Название: Die Verborgene Harmonie
Автор: Osho
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
Серия: Edition Osho
isbn: 9783942502863
isbn:
6.
Ständig ist in diesem Buch von Gott die Rede, aber dann, in einem der letzten Kapitel steht: „Ein Mensch, der richtig im Kopf ist, braucht keinen Gott … Ihr wollt nicht frei sein, ihr wollt lieber Sklaven sein und darum erfindet ihr Gott … Wenn du ohne Gott lebst, dann wirst du zu Gott, wirst Du göttlich.“
Ist das ein Widerspruch? Oberflächlich gesehen: ja! Widersprüche gibt es oft im Werk und im Denken Oshos. Die Massenpresse, die Flachdenker, die im „Spiegel“ und im „Stern“ schreiben, haben ihm das angekreidet. Osho selbst sagt: „An der Oberfläche kommt es euch manchmal so vor, dass ich mir widerspreche, aber wenn ihr nicht nur auf meine Worte hört, sondern auf mich, werdet ihr keine Widersprüche finden.“ Immer wieder lehrt er uns, dialektisch zu denken: Der Tag und die Nacht. Das Licht und das Dunkel. Die Liebe und der Hass – im Sinne Heraklits. Zusätzlich aber besitzt Osho noch etwas, was kaum einer der großen Denker und spirituellen Weisen der Menschheit besitzt: Humor.
Zum Beispiel: „Dialektik ist heterosexuell, Rationalität homosexuell.“ Das trifft nicht nur, das ist auch zum Lachen. Oder: „Wissenschaft ist Erkenntnis minus Selbsterkenntnis.“ So prägnant formulieren in der spirituellen Welt allenfalls noch die großen Zen-Meister. Nicht umsonst erzählt Osho so viele Witze und Schwänke von Nasrudin, dem vielgeliebten Schelm, dem Till Eulenspiegel der Sufis. Osho will, dass gelacht wird. Und er sorgt dafür, dass gelacht werden kann. Sogar in einem Buch über Heraklit.
Osho: „Ich antworte nicht auf die Frage, ich antworte dem Fragenden.“ Oder: „Was ich auch sage – auch das Gegenteil davon ist wahr. Denkt daran, denn wenn ihr das Gegenteil ausschließt, werdet ihr engstirnig und fanatisch.“ Und schließlich: „Alle Theorien sind falsch – absolut, kategorisch, meine eigenen eingeschlossen.“ Wer so denkt, muss in unserer auf Logik, Kausalität und Bestand fixierten Welt Feinde haben.
Osho: „Wenn die Mehrheit dich für einen Idioten hält, nur dann besteht die Wahrscheinlichkeit, dass du ein Weiser bist, andernfalls ist es ausgeschlossen.“ Und: „Wenn du keinen Feind hast, verschwindet alles Salz aus deinem Leben.“ Von hierher kommt das Schillernde des Oshobildes in der Öffentlichkeit. Osho hat seinen Spaß daran. Er genießt es, ja er fördert es. Er lacht darüber. Gelegentlich zitiert er Alan Watts, der über Gurdjieff geschrieben hat: „Er ist der heiligste Schurke, den ich je gekannt habe.“ Ich glaube, Osho wäre es lieb, wenn irgend jemand das über ihn sagte.
Also sage ich es hier: Osho ist der heiligste Schurke, den ich je gekannt habe.
Osho: „Ist es richtig, auf Kosten anderer ein Heiliger sein zu wollen? Nein, durchaus nicht. In einer besseren Welt wird der Heilige auch Sünder sein … Nach Gurdjieff lässt sich das alte Konzept vom Heiligen nicht mehr aufrecht erhalten. Gurdjieff markiert einen Wendepunkt … Bis zu ihm galt, dass ein Heiliger ein Heiliger sein muss. Er aber war beides – Heiliger und Sünder zugleich.“
Osho: „Für mich gibt es nur eine Religion, und diese Religion ist: die innere Stimme finden, den inneren Leitstern.“ Und aus dem Zusammenhang dieses Buches wird deutlich: Der innere Leitstern ist die Verborgene Harmonie, der Verborgene Gott, der Gott in uns. Höre auf Seine Stimme in Dir! Deshalb ist dieses Buch so wichtig.
Für mich ist es eines der schönsten, die Osho geschrieben – eigentlich ja gesprochen – hat.
Joachim Ernst Berendt
1. KAPITEL
DIE VERBORGENE HARMONIE
Die verborgene Harmonie
Ist besser
Als die offensichtliche.
Aus Zwietracht entsteht Eintracht,
Aus Missklang
Entsteht die höchste Harmonie.
Erst durch dauernden Wechsel
Kommen die Dinge zur Ruhe.
Die Menschen sehen nicht, dass alles,
Was sich widerspricht,
Dadurch mit sich in Einklang kommt.
Es liegt Harmonie im Widerstreit,
Das zeigen Bogen und Leier.
Der Name des Bogens ist Leben,
Aber sein Werk ist Tod.
Ich liebe Heraklit nicht erst in diesem Leben, sondern schon seit vielen Leben. Und Heraklit ist überhaupt der einzige Grieche, den ich je geliebt habe.
Heraklit ist wirklich großartig: Wäre er in Indien oder sonstwo in Asien geboren worden, wäre er als ein Buddha bekannt geworden. Aber in der griechischen Geschichte, in der griechischen Philosophie war er ein Fremder, ein Außenseiter. Für die Griechen war er kein Erleuchteter, sondern Heraklit der Obskure, Heraklit der Dunkle, Heraklit der Rätselhafte. Und Aristoteles sagte: „Im besten Fall ist er ein Dichter“ – aber selbst dieses Zugeständnis fiel ihm nicht leicht. So sagte er später in anderen Werken: „Heraklit muss irgendeinen Charakterfehler gehabt haben, irgendeinen biologischen Schaden; darum redet er auf so dunkle Weise, in lauter Paradoxien.“
Aristoteles glaubte, dass Heraklit etwas exzentrisch, ein bisschen verrückt sei – und Aristoteles gab für den ganzen Westen den Ton an. Hätte man Heraklit akzeptiert, dann wäre die gesamte Geschichte des Westens anders verlaufen. Aber er wurde überhaupt nicht verstanden. Er wurde mehr und mehr vom Hauptstrom des westlichen Denkens, der westlichen Weltanschauung abgedrängt. Heraklit war vom Schlag eines Gautam Buddha oder Laotse oder Basho. Der Boden Griechenlands war absolut ungeeignet für ihn. Im Osten dagegen wäre er zu einem großen Baum herangewachsen, hätte er Millionen helfen können, Millionen hätten durch ihn den Weg gefunden. Aber für die Griechen war er bloß fremdartig, exzentrisch, irgendwie ausländisch, nicht zugehörig: Er war nicht einer von ihnen. Darum wurde sein Name verschwiegen, in die Ecke geschoben; nach und nach vergaß man ihn. Als Heraklit geboren wurde, genau zu dieser Zeit, erreichte die Menschheit einen Höhepunkt, eine Zeit der Umwandlung. Es verhält sich mit der Menschheit genauso wie mit dem Individuum: Es gibt Augenblicke, wo sich alles verändert. Alle sieben Jahre verändert sich der Körper und das geht immer weiter so – wer siebzig Jahre lebt, dessen gesamtes biochemisches System verändert sich zehnmal. Und wenn man die Lücke zwischen diesen Phasen zu nutzen weiß – den Augenblick, wo sich der Körper verändert – dann ist es sehr leicht, in Meditation zu gehen.
Zum Beispiel: Mit vierzehn wird zum ersten Mal Sex bedeutsam. Der Körper erfährt eine biochemische Umwandlung und wenn man zu diesem Zeitpunkt zur Meditation hingeführt werden kann, ist es sehr leicht, den Einstieg zu finden. Der Körper ist noch nicht festgelegt, das alte Muster ist verschwunden und das neue soll erst entstehen. Es klafft eine Lücke. Im Alter von 21 Jahren ereignen sich wiederum tiefe Veränderungen, denn alle sieben Jahre erneuert sich der Körper vollständig: Alle alten Zellen werden abgestoßen und von neuen ersetzt. Dann geschieht das Gleiche im Alter von 35 Jahren und später dann wieder. Alle sieben Jahre erreicht der Körper den Punkt, wo das Alte verschwindet und das Neue fußfasst. Und es gibt jedes Mal eine Übergangszeit. Während dieser Übergangszeit gerät alles ins Schwimmen. Wenn du möchtest, dass eine neue Dimension in СКАЧАТЬ