Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte. Barbara Beck
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Название: Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte

Автор: Barbara Beck

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802437

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СКАЧАТЬ Regierungszeit, die bis heute längste Regentschaft in der britischen Geschichte. Das nach ihr benannte Viktorianische Zeitalter war geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung, imperialistischer Expansion und einem bürgerlich-strengen Moralprinzipien verpflichteten Gesellschaftsbild. Als konstitutionelle Monarchin herrschte sie fast über ein Viertel der Erde und ein Viertel der Weltbevölkerung.

      Am 24. Mai 1819 wurde Victoria Alexandrina im Londoner Kensington Palace als Tochter des Herzogs Edward von Kent und der Prinzessin Marie Louise Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld geboren. Zum Zeitpunkt ihrer Geburt stand die Prinzessin an fünfter Stelle in der britischen Thronfolge, und es schien eher unwahrscheinlich, dass sie zur Thronerbin avancieren würde. Nur wenige Monate nach Victorias Geburt starb ihr Vater. Die Herzogin überwachte sorgfältig die Erziehung ihrer Tochter und hielt sie von den in schlechtem Ruf stehenden Höfen ihrer Onkel fern. Da Victoria ohne Altersgenossen aufwuchs, wurde ihre deutsche Erzieherin Baronin Luise Lehzen in ihrer wenig abwechslungsreichen Kindheit eine wichtige Bezugsperson. Neben einer guten sprachlichen Ausbildung eignete sich die Prinzessin gewisse Kenntnisse in Geographie, Geschichte und Politik an.

      Mit Victorias Regierungsantritt endete die seit 1714 bestehende Personalunion mit dem Königreich Hannover aufgrund der dort herrschenden Erbfolgeregelung, die eine weibliche Thronfolge ausschloss. Am 28. Juni 1838 fand die feierliche Krönung Victorias in der Londoner Westminster Abbey statt. Ungeachtet ihres großen Selbstbewusstseins und ihrer Selbständigkeit sollte sich Königin Victoria als gewissenhafte Regentin erweisen, deren herausragende Eigenschaft ihr gesunder Menschenverstand war. In ihrem Verhältnis zu den Premierministern ließ sich die Königin jedoch von persönlichen Gefühlen leiten. Während sie etwa für den charmanten Benjamin Disraeli eine Schwäche hatte, brachte sie dem eher langweiligen und äußerst pedantischen William Edward Gladstone ausgesprochenen Widerwillen entgegen.

      Trotz konstitutioneller Regierungsform versuchte Victoria den Regierungskurs zu beeinflussen, wobei ihre wesentliche Macht hauptsächlich darin bestand, dass die Minister ihren Wünschen nachkamen und sich ihrem Willen beugten. In entscheidenden politischen Fragen hat die Königin aber immer die Grundsätze des Parlamentarismus befolgt.

      Am 10. Februar 1840 heiratete Victoria ihren Vetter Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Es war seitens der Königin eine Liebesheirat. Ihrem höheren Rang entsprechend machte sie dem Prinzen den Heiratsantrag. Victoria notierte dazu in ihr Tagebuch: »Um halb eins ließ ich Albert zu mir bitten. Er kam in das Kabinett, wo ich ihn allein empfing, und nach einigen Minuten sagte ich, ich glaubte, er wisse wohl, warum ich ihn hergebeten habe – und dass ich so glücklich wäre, wenn er dem zustimmte, was ich mir wünschte (dass er mich heirate).« Der begabte Prinz wurde ihr engster Berater und übte großen Einfluss auf sie sowohl im privaten wie auch politischen Leben aus. Aus der harmonischen Ehe gingen neun Kinder hervor. »Ach, wenn ich unser schönes, glückliches gemeinsames Leben nur richtig beschreiben könnte«, vermerkte sie. Die Schwangerschaften und Geburten empfand sie allerdings als negative Seite ihrer Ehe. Ihrer ältesten Tochter Vicky schrieb sie später dazu: »Du weißt ganz genau, dass ich Babies nicht hasse (…), aber ich hasse ihre unangebrachte Vergötterung und die ekelhaften Umstände ihrer animalischen Existenz, die ich nicht sehen will.« Es war Alberts Verdienst, dass am viktorianischen Hof strenge moralische Maßstäbe aufgestellt wurden. Das Privatleben der britischen Königsfamilie wurde zum Inbegriff von Häuslichkeit und Anstand.

      Victoria überließ ihrem Ehemann zunehmend die führende Rolle in der Politik. Die wohl bedeutendste Leistung Alberts bestand darin, dass es ihm gelang, die Rolle der konstitutionellen Monarchie als »über der Tagespolitik« stehend festzulegen und die Krone wieder populär zu machen. Albert widmete sich auch den sozialen Problemen der Arbeiterklasse, von denen Victoria wenig begriff. Der Schwerpunkt ihrer Interessen lag auf der Außenpolitik.

      Nach Prinz Alberts Tod im Dezember 1861 zog sich die untröstliche Victoria jahrelang beinahe ganz aus dem öffentlichen Leben zurück, worunter ihre Beliebtheit litt. Fortan trug die verwitwete Königin meist nur noch ein anspruchsloses schwarzes Kleid samt Haube mit Witwenschleier. Ihren eher zu Übermaß neigenden Zeitgenossen imponierte, dass Victoria kein Geld zum Fenster hinauswarf und keine Extravaganzen kannte. Sie verschwendete nicht, noch geizte sie. Trotz ihrer Zurückgezogenheit ließ sie sich über alle Regierungsmaßnahmen genau unterrichten und hielt mit ihren Ansichten nicht zurück, wenn sie mit dem jeweiligen politischen Kurs nicht einverstanden war. Sie drohte sogar mit ihrer Abdankung, als ihr Premierminister Disraeli im russisch-türkischen Konflikt (1877/1878) nicht nachdrücklich genug Stellung gegenüber Russland bezog.

      Zu den bedeutendsten Ereignissen in den letzten 25 Jahren ihrer Regierungszeit gehörten die Erhebung Victorias zur Kaiserin von Indien am 1. Mai 1876 und der Erwerb der Suezkanal-Aktien für Großbritannien. 1887 konnte sie ihr goldenes Thronjubiläum feiern, dessen Feierlichkeiten noch von jenen zum diamantenen Jubiläum 1897 übertroffen wurden.

      Durch die Einheirat ihrer Kinder, Enkel und Urenkel in die bedeutenden europäischen Königs- und Fürstenhäuser wurde sie zur »Großmutter Europas« und erlangte einen nachhaltig wirkenden dynastischen Einfluss auf die europäische Politik. Unglücklicherweise war Victoria aber auch Überträgerin der Bluterkrankheit, einer Erbkrankheit, die über einige ihrer Nachkommen in das spanische, preußische und russische Herrscherhaus weitergegeben wurde.

      Am 22. Januar 1901 starb Königin Victoria in den Armen ihres ältesten Enkels, des deutschen Kaisers Wilhelm II., in Osborne House auf der Insel Wight. Nachfolger wurde ihr ältester Sohn Edward VII. Die meisten ihrer Untertanen empfanden ihren Tod als einen tiefen Einschnitt. Lord Esher verlieh diesem Gefühl Ausdruck: »Es ist, als begännen wir ein neues Leben in einer neuen Welt.«

      Clara Schumann

      * 1819 in Leipzig

       † 1896 in Frankfurt am Main

      Pianistin und Komponistin

      »Sie ist die unenthronte Königin unter den Pianistinnen.«

      (Hans von Bülow)

      Clara Schumann, die sich zunächst unter ihrem Mädchennamen Clara Wieck einen Namen machte, gilt als bedeutendste Pianistin des 19. Jahrhunderts. Auch als Lehrerin konnte sie sich profilieren, dagegen trat ihr kompositorisches Schaffen in den Hintergrund. Sie selbst unterschätzte ihre Werke und tat sie als »Frauenzimmerarbeit« ab. Mit zwanzig Jahren schrieb sie: »Einst dachte ich, dass ich kreatives Talent besäße, aber ich habe diesen Gedanken aufgegeben; eine Frau darf sich nicht zum Komponieren versteigen – keine hat es je gekonnt, warum sollte ausgerechnet ich es können?«

      Am 13. September 1819 kam sie als Tochter des Musikpädagogen und Klavierhändlers Friedrich Wieck und dessen Ehefrau Marianne Tromlitz, einer Sängerin und Pianistin, in Leipzig zur Welt. Als Clara fünf Jahre alt war, begann ihr Vater mit dem Klavierunterricht. Die Ehe ihrer Eltern war zu diesem Zeitpunkt bereits geschieden. Schon vor der Geburt des Kindes war Friedrich Wieck fest dazu entschlossen, dieses Kind, von dem er hoffte, das es ein Mädchen sein würde, zu einem brillanten Pianisten heranzuziehen und damit gleichsam einen Beweis für die von ihm entwickelte Lehrmethode zu erbringen. Eine normale Kindheit blieb seiner Tochter, die in den kommenden Jahren zum Zentrum seines Lebens wurde, dadurch verwehrt. Da sich alles ihrer Karriere als Pianistin unterzuordnen hatte, blieb ihre sonstige Bildung auf der Strecke. Wiecks Bestreben, das Leben seiner Tochter in allen wichtigen Belangen zu überwachen und zu kontrollieren, nahm später geradezu despotische Züge an.

      Nach einigen privaten Konzerten trat Clara Wieck am 20. Oktober 1828 erstmals öffentlich zusammen mit einer anderen Schülerin mit einem vierhändigen Stück von Friedrich Kalkbrenner im Leipziger Gewandhaus auf. Die »Allgemeine musikalische Zeitung« aus Leipzig zeigte sich von diesem hoffnungsvollen jungen Talent sehr angetan: »In demselben Konzerte war es uns noch besonders angenehm, die erst neunjährige, mit vielen Musikanlagen ausgestattete Clara Wieck vierhändige СКАЧАТЬ