Tom Jones. Генри Филдинг
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Название: Tom Jones

Автор: Генри Филдинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012229

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СКАЧАТЬ in Elend und Verzweiflung hinabstürzen? Kann ich ein solch niederträchtiger Bösewicht sein? Wenn hier Mollys guter Geist zu siegen schien, so stürmte Sophiens Liebe zu ihm, welche jetzt nicht mehr zweifelhaft schien, von neuem auf sein Herz los und warf jedes ihr widerstehende Hindernis aus dem Wege. Endlich fiel es ihm ein, daß er vielleicht im stande sein könne, Molly auf andere Weise schadlos zu halten, wenn er ihr nämlich eine Summe Geldes gäbe. Uebrigens verzweifelte er fast daran, daß sie solche annehmen würde, wenn er sich der häufigen und feurigen Versicherungen erinnerte, die er von ihr erhalten hatte, daß die ganze Welt, gegen ihn auf die Wagschale gelegt, ihr seinen Verlust nicht ersetzen würde. Gleichwohl gaben ihm ihre außerordentliche Armut und ihre überschwengliche Eitelkeit (von der wir den Leser bereits so etwas im Vorbeigehen haben merken lassen) einige kleine Hoffnung, daß sie, ungeachtet aller ihrer belobten Zärtlichkeit, doch wohl mit der Zeit dahin gebracht werden könnte, sich mit einem Glücke zu begnügen, welches ihre Erwartung überstiege und ihrer Eitelkeit dadurch schmeichelte, daß sie über alle Ihresgleichen emporgesetzt würde. Er beschloß also, die erste beste Gelegenheit wahrzunehmen, ihr Vorschläge von dieser Art zu machen.

      Eines Tages sonach, als sein Arm so weit wieder geheilt war, daß er mit demselben in einer Binde ganz gemächlich gehen konnte, stahl er sich zu einer Zeit, da der Junker in seinen Jagdübungen begriffen war, aus dem Hause und ging seine Schöne zu besuchen. Ihre Mutter und Schwestern, die er beim Theetrinken fand, berichteten ihm anfangs, Molly sei nicht zu Hause; hernach aber sagte ihm die ältere Schwester mit einem boshaften Lächeln, sie läge im zweiten Stock in ihrem Bette. Tom ließ sich diese Situation seiner Geliebten gefallen und stieg augenblicks die Leiter hinauf, welche zu ihrem Schlafgemach führte. Als er aber an die oberste Sprosse gelangte, fand er zu seiner äußersten Verwunderung die Thüre verriegelt; auch konnte er einige Zeit lang von innen heraus keine Antwort erlangen, denn Molly, wie sie ihm hernach selbst sagte, lag im festen Schlafe.

      Die äußersten Grenzen von Gram und Freude bringen, wie man bemerkt hat, sehr ähnliche Wirkungen hervor, und, wenn eins von beiden uns unvermutet überrascht, kann es leicht solch eine gänzliche Verwirrung und Betäubung in uns hervorbringen, daß wir dadurch des Gebrauchs all unseres Sinnesvermögens beraubt werden. Man kann sich demnach nicht darüber wundern, daß der unerwartete Anblick des lieben Jones so heftig auf Mollys Gemüt wirkte, daß sie einige Minuten hindurch unvermögend war, die großen Entzückungen auszudrücken, welche sie, wie der Leser leicht voraussetzen wird, bei dieser Gelegenheit überströmten. Jones, seinerseits, war von der Gegenwart des geliebten Gegenstandes dergestalt eingenommen, oder gleichsam so bezaubert, daß er für eine Weile Sophien, und folglich den Hauptzweck seines Besuches, vergaß.

      Dieser kam ihm gleichwohl bald wieder in die Gedanken, und nachdem die ersten Entzückungen ihres Wiedersehens vorüber waren, fand er Mittel, die Unterredung allmählich auf die widerwärtigen Folgen zu leiten, welche ihre Liebe treffen müßten, wenn Herr Alwerth, der es ihm ausdrücklich verboten hätte, sie jemals wieder zu besuchen, die Entdeckung machte, daß sie ihren Umgang noch immer fortsetzten. Eine solche Entdeckung, welche er seiner Feinde wegen für unvermeidlich halten müßte, würde sein Verderben, und folglich auch das ihrige nach sich ziehen. Weil also ihr hartes Geschick es einmal so beschlossen hätte, daß sie sich trennen müßten, so riete er ihr, sich mit standhaftem Mute darein zu schicken, und schwur, er wolle Zeit seines Lebens keine Gelegenheit vorbeilassen, ihr die Aufrichtigkeit seiner Liebe zu beweisen, indem er auf eine Art für sie sorgen wolle, die ihre äußerste Erwartung oder selbst ihre Wünsche übertreffen sollte, sobald es nur in seinem Vermögen stände, wobei er noch schließlich hinzusetzte, daß sie bald irgend einen Mann finden könne, der sie heiraten und glücklicher machen könne, als sie es bei Fortsetzung eines tadelhaften Lebens mit ihm werden würde. Molly blieb ein paar Minuten im Stillschweigen vergraben; dann brach sie in eine Thränenflut aus und begann ihm mit folgenden Worten Vorwürfe zu machen: »So, ist das Ihre Liebe zu mich, mich nun so sitzen zu lass'n! nun sie mich geruiniert haben? Wie oft und manch'malen, wenn ich's Sie gesagt habe, daß die Mannsen falsch sind, und meeneedig, der ehne wie der andre, und uns satt werden, sobald sie nur ihren gottlosen Willen mit uns gehabt haben, wie manchmals hab'n Sie mir's nicht da zugeschworen, Sie wollten mich Ihr Lebstage nicht verlassen? und nun wollen Sie so ein'n abscheulicher, meeneediger Mensch werden? Was helfen mir alle Schätze dieser Welt ohne Ihnen! Nun Sie mir haben mein Herz gestollen, ja das hab'n – das hab'n Sie, wie können Sie mir wohl von ehnen andern Mann sagen? Ich kann keenen andern Mann lieben, als Ihnen, so lang ich lebe. All' andre Mannsen sind m'r nichts, nichts vor mich; wenn der größte adliche Herr im ganzen Lande morgen im Tage herkeeme und nach mir freite, ich wollt' ihm meine Gesellschaft nicht geben. Nee, nee! Ich hass' und verachte die Männer allmiteinander, aus Liebe zu Sie! –«

