Название: Butler Parker Box 9 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740954116
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»Daraus ließ sich folgern, daß der Mörder nur sehr wenig Zeit hatte, Clark zu ermorden«, sagte Parker. »Mein Abstand zu Clark betrug höchstens – zeitlich gesehen – eine Minute … Es fragt sich nur, ob Clark vor meinem Niederschlag oder später erstochen wurde.«
»Selbst wenn wir Ihre Ohnmacht mit drei bis vier Minuten ansetzen«, sagte Mike Rander, »dann war die Zeit für den Mörder immer noch recht knapp.«
»Sie reichte selbst für den Steward Often aus, der für fünf Minuten den Anrichteraum verlassen hatte«, sagte Butler Parker. »Sir, wir sollten uns ausführlich über Often unterhalten … Hoffentlich unterschätzt der Mann nicht die Gefahr, in der er sich befindet …«
»Hoffentlich«, sagte Mike Rander.
»Wir müssen etwas unternehmen, Sir.«
»Setzen wir uns doch in die Bar«, schlug Rander vor. »Ich verdurste förmlich in dieser Hitze …«
*
Da keiner der Schauspielers zu sehen war, mixte Mike Rander zwei scharfe Drinks, versah sie ausgiebig mit Eiswürfeln und schob Parker ein Glas in die Hand.
Es war überraschend, daß Parker sich bedienen ließ, eine Entweihung seiner Berufsauffassung, die er unter normalen Umständen nie zugelassen hätte. Auf der anderen Seite aber bedeutete dies, daß der Butler ein schweres Problem zu durchdenken hatte.
Mike Rander kannte Parker und beschränkte sich darauf, an seinem Glas zu nippen.
»Sir, ich glaube, wir müssen unsere Gedanken umgruppieren », sagte Parker. »Dreh- und Angelpunkt bleibt das uns bisher verborgene Mordmotiv … Wir kamen überein, daß ein gewöhnlicher Raub ausscheidet. Mir geht vor allen Dingen ein bestimmter Punkt nicht aus dem Gedächtnis. Warum stahl Clark Salz aus der Mannschaftskombüse, und warum drohte er dem Koch Chi-Fu, wenn er etwas davon sagen würde …?«
»Warum fragen Sie mich?« meinte Mike Rander lächelnd. »Wozu soll man hier an Bord schon Salz brauchen? Ich habe keine Ahnung. Wichtig muß es aber sein, denn umsonst drohte Clark ja nicht …!«
»Mein Instinkt sagt mir, sofern ich mich nicht täusche, daß dieses gestohlene Salz sehr wichtig war, oder ist.«
Rander schwieg und nippte an seinem Glas.
Parker hatte ausdruckslos in eine Ecke der Bar geschaut, plötzlich jedoch kam Leben in ihn. Er setzte das Glas mit dem scharfen Drink ruckartig an die Lippen und goß den Inhalt in sich hinein.
»Sir …«, sagte er dann aufstehend, »ich glaube, des Rätsels Lösung gefunden zu haben.«
»Ich wußte es«, sagte Mike Rander vertrauensvoll. »Es wurde ja auch langsam Zeit.«
»Das gestohlene Salz sollte einen anderen Stoff ersetzen. Ich erinnere Sie an einschlägige Fälle aus Ihrer Berufspraxis …«
»Donnerwetter, Parker«, sagte Mike Rander und sprang ebenfalls hoch. »Sie haben vollkommen recht.«
»Das gestohlene Salz sollte an die Stelle von Rauschgift gesetzt werden«, redete Parker weiter. »Das Mordmotiv kann nur Rauschgift sein … Danach hat man auch in Trotters Kabine gesucht.«
»Sollte Trotters Rauschgift geschmuggelt haben?« fragte Mike Rander überrascht.
