Scheidung kann tödlich sein. Andrea Ross
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Название: Scheidung kann tödlich sein

Автор: Andrea Ross

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783967525403

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СКАЧАТЬ reservieren lassen, war aus unerfindlichen Gründen nicht verfügbar. So mussten wir notgedrungen einen anderen mieten, der natürlich teurer kam. Klasse! Im Kofferraum dieses Kombis wurde dann noch im Parkhaus der Rechner wieder ausgepackt, um nach einer Mail von Uschi zu sehen. Die jedoch war natürlich noch immer nicht angekommen. Attila wurde zunehmend sauer und unruhig. Der einzige Trost war, dass wir uns wirklich passgenau den einzigen Tag ausgesucht hatten, an welchem die Straßen ausnahmsweise einmal nicht glatt waren; somit verlief die Fahrt nach Bayreuth wenigstens unproblematisch.

      Dort angekommen, hatten wir noch ein paar Schreckminuten durchzustehen. Noch von Spanien aus hatte ich beim Inhaber der Pension ein Zimmer bestellt und angegeben, wir würden erst spät am Abend, wenn nicht sogar erst in der Nacht eintreffen. »Kein Problem«, hatte es geheißen, »wir haben eh Weihnachtsfeier.« Doch als wir dort ankamen, war alles dunkel und verrammelt.

      Toll! Und jetzt? Bei minus 11 Grad im Auto schlafen? Glücklicherweise konnten wir mit einem soeben heimkehrenden Bewohner der Pension schnell zur Türe hineinschlüpfen und uns auf die Suche nach dem Inhaber machen. Gerade noch, bevor dieser in sein Bett verschwand, erwischten wir den Kerl und erhielten den Schlüssel. Was haben wir aufgeatmet! Hatte der doch geglaubt, wir würden nicht mehr kommen. Dabei zeigte die Uhr erst 22.30. Muss wohl eine langweilige Weihnachtsfeier gewesen sein!

      Einen Trost hatte ich: Attila entspannte sich, denn nun war endlich Uschis Mail im Posteingang. Er könne Marco und Ronja um 9.30 Uhr abholen und habe sie bis 18 Uhr zurückzubringen. Von diesem Moment an war Attila wieder bester Laune, er behob sogar noch, abmachungsgemäß, den »Bug« in Fritz‘ Abrechnungsproblem. Aber erst, nachdem wir unsere knurrenden Mägen in einem noch geöffneten Schnellrestaurant aufgefüllt hatten.

      Am Sonntag würgten wir ein schnelles Frühstück in der Pension hinunter, damit wir pünktlich die Kinder abholen konnten.

      Seltsamerweise wurden Marco und Ronja nicht von Uschi, sondern von einer Nachbarin an Attila übergeben. Einer Nachbarin, über die Uschi seit Jahrzehnten schon mit üblen Äußerungen herzog und die sie niemals hatte leiden können. Der Zweck heiligte bei ihr wieder einmal die Mittel. Die Kinder hatten Geschenke für Attila gebastelt, er war sichtlich gerührt deswegen.

      Außerdem erzählten sie uns, dass jeder von den Dreien seinen Weihnachtsbaum schön geschmückt habe. Jeder seinen Weihnachtsbaum? Ich fragte nach und erfuhr, dass Uschi und Attila den Kindern schon vor Jahren anstelle des Familienweihnachtsbaumes im Wohnzimmer jedem einen kleinen Plastikbaum für sein Zimmer gekauft hatten, damit es keinen Streit gebe und jeder den eigenen Baum nach seinem Geschmack in den Lieblingsfarben herrichten könne. Tja! Ich hatte immer geglaubt, Weihnachten sei ein Fest der Versammlung, der Gemeinsamkeit. Weswegen man sich auch einmal einigen konnte, weil Frieden herrschen sollte und alle zusammen sind. Und ausgerechnet da hatte man der Bequemlichkeit willen und um Streit zu vermeiden zu solch einer abartigen Lösung gegriffen?

      Attila fand das heute noch gut und ich hielt lieber den Mund; ich machte mir aber so meine Gedanken darüber, warum die Kinder heute wohl so sind, wie sie sind. In diesem Moment taten sie mir leid. So jedenfalls ließ sich mühelos das Verhalten erklären, welches sie später an diesem Tag zeigten. Von den Eltern unterstützter Egoismus mit einer Prise Theatralik, die man unheimlich steigern konnte, falls nicht gleich einer darauf einging.

      Wegen der glatten Straßen hatten wir beschlossen, mit dem Zug nach Nürnberg zu fahren. Wir wollten einen Indoor-Kletterpark besuchen, in welchem wir während eines Besuchswochenendes schon einmal mit Marco alleine gewesen waren. Das Schneechaos zeitigte aber leider auch Auswirkungen auf den Zugfahrplan, und so standen wir am Bahnhof eine Dreiviertelstunde lang auf dem zugigen Bahnsteig. Wir hatten jetzt vier Kinder dabei, denn ich hatte Fredi und Axel abholen können. Axel hatte uns verschmitzt ebenfalls Geschenke überreicht; für jeden eines, und noch eines für uns beide zusammen.

