Paris abseits der Pfade (Jumboband). Georg Renöckl
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Название: Paris abseits der Pfade (Jumboband)

Автор: Georg Renöckl

Издательство: Bookwire

Жанр: Путеводители

Серия:

isbn: 9783991002970

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СКАЧАТЬ Rue Doudeauville ist eine weitere afrikanische Lebensader des Viertels, in der sich zahlreiche Stoffhändler und Schneider niedergelassen haben. Die bunten Baumwollstoffe, die viele Auslagen komplett füllen, heißen „Wax“ und werden in den Niederlanden hergestellt: ein Erbe des Kolonialismus, als die niederländischen Kolonialherren Soldaten aus Afrika in ihren asiatischen Besitzungen kämpfen ließen, wo diese die Technik, gebatikte Stoffe mit Wachs wasserabweisend zu machen, kennen- und schätzen lernten. Die Stoffe verbreiteten sich in der Folge im subsaharischen Afrika, die Muster vervielfältigten sich – wer sie zu „lesen“ versteht, für den sprechen die Gewänder aus Wax einmal mehr, dann wieder weniger subtile Botschaften aus, vom Stolz auf erreichten Wohlstand bis zur Warnung an den untreuen Ehemann, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Ein Händler an der Ecke zur Rue Léon erklärt mir einige der Muster, doch schon bei der nächsten bunten Auslage habe ich sie wieder durcheinandergebracht. Die Rue Léon ist weit über das Viertel hinaus bekannt, am Eck zur Rue Doudeauville liegt die beliebte L´Omadis-Bar, und an Wochenenden gibt es ein paar Schritte entfernt, im freundlichen Bistro Les Trois Frères, gratis Gemüse-Couscous zu essen, Gäste bezahlen nur die Getränke – was für ein volles Haus, studentisches Publikum und gute Stimmung sorgt. Ich gehe in der Rue Doudeauville weiter bis zum Centre des Cultures d’Islam, einem Islamzentrum, das nicht nur über eine Moschee verfügt, sondern auch Ausstellungen zeigt, wie derzeit eine sehenswerte Fotoausstellung über die Hamams von Tunis. Im Shop im Erdgeschoß kann man schöne baumwollene Hamam-Tücher, Massageöle, Arganseifen und ähnliche Souvenirs aus Nordafrika mitnehmen.

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       Rue Doudeauville „Wax“

