Scheidung kann tödlich sein. Andrea Ross
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Название: Scheidung kann tödlich sein

Автор: Andrea Ross

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783967525403

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СКАЧАТЬ letzteres selbstverständlich für alle Beteiligten außer mir gelte. Denn ich konnte meine Beziehung im Fall von Solveigs Ankunft mutmaßlich vergessen. Attila hatte ich vorhin für diese Wahrscheinlichkeit einen Wert von 95 % genannt, und das war sicher nicht unrealistisch gedacht.

      Ich informierte Attila von diesem Brief, hatte den Entwurf auf seinen Rechner gelegt. Bat ihn, das Machwerk am nächsten Morgen durchzulesen und danach zu entscheiden, ob er ihn wirklich absenden wolle, wobei er mir anschließend keine Rechenschaft über die Gründe abzulegen brauche. Mehr könne ich für ihn und seine Tochter nicht mehr tun und ich wolle jetzt von dem ganzen Thema nichts mehr hören, weil ich psychisch nicht mehr belastbar sei. Was absolut den Tatsachen entsprach.

      Ich hatte mich schon wieder bei Gedanken ertappt, ob es nicht besser wäre, meinem Leben gleich ein Ende zu bereiten, als langsam und qualvoll seelisch draufzugehen, da sich ja offensichtlich nichts verbesserte, sondern alles immer noch schlimmer wurde. Diese dunkle Wolke namens Uschi würde sich weiterhin nicht verflüchtigen und schließlich würde sie das üble Spiel am Ende gewinnen, weil Attila die Leine, an der er hing, nach wie vor nicht durchtrennte.

      An Schlaf brauchte ich gar nicht zu denken, Panikattacken und übler Kummer verhinderten ihn vollständig.

      Am Morgen fragte Attila mich dann, ob ich das für IHN getan hätte. Sehr witzig! Nein, vermutlich war ich scharf auf das ganze Szenario und tat es für mich, dachte ich sarkastisch. Was glaubte er eigentlich? Wann immer ich ihn an diesem Tag sah, konnte ich mich nicht mit ihm befassen. Es tat zu weh.

      Auf dem Esstisch hatte ich den fertig verpackten Brief liegen sehen. Er beabsichtigte also, ihn tatsächlich abzuschicken. Damit hatte er offensichtlich seine Entscheidung getroffen. Für sie. Wie er das überhaupt machen wollte, einen unerzogenen, verdorbenen und überdies pubertierenden Teenager großzuziehen, während er täglich viele Stunden arbeiten musste, wo er seine Tochter überhaupt unterbringen wollte, wenn unser neues Haus schon jetzt aus allen Nähten platzte – keine Ahnung!

      Mehrfach versuchte Attila verzweifelt, mich aufzuheitern, mit mir wieder zu kommunizieren. Aber ich konnte das nicht, hatte auch keine Kraft zum Streiten mehr. Er rückte mit dem Ausdruck einer Email an, die er dem Jugendamt zu schicken gedachte. Nein, die wollte ich auch nicht durchlesen! Später erklärte mir Attila, ich würde seiner Ansicht nach völlig überreagieren und »einen auf depressiv machen«. Sollte er doch denken, was er wollte. Er verstand es scheinbar wirklich nicht, warum es mir so schlecht ging. In der Zwischenzeit telefonierte Attila mit dem Kunden Kurierdienstissimo in Neuenstein, weil er für diese Firma derzeit viel programmierte. Er hatte den Geschäftsführer am Telefon und weil das Gespräch über Skype lief, war es so laut, dass ich es zwangsläufig im ersten Stock mitbekam. Es war dem Anrufer ganz offensichtlich sehr unangenehm, Attila auf ein Schreiben anzusprechen, das er erhalten hatte.

      Die Polizei hatte nämlich diese Firma aufgefordert, über Attilas Arbeitsverhältnis und seinen Verdienst Auskunft zu geben. Attila war natürlich klar, dass dies eigentlich nur eines bedeuten konnte: seine liebe Frau hatte ihn wegen Verletzung der Unterhaltspflicht angezeigt, obwohl sie eigentlich sehr genau über seine bereits überprüfte Leistungsunfähigkeit informiert war.

      Dieses Miststück nahm hierbei billigend in Kauf, dass er bei seinen Kunden in Misskredit gebracht wurde. Ein Programmierer, gegen den die Polizei ermittelt? Wer traute so jemandem, erteilte ihm weitere Aufträge, verriet ihm Firmeninterna und Kennwörter? Uschi sägte also wieder einmal an dem Ast, auf dem sie selbst saß, wollte Attila die Firma kaputt machen. Oder nahm es billigend in Kauf, obwohl ihr eigentlich klar sein musste, dass Attila dann erst recht keinen Unterhalt würde leisten können: weder an sie noch an die Kinder.