      Die Letztgenannten rauften erst einmal fröhlich auf dem Bahnsteig vor sich hin, denn meine Söhne sahen sich seit meinem Umzug nach Spanien ja auch nur noch selten. Doch das war eigentlich mehr zum Spaß und nervte uns nicht weiter.

      Endlich kam der Regionalzug, und wir besetzten einen Viererplatz mit Tisch und einen Zweierplatz.

      Das ging nicht lange gut. Gleich am Anfang fingen Attilas Kinder in extremster Weise an, sich um die Rückwärtsfahr-Sitze zu streiten. Quengelnd, laut und provozierend. Lautstark und dramatisch wurden dem Vater die Gründe vorgetragen, warum wer wo sitzen durfte oder warum wer wo nicht. Hilflos und sanft versuchte Attila es auf der diplomatischen Schiene, was komplett misslang. Seine Vorschläge konnten und durften nur falsch sein, denn sonst hätte man das Spiel ja nicht fortsetzen können. Marco fing schon wieder an, vor sich hin zu greinen und den Märtyrer zu geben, während Ronja in leichte Hysterie verfiel. Mein Axel versuchte zu schlichten und die beiden abzulenken.

      Ich nahm jetzt Attila beiseite und verklickerte ihm, dass er ein Machtwort sprechen müsse, nicht wieder darauf eingehen solle! Aber das konnte er nun mal nicht. Ich erntete bewundernde Blicke der fremden Leute in diesem Abteil, als ich halblaut anmerkte, dass Nerv tötende Kinder eigentlich aus dem Fenster gehängt gehören, anstatt noch verbal gestreichelt zu werden. Attila jedoch schien schon wieder sichtlich nervös zu sein, hatte Angst, es sich bei den Kindern zu verscherzen.

      Aber musste man sich solches Verhalten von diesen Gören gefallen lassen, die genau das ausnutzten? Nein, ich denke nicht! Ich wartete eigentlich bloß noch darauf, dass auch hier die bewährte »Weihnachtsbaum-Methode« angewendet würde. So in die Richtung: jedem Kind seinen eigenen Waggon, damit es keinen Streit gibt. Vielleicht hätte man ihnen stattdessen einmal deutlich sagen müssen, dass man bald keinen Wert auf eine Abholung mehr lege, wenn sie das unbedingt provozieren möchten. Dann wäre bestimmt schnell Ruhe gewesen.

      Mein Fredi blieb von alledem völlig unberührt. Der schmiegte sich an mich, als wolle er seine Seele auftanken. Legte sein Köpfchen an meine Brust und erzählte mir aus seinem kleinen Leben. Ich drückte ihn die ganze Fahrt über an mich, sagte ihm wieder einmal, dass ich ihn ganz arg liebhabe, aber dennoch wieder nach Spanien müsse, weil ich dort arbeite. Das verstand er und meinte, dann müssten wir unser Zusammensein halt jetzt genießen. Da stimmte ich meinem Jüngsten gerne zu.

      In Nürnberg herrschte ekliges Schneematsch-Wetter. Zu sechst passten wir in kein handelsübliches Taxi, daher mussten wir ein Familientaxi anfordern. Die vier Kinder hatten nun Spaß miteinander, das war zunächst einmal auch im Freizeitpark so. Axel und Fredi erfreuten sich sehr an der Softball-Kanone, später fuhren alle mit den schnittigen Tretautos herum.

      Ganz ohne Zwischenfälle ging es aber dennoch nicht. Stellenweise saß Ronja still in der Ecke und wirkte stinkig; warum, das wusste niemand. Und der weinerliche Marco konnte nicht verkraften, dass nicht in genau dem Moment, in welchem er es sich wünschte, ein Tretauto für ihn frei war. Er heulte dann wieder vor sich hin und bemitleidete sich lautstark selber.

      Erneut dieselbe Verhaltensschiene!

      Im Großen und Ganzen war der Tag aber trotzdem nett gewesen. Meine Buben hatten sich auch sehr gefreut, mich einmal wiederzuhaben. Als Attila die Kinder zurück in die Altstadt brachte, war weiterhin keine Uschi da, die sie in Empfang genommen hätte; diesmal wurde Heike, die Schwester der Delia Stohrer von Uschi beauftragt. Ich fragte mich wieder einmal, warum diese ganzen Leute sich derart vor ihren Wagen spannen ließen und zu jedwedem Gefallen bereit waren. Wer weiß, was für Horrorgeschichten sie denen über Attila erzählte!

      Am Montagmorgen nahm Attila seinen Augenarzt-Termin wahr. Wie ich es befürchtet hatte, waren die Augeninnendruck-Werte viel schlechter als bei den Voruntersuchungen. Das war wohl die Quittung für den extremen Stress und die sehr langen Arbeitszeiten am Bildschirm während der Serverumstellung der letzten Wochen. In der Innenstadt kauften wir dann noch ein paar Weihnachtsgeschenke ein, um anschließend wegen der Bilanzbesprechung hinüber zur Steuerberaterin zu fahren.

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