»Ich würde die Frage anders formulieren«, antwortete Parker. »Abgesehen von den Gästen Stranders, wäre er der einzige Angestellte gewesen, der die Mittel hatte, um Rauschgift aufzukaufen.«
»Sehr richtig, aber das eröffnet uns ja völlig neue Perspektiven«, sagte Mike Rander. »Wegen einiger Gramm Gift wird der Mörder bestimmt nicht zwei Menschen umgebracht haben.«
»Ich denke, Sir, daß wir jetzt vorn im Rennen liegen«, sagte Butler Parker, »und wenn Sie es gestatten, würde ich gern heute abend während des Essens einen Bluff ausspielen.«
»Ich kann mir schon denken, wie dieser Bluff ausfallen wird«, meinte Rander. »Der Mörder wird langsam dazu kommen, Blut und Wasser zu schwitzen …«
*
Es war der zweite Abend auf See, den Butler Parker erlebte.
Steward Strings hatte gegongt. Stranders Gäste, die sich in ihren Kabinen erfrischt und umgezogen hatten, erschienen nacheinander im Salon, um das Abendessen einzunehmen.
Die Stimmung war gedrückt und unheilschwanger. Man stocherte lustlos in dem erstklassigen Essen herum. Wenige Worte nur wurden gewechselt, es war fast so, als getraue man sich nicht, laut zu reden.
Schauspieler Strollen raffte sich endlich auf, und begann mit sonorer Stimme und dezenter Gestik Anekdoten aus seiner Theaterzeit zu erzählen. Er merkte aber recht bald, daß man ihm kaum zuhörte. Die Pointen zündeten nicht recht.
Makler Vellers kümmerte sich sehr um Strander, aber der Schiffseigner war nicht in der Laune, um auf Vellers Worte einzugehen. Er hatte wohl das Gefühl, er müsse sich mit einem Mörder unterhalten. Liz Talbot und Walter B. Winchel, die beiden Leute vom Film, tranken eifrig, als müßten sie einen Kummer hinunterspülen.
Helen Grade schien in der Zwischenzeit geweint zu haben. Trotz aller Retuschen waren ihre Augen gerötet und die Lider geschwollen. Sie hatte wohl Streit mit Strander gehabt.
Kapitän Sanders sah wiederholt auf seine Uhr. Er wartete wohl nur auf den Moment, sich empfehlen zu können.
Mike Rander hingegen aß mit gutem Appetit, während Butler Parker einen völlig teilnahmslosen Eindruck machte.
Er wartete, bis die beiden Stewards das Geschirr abräumten. Strander hob als Gastgeber die Tafel auf, und die Gäste setzten sich in die Rauchnische, um einen Mokka oder einen Drink zu nehmen. Mike Rander wartete auf den Moment, wo sein Butler den geplanten Bluff ausspielen würde.
Vorerst blieb Parker aber stumm wie ein Fisch. Als wenig später Smalden, der Erste Offizier, im Salon erschien, um seinem Kapitän eine Meldung zu überreichen, nickte Rander dem Butler zu. Er hatte wohl nur auf Smalden noch gewartet.
Es war Winchel, der ihm die Einführung unbewußt abnahm.
»Ich will ja nicht neugierig sein«, meinte Winchel mit rauher Stimme. »Aber schließlich möchte man doch wissen, ob Sie bereits weitergekommen sind, meine Herren …«
»Wir haben es mit einem sehr schwierigen Fall zu tun«, erwiderte Mike Rander. »Uns sind eine Fülle von Anregungen zugetragen worden, die alle für sich mehr oder weniger aufschlußreich sind …«
»Kommen Sie uns mit Tatsachen«, sagte Winchel ruppig. »Schließlich stehen wir alle ja immer noch unter Mordverdacht.«
»Der Fall hat vor ganz kurzer Zeit eine entscheidende Wendung genommen«, übernahm der Butler die weiteren Antworten. »Wir kennen jetzt das Mordmotiv … Und durch die Aussage eines Mannes erfuhren wir auch …, aber das gehört ja wohl nicht in die Öffentlichkeit. Aber seien Sie versichert, daß der Fall bald gelöst sein wird … Sehen Sie, wir befinden uns jetzt an Bord einer Yacht. Der Mörder kann also nicht entkommen. Er ist unser Gefangener.«
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