Tom Jones. Генри Филдинг
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tom Jones - Генри Филдинг страница 54

Название: Tom Jones

Автор: Генри Филдинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012229

isbn:

СКАЧАТЬ zu zeigen willens sind, desto mehr herauszuheben.

      Die meisten Künstler wenden dies Geheimnis bei ihren Werken an, ob sie gleich die Theorie davon nicht alle sonderlich studiert haben mögen. Der Juwelier weiß, daß der feinste Brillant eine Folie verlangt, und der Maler erwirbt sich oft durch Kontrastierung seiner Figuren einen großen Beifall. Ein unter uns lebendes großes Genie wird diese Sache in ihr völliges Licht setzen. Ich kann diesem Manne freilich in keiner Klasse von gewöhnlichen Artisten seinen Rang anweisen, weil er ein Recht hat, einen Platz unter jenen zu behaupten, d.i.:

       Inventas qui vitam excoluere per artes.

      Welche durch erfundene Künste das Leben verschönern.

      Ich meine hier den Erfinder der höchstvortrefflichen Belustigung, genannt: Nikolinische Pantomimen.

      Dieses Schau- und Lustspiel besteht aus zwei Teilen, welche der Erfinder durch die Benennung Serioso und Comico unterscheidet. Der Serioso, oder Ernsthafte, brachte eine gewisse Anzahl von heidnischen Göttern und Helden auf den Schauplatz, welche die elendeste und langweiligste Gesellschaft ausmachten, in welche nur jemals ein Auditorium versetzt worden ist und (aber das war ein Geheimnis, um welches nur wenige wußten) ausdrücklich dazu bestimmt war, die Particomica, oder den komischen Teil des Lustspiels, zu kontrastieren und die lustigen Streiche des Harlekins um so willkommener zu machen.

      Dies hieß nun vielleicht mit so hohen Personagen nicht gar zu höflich umgehen. Aber der Kunstgriff war indessen doch schlau genug ersonnen und that seine Wirkung. Und dies wird noch deutlicher erhellen, wenn wir, anstatt ernsthaft und komisch die Worte langweilig und langweilig setzen: denn, das Komische war gewiß langweiliger als alles, was man bisher auf dem Theater gesehen hatte, und konnte nur von dem übermäßigen Grade von Langeweile, welcher durch das Ernsthafte herrschte, in etwas beleuchtet werden. So unerträglich ernsthaft waren in der That diese Götter und Helden, daß Arlechino (obgleich der deutsche Herr von etwas ähnlicher Tracht und etwas ähnlicherem Zauberschwerte keineswegs mit der italienischen oder französischen Familie verwandt ist, denn er führt mehr Ruhe und Stätigkeit in seinem Temperamente) auf der Bühne allemal willkommen war, weil er das Auditorium von noch schlechterer Gesellschaft erlöste.

      Einsichtsvolle Schriftsteller haben sich beständig dieser Kunst des Kontrapostierens mit großem Erfolge bedient. Es hat mich gewundert, daß Horaz über diese Kunst beim Homer sein Mißfallen bezeigt. Doch in der That widerspricht er sich selbst gleich in der nächsten Zeile:

       Indignor, quandoque bonus dormitat Homerus;

       Verum operi longo fas est obrepere somnum.

      Leid ist mir's, doch der treffliche Homer

      Nickt auch zuweilen; aber, daß der Schlaf

      Bei solchem langen Werk uns überschleiche,

      Ist in der Ordnung –

      Denn wir müssen das hier nicht so verstehen, wie es vielleicht einige verstanden haben, daß ein Autor wirklich einschlafe, derweil er sein Werk schreibt. Den Leser kann freilich so etwas leicht überfallen; wäre aber das Werk so lang, als irgend die längste Postille, so ist der Autor doch dabei viel zu behaglich beschäftigt, als daß ihn die geringste Schläfrigkeit anwandeln sollte. Er ist nach Popens Bemerkung

       Sleepless himself to give his readers Sleep.

      Schlaflos er selbst, um seinen Lesern Schlaf zu schaffen.

      Die reine Wahrheit zu sagen, so sind diese schlafeinladenden Stellen so viele künstlich eingeschobene ernsthafte Szenen, um die übrigen zu kontrastieren und lebendiger zu machen: und dies ist die wahre Meinung eines jüngstverstorbenen witzigen Schriftstellers, welcher dem Publikum sagte: es könne sich darauf verlassen, es stecke allemal eine Absicht dahinter, wenn er Langeweile mache.

