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СКАЧАТЬ Paul Davesne und Gabriel Briard weiter. Lehrer im eigentlichen Sinne hatte sie jedoch nie. Auf Anregung des bekannten Malers Joseph Vernet studierte sie die Werke der alten Meister und fertigte Naturstudien an. Um Geld für den Unterhalt von Mutter und Bruder zu verdienen, spezia­lisierte sich Elisabeth Louise Vigée auf das Porträtieren, den finanziell lukrativsten Zweig der Malerei. Schon im Alter von fünfzehn Jahren galt sie als professionelle Porträtmalerin. 1776 heiratete die Zwanzigjährige den Maler und einflussreichen Kunsthändler Jean-Baptiste Pierre Lebrun. Der 1794 geschiedenen Ehe entstammte ihre einzige 1780 geborene Tochter Julie.

      Ihre große künstlerische Karriere begann, als sie 1779 erstmals an den französischen Hof gerufen wurde, um Königin Marie Antoinette zu malen. »Die Ehrfurcht gebietende Miene der Königin schüchterte mich zu Anfang bei der ersten Sitzung ganz außerordentlich ein; aber Ihre Majestät sprach zu mir mit großer Güte, und ihre wohlwollende Gnade zerstreute bald den Eindruck. Damals machte ich das Bild, das sie mit einem großen Reifrock in einer Atlasrobe und eine Rose in der Hand haltend darstellt. Es war für ihren Bruder, den Kaiser Joseph II. bestimmt, (…). Ich machte dann nach und nach zu verschiedenen Zeiten noch mehrere andere Porträts von der Königin.« Zwischen Vigée-Lebrun und der Königin, deren Lieblingsmalerin die Künstlerin wurde, entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung. In der Folgezeit erhielt die Malerin vor allem von den weiblichen Mitgliedern des Königshauses und des Adels Porträtaufträge.

      Die von Vigée-Lebrun in ihren Bildnissen gewählten Ausdrucksmittel entsprachen den Wünschen der Bestellerinnen: »So viel es mir nur immer möglich war, versuchte ich, den Frauen, die ich malte, die ihrem Charakter entsprechende Stellung und geeigneten Gesichtsausdruck zu geben, diejenigen aber, die keine ausgeprägten Züge hatten (…) malte ich träumerisch und in nachlässiger Weise aufgestützt.« Die gelungene Verbindung von Ähnlichkeit und gleichzeitiger Idealisierung sowie die meisterliche Erfassung der zarten Halbtöne