      Etwas weiter stadtauswärts, in der Rue Ordener, befindet sich das Café Lomi in einem schicken Neubau mit viel sichtbarem Stahl und Beton. Es weist eine hohe Laptop- und Hipsterbartdichte auf und gleicht an Nachmittagen einem Co-Working-Space für junge Kreative. Ohne Apple-Notebook fühlt man sich hier schnell als Außenseiter, der selbst geröstete Kaffee (der in der Brasserie weiter unten ins Triple-Malt-Bier kommt) und die Schokoladentarte sind aber trotzdem sehr gut, und eine kurze Pause kommt mir gerade recht. Beim Verlassen des Cafés fällt mein Blick auf eine Mauer voller Graffiti, ich folge ihr nach rechts, überquere die Nordbahn und lande in der Rue Marx-Dormoy beziehungsweise an der Place Paul-Éluard, einem weiteren Abschnitt des Königswegs, den ich vor lauter Afrika ein wenig aus den Augen verloren habe. Leila hat mir geraten, in dieser Gegend den Marché de l’Olive zu besuchen. Nach dem Platz geht es links in die Rue de l’Olive, vorbei an der hübschen Weinhandlung En Vrac, in der man auch gut essen kann. Der Markt lohnt tatsächlich einen Umweg: Man kann hier in etwa nachvollziehen, was im Hallenviertel – war ich dort wirklich erst heute Vormittag? – verloren ging, als man zwölf vergleichbare Hallen wegriss: Ein großzügiger, luftiger Rahmen für ein Einkaufserlebnis, wie es eben nur Paris zu inszenieren versteht, von karibischen und thailändischen Garküchen im Eingangsbereich bis zum typischen Marktangebot von Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst, Käse, Brot – alles verlockend, reichlich, schön präsentiert. Wie selbstverständlich gibt es bei der Markthalle eine hübsche kleine Buchhandlung, allerlei Schnellimbisse, Bäckereien und kleine Läden. Ich umrunde die Halle mit nun schon etwas müden Beinen, doch eine Besonderheit möchte ich noch besichtigen, die vor allem besonders an heißen Tagen für Spaziergänger interessant ist: Aus einem Brunnen im Square de la Madone, einem kleinen Park hinter dem Markt, sprudelt gratis Quellwasser aus über 700 Metern Tiefe. Bei hochsommerlichen Temperaturen füllen die Bewohner des Viertels sich ihre Wasserflaschen auf, heute ist niemand außer mir da – und ich gehe auch gleich wieder, da Regen einsetzt. Bei bernsteinfarbenem Bier und ein paar Knabbereien lasse ich in der schmuddelig-coolen Brasserie l’Olive den Tag Revue passieren, der so reich an Eindrücken war, dass das Prädikat „königlich“ gar nicht so vermessen klingt, wie ich das anfangs angesichts der so gar nicht eleganten Viertel, durch die mich der Weg geführt hat, vermutet habe. Nur ein paar Kilometer weiter nördlich von hier liegen die Könige und Königinnen Frankreichs in der Basilika von Saint-Denis begraben, jedenfalls das, was die Revolutionäre von ihnen übrig gelassen haben: Während der Terrorherrschaft wurden die Königsgräber geschändet, die teils erstaunlich gut erhaltenen Leichen aus den Stein- und Bleisärgen gerissen und in einer mit Kalk gefüllten Grube verscharrt. Dem unverwesten Leichnam Henri IV. wurde damals der Bart abgerissen – seither gibt es an mehreren Orten Frankreichs angeblich originale Barthaare des ermordeten Königs zu bestaunen. Erst nach Napoleons Sturz wurden die Gräber wieder instand gesetzt. Die Basilika hat zwar gehörig gelitten, ist aber nach wie vor besuchenswert – wenn man noch Energie dafür hat, was ich für mich heute verneinen kann. Statt zu den royalen Resten spaziere ich zurück in mein Zimmer in der Goutte d’Or.

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       Rue de Suez

      Orte zum Verweilen

       Au père fouettard:

      9 Rue Pierre Lescot, 75001 Paris. +33 1 42 33 74 17.

       La Fresque:

      100 Rue Rambuteau, 75001 Paris. +33 1 42 33 17 56.

       Au rocher de cancale:

      78 Rue Montorgueil, 75002 Paris. +33 1 42 33 50 29.

       www.aurocherdecancale.fr

       Les 2 au coin:

      7 Rue Notre Dame de la Bonne Nouvelle, 75002 Paris. +33 1 77 12 63 41.

       www.les2aucoin.fr

       Julien:

      16 Rue du Faubourg Saint-Denis, 75010 Paris. +33 1 47 70 12 06.

       www.julienparis.com

       Flo:

      7 Cour des Petites Écuries, 75010 Paris. +33 1 47 70 13 59.

       www.brasserieflo-paris.com

       Terminus Nord:

      23 Rue de Dunkerque, 75010 Paris. +33 1 42 85 05 15.

       Krishna Bhavan:

      24 Rue Cail, 75010 Paris. +33 1 43 29 87 93 oder +33 1 42 05 78 43.

       www.krishna-bhavan.com

       Les 3 frères:

      14 Rue Leon, 75018 Paris. +33 1 42 64 91 73.

       L’omadis bar:

      43 Rue Doudeauville, 75018 Paris. +33 1 42 23 27 23.

       Café Lomi:

      3ter Rue Marcadet, 75018 Paris. +33 9 80 39 56 24.

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