Der Kuss des Feindes. Titus Müller
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Название: Der Kuss des Feindes

Автор: Titus Müller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783961224111

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СКАЧАТЬ und streichelte die Gepardin. Obwohl sie warnend die Zähne bleckte, so sehr, dass sich die Haut an der Schnauze kräuselte, hörte er nicht auf. Arif nahm al-Qabihs Hand und hielt sie fest. »Lass das. Sie mag es nicht.«

      Al-Qabih schob schmollend die Lippe vor.

      Marwan sagte: »Ich war bei der großen Schlacht im Frühjahr dabei. Ich habe Feinde getötet. Du hast feige zu Hause gesessen. Jeder weiß das.«

      »Ich war krank«, sagte Arif.

      Die drei Zakariyyas lachten heiser. »Denkst du, das hat dir einer geglaubt?«

      »In Ordnung.« Arif reckte sich zu voller Größe auf. »Ich reite diese Nacht hin und komme mit einem Beweis zurück. Ihr werdet sehen, dass ich die Wahrheit sage. Ihr werdet euch entschuldigen und ein für alle Mal aufhören, die Ehre der Asads zu beleidigen.«

      Er suchte im Mondlicht die Hänge ab. Durchstreifte die Berglandschaft auf der Suche nach geheimen Pässen, Höhlen und Pfaden. Flächen, die keine Deckung boten, mied er. Wo immer es ging, hielt er sich im Schatten, immer auf der Hut vor den Troglodytenwächtern. Wieder und wieder kehrte er zu dem Felsen zurück, hinter dem er das Mondmädchen hatte verschwinden sehen, und schlich von dort aus in die nahe gelegenen Hügelzüge. Ergebnislos.

      Alles, was er fand, war ein Loch im Boden, halb verdeckt von einem Gebüsch und zu klein für einen Höhleneingang. Die Zweige des Gebüschs waren abgeknickt. Ihre Blätter waren noch nicht verwelkt, es konnte nicht lange her sein, dass die Zweige geknickt worden waren.

      Wenn er hineinkletterte, um nachzusehen, weckte er womöglich Schlangen, die im Loch schliefen. Niemand würde ihm dabei helfen, die Wunde auszuschneiden, wenn sie ihn bissen. Besser, er ging ins steinerne Labyrinth und nahm sich eine Tonscherbe aus einem der Häuser mit.

      Beim Abstieg stellte er sich vor, dass Vater ihn mit stolz funkelnden Augen ansah wie Utman. Dass er sich Abu Arif nannte und ihm vor den Männern die Hand auf die Schulter legte und sagte: »Mein Sohn.« Im ganzen Stamm würde man sich erzählen, dass er, Arif, die Christen aufgestöbert hatte, nach denen sie seit Monaten suchten.

      Er fasste sich an den Kragen und schüttelte das Hemd, um das Böse abzuwehren. Er zog den Augenachat hervor, den er an einem Lederband um den Hals trug, küsste ihn und murmelte: »Inshallah.« Gott allein wusste, wann man Izra’il sah, den Engel des Todes. Wenn es heute sein sollte, dann war es eben heute.

      Diesmal fürchtete er sich nicht vor dem Troglodytenhaus. Er klaubte eine Tonscherbe auf und kehrte zum Erdloch um. Jeden Strauch nutzte er zur Deckung, jeden Felsbrocken. Der Mond schien hell, er durfte nicht unvorsichtig werden.

      Mit angehaltenem Atem schnallte er sich das Schwert ab und legte es neben den Busch, der Schacht war zu eng, er würde darin stecken bleiben. Dann streckte er die Beine in das Loch. Er stützte sich mit den Armen auf dem Boden ab und ließ sich hinabsinken.

