Название: Scheidung kann tödlich sein
Автор: Andrea Ross
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783967525403
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Am Donnerstag ging es Attila geringfügig besser, weil der Anwalt endlich in Sachen Uschi-Konter tätig geworden war. Ihre idiotische Anzeige wegen Verletzung der Unterhaltspflicht erschien jetzt noch abstruser, weil eine Ladung des Gerichts im Postfach seines Email-Accounts lag. Zwei Termine hatte der Richter anberaumt, einmal am 02.02. und einmal am 02.03. Einmal Scheidung und Unterhalt, einmal Sorgerechts-Entscheidung. Sofort bat Attila den Anwalt, dass er veranlassen möge, den Termin Anfang Februar streichen zu lassen. Was glaubten diese Herrschaften eigentlich, wie oft Attila hin und herfliegen konnte?
Außerdem hatte der Richter angeordnet, dass Attila sein Einkommen aus 2010 nachweisen müsse; nun gut, sollte er die frustrierende Berechnung erhalten und feststellen, dass Attila sich kein Gehalt ausgezahlt, sondern von seinem Gesellschafterkonto gelebt hatte, welches deswegen nun hoffnungslos überzogen war! Vorsichtshalber brachte Attila die auf dem spanischen Konto für gelagerten Gelder in Sicherheit, damit sie kein Gerichtsvollzieher einfrieren konnte. Denn wovon hätte er sonst die Steuern und seine Versicherungen zahlen sollen, die GmbH abwickeln? Da musste mein Konto nun einstweilen als Lagerplatz dienen. Dabei fühlte ich mich unwohl, auch wenn das legitim war.
Am schlimmsten für Attilas Psyche war aber der beigefügte Bericht des Verfahrenspflegers, der die Interessen der Kinder wahren sollte. Was er ganz offensichtlich nicht tat. Er berichtete nur, dass Uschi bereits eine stationäre Nervenkrankenhaus-Behandlung für Tochter Ronja in die Wege geleitet habe, außerdem eine Heimeinweisung für Solveig. Ronja bekomme immer wieder jähe Wutanfälle, bei denen sie die Mutter tätlich angreife und Bilder von den Wänden im Wohnzimmer reiße.
Die Kinder hätten sich im Übrigen alle nicht für einen dauerhaften Umzug nach Spanien ausgesprochen. Nebenbei erwähnte der Herr Verfahrenspfleger noch, der »Umgangssonntag« mit dem Vater sei nach Aussage der Kinder schon »in Ordnung« gewesen. Na ja, »schön« durfte er vermutlich auf gar keinen Fall gewesen sein!
Attila taten natürlich wieder die Kinder leid. Ich allerdings sagte mir, dass sie zu einem gewissen Grad selber schuld seien. Warum wollten diese Kinder lieber ins Heim oder sonst wohin, anstatt zu ihrem Vater zu ziehen? Mit fast 11 bzw. 13 Jahren war auch nicht davon auszugehen, dass sie die Tragweite ihrer Äußerungen, vom Entwicklungsstand her, nicht ermessen konnten. Attila hingegen war der Meinung, man hätte sie gar nicht gefragt, und wenn, dann unter den Argusaugen oder vielmehr -ohren ihrer missgünstigen Mutter. Schon möglich.
Ich verspürte absolut keine Lust, mich schon wieder in diese Thematik hineinzusteigern. Mir lag das letzte Mal noch im Magen, außerdem die »Vorfreude« auf das Ergebnis der Verhandlung. Womöglich reichte es dem Richter ja bereits mit Uschis Unfähigkeit und Attila könnte sehr schnell alle drei Kinder aufs Auge gedrückt bekommen.
Schon am nächsten Morgen ging es weiter. Ein ehemaliger Geschäftspartner, für den die GmbH vor Jahren einmal tätig gewesen war, rief Attila auf dem Handy an. Auch er hatte einen Fragebogen der Polizei erhalten, ob Attila bei dieser Firma arbeite. Jener Herr Schrenker faxte der Polizei umgehend die Antwort zurück, dass dies nicht der Fall sei. Erstens war dieser geschäftliche Auftrag schon vor Jahren beendet worden, zweitens war wiederum nicht Attila, sondern dessen Firma Auftragnehmer gewesen.
Nun war damit zu rechnen, dass Uschi wirklich jeden, an den sie sich irgendwie aus der geschäftlichen Vergangenheit erinnern konnte, anschreiben ließ und somit Attilas Ruf dort schädigte. Komisch! Daran, an all diese Firmennamen, konnte sie sich erinnern. Jedoch nicht an die Tatsache, dass niemals Attila als angestellte Person bei all diesen Firmen Arbeitnehmer gewesen war.
