Название: Shinobi - Dem Untergang geweiht
Автор: Danny Seel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Контркультура
Серия: Shinobi
isbn: 9783749736225
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Einige Sekunden lang blieben beide still und Kiyonori versuchte Teruos Motive für seinen Verrat zu verstehen.
„Wieso hast du mir dies angetan?“, fragte er wütend.
Teruo senkte den Kopf. Der Chūnin konnte deutlich sehen, dass sein vormaliger Waffenbruder von Gewissensbissen gepeinigt wurde.
„Yujiro, bitte, versuch mich zu verstehen. Ich hatte keine andere Wahl. Du selbst hast nicht wenige Male von der Treue zu seinem Herrn gesprochen und diese Stellungsnahmen haben mich bekräftigt.“
„Als ich über Loyalität sprach, meinte ich Momochisama, nicht einen Wahnsinnigen wie Takeru! Der Geist der Shinobi geht in ihm verloren. Siehst du es denn überhaupt nicht? Bist du denn völlig blind geworden? Er benutzt Ninjutsu für seine eigenen Interessen, für seinen Gewinn und für seinen Vorteil – Das widerspricht der gesamten Lehre der Shinobi! Takeru ist ein rücksichtsloser Mörder, der das Leben von anderen Menschen vollkommen missachtet und nur seinen eigenen Gewinn sucht! Seine Handlungen steuern nur auf seinen Untergang zu!“
Yujiros brach ab, um seinen Atem zu beruhigen, der vor Zorn unregelmäßig geworden war. Teruo schien von Kiyonoris Worten mitgenommen worden zu sein.
„Was hat er dir nur angetan, dass du ihn so hasst?“, fragte er nach einigem Zögern.
Der Chūnin wurde still. Gebannt starrte er vor sich hin und versuchte seine innerliche Qual loszuwerden, sodass es einen Augenblick dauerte, bis er schließlich eine Antwort geben konnte.
„Er hat meinen Vater umgebracht … Er starb vor meinen Augen.“
Endlich konnte Teruo Yujiros Gefühle begreifen und er weitete schockiert die Augen. „V-verzeih mir bitte, das war mir völlig unbekannt …“
Kiyonori schnaubte verächtlich, bevor er sich niedergeschlagen von ihm abwandte. „Als ob es jetzt einen Unterschied macht.“
Erst jetzt begann Teruo nachzuvollziehen, wie sehr er Kiyonoris Vertrauen missbraucht hatte. „Es tut mir wirklich leid, Yujiro. Ich diene Sowanosama schon seit vielen Jahren und hatte keine andere Wahl als ihm zu gehorchen. Ich–“
„Man hat immer eine Wahl“, flüsterte der Chūnin.
Teruo hielt kurz inne, während er über diese Worte nachdachte und seufzte. „Yujiro, bitte verzeih mir. Ich kann nichts mehr an deinem Zustand ändern. Aber nie habe ich gewollt, dass–“
„Warum gehst du nicht lieber dorthin zurück, wo du hergekommen bist?“, unterbrach ihn Kiyonori zornig. „Verschwinde! Und lass mich in Ruhe!“
„Aber Yujiro, ich–“
„Ich sagte, du sollst dich verkriechen!“
Teruo gab auf und ging zur Tür. „Ich hoffe, du wirst meine Beweggründe wenigstens vor deinem Tod verstehen können“, wisperte er bedrückt und schloss die Schiebetür hinter sich.
12. Die Gelegenheit
Ein knarrendes Geräusch ließ Yujiro aus dem Schlaf hochfahren. Er hatte die ganze Nacht durchgeschlafen und fühlte sich einigermaßen erholt. Schnell sah er sich um und begriff, dass das Knarren von der Tür kam. Dies hieß, dass der Balken entfernt wurde, um Zugang zu der Zelle zu verschaffen.
Der Plan, den er am letzten Abend erarbeitet hatte, blitzte in seinem Gedächtnis auf. Er brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um ihn erneut durchzugehen. Geräuschlos sprang er auf die Beine und wartete darauf, dass die Wache hereinkam. Die Schiebetür wurde geöffnet und ein Mann trat hinein, der in seiner rechten Hand eine Reisschale sowie einen kleinen Krug hielt, die vermutlich für ihn bestimmt waren.
Plötzlich warf sich Yujiro auf den Nukenin und knallte seinen Kopf gegen den Türrahmen. Bewusstlos sackte der Mann zusammen, wobei die beiden Schalen auf den Boden fielen und in kleine Stückchen zersplitterten.
Eilig spähte Kiyonori aus der Bruchbude heraus. Die Sonne stand bereits am Horizont und kündigte die Morgendämmerung an. Er sah sich um und erstarrte, als er einen Mann erblickte, der einige Dutzend Meter zu seiner Linken stand und ihn erstaunt anstarrte.
„Der Gefangene bricht aus!“, schrie dieser alarmiert.
Der Chūnin brauchte keine weitere Aufforderung, um die Fortsetzung seines Fluchtversuchs durchzusetzen. So schnell seine Füße ihn nur tragen konnten, flitzte er geradeaus, Richtung Treppe. Flüchtig über die Schulter blickend, erkannte er, dass manche der Söldner aus dem Hauptgebäude liefen und die Verfolgung aufnahmen.
Zu seinem Entsetzen konnte er Soutas Gestalt vor dem Ausgang ausmachen. Frustriert wollte er schon umkehren und nach einem anderen Ausweg suchen, als er die Schreie der Nukenin direkt hinter sich vernahm.
Scheint, als wäre das geklärt, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte nur eine Chance: Irgendwie musste er an Souta vorbei.
Der Letztere zog ein Ninjatō aus der Scheide und grinste. Er schien nur auf den fliehenden Gefangenen zu warten. Yujiro sah sich nach einer Waffe um und, während er rannte, griff er nach einem langen Stock, bevor er sich damit auf den Söldner stürzte.
Souta brachte sein Kurzschwert mit gesamter Kraft auf seinen Gegner nieder. Kiyonori musste ausweichen, denn er konnte keinesfalls seinen Stock zum Parieren benutzen. Die Klinge verfehlte ihn nur um ein Haar, als er sich zu Boden mit einer Rolle fallen ließ.
Rasch zog der Nukenin sein Schwert zurück, war jedoch um eine Viertelsekunde zu spät, als sein Widersacher ihm den Stock in die Rippen rammte. Souta zuckte auf und wich um ein paar Schritte zurück, sodass er sich nun auf der ersten Stufe der Treppe befand.
„Geh mir aus dem Weg!“, rief der Chūnin und nahm eine Kampfstellung ein.
Mit einem Aufschrei kreiste er mit dem Stock in der Hand um sich und schlug damit nach dem Kopf seines Gegners. Der Söldner hob instinktiv sein Ninjatō, um den Hieb zu blockieren, als er einen weiteren Angriff aus den Augenwinkeln auffing. Yujiro versuchte ihm einen Vorwärtstritt in den Bauch zu versetzen und Souta musste wieder zurückweichen, um beiden Attacken gleichzeitig zu entwischen.
Auf einmal hielt Kiyonori inne, als er Stimmen nahe hinter sich hörte. Hastig sprang er zurück und wirbelte herum. An die zwei Dutzend Nukenin umzingelten ihn, darunter auch Teruo sowie Noriaki. Und alle waren bis an die Zähne bewaffnet.
„Kommt mir bloß nicht näher, wenn euch das Leben lieb ist!“, brüllte der Chūnin. In seinen Augen brannte eine feurige Entschlossenheit, die sogar den mutigsten Krieger zum Zögern gebracht hätte. Irgendetwas sagte ihnen, dass er bis zum Tod kämpfen würde.
Sie wollten sich alle auf ihn stürzen, als eine autoritative Stimme sie davon abhielt: „Halt! Alle stehen bleiben!“
Die Söldner gehorchten sofort und senkten ihre Waffen. Die Menge spaltete sich in zwei und ließ einen Mann durch, der für seine achtundvierzig Jahre ziemlich gut in Form war. Obwohl sein Gesicht ausdruckslos blieb, musste man Takeru nur in die Augen sehen, um zu erfahren, wie amüsiert er über diese Situation war.
„Yujiro, Yujiro“, schüttelte er den Kopf. „Was hast du vorgehabt? Hast du etwa wirklich gedacht, dass du fliehen könntest? Oder möchtest du vielleicht uns alle ganz allein und unbewaffnet zur Strecke bringen?“
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