      Ihre leidenschaftliche Beredsamkeit war noch im besten Gange, als ein Zufall ihrer Zunge plötzlich Einhalt that, bevor solche noch die Hälfte ihrer Laufbahn durchrannt hatte. Das Zimmer, oder vielmehr das Dachkämmerlein, worin Molly lag, war eine Treppe, oder vielmehr Leiter hinauf, das heißt im obersten Stockwerk des Hauses, und hatte die zugespitzte Figur, welche dem großen Delta im griechischen Alphabet etwas ähnelte. Unsere Leser mögen sich davon vielleicht einen richtigeren Begriff machen können, wenn wir ihnen sagen, es war unmöglich, darin anderwärts als nur in der Mitte aufrecht zu stehen. Da es nun diesem Zimmer an der Bequemlichkeit eines Alkovens gebrach, so hatte Molly, diesen Mangel zu ersetzen, eine alte Haardecke an die Sparren des Hauses genagelt, zum Vorhange vor ein enges Räumchen, worin sie ihre besten Sachen, zum Exempel die Ueberreste von dem Schlenter, dessen wir vorhin erwähnt haben, einige Hauben und dergleichen Siebensachen mehr, die sie sich neulich angeschafft hatte, aufgehängt und vorm Staub in Sicherheit gebracht hatte. Dieser abgescherte Platz lag genau dem Fuße des Bettes gegenüber, und die Haardecke hing demselben wirklich so nahe, daß sie gewissermaßen den Abgang einer Bettgardine ersetzte. Ob nun Molly im Eifer der Wut diese Haardecke mit ihren Füßen wegstieß, oder ob Jones sie berührte, oder ob die Nägel von selbsten nachließen oder ausfielen, das weiß ich nicht gewiß! aber, als Molly die letzen Worte aussprach, welche oben aufgezeichnet stehen, riß die gottlose Haardecke von ihrer Befestigung los und entdeckte alles und jedes, was sie verborgen hatte; da dann, unter andern weiblichen Geräten, zum Vorschein kam (mit Scham schreibe ich's, und mit Betrübnis wird man's lesen) der Philosoph Quadrat in einer Positur (denn der Platz gestattete keineswegs, daß er auf seinen Füßen aufrecht stehen konnte), die sich nicht lächerlicher ersinnen läßt.

      Diese Positur, in welcher er stand, war wirklich der Stellung eines Soldaten nicht unähnlich, den man an Händen und Füßen krumm geschlossen hat, und vielleicht drückt sie das neuerlich in Kurs gekommene Wort so ziemlich richtig aus, welches ich mir also die Erlaubnis nehme zu gebrauchen, wenn ich sage: Seine Stellung war sehr geduckt. Auf seinem Kopfe hatte er eine von Mollys Nachthauben, und seine beiden großen Augen starrten, als der Haardecken-Vorhang fiel, gerade auf Jones, so daß, wenn die Idee von Philosophie zu dieser hier entdeckten Figur hinzukam, es wohl für jeden Zuschauer in der Welt sehr schwer gewesen sein möchte, sich des lautesten Gelächters zu enthalten.

      Ich zweifle nicht, der Leser wird hier ebenso erstaunt sein, als es Jones war, weil der Verdacht, welcher aus der Erscheinung dieses weisen und ernsthaften Mannes in solch einem Winkel entstehen muß, sich nicht mit dem Charakter zu reimen scheint, welchen er zweifelsohne bis daher in der Meinung eines jeden behauptet hatte.

      Aber, die Wahrheit zu bekennen, so ist diese Unverträglichkeit mehr eingebildet als wirklich. Philosophen haben so gut wie andere menschliche Geschöpfe Fleisch und Blut; so sublimiert und raffiniert ihre Theorie auch sein mag, so ist ihnen doch eine kleine praktische Schwachheit ebenso eigentümlich als andern Sterblichen. Eigentlich, wie wir bereits zu verstehen gegeben haben, liegt der Unterschied bloß in der Theorie und nicht in der Ausübung: denn, obgleich solche erhabene Männer viel besser und weiser denken, so handeln sie doch immer gerade wie andre Menschen. Sie wissen es sehr gut, wie man alle Lüste und Begierden dämpfen und beides, Schmerz und Vergnügen, verachten soll; und diese Wissenschaft gewährt ihnen manche sehr behagliche Kontemplation und ist leichtlich erworben; die Ausübung aber würde mühsam und beschwerlich sein, und daher lehrt sie dieselbe Weisheit die beschwerliche Ausübung vermeiden, welche sie die vorbesagte leichtere Theorie lehrt.

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