Sieben Martin Schlosser Romane in einem Band. Gerhard Henschel
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Название: Sieben Martin Schlosser Romane in einem Band

Автор: Gerhard Henschel

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783455005011

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      An der Wohnzimmergardine hing ein großer Weihnachtsstern aus Buntpapier. Die redlichen Hirten stehn betend davor.

      Ich kriegte einen G.I.-Joe mit Uniform und Stiefeln, bei dem man die Arme und die Beine bewegen konnte, ein Bilderbuch, Eßbesteck mit Pluto, Micky Maus und Donald auf den Griffen, eine Pudelmütze, einen Pullover, schwarze Gummistiefel und fünf Mark von Tante Dagmar.

      Die Paranüsse kriegte nicht mal Papa mit dem Nußknacker auf. Es lag auch eine Apfelsine im bunten Teller, in dünnes Papier verpackt.

      Auch Volker hatte einen G.I.-Joe gekriegt. An der Backe hatte er die gleiche Narbe wie meiner. Dazu hatte Volker noch einen Taucheranzug mit Taucherhelm für seinen G.I.-Joe gekriegt, eine Armbanduhr, einen Colt, einen Sheriffstern, Skistiefel, ein Quartett und von Tante Jutta ein Buch über einen Jungen, der ein Eichhörnchen hat.

      Renate hatte vom Weihnachtsmann einen neuen Faltenrock, eine Kittelschürze, einen weißen Pulli, ein dunkelblaues Stirnband und einen Fotoapparat gekriegt und Wiebke eine Schippe und einen Puppenwagen. Renate holte ihre Barbiepuppe, damit Wiebke die G.I.-Joes und die Barbiepuppe zusammen im Puppenwagen spazierenfahren konnte, aber ich wollte meinen G.I.-Joe dafür nicht hergeben und Volker seinen auch nicht.

      Vom Apfelsinenpellen hatte ich weiße Pelle unter den Nägeln. Die braunen Haribos, die ich nicht mochte, konnte ich bei Volker tauschen. Haribo macht Kinder froh.

      Unter Papas Aufsicht durften wir die Weihnachtsbaumkerzen auspusten. Für Notfälle stand ein Eimer Wasser hinterm Baum.

      An den Weihnachtsfeiertagen spielte Wiebke draußen mit ihrer Schippe im Schnee. Viel war nicht mehr da. Unser Schneemann war kleiner und ganz schief geworden, und der Persilkarton war ihm vom Kopf gefallen.

      Papa bastelte im Keller ein großes Segelflugzeug aus Holz. Die Flügel bestrich er mit Spannlack. Renate mußte helfen und wurde oft angeschnauzt.

      Mit dem Flugzeug fuhren wir im VW auf die Schmidtenhöhe, um es fliegen zu lassen. Papa suchte eine Stelle, wo der Wind blies, hob das Flugzeug an einer Hand hoch über den Kopf, holte Anlauf und warf es in den Wind.

      Das Flugzeug segelte über einen Hügel. Wir liefen hinterher, aber das Flugzeug war nicht mehr zu sehen. Wir suchten den Waldrand ab, und wir fragten auch andere Leute, ob sie unser Segelflugzeug gesehen hätten, aber das war weg.

      Am nächsten Tag fuhren wir wieder hin, aber das Flugzeug konnten wir nicht mehr finden. Das sei vermutlich schon in der Erdumlaufbahn, sagte Papa.

      Mit dem Geld von Tante Dagmar lief ich zum Spielzeuggeschäft im Ladenviertel, um mir eine Cowboyfigur zu kaufen, aber die Frau, der das Spielzeuggeschäft gehörte, schloß gerade die Ladentür ab. »Morgen ist auch noch ein Tag«, sagte die Frau.

      Bei der doofen Kuh wollte ich nie wieder was kaufen.

      Oben wackelte ein Milchzahn. Ich konnte ihn mit der Zunge nach vorne und nach hinten drücken, und beim Teetrinken fiel er mir raus. Ausgefallene Zähne mußte man auf die Fensterbank legen, dann kam über Nacht das Mäuschen, nahm den Zahn mit und ließ Süßigkeiten da.

      Mir brachte das Mäuschen eine Tüte Karamelbonbons. Ich wollte alle auf einmal essen, aber sie pappten mir im Mund zusammen, und ich kriegte keine Luft mehr. Auch die Seitenzähne klebten zusammen. Mama ging mit mir zum Klo und sagte, ich soll durch die Nase atmen.

      Mit den Fingern holte Mama mir die Bonbons aus dem Mund. Ich mußte weinen. Als ich wieder durch den Mund atmen konnte, klebte mir noch immer was von den Bonbons an den Zähnen, und mein Mund war innen oben ganz rauh geworden.

