Название: Shinobi - Dem Untergang geweiht
Автор: Danny Seel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Контркультура
Серия: Shinobi
isbn: 9783749736225
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Als Teruo und Noriaki ihn über die rote Brücke leiteten, nutzte Yujiro diesen Augenblick, um seinen Entführern eine Frage zu stellen: „Woher kommen all diese Männer?“
„Ich glaube, das willst du lieber nicht wissen“, feixte Noriaki.
„Viele von ihnen sind Nukenin, Exile, Kriminelle“, erklärte Teruo. „Einige sind aus Koga und zwei oder drei sogar aus Iga, während ungefähr ein Dutzend von ihnen von überall aus dem Land kommen. Und die anderen, sie sind vormalige Mitglieder des Fuma-Clans … genauso wie ich.“
„Du kommst aus dem Fuma-Clan?!“
„Ganz genau.“
Yujiro schwieg. Er hatte nie geahnt, dass sein ehemaliger Freund von so einem Clan stammen könnte. Denn die Fuma spezialisierten sich vor allem auf die Spionage auf dem Meer sowie Guerilla-Angriffen zu Pferde und besaßen Schiffe. Darüber hinaus hatten viele von ihnen ihr Leben der Piraterie und den Raubüberfällen gewidmet.
Sobald Yujiro die Brücke hinter sich gelassen hatte und dem Kiesweg zum Hauptgebäude folgte, bekam er drei Männer zu Gesicht, die kurz davor standen und ihn beobachteten.
„Wer ist denn das, Teruo?“, fragte der größte und stärkste der Männer. Er hatte einen dichten Schnursowie Kinnbart und sein nackter, muskelbepackter Oberkörper war an einigen Stellen mit Narben übersät, die unverkennbar Klingen hinterlassen hatten.
„Grüß dich, Katashi! Dieser Mann ist der Grund, weshalb ich nach Nabari geschickt wurde: um ihn zu entführen. Wie du sicherlich weißt, wurde diese Mission jedoch bald darauf abgebrochen, sodass ich mich gezwungen fand, als Spion und Informant zu dienen.“
Katashi kreuzte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. „Wurde auch Zeit, dass du etwas anderes tust.“
Dann wandte er sich an Noriaki und murmelte einen Kommentar über dessen baldigen Beitritt in ihren Clan. Während Yujiro ihrem Gespräch lauschte, war er über ihre grobe Direktheit schockiert. Je mehr er sie ansah, desto mehr war er der Meinung, dass diese Leute tatsächlich nichts anderes als Kriminelle waren. Sie strahlten eine solch mitleidlose Brutalität aus, dass er sich selbst von seinem unausgesprochenen Gedanken nach ein paar Sekunden überzeugt hatte.
„Ich glaube, ihr solltet schnellstens den Jōnin sehen“, riet Katashi und trat, zusammen mit den restlichen Männern, zur Seite, damit seine zwei Gefährten mit ihrem Gefangenen passieren konnten. Noriaki öffnete die Doppeltüren des Eingangs und schubste Kiyonori unsanft hinein. Sie führten ihn zunächst eine Treppe hoch und dann einen Korridor entlang, bevor sie vor einer Tür stehen blieben.
„Wenn du nicht respektvoll redest, dann brauchst du nicht einmal auf dein Überleben zu hoffen, denn er wird dich sofort hinrichten, verstanden?“
Noriaki wartete nicht die Reaktion seines Gefangenen ab und öffnete die Schiebetür. Bevor Yujiro hätte einen Blick hineinwerfen können, wurde er von Noriaki in die Knie gezwungen, während sich seine beiden Entführer selbst hinknieten.
„Mein Herr, wir sind zurückgekehrt.“
Erst jetzt bekam der Chūnin eine Chance aufzublicken. Als er es tat, bemerkte er, dass er sich in einem großen Raum befand, wahrscheinlich dem größten des ganzen Gebäudes. Vor sich sah er eine Estrade, die dafür sorgte die Überlegenheit des darauf Sitzenden zu zeigen.
