Название: Tom Jones
Автор: Генри Филдинг
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Große verfilmte Geschichten
isbn: 9783955012229
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Eines Tages begegnete sich dies junge Paar von ungefähr im Garten am Ende von zwei Gängen, welche beide auf den Kanal stießen, in welchem Jones ehemals fast ertrunken wäre, als er den Vogel wieder fangen wollte, den Sophie da verloren hatte.
Die letzte Zeit her hatte Sophie diese Gegend sehr fleißig besucht. Hier pflegte sie mit einer Mischung von Schmerz und Vergnügen über einen Zufall nachzudenken, der, so geringfügig er an und für sich selbst sein mochte, doch vermutlich den ersten Samen der Liebe ausgestreut hatte, die jetzt in ihrem Herzen zu solcher Reife gediehen war.
Hier also begegnete sich das junge Paar. Sie waren einander fast ganz nahe gekommen, ehe eines vom andern das geringste wahrgenommen hatte. Ein Zuschauer würde in beiden Gesichtern Zeichen genug von Verwirrung entdeckt haben. Sie fühlten aber selbst zu viel, um die geringste Beobachtung zu machen. Sobald als Jones sich ein wenig von seiner ersten Bestürzung erholt hatte, näherte er sich dem Fräulein mit den gewöhnlichen Begrüßungsformeln, welche sie auf eben die Art erwiderte, und ihre Unterredung begann ganz alltäglich über die Lieblichkeit und Schönheit des Morgens. Von da gingen sie über zu der Schönheit des Platzes, über welchen Jones in treffliche Lobsprüche ausbrach. Als sie an den Baum kamen, von dem er ehemals in den Kanal gepurzelt war, konnte Sophie nicht umhin, ihn an jenen Zufall zu erinnern, und sagte: »Ich sollte denken, Herr Jones, Sie müßten einen kleinen Schauder fühlen, wenn Sie das Wasser da sehen.« – »Ich versichre Ihnen, gnädiges Fräulein, die Betrübnis, die Sie über den Verlust Ihres kleinen Vogels fühlten, wird mir beständig der wichtigste Umstand in jener Begebenheit bleiben. Das arme kleine Tömchen! das ist der Ast, auf dem er saß. Wie konnte der kleine Narr so thöricht sein, aus dem Zustande der Seligkeit hinwegzufliegen, zu welchem ich die Ehre hatte ihm zu verhelfen? Sein Schicksal war eine gerechte Strafe für seine Undankbarkeit.« – »Auf mein Wort, Herr Jones,« sagte sie, »Ihre herzhafte Gefälligkeit hätte Ihnen um ein Haar ein ebenso hartes Schicksal zugezogen. Wirklich, das Andenken daran muß Ihnen rührend sein.« – »Wirklich, gnädiges Fräulein,« antwortete er, »wenn ich irgend Ursache habe, mich nicht mit Freuden daran zu erinnern, so ist's vielleicht deswegen, daß das Wasser nicht ein wenig tiefer war, wodurch ich manchem bittern Leiden entgangen wäre, welches mir das Schicksal noch scheint aufgehoben zu haben.« – »Pfui! Herr Jones,« erwiderte Sophie, »gewiß, das kann nicht Ihr Ernst sein! Diese affektierte Verachtung des Lebens ist bloß eine Aeußerung der Höflichkeit gegen mich. Sie möchten gerne die Verbindlichkeit verringern, die ich gegen Sie habe, daß Sie es zweimal für mich aufs Spiel setzten. Aber nehmen Sie sich fürs drittemal in acht!« Diese letzten Worte sagte sie mit einem unaussprechlich sanften Lächeln. Jones antwortete mit einem Seufzer: Er fürchte, die Warnung komme bereits zu spät. Und drauf, indem er sie zärtlich aber scharf ansah, sprach er: »O, gnädiges Fräulein Western, können Sie befehlen, daß ich leben soll? Können Sie, Sie mir so etwas Böses wünschen?« Sophie schlug hierbei die Augen zur Erde und antwortete mit einigem Stottern: »Gewiß, lieber Herr Jones, ich wünsche Ihnen nichts Böses!« – »O,« sagte Jones, »ich kenne Ihr himmlisches Gemüt zu gut. – Diese unendliche Güte, welche über alle Ihre übrigen Reize so weit erhaben ist.« – »Nein, lieber Jones,« antwortete sie, »da versteh' ich Sie nun nicht. – Ich kann nicht länger bleiben.