      Es ging tief hinunter, erst als er schon bis zur Brust im Erdreich verschwunden war, erreichten seine Füße festen Grund. So weit er es in der Enge vermochte, beugte er die Knie und rutschte Fingerbreit für Fingerbreit weiter, bis er auf dem Boden kauerte. Er lauschte. Keine Schlangen zischten. Sorgfältig tastete er die Wände ab. Da war ein Gang, der sich seitwärts in den Felsen grub. Arif kroch hinein. Erdklümpchen und Staub rieselten ihm ins Haar. Es ging wieder abwärts, er musste klettern. Dann kam ein zweiter Knick und der Gang verbreiterte sich plötzlich. Arif ließ ein Steinchen hinunterfallen. Er hörte den leisen Aufprall gleich danach. Also konnte es nicht allzu tief hinabgehen. Sorgfältig suchte er sich Felsspalten für seine Finger und ließ sich an den Armen herab. Bevor er sie ganz ausstrecken musste, berührten seine Füße den Grund.

      Eine Klinge legte sich an seine Gurgel. »Du hättest auf mich hören sollen«, zischte jemand.

      Das Blut in seinen Adern stockte.

      »Ihr könnt es einfach nicht lassen, ihr Araber. Was wollt ihr mit den Dingen, die euch nicht gehören?«

      »Ich will nichts stehlen«, sagte er.

      »Ach ja? Und warum bist du dann hier?«

      Es musste die Mondfrau sein. Er sagte: »Aus Neugier.«

      »Du hast einen Lärm gemacht wie ein Trampel. Jetzt wird dich deine Neugier das Leben kosten.«

      Arif atmete vorsichtig ein. Wenn er eine falsche Bewegung machte, schlitzte ihm die scharfe Klinge die Kehle auf. »Man erzählt sich über euch, dass ihr …« Er stockte. Vom Schlangengift durfte er nicht sprechen. Es würde sie daran erinnern, dass Vater die Brunnen vergiften lassen hatte.

      »Was erzählt man sich?«

      »Ich habe gehört, ihr Troglodyten seid in der Lage, euch wie Dschinns unsichtbar zu machen«, log er.

      »Was sind Dschinns?«

      »Geister.«

      Sie nahm das Messer fort. »Du musst sterben.« Ihre Stimme zitterte, als sie das sagte. »Du hast einen Ort betreten, den du nicht betreten durftest.«

      Er drehte sich um. In der Finsternis konnte er nichts erkennen. Holte sie schon aus, um ihm mit dem Messer den letzten Stoß zu versetzen? »Savina, so heißt du, richtig? Ich bin zwar Araber, aber das ist kein Grund, mich zu töten. Viele hassen mich in meinem Stamm. Man hört nicht auf mich.«

      »Du lügst.«

      »Ich sage die Wahrheit! Und ich werde euch nicht verraten.«

      Savina schwieg. Schließlich verlangte sie: »Schwöre bei Gott, dass du diesen Ort an niemanden verrätst!«

      »Du glaubst an Gott?«

      »Was dachtest du denn? Ich bin Christin.«

      »Ich dachte, ihr Christen habt den Glauben an Allah aufgegeben.«

      »Allah nennt ihr ihn? Wir nennen ihn Gott. Und wir beten täglich zu ihm.« Sie packte seinen Arm. »Schwöre bei Allah!«

      »Ich schwöre bei Allah, dass ich euch nicht verraten werde.«

      »Gut. Ich kann dich trotzdem nicht gehen lassen. Aber ich verstecke dich, bis mir etwas einfällt. Die Wächter dürfen dich auf keinen Fall sehen, sonst bist du schneller tot, als du deinen Namen sagen kannst.« Sie ging in die Finsternis und zog ihn mit.

      Er flüsterte: »Könnt ihr im Dunkeln sehen?«

      »Ich war schon oft hier, das ist alles.«

      Er hörte ein Blöken. Es schien direkt aus dem Fels zu kommen. »Was war das?«, fragte er.

      »Ein Schaf, du Dummkopf. Wir haben Ställe.«

      »Ställe unter der Erde!«

      »Wir haben keine Wahl, ihr habt uns in die Tiefe vertrieben. Jetzt sind wir Gefangene unserer eigenen Stadt. Hier gibt es keine Bäume, keine Blumen, keine Vögel. Letzten Sommer habe ich noch auf der Wiese – « Sie verharrte plötzlich und packte seinen Arm fester. »Still! Dort vorn sind Wächter.«

      Ein schwacher Schimmer erschien auf den Wänden.

      »Zieh deine Schuhe aus«, befahl sie.

      Er gehorchte. Der Felsboden rührte kalt СКАЧАТЬ