Zwei dünne Männer, die gleichzeitig wie kampferfahrene Krieger und wie einfache Boten wirkten, knieten etwas abseits auf dem niedrigeren Boden und sahen ihn neugierig an. Zu Kiyonoris Überraschung stand ein Samurai mit durchdringendem Blick rechts an der Wand und betrachtete ihn prüfend. Seine eingeölten Haare glänzten und seine Hand umklammerte das Schwertpaar, das an seiner Hüfte hing. Es war offensichtlich, dass er eine Wache oder ein Leibwächter von Teruos Herrn war.
Schlagartig schnappte Yujiro nach Luft, als er sah, wer im Schneidersitz auf den Tatami-Matten des erhöhten Bodens saß. Der Mann vor ihm hatte eine Tätowierung auf der Stirn, die aufgrund seines fast kahlen Schädels sofort auffiel. Die vielen Narben auf seiner blassen Haut schienen seinen Bartwuchs leicht einzuschränken, denn Bartstoppeln übersäten ungleichmäßig sein Gesicht.
Kiyonori konnte seinen Augen nicht trauen, als er seinen Erzfeind und den Mörder seines Vaters in prachtvollen Gewändern direkt vor sich sah: Sowano Takeru.
10. Takeru
„Yujiro, mein alter Freund!“ Mit einem Grinsen streckte Takeru gastfreundlich die Arme aus, als ob er tatsächlich einen lang verschollenen Bekannten begrüßte. „Wie lange ist es schon her? Hmm … zweieinhalb Jahre, wenn ich mich nicht irre. Wieso hast du uns nicht im voraus Bescheid gesagt, dass du vorbeikommen würdest? Wir hätten dir ein Festessen vorbereitet.“
Kiyonori war über das Aussehen seines alten Feindes erstaunt. Takerus Haare hatten einen Grauton angenommen und er sah viel älter aus, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Offensichtlich lagen seine besten Jahre einige Zeit zurück.
Was jedoch noch bemerkenswerter war, war seine Kleidung. Er trug einen seidenen Kimono, dessen Stoff aus unstrittiger Qualität bestand. Er war komplett schwarz mit Ausnahme des goldenen, gestrickten Drachens auf dem Kimono, dessen großes Haupt auf Sowanos Brust über seinem Herz abgebildet war. Trotz dieser Eleganz, trug er ein Ninjatō in einer Saya, einer Schwertscheide, die an seiner Hüfte hing.
„Es freut mich wirklich, dich zu sehen“, fuhr er zufrieden fort. „Kanagisama hat Kopfgeld auf dich ausgesetzt. Zwei ganze Ryō! Ganz beeindruckend für einen einzelnen Mann.“
Er setzte eine kurze Pause ein, als er an Kanagis Auftrag dachte. Kanagi, ein Folterer in den Diensten des Oda-Clans, der vor zwei Jahren Yujiro, seinen Bruder sowie Kuro, einen ihrer Kameraden, gefoltert hatte, war derjenige gewesen, der ihn aufgesucht hatte, um ihn mit dieser Mission zu beauftragen. Natürlich hatte er sie nicht abgelehnt.
Takeru räusperte sich. „Doch wieso erzähle ich dir all das? Ich bin mir sicher, du weißt, wovon ich rede.“ Seine Augen nahmen einen listigen Glanz ein, als er seinem Gefangenen direkt in die Augen schaute. „Vor zwei Jahren habe ich nämlich zwei meiner Leute nach Kyoto, während des Festivals Gion Matsuri, losgeschickt. Komischerweise kehrte nur einer von ihnen zurück mit der Behauptung dir begegnet worden zu sein. Ich frage mich sogar heute noch: Wo ist der zweite verblieben?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich von Yujiro ab und blickte den bewegungslosen Samurai an. Dieser schien Takerus Monolog mit unbewegter Miene zu folgen.
„Isonosan, geht nach Kiyosu und sorgt dafür, dass ich eine Audienz bei Kanagisama bekomme. Sie wissen, dass er Sie mehr respektiert als meine anderen Männer.“
„Und wann bekämen Sie gerne bei ihm eine Audienz?“, erkundigte sich Isono monoton, wobei er Yujiro immer noch misstrauisch aus den Augenwinkeln beobachtete.
„So schnell wie möglich“, erwiderte Takeru entschlossen. „Seht zu, dass Sie ihn noch heute sprechen.“
Der Samurai verbeugte sich. „Wie Sie wünschen.“
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