Название: Scheidung kann tödlich sein
Автор: Andrea Ross
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783967525403
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Den Mittwochvormittag verbrachten wir in der Bankfiliale. Wir bezahlten unsere Steuern. So etwas funktionierte hier nach Auskunft des Steuerberaters kurioserweise ausschließlich persönlich am Bankschalter, weil man einen Nachweis darüber bereithalten muss; ein Überweisungsbeleg wird da angeblich nicht anerkannt. Danach eröffneten wir endlich die Geschäftskonten, nachdem nun unsere Firmen ordnungsgemäß im Handelsregister eingetragen waren.
Ich weiß auch nicht! Wir arbeiteten, regelten und bemühten uns und kamen trotzdem weder auf einen grünen Zweig, noch wusste irgendjemand unsere Bemühungen zu schätzen. Mit Ausnahme der netten Lektorin des Verlages, die meine Manuskripte mochte und rege E-Mails mit mir austauschte. Ich hoffte nur, dass ich wenigstens diesen Vertrag im März abschließen und so das erste Buch würde veröffentlichen können.
Am Abend rief mich Theo an und wollte wissen, was denn mit Anns Versicherung verkehrt gelaufen sei. Sie habe ihn von dem Schreiben an die Gesellschaft informiert, welches ich ihr per Mail hatte zukommen lassen. Ich erklärte ihm die Sachlage; er bekundete seine Ansicht, dass auch er vom Verhalten Anns nicht begeistert sei. Man könne nicht dauernd von seiner Mutter die Vorteile herausziehen und ihr andererseits die kalte Schulter zeigen. Das werde er ihr nochmals deutlich sagen, denn sie komme morgen sowieso bei ihm vorbei. Ich machte mir dennoch keine allzu großen Hoffnungen, dass sie auf mich in Frieden zukäme. Eine gewisse Sturheit hat sie nämlich durchaus von mir als charakterliches Erbe mitbekommen.
Hinsichtlich Attilas Gerichtstermins stand nun fest, dass am 2. März 2011 alles verhandelt werden sollte, nämlich die Unterhaltssache genauso wie das Sorgerecht für die Kinder. Damit war mir klar, dass sich an diesem einzigen Tag auch für mich verdammt viel entscheiden konnte. Werden wir alleine in Spanien weiterleben? Kann ich meine Bücher finanzieren, oder wären wir weiterhin der lückenlosen finanziellen Überwachung ausgesetzt, müssten für jede Investition Rede und Antwort stehen?
Ein Wendepunkt, so oder so! Ich war auch schon gespannt, ob Attila jetzt endlich geschieden werden würde. Selbst nach Uschis kranker Berechnung lebten die beiden nun schon seit fast zwei Jahren getrennt, tatsächlich waren es bereits mehr als drei.
Nach Bewältigung dieser Hürde, also nach unserer Rückkehr aus Deutschland, kam der nächste, auch nicht ausschließlich angenehme Event auf uns zu. Fritz und Mike von Kurier-Netz planten ihren Besuch für Mitte oder Ende März bei uns; sie würden uns mehrere Tage lang über die Schulter sehen und herausfinden, wie wir arbeiteten. Gleichzeitig sollten wir auch ermöglichen, dass Mikes Schwager in die Geheimnisse von Attilas Programmiererei eingearbeitet wird. Angeblich zur Sicherheit, falls wir ausfallen sollten (also wir beide und Michl).
Ich konnte nur hoffen, dass das wirklich der einzige Grund war. Nicht, dass am Ende vielmehr bereits geplant wurde, den Schwager nach seiner Einarbeitung als Ersatz für einen von uns im Unternehmen zu platzieren, sobald der die notwendigen Kenntnisse über das System erlangt hätte. Etwa um Kosten zu sparen oder das ins Programm investierte Geld zukünftig in der eigenen Familie zu halten.
Dieser Besuch bedeutete, dass sich in unserem neuen kleinen 10 qm-Büro den ganzen Tag lang insgesamt sechs Mann aufhalten würden, denn auch Michl wollte aus Deutschland anreisen und würde in dieser Zeit auch bei uns wohnen. Mindestens eine Woche lang. Da war ich echt gespannt, wie das wohl funktionieren sollte.
Attila schaffte für die Firma noch einen Extra-Rechner und 3 Monitore an, auch damit die Herrschaften sehen konnten, dass ihre Server ständig genauestens überwacht wurden. Klar, das erleichterte auch Attila künftig die Arbeit, weil man nicht ständig auf dem Bildschirm hin und herschalten musste. Hoffentlich würde ihm dieser teure Aufwand gedankt.
Für mich hatte das wieder einmal einen Nebeneffekt, der mir nicht so recht schmecken mochte. Seit über einem halben Jahr schon war ich Attila alle paar Wochen in den Ohren gelegen, dass ich gerne, wie vereinbart, den Job erlernen würde, für welchen ich über meine Firma bezahlt wurde. Immer hatte er abgelehnt, jeweils mit unterschiedlichen Begründungen. So hatte ich letzten Endes aufgegeben und mich stattdessen um das Schreiben meiner Bücher gekümmert.
Jetzt plötzlich erklärte mir Attila, er müsse mir eine Schnelleinweisung geben, bevor die Delegation anrücke. Damit die Auftraggeber sehen könnten, dass auch ich mich auskenne und kompetente Arbeit leiste. Klasse, im Schnellverfahren konnte ich jetzt vermutlich zusehen, dass ich mir all die Kenntnisse in Rekordzeit aneignete.
Ich kam mir schon ein wenig benutzt vor, sollte mich immer dem beugen, was Attila gerade einfiel. Über solche Punkte würde ich wohl noch eine sehr unerfreuliche Diskussion mit ihm führen müssen, sonst ginge das wohl endlos so weiter. Nur lieber nicht gleich, denn momentan hatte Attila mit der Information der Telefongesellschaft zu kämpfen, die ihm eröffnet hatte, dass in unserer neuen Wohngegend noch keine DSL-Leitung liege und daher nur ein analoger Internetanschluss mit Modem-Geschwindigkeit möglich sei. Das versalzte ihm die Freude an unserem neuen Büro erheblich.
Nach einer längeren Such-Odyssee hatten wir wenigstens eine Lösung für dieses Problem gefunden. In Form eines kompetenten Computerladens sowie einer gleich daneben angesiedelten Firma, welche Richtfunk-Internetverbindungen anbot, die eine einigermaßen ordentliche Geschwindigkeit garantierten. So war dann doch alles in die Wege geleitet, sichergestellt, dass wir endlich auch das Büro umziehen konnten. Ich mochte gar nicht daran denken, dass die neue Adresse im Einwohneramt, im Handelsregister und wer weiß wo noch registriert werden musste. Das roch nach langen Wartezeiten in allen möglichen Ämtern.
Am Samstag klapperten wir die Baumärkte ab, um nach einer Satellitenschüssel und Baumaterial für die Teilüberdachung unseres Hinterhofes zu sehen. Attila baute mit einfachsten und vor allen Dingen preisgünstigsten Mitteln ein provisorisches Dach, unter dem wir Putzmittel, Leiter, Haushaltsgeräte und ähnliches unterstellen konnten, denn der Innenraum des Hauses bot hierfür keinerlei Möglichkeiten.
Danach hätte eigentlich die Stunde E-Mail-Verkehr mit Ronja stattgefunden, leider antwortete sie jedoch nicht auf Attilas Anfrage. Was war da nun wieder los? Hatte Uschi sie schon ins Nervenkrankenhaus eingeliefert oder welche Gründe waren ansonsten noch denkbar?
Natürlich hatte Uschi es nicht nötig, hierüber Auskunft zu geben. Ich persönlich glaubte, dass Uschi mit den Kindern nach Waldmünchen zur Kur gefahren war, denn das Jugendamt hatte beim letzten Telefonat mit Attila geäußert, diese sei für Ende Januar angesetzt. Falls meine Vermutung zutraf, dann würden auch die nächsten Wochen ohne Mailverkehr mit den Kindern verlaufen. Aber Attila hätte in diesem Fall wenigstens die Gewissheit, dass Dritte ein Auge auf die Kinder hätten, weswegen hoffentlich in diesen sechs Wochen nichts eskalieren könnte.
Den Sonntagnachmittag verbrachten wir damit, die letzten Kartons auszupacken. Attila musste außerdem ein paar Stunden lang für die IAS arbeiten. Es wurde kalt in Orihuela Costa, nachts ging die Temperatur bis auf 1 Grad herunter und am Tag erreichte sie in dieser Woche maximal 9 Grad. In Häusern ohne Heizungsanlage konnte sich das recht unangenehm anfühlen; so waren wir froh, uns wenigstens einen kleinen Heizstrahler angeschafft zu haben. Wenn man sich genau davorsetzte, kroch die Kälte nicht gar zu sehr in die Knochen.
Dann geschah das, was Attila schon länger befürchtet hatte: einer der 7 Jahre alten IAS-Server machte schlapp. Totalschaden. Somit war alles, was Attila an diesem Tag vorher gearbeitet hatte, für die Katz gewesen, die Datensätze verloren. Ich weiß nicht, ob das für andere Leute im selben Umfang gilt, doch bei uns war es traurige Wahrheit – irgendwas ist immer!
Am Montag ging es mit der Serie von Pleiten, Pech und Pannen unverzüglich weiter. Zuerst musste Attila feststellen, dass der Anwalt sich anscheinend nicht traute, den Antrag auf eine einstweilige Verfügung zu formulieren. Wegen der Erklärung, welche Uschi künftig daran hindern sollte, Attilas geschäftliche Aufträge weiterhin durch peinliche Polizeianfragen zu torpedieren.
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