      Die Bonbons schwammen im Klowasser, und Mama spülte sie weg. »Das hast du nun davon, du Gierschlund!«

      Nach Silvester pflanzte Papa den Weihnachtsbaum in den Garten. Es war kalt draußen, aber als der Polsterer kam, der die Sessel im Wohnzimmer neu beziehen sollte, wollte Mama, daß die Terrassentür offenblieb, weil der Polsterer so nach Schweiß stank. An dem grauen Pepitamuster hatte Mama sich satt gesehen.

      Papa half dem Polsterer beim Beziehen. Der Stoff mußte an den Sesseln strammgezogen und dann hinten und unten festgetackert werden, wobei Papa die Zunge im Mundwinkel hatte.

      Ich ging mit Uwe auf die Schmidtenhöhe. Wir suchten das Flugzeug. Es mußte ja noch dasein. Oder jemand hatte es gestohlen. Oder es war immer weitergeflogen, bis Amerika oder bis zum Mond.

      Das Flugzeug konnten wir nicht finden. Dafür ging mir auf der Schmidtenhöhe mein Schal verloren. Als ich wiederkam, sagte Mama, daß der Schal ganz teuer gewesen sei. Ich sollte ihn gleich am nächsten Morgen suchen gehen.

      Volker kam mit. Er nahm auch seinen Colt mit. Im Haus durfte er damit nicht knallen. Kalli hatte Volker einen roten Munitionsring geschenkt, der noch für drei Schüsse reichte.

      Auf der Schmidtenhöhe spielten wir, daß wir ausgebrochene Gefangene wären, die sich verstecken müßten. Wenn ein Auto kam, sprangen wir in den Straßengraben und legten uns hin, bis es vorbei war. Volker feuerte mit seinem Colt auf die Autos und pustete dann in den Lauf.

      Mittags gingen wir nicht nachhause, sondern spielten weiter ausgebrochene Gefangene, bis es dunkel wurde. Den Schal hatten wir nicht gefunden, und wir kriegten Zimmerarrest. »Wir haben uns solche Sorgen um euch gemacht«, sagte Mama. Papa sei ewig und drei Tage lang auf der Schmidtenhöhe rumgefahren, um uns zu suchen. »Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen!«

      Renate klebte ihren Bravo-Starschnitt von Emma Peel zusammen, ganz in Orange mit knatschblauem Hüftgürtel. »Das ist doch Kacke, wie du das machst, das wird doch viel zu labberig«, sagte Papa, und dann leimte er im Keller alle Teile säuberlich auf eine Tapetenbahn. Vom Ausschneiden kriegte Renate einen Krampf im Daumen.

      Den Starschnitt pinnte sie in ihrem Zimmer an, aber von dem Kleister waren Emma Peels Arme so schwer geworden, daß sie immer die Reißbrettstifte aus der Wand zogen und runterhingen.

      Morgens hatte Papa einen Hexenschuß und kam ganz krumm vom Klo. Mama sagte, das komme davon, daß er dem Polsterer bei der Grabeskälte im Wohnzimmer zur Hand gegangen sei. Das tue ihr ja nun in der Seele leid, aber die Sessel röchen jetzt noch nach dem Heini.

      Damit Papa zur Arbeit fahren konnte, mußte Mama ihm ins Auto helfen.

      An seinem Geburtstag weckte mich Volker ganz früh, als alle noch schliefen. Wir schlichen nach unten, wo der Geburtstagstisch schon gedeckt war.

      Am Regal stand ein blaues Paar Skier mit Stöcken, und auf dem Tisch lagen zwei Bücher, ein neues Federmäppchen mit Reißverschluß und ein Karton mit einem Segelflugzeug zum Selberkleben. Volker sagte, daß wir das auf der Schmidtenhöhe fliegen lassen könnten. Dann würde es da landen, wo das andere lag.

      Wir kuckten uns alles genau an. Dann gingen wir wieder ins Bett, und als wir runtergerufen wurden, mußte Volker die Geschenke alle nochmal neu bestaunen.

      Als Geburtstagsgäste hatte Volker Kalli und aus Lützel Hansi Becker eingeladen, der noch dicker geworden war. Es gab Apfelkuchen. Beim Versteckspiel durfte ich mitmachen, aber ich schied als erster aus, und da ging ich lieber mit Uwe ins Wäldchen.

      Überall lagen Köttel von Karnickeln, obwohl wir noch nie welche im Wäldchen gesehen hatten. Die kamen wohl nur nachts zum Kacken aus dem Bau raus.

      In der Schlucht versuchten wir, aus СКАЧАТЬ