      Damit war auch meine letzte Prophezeiung Wahrheit geworden: Uschi fing unverzüglich nach dem Eingang des Gutachtens zur Erziehungsfähigkeit, das mit Hängen und Würgen zu ihren Gunsten ausgegangen war, an, Attila finanziell zu ruinieren. Nach den Kindern, mit denen sie selbst nicht klarkam und die sie auch nicht gernhaben konnte, wollte sie Attila auch noch alles andere nehmen, vor allem sein neues Leben in Spanien.

      Gegen Abend sprach ich wieder mit Attila, denn man konnte sich nicht tagelang aus dem Weg gehen. Es war einfach nicht möglich, dazu saßen wir zu eng aufeinander. Er erzählte, dass er meinen Brief an Uschi nicht wegschicken werde; mir war allerdings bewusst, dass der Grund dafür in der Hauptsache Uschis neuer Angriff war, nicht etwa die Rettung meines Seelenlebens. Denn an das Jugendamt hatte er am gleichen Tag geschrieben, dass er mit einer Heimeinweisung Solveigs keinesfalls einverstanden sei, sondern vielmehr wolle, dass sie ihm überlassen werde. Ich hätte mich angeblich einverstanden erklärt, die Verantwortung für die Erziehung mitzutragen.

      Eigentlich war es ein Glück, dass ich weder die Kraft noch Lust hatte, neuerliche Diskussionen zu beginnen. Ich nahm es nur noch hin, das war auch schon egal. Er hatte die Formulierung, die in meinem Brief ausschließlich für Uschi gedacht war, so ausgelegt, als sei ich nun plötzlich mit einer Übersiedlung Solveigs einverstanden. Vergessen war meine deutliche Äußerung ihm selbst gegenüber, dass ich mit diesem Mädchen nicht mehr zusammenleben könne und wolle.

      Konnte oder wollte er nicht sehen, dass er mich nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit verlor, wenn sie herkam? Und dass ich diesen Teil der Geschichte Uschi nur nicht auf die Nase binden hatte wollen?

      Noch einmal versuchte ich ihm aufzuzeigen, was genau an seinem Verhalten mich so sehr verletzt hatte. Nun dachte er zumindest darüber nach und sah ein, dass er Uschi bei mir nicht mehr dauernd als »seine Frau« titulieren und auch noch bauchpinseln durfte. Ich verlangte klare Worte ihr gegenüber und auch, dass er derartige Anrufe nicht mehr entgegennehmen sollte. Diese Hexe musste endlich realisieren, dass er die Leine gekappt hatte, an der sie ihn nach wie vor festzuhalten trachtete. Dass ihre Versuche ins Leere gingen, sie ihn emotional nicht mehr erreichen konnte. Und er – er musste sie loslassen, sonst hatten wir keine Chance. Er schien das einzusehen und ich konnte nur hoffen, dass er sich an diese Vereinbarung halten würde. Sonst hätte ich keine Wahl mehr und würde gehen müssen, wohin auch immer. Meine Lage wäre in diesem Fall alles andere als rosig gewesen, denn auch ich war seit dem Umzug nach Spanien finanziell und darüber hinaus emotional von ihm abhängig.

      Am Freitagmorgen rief Uschi schon wieder an und wollte erfahren, ob Attila mit dem Jugendamt gesprochen habe. Er fragte sie, ob sie einverstanden wäre, wenn Solveig zu uns ziehe. »Nein, auf gar keinen Fall«, gab sie ihm zur Auskunft.

      Dann sprach er sie geradeheraus auf die Anzeige bei der Polizei an. Uschi gab zu, der Urheber gewesen zu sein. Begründung: nachdem Attila »dauernd in der Gegend herumfliegen« könne, außerdem in Spanien in einem Haus mit Pool lebe, hätte sie doch nachprüfen lassen müssen, ob er leistungsfähig sei.

      Sie verstand wohl nach wie vor nicht, dass geschäftliche Flüge zwecks Kundenbesuchs auf einem ganz anderen Blatt standen als private Vergnügungen, die wir uns absolut nicht leisteten. Und dass es hier in Südspanien eigentlich gar keine Häuser ohne Pool gibt, das wusste sie auch nicht. Der Neid auf unser vermeintlich so schönes Leben hatte sie völlig zerfressen. Allerdings hätte man schon mindestens ein Masochist sein müssen, um die derzeitigen Vorgänge wirklich »schön« zu finden!

      Was sie auch nicht realisierte, war der Umstand, dass das Gutachten zur Erziehungsfähigkeit für sie nicht wirklich gut ausgefallen war. Sie rieb Attila deshalb unter die Nase, dass er durch dieses Gutachten doch wohl seine Quittung erhalten habe. Entweder sie kapierte den Inhalt wirklich nicht, oder sie schaffte es, diesen vollständig zu ignorieren, erfand ihr Leben in der Fantasie neu und glaubte dann selber daran. Ist bei Alkoholikern nicht selten, man nennt dieses Phänomen im psychologischen Fachjargon »konfabulieren«.

      Über mich zog sie natürlich auch wieder her. Ich sei das Letzte, weil ich meine Kinder im Stich gelassen hätte. Nette Formulierung. Vom »Kaukasischen Kreidekreis« hat die selbstverständlich auch СКАЧАТЬ