« – »Ich – ich – ich will nicht verstanden sein,« rief er, »freilich unverständlich, man muß mich nicht verstehn, ich weiß selbst nicht, was ich sage. Da ich Sie hier so unerwartet antreffe – es hat mich aus aller Fassung gebracht. – Ums Himmels willen, verzeihen Sie mir es, wenn ich was gesagt habe, das Sie beleidigt – ich wollte das nicht – wahrhaftig, ich wollte lieber sterben – ja der bloße Gedanke könnte mich töten!« – »Sie setzen mich in Erstaunen,« antwortete sie, »wie können Sie sich's nur einbilden, etwas gesagt zu haben, das mich beleidige?« – »Furcht, gnädiges Fräulein,« sagte er, »kann leicht unsinnig machen! und keine Furcht in der Welt ist so groß als die, welche ich fühle, Ihnen etwas Unangenehmes zu sagen. Wie kann ich also reden? O, sehen Sie mich nicht so ernsthaft an! Ein zorniger Blick von Ihnen wird mich töten. – Ich habe nichts sagen wollen. – Zürnen Sie mit meinen Augen oder zürnen Sie mit dieser Schönheit? – O was hab' ich gesagt? Verzeihen Sie mir, wenn ich zu viel sagte. Mein Herz floß über. Ich habe gegen meine Liebe aufs äußerste angekämpft und habe gestrebt, ein Fieber zu verbergen, das mein Inwendiges verzehrt und nächstens, wie ich hoffe, es mir unmöglich machen wird, Sie jemals wieder zu beleidigen.«
Hier fing unser Jones an zu zittern und zu beben, als ob ihn ein Anfall von kaltem Fieber zusammengeschüttelt hätte. Sophie, die sich in nicht viel bessern Umständen, als er selbst, befand, antwortete mit folgenden Worten: »Herr Jones, ich will mich nicht stellen, als ob ich Sie mißverstände; ich habe Sie wirklich nur zu gut verstanden, aber, ums Himmels willen! wenn Sie mir nur ein wenig gut sind, so lassen Sie mich so bald als möglich nach Hause eilen. Ich wünsche nur, daß meine Füße im stande sein mögen, mich dahin zu tragen.«
Jones, der kaum im stande war selbst aufrecht zu stehen, bot ihr seinen Arm an, den sie so gefällig war anzunehmen, ihn aber dabei bat, er möchte ihr jetzt von der Sache kein Wort weiter erwähnen. Er versprach Gehorsam und bestand bloß darauf, sie möchte ihm ein Geständnis verzeihn, welches ihm die Liebe wider seinen Willen entrissen hätte. Diese Verzeihung, sagte sie, würde er durch sein künftiges Betragen zu erhalten wissen. Solchergestalt ging dies junge Paar zitternd und strauchelnd fort und der Liebhaber wagte es nicht einmal, die Hand seiner Geliebten zu drücken, ob sie gleich in der seinigen eingeschlossen lag.
Sophie begab sich unmittelbar in ihr Zimmer, woselbst sie Jungfer Honoria und Hirschhornwasser zu ihrem Beistand kommen ließ. Das einzige, was der zerrütteten Seele des armen Jones zur Hilfe kam, war eine unangenehme Neuigkeit, welche, da sie einen Auftritt von verschiedener Natur von demjenigen eröffnet, womit der Leser sich einige Zeit her unterhalten hat, wir ihm im nächsten Kapitel mitteilen wollen.
Siebentes Kapitel.
In welchem wir Herrn Alwerth auf einem Krankenlager finden.
Junker Western war in unsern Jones so verliebt geworden, daß er ihn sehr ungerne missen mochte, obgleich sein Arm schon längst geheilt war, und Jones, entweder wegen seiner Liebe zur Jagd, oder auch anderer Ursachen wegen, ließ sich ohne Schwierigkeit bereden, in seinem Hause zu bleiben, welches denn auch zuweilen ganze Tage hindurch geschah, ohne Herrn Alwerths Haus ein einzigsmal zu besuchen, ja, oder auch nur das geringste von dort zu hören.
Herr Alwerth befand sich seit einigen Tagen nicht wohl an einer Erkältung, welche von einem kleinen Fieber begleitet war. Diese kleine Unpäßlichkeit hatte er indessen nicht geachtet, wie es seine Gewohnheit bei allen Zufällen war, die ihn nicht das Bett zu hüten nötigten, oder ihm die Kräfte benahmen, seinen gewöhnlichen Beschäftigungen obzuliegen. Eine Gewohnheit, welche zu billigen oder zur Nachahmung zu empfehlen СКАЧАТЬ