      In diesem Lichte also, oder vielmehr in diesem dunkeln Schatten wünsche ich, daß der Leser diese Einleitungsversuche betrachten möge. Und wenn er, nach dieser Warnung immer noch der Meinung bleibt, daß er in andern Teilen dieser Geschichte genug Ernsthaftes finden könne, so mag er diese überschlagen, in welchen wir eingestandnermaßen langweilig sind, und geflissentlich die folgenden Bücher nur gleich beim zweiten Kapitel anfangen.

      In welchem Tom Jones, während der Zeit, daß er das Zimmer hütete, manchen freundschaftlichen Besuch erhält; nebst einigen feinen Tuschen im Gemälde der Leidenschaft der Liebe, welche unbewaffneten Augen kaum sichtbar sein möchten.

      Tom Jones empfing, während er das Bett und Zimmer hütete, manchen Besuch, ob ihm gleich einige davon nicht gar angenehm sein mochten. Herr Alwerth besuchte ihn fast täglich; allein, so viel Mitleiden er mit Toms Schmerzen hatte und so sehr er das wackere Betragen, wodurch er sich solche zugezogen, billigte, so dachte er dennoch, dies sei eine günstige Gelegenheit, ihn zu kalten Ueberlegungen seiner vorherigen unbesonnenen Aufführung zu bringen; daß also auf diesen Endzweck zielender heilsamer Rat zu keiner bequemern Zeit angebracht werden könne, als eben zu dieser, wo das Gemüt durch Schmerzen und Krankheit erweicht und durch Gefahr geängstet und seine Aufmerksamkeit nicht durch jene aufrührerischen Leidenschaften umnebelt wäre, welche den Menschen treiben, seinen Vergnügungen nachzujagen.

      Zur Zeit, oder zur Unzeit also (wie ein gewisser erhabener Schriftsteller dazu anzumahnen scheint), wenn der gute Mann mit dem Jünglinge allein war, besonders wenn der letztre sich völlig in Ruhe befand, nahm er Gelegenheit ihn an seine vormaligen Fehltritte zu erinnern; aber auf die sanfteste und zärtlichste Weise, und bloß, um seinen Warnungen auf die Zukunft, die er ihm so väterlich erteilte, Eingang zu verschaffen. Von welcher zukünftigen Aufführung allein, wie er ihn versicherte, seine eigne Glückseligkeit und die Güte abhängen würde, welche er noch von seinem Pflegevater zu erhalten sich versprechen dürfe, wofern er sich in Zukunft dessen guter Meinung nicht ganz und gar verlustig machte. Denn, was das Vergangne anbeträfe, sagt' er, so sollte das völlig vergessen und vergeben sein. Deswegen also riet er ihm, von dem gegenwärtigen Zufalle den besten Gebrauch zu machen, damit solcher, als eine Heimsuchung, zu seinem eigenen Besten ausschlagen möge.

      Schwöger war gleichfalls nicht zu saumselig in seinen Besuchen und auch er betrachtete ein Krankenlager als einen schicklichen Ort zu Bußpredigten. Sein Stil war indessen etwas eindringlicher und bitterer, als der Stil des Herrn Alwerth. Er schärfte seinem Zöglinge ein: er müsse sein zerbrochnes Glied als eine Züchtigung des Höchsten, wegen seiner Missethat ansehen: deshalben würde es seine Pflicht sein, sich täglich auf seine Kniee zu werfen und dem Himmel zu danken, daß er nur seinen Arm und nicht den Hals gebrochen habe, welches letztre, wie er sagte, sehr wahrscheinlicherweise auf eine künftige und nicht weit entfernte Gelegenheit verschoben sein möchte. Er für sein Teil, sagt' er, habe sich oft gewundert, daß ihn nicht schon längst ein Zorngericht des Himmels betroffen habe; allein aus dem Gegenwärtigen könne man schon ersehen, daß Gottes Rache zwar langsam aber doch gewiß den Sünder erreiche. Daher warnte er ihn dann gleichfalls mit eben solcher Gewißheit, die weit größern Uebel zu erwarten, welche ihm noch bevorstünden und die ihn ebenso sicher, wie ein Dieb in der Nacht, in seinem unbekehrten Zustande überraschen würden. »Diese können nur,« sagt' er, »durch eine so völlige und aufrichtige Reue und Buße abgewendet werden, welche man von einem so gottvergessenen Jüngling weder erwarten, noch hoffen kann, dessen Herz, wie ich fürchte, völlig verderbt ist. Meine Pflicht indessen ist, Sie zur Buße und Besserung zu ermahnen, ob ich gleich nur zu sehr überzeugt bin, daß alles Vermahnen vergebens und fruchtlos sein wird. Aber meinetwegen! Liberavi animam meam. Ich kann mir in meinem СКАЧАТЬ