Sie selektierte. Zog an den Haaren alles herbei, was für uns ihrer Meinung nach als negativ gelten konnte. Ihre eigenen Verfehlungen, ihren Alkoholismus und ihre Unfähigkeit bei der Kindererziehung verbarg sie sogar vor sich selber.
Warum nur merkte das niemand?
Am darauffolgenden Wochenende zogen wir unsere privaten Sachen in die Residencial Ambra um; zum Glück besaßen wir nur noch sehr wenige Dinge, so dass alles in einen Kleintransporter passte. Die Bürosachen wollten wir erst zwei Wochen später hinüberbringen, weil wir uns vorher um einen neuen Festanschluss für Internet und Telefon kümmern mussten; beides war für einen Programmierer unabdingbar.
Es passte uns ganz gut in den Kram, dass die Firma, welche die Transporter vermietete, auch billige Gebrauchtmöbel verkaufte. Wir fanden ein Sofa für 130 Euro, das perfekt zur Fußbodenfarbe des Hauses passte und überdies gut erhalten war. Zu unserer Begeisterung fügte es sich perfekt in unser neues Wohnzimmer ein; ich besaß noch passende Kissen und sonstige Ambiente-Gegenstände aus Deutschland, um das Ganze wohnlich zu machen. Unser neues Wohnzimmer war nun mit orientalischem Flair eingerichtet, mit einfachsten Mitteln, aber durchaus wirkungsvoll. Hier in Spanien fand das private Leben ohnehin mehr draußen statt.
Nebenbei schrieb Attila mit Ronja E-Mails hin und her, denn Uschi sollte auf Vorschlag der Gutachterin einmal pro Woche ermöglichen, dass Ronja mit ihrem Vater auf diese Weise kommunizieren konnte. Dafür durfte sie ihr Handy nicht mehr benutzen, um Attila anzurufen. Noch erlaubte Uschi den Mailverkehr, jeden Samstag von 17 bis 18 Uhr. Marco sollte dann montags zu seinem Recht kommen. Ich war schon gespannt, wie lange das gut gehen würde. Besonders da ich registrierte, dass jedes Mal auch bei Attila die seelischen Wunden dabei wieder aufbrachen.
Gleich am Montag fuhren wir nach Torrevieja zum Steuerberater. Meine spanische Firma war endlich im Handelsregister, mit mir als Geschäftsführerin, eingetragen worden, auch wenn ich leider noch immer keine internationale Steuernummer erteilt erhielt. Wir besprachen Unmengen von Details, die mit unseren Firmen zusammenhingen. Insgesamt hatten wir dort zwei Stunden verbracht. Das war viel Zeit, die uns natürlich wieder zum Arbeiten fehlte.
Im Anschluss fragten wir bei unserer Bankfiliale nach, ob ich nun endlich mein Geschäftskonto fertig eingerichtet bekäme. Dort allerdings war ohne Termin nichts zu machen. Also war für Mittwoch noch einmal der gleiche Zeitverlust zu erwarten, es half alles nichts. Auch nach Alicante würden wir fahren müssen, um das Konto der Sa Nostra-Bank aufzulösen, welches der sogenannte Treuhänder First Plenty für meine Firma dummerweise in einer Filiale in Palma eröffnet hatte. Auch diese Bank brauchte den Nachweis, dass ich nun als Eigentümerin und Geschäftsführerin der Firma eingetragen war.
Das Chaos nahm kein Ende. Dienstag beschloss ich, im neuen Haus zu bleiben, um mal anständig sauber zu machen und meinen Wäscheberg abzutragen. Sechs Stunden schuftete ich und war hernach glücklich, alles erledigt zu haben. Als ich Attila in Los Leandros abholte, wo sich nach wie vor unser Büro befand, wartete ein Poststapel auf mich. Unter anderem lagen da gleich zwei Briefe der Autoversicherung, bei der Anns Fahrzeug versichert war; nach Monaten hatte Ann endlich unter Mithilfe von Theo das Auto umgemeldet. Jedenfalls glaubte ich das.
Den beiden Briefen war zu entnehmen, dass Ann am 7. Januar gleich zwei Unfälle am selben Tag gebaut hatte. Zuerst einen Auffahrunfall und danach hatte sie noch ein parkendes Auto angefahren. Es war im Schreiben vermerkt, dass ich nach wie vor als Versicherungsnehmerin geführt wurde, obwohl ich die Versicherung längst angeschrieben hatte und man mir zur Auskunft gab, dass ich vom Ausland aus überhaupt nicht Versicherungsnehmerin bleiben könne. Was also war nun wieder schiefgelaufen? Sicher war nur, dass das Fahrzeug eben nicht ordnungsgemäß auf meine Tochter versichert war. Daher erhielt ich die Unfallfragebögen. Super, noch eine Baustelle.
Das Ganze kostete mich einen Anruf bei meiner Mutter, ob die etwas Genaues wisse, und eine СКАЧАТЬ