Sieben Martin Schlosser Romane in einem Band. Gerhard Henschel
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Название: Sieben Martin Schlosser Romane in einem Band

Автор: Gerhard Henschel

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783455005011

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СКАЧАТЬ aber dazu hätten wir die Schlange anfassen müssen, und die konnte noch giftig sein.

      Im Wäldchen wuchsen auch Brennesseln. Davon juckten einem die Beine und die Arme, und wenn man sich kratzte, juckten die Stellen noch mehr.

      Einen großen Stein, der aus der Erde ragte, wollten wir ausgraben. Vielleicht war da ja was drunter, eine Schatztruhe oder ein Hirschgerippe. Wir zogen an dem Stein, aber der rührte sich nicht vom Fleck.

      Oben von der Schlucht aus konnte man bis zu einer Stelle runterklettern, wo der Felsen ein kleines bißchen ausgehöhlt war. Wenn wir dahinwollten, sagten wir jetzt immer, daß wir zu unserer Höhle gehen.

      Wir zeigten auch Volker und Kalli unsere Höhle. Kalli sagte, wenn wir eine Höhle haben wollten, müßten wir sie hier in den Felsen schlagen. Dafür brauchten wir aber Werkzeug. Von zuhause holte Kalli einen Hammer und lange Nägel. Damit kloppten wir Stücke aus der Höhlenwand, zu viert nebeneinander. Wenn die Höhle groß genug wäre, könnte man sich da ein Versteck anlegen wie das Häschen in der Grube.

      Vor dem Mittagessen mußte ich die Hände vorzeigen. »Jetzt andere Seite!«

      Gulasch, Kartoffeln und Bohnen oder Bratwurst, Kartoffeln und Erbsen oder Milchreis mit Dosenpfirsich. »Schmatz nicht so!« sagte Papa. »Und nimm die Knochen vom Tisch!« Wenn mir was von der Gabel fiel, verdrehte Papa die Augen.

      Ich saß rechts neben Volker, und weil ich Linkshänder war, kamen wir uns immer mit den Ellbogen ins Gehege, bis wir ein für allemal umgesetzt wurden, Volker nach rechts und ich nach links, damit wir uns nicht mehr benahmen wie die Botokuden.

      Den Eßtisch hatte Papa selbst gebaut. Ein schwarzes Metallgestänge, zusammengeschweißt, und obendrauf eine weiße Schleiflackplatte, groß genug für sechs Leute. Da hätten auch acht Leute drangepaßt.

      Wiebke sabberte in ihr Lätzchen. Ich selbst durfte schon eine Serviette benutzen.

      Nachtisch gab es erst, wenn der Teller leer war. Auch die letzten Soßenreste mußten weg sein. Papa prampte da bei sich mit der Gabel immer eine Kartoffel rein. Ich versuchte das auch, aber so blank wie Papas Teller wurde meiner nie. Einfacher wäre es gewesen, den Teller abzulecken, aber das war verboten.

      Quarkspeise mochte ich am liebsten und am zweitliebsten Vanillepudding. Wenn Mama fragte, wie es schmecke, sagte Papa: »Wie Zement.«

      Stracks aßen früher als wir. Wenn wir uns gesegnete Mahlzeit wünschten, turnte Uwe oft schon wieder im Kletterbaum rum, und ich löffelte eilig meinen Nachtischteller aus.

      »Erster!«

      Vor dem Aufstehen wurde nochmal gebetet: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte wäret ewiglich. Amen.

      Im Wäldchen brachen Uwe und ich uns Speere ab, um Karnickel zu jagen. Ein Karnickelloch hatten wir schon gefunden, und wir legten uns auf die Lauer. Als wir keine Lust mehr hatten, auf Karnickel zu warten, schleuderten wir die Speere in die Schlucht. Ich kriegte einen Splitter in die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger und lief nachhause. Mama zog mir den Splitter mit der Küchenpinzette raus, machte die Stelle mit Wasser und Seife sauber und streute ein Puder drauf, das brannte.

      »Hab dich nicht so.«

      Auf der Müllkippe hatte jemand eine große Ladung Schalen mit Fleischsalat abgeladen. Die durchsichtigen Deckel konnte man abmachen. Mit den Fingern holten Uwe und ich die Fleischwurststückchen raus und aßen sie auf, bis wir genug davon hatten. Auf die restlichen Schalen ließen wir große Steine fallen, damit es spritzte.

      Auf dem Nachhauseweg wurde mir schlecht. Auch Uwe wurde schlecht. Ich mußte ins Klo brechen. Mama wischte mir mit Klopapier den Mund ab. Ich wollte nie wieder Fleischwurst essen. Ich wollte überhaupt nie wieder was essen.

      Mama brachte mich ins Bett und sagte, daß morgen früh alles wieder gut sein werde, aber als sie das Licht ausgemacht hatte, dachte ich an den Fleischsalat und mußte ins Bett brechen. »Herr des Himmels!« sagte Mama und ging wieder mit mir aufs Klo und steckte mir den Finger in den Hals, aber diesmal kam nicht mehr viel.

      Weil das Kinderzimmer so nach Gebrochenem roch, durfte Volker auf dem Wohnzimmersofa schlafen und ich auf einer Luftmatratze im Handarbeitszimmer.

      An einem heißen Sonntag fuhren Stracks an die Lahn zum Baden. Ich durfte mit. Im Auto saßen wir hinten zu fünft. Ein Fensterplatz war für mich reserviert, weil ich nach Claudia das zweitälteste Kind war. Am anderen Fenster saß Claudia. Zwischen uns quetschten sich Uwe, Heinz und Kurt. Sie stritten und hauten sich, bis Herr Strack anhielt und Backpfeifen verteilte. Frau Strack, die vorne die brüllende Vera auf dem Schoß hatte, sagte, Volker und ich, wir seien doch bestimmt nicht solche Rotzlöffel.

      Um mich nicht nackt ausziehen zu müssen, hatte ich meine Badehose schon angezogen. Daß ich noch nicht schwimmen konnte, wollte Herr Strack nicht glauben, aber Uwe konnte auch noch nicht schwimmen.

      Da sitzt sie nun bei Wasserratzen, muß Wassernickels Glatze kratzen.

      Claudia sagte, daß ihr das Wasser zu kalt sei. Herr Strack hatte Haare auf der Brust und auf dem Rücken.

      Uwe sagte, sein Vater sei stärker als meiner, aber meiner war im Krieg gewesen und seiner nicht.

      Als ich Claudia ein Beinchen gestellt hatte, schnauzte Herr Strack mich so an, daß ich mir fast in die Hose machte.

      Im Ufergebüsch fanden Uwe und ich leere Colaflaschen und Zeitungspapier, mit dem sich jemand den Arsch abgewischt hatte.

      Wir sahen auch eine Libelle, die ganz blau war und in der Luft stillstand. Libellen würden nicht stechen, sagte Uwe, aber wir waren froh, als die Libelle weiterflog.

      Bevor wir zurückfahren konnten, mußten wir Heinz seine Brille suchen helfen.

      Mama saß am Eßtisch und klebte Fotos ein. Das hellblaue Zackenband aus der Schachtel mit den Fotoecken hing auf den Boden runter.

      Mein Album. Ich als Baby, in der Wanne, auf der Waage und wie ich die Flasche kriege. Auf dem Topf, im Laufstall, bei der Suche nach Ostereiern und vorm Weihnachtsbaum. Mein fünfter Geburtstag. Renate in ihrem Karokleid, und auf dem Wohnzimmertisch steht eine Flasche Bier.

      Die neuen Fotos hatte ich mir aufgespart bis zum Schluß. Die Wattwanderung und dann Gustav, Oma, Renate, Opa und ich in Hooksiel vor dem verschlossenen Strandkorb, der zu teuer gewesen war für Normalsterbliche wie uns.

      Wiebke hing in ihrer Schaukelhose, und Volker hatte den Jeep in der Mangel. Da ging das Licht nicht mehr an. Nebenan schimpfte Herr Strack, und man hörte Kurt heulen. Oder Heinz.

      Was hängt an der Wand, macht tick-tack, und wenn’s runterfällt, ist die Uhr kaputt?

      Mainzelmännchen kucken, Kaba mit Schmelzflocken trinken und Reklame raten: Erstmal entspannen, erstmal Picon. Bauknecht weiß, was Frauen wünschen. Hoffentlich Allianz versichert. Ei ei ei Verpoorten, Afri-Cola, der Gilb und die Kellergeister, die aus dem Kühlschrank getanzt kamen. Wiebke wollte immer nur den Bärenmarkebären sehen. Ich hatte Bärenmarke mal probiert, aber das schmeckte nicht.

      »Nimm deine Käsemauken da weg!« sagte Volker.

      Pistolen und Petticoats, Abenteuer im Wilden Westen, Bonanza und Rauchende Colts kuckte auch Uwe immer. Aber wenn wir Rauchende Colts spielten, wollten wir beide Marshall Matt Dillon СКАЧАТЬ