen, aber ich fürchte, sie präsentiert mir die Kündigung, wenn ich ihr das zumute. – Okay, Mister Digger, ich komme sofort bei Ihnen vorbei. – Wie? Das Ticket haben Sie schon besorgt? Sie sorgen tatsächlich wie ein Vater für mich. Also, bis gleich!“
Er legte auf.
June March musterte ihn angriffslustig. Dann wandte sie sich ab und spannte einen Bogen in ihre Schreibmaschine.
„Was hast du vor?“, erkundigte sich Bount Reiniger.
„Ich tippe meine Kündigung, wie du prophezeit hast.“
Bount lachte gequält.
„Warum nimmst du nicht einfach eine von den letzten und änderst nur das Datum? Außerdem gebe ich dir überhaupt keinen Grund dafür. Gib du dich nur unbesorgt dem eigennützigen Vergnügen hin, während dein Boss unter arabischer Sonne schuften muss.“
„Unter welcher Sonne?“
„Arabischer, mein blonder Engel. Die GDC hat anscheinend einen Narren an mir gefressen.“
„Was anderes kommt bei dir auch kaum in Frage“, fand June respektlos. „Du sollst den Herren also ihre Goldklunker zurückholen?“
„So ist es. Mister Digger wählt eben immer nur das Beste. Seine eigenen Leute scheinen ihm zu unzuverlässig zu sein.“
„Also wird nichts aus dem Urlaub?“
„Aber selbstverständlich, Kleines. Du hast ja gehört. Er hat ohnehin nur ein Ticket besorgt. Die GDC muss sparen. In drei, vier Tagen müsste ich eigentlich wieder zurück sein. Und dann hebe ich den Hörer nicht mehr ab.“
„Wie herrlich du lügen kannst!“, schwärmte June begeistert. „Das macht dir so schnell keiner nach. Meinst du nicht, dass wir für Arabien deinen Katastrophenkoffer etwas umgestalten müssen? Statt deiner Glimmstängel solltest du auf alle Fälle eine Wasserpfeife einpacken. Und als Ersatz für deine Hosen halte ich ein paar Lendentücher für angemessener.“
„Wenn du so weitermachst“, drohte Bount, „plündere ich drüben einen Harem aus und bringe mir eine neue, demütige Volontärin mit.“
Sie verabschiedeten sich lachend.
Bount versprach, sich nach seiner Rückkehr kurz bei ihr zu melden. Er ahnte noch nicht, dass Allah versuchen würde, dieses Gespräch zu verhindern.
9
Bount räkelte sich auf seinem Sitz. Nachdem er seinen ersten Unwillen über diesen langweiligen Auftrag überwunden hatte, nahm er sich fest vor, ihn als Teil seines Urlaubs zu betrachten, den er sich noch dazu von Mr. Digger und seiner GDC bezahlen ließ.
Die Maschine war nicht voll besetzt. Das war angenehm. Bei den langen Transatlantikflügen machte er es sich gern etwas bequem.
Die schwarzhaarige Stewardess hieß Leila. Vielleicht führte sie diesen Namen auch nur während des Arabienflugs. Jedenfalls wirkte sie durchaus modern und keineswegs orientalisch.
Sie lächelte Bount Reiniger hinreißend an, als sie ihm seinen Drink servierte. Bounts Laune wurde immer besser. Er genoss das eisgekühlte Getränk und sah Leila mit schwingenden Hüften in Richtung Cockpit verschwinden. Auch die Crew wollte versorgt sein.
Draußen war es dunkel. Bount beschloss, ein paar Stunden zu schlafen. Sie flogen der Zeit entgegen. Wenn sie drüben in Djidda landeten, war es dort gerade Mittag. Die innere Uhr kam da ganz schön durcheinander.
Er stellte seinen Sitz zurück und fing den Blick eines jungen Mannes auf, der ihm schon auf dem Flughafen wegen seiner offensichtlichen Unruhe aufgefallen war. Man sah ihm den Amerikaner an. Was mochte er in Arabien wollen?
Bob Randy sah nicht nur den Detektiv mit finsterer Miene an, sondern überhaupt alle Menschen, die ihm begegneten. In ihm war eine erbarmungslose Leere. Wenn er nicht den Job in Oman gehabt hätte, wäre er wohl an dem grausamen Verlust seines Vaters verzweifelt. So aber klammerte er sich an seine neue Aufgabe, die seine ganze Kraft erforderte.
Schlafen würde er wohl nicht können. Dazu war er zu aufgewühlt.
Das Zusammensein mit den vielen fremden Menschen auf engstem Raum nervte ihn. Er wäre jetzt lieber allein gewesen. Allein mit sich, seinen Gedanken und der Erinnerung an seinen Vater.
Die Stewardess kam auf ihn zu und fragte ihn, ob er einen Wunsch hätte.
Einen Wunsch? Ja, den hatte er. Doch die kleine Blondine mit dem Schmollmund konnte ihn leider nicht erfüllen. Er wollte den Mörder seines Vaters erwürgen.
Jil Fernay! Von der Polizei hatte er den Namen erfahren. Man hatte ihm gesagt, dass der Gangster eigentlich einen ganz anderen Mann mit seiner tödlichen Kugel gemeint hatte. Einen Detektiv, der hinter ihm her war. Aber der Detektiv lebte wahrscheinlich noch. Genauso wie Jil Fernay, den sie vielleicht nie schnappen würden. Doch sein Vater war tot. Er, der sich sein ganzes Leben nur abgerackert hatte, um seinem Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Er, der streng nach den Worten der Heiligen Schrift und der amerikanischen Gesetze gelebt hatte. Ausgelöscht durch Mörderhand!
Bob Randys Augen wurden feucht. Er konnte es nicht verhindern.
Er nahm den Drink, den er anscheinend bestellt hatte, ohne es zu wissen, und nippte daran. Das Zeug schmeckte bitter, aber es erfrischte auf zwingende Art.
Die blonde Stewardess kümmerte sich inzwischen um die Leute hinter ihm. Er hörte besorgte Worte und drehte sich unwillkürlich um.
Der jungen Frau, die zwischen den beiden Männern saß, schien der Flug nicht zu bekommen. Sie sah wie eine Tote aus und reagierte überhaupt nicht auf die teilnahmsvolle Frage.
10
„Ist Ihrer Schwester nicht gut, Mister Fork?“, wandte sich die Stewardess an den wachsblonden Mann, der neben der Bleichen saß. „Soll ich ihr eine Tablette bringen?“
„Linda braucht keine Tabletten“, entgegnete der Mann schroff. СКАЧАТЬ