Tief eingeschneit. Louise Penny
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Название: Tief eingeschneit

Автор: Louise Penny

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Gamache

isbn: 9783311700852

isbn:

СКАЧАТЬ schlug es an irgendeiner Stelle auf und fing an zu lesen.

      »Längst tot und anderswo begraben,

      Hat meine Mutter über mich noch Macht.«

      »Darf ich mal sehen?« Gamache nahm das Buch und betrachtete den Umschlag. »Ich kenne die Dichterin. Persönlich. Ruth Zardo.« Er sah auf den Titel. Mir geht’s GUT.

      »Die aus dem kleinen Dorf, das dir so gut gefiel? Ist sie nicht eine deiner Lieblingsdichterinnen?«

      Gamache nickte und blätterte zur ersten Seite vor. »Das Buch habe ich noch nicht. Muss neu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Elle es gelesen hat.« Er sah auf das Veröffentlichungsjahr und bemerkte die Widmung: »Du stinkst, von Herzen, Ruth«.

      Gamache ging zum Telefon und wählte eine Nummer.

      »Spreche ich mit der Buchhandlung von Ogilvy? Ich wüsste gerne – ja, ich warte.« Er drehte seinen Kopf zu Reine-Marie und lächelte. Sie streifte sich Gummihandschuhe über und nahm eine kleine Holzschachtel, die sich auch in dem Karton befunden hatte. Es war eine ganz einfache, ziemlich abgenutzte Schachtel. Reine-Marie drehte sie um und entdeckte vier Buchstaben auf dem Boden.

      »Wie erklärst du dir das?«, fragte sie und zeigte sie Armand.

      B KLM

      »Lässt sie sich öffnen?«

      Vorsichtig hob sie den Deckel und schaute hinein, dabei wurde ihre Miene immer verwirrter.

      In der Schachtel waren lauter Buchstaben.

      »Willst du nicht – ja, hallo?« Er hob entschuldigend die Augenbrauen. »Ich rufe wegen Ruth Zardos neuestem Buch an. Ja, genau das. Viele Leute? Ich verstehe. Gut, ich danke Ihnen.« Er hängte ein. Reine-Marie hatte den Inhalt der Schachtel auf den Schreibtisch geleert und ordnete die Buchstaben zu kleinen Häufchen.

      Es waren fünf verschiedene. Bs, Cs, Ms, Ls und Ks.

      »Dieselben wie auf dem Boden, bis auf die Cs«, sagte sie. »Warum diese Buchstaben, und warum nur Großbuchstaben?«

      »Glaubst du, es hat etwas zu bedeuten, dass es nur Großbuchstaben sind?«, fragte Gamache.

      »Ich weiß nicht, aber bei den Schriften, mit denen ich in der Arbeit zu tun habe, ist es so, dass bei einem aus Großbuchstaben zusammengesetzten Begriff die einzelnen Buchstaben meistens ein Wort repräsentieren.«

      »Wie bei FBI oder CIA.«

      »Du kannst den Polizisten in dir einfach nicht verleugnen, aber genau das meinte ich. Mir geht’s GUT zum Beispiel«, sagte sie und deutete auf Ruths Buch, das auf dem Schreibtisch von Gamache lag. »Ich wette, das GUT steht für irgendetwas. Was haben die von der Buchhandlung gesagt?«

      »Ruth Zardo hat das Buch vor ein paar Tagen vorgestellt, im Ogilvy’s. Am zweiundzwanzigsten Dezember.«

      »Dem Tag, an dem Elle starb«, sagte Reine-Marie.

      Gamache nickte. Warum gab Ruth Zardo einer Obdachlosen ein Buch von sich und widmete es ihr »von Herzen«? Er kannte die alte Frau gut genug, um zu wissen, dass sie mit solchen Worten nicht hausieren ging. Er wollte gerade erneut zum Telefon greifen, als es klingelte.

      »Ja, allô? Gamache hier.«

      Schweigen am anderen Ende.

      »Bonjour?« Er versuchte es noch einmal.

      »Chief Inspector Gamache?«, fragte eine verunsicherte Stimme. »Ich hatte nicht erwartet, dass Sie selbst ans Telefon gehen.«

      »Ich bin ein vielseitiger Mann.« Er lachte entwaffnend. »Womit kann ich dienen?«

      »Mein Name ist Robert Lemieux. Ich bin der diensthabende Polizist vom Revier in Cowansville in den Eastern Townships.«

      »Ich erinnere mich. Wir haben uns während der Ermittlungen im Fall Jane Neal kennengelernt.«

      »Ja, Sir.«

      »Was kann ich für Sie tun, mein Junge?«

      »Es gab einen Mord hier.«

      Nachdem er sich die Eckdaten hatte durchgeben lassen, legte Gamache auf und sah seine Frau an. Sie saß ruhig und gefasst in ihrem Sessel.

      »Hast du deine langen Unterhosen?«, fragte sie.

      »Ja, Madame.« Er zog die oberste Schreibtischschublade auf und zeigte ihr einen Packen dunkelblaue Seide.

      »Bewahren dort nicht die meisten Polizisten ihre Waffe auf?«

      »Ich finde, eine lange Unterhose ist Schutz genug.«

      »Da bin ich aber froh.« Sie umarmte ihn. »Ich gehe jetzt besser, mein Schatz. Auf dich wartet Arbeit.«

      Von der Tür aus sah sie ihm zu, wie er seine Anrufe tätigte, mit dem Rücken zum Raum, vor sich die Skyline von Montréal. Sie kannte jede seiner Bewegungen in- und auswendig, sah die leicht gelockten Haare in seinem Nacken und musterte die starke Hand, die den Hörer gegen das Ohr hielt.

      Innerhalb von zwanzig Minuten war Armand Gamache auf dem Weg zum Tatort, seine rechte Hand Inspector Jean Guy Beauvoir saß am Steuer. Sie nahmen die Champlain-Brücke Richtung Autobahn für die anderthalbstündige Fahrt ins Herz der Eastern Townships.

      Gamache starrte ein paar Minuten aus dem Fenster, dann schlug er noch einmal das Buch auf und las das Gedicht zu Ende, dessen Anfang Reine-Marie ihm vorgelesen hatte.

      Wenn mein Tod uns scheidet,

      Dann sollen Vergeben und Vergebenes eins werden.

      Oder wird es, wie immer, zu spät sein?

      9

      »Ihr Name war Cecilia de Poitiers«, sagte Agent Robert Lemieux als Antwort auf Gamaches erste Frage. »Aber alle nannten sie CC. Das ist die Stelle, an der es passiert ist, Sir.« Lemieux versuchte, nicht allzu beflissen zu klingen. Andererseits wollte er auch nicht gleichgültig klingen. Er straffte die Schultern und bemühte sich darum, so auszusehen, als wüsste er, was er tat.

      »Hier?« Gamache beugte sich über den Schnee.

      »Ja, Sir.«

      »Woher wissen Sie das?«, fragte Jean Guy Beauvoir. »Hier sieht es doch überall gleich aus.«

      Das war tatsächlich so. Fußabdrücke im Schnee, so weit das Auge reichte. Genauso gut hätte die Santa-Claus-Parade über den Tatort marschiert sein können. Beauvoir zog sich seine schwarze Skimütze tiefer ins Gesicht und klappte die Ohrenschützer herunter. Diese Kopfbedeckung kam dem, was er unter kleidsam verstand, noch am nächsten und war einigermaßen warm. Jean Guy Beauvoir befand sich in einem ständigen Konflikt mit sich selbst, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, Sachen zu tragen, die seinen schlanken, athletischen Körper zur Geltung brachten, und dem Bedürfnis, sich dabei nicht seinen knackigen Hintern abzufrieren. Der Winter in Québec machte es einem praktisch unmöglich, gleichzeitig gut auszusehen und warm angezogen zu sein. Und Jean Guy Beauvoir legte ganz gewiss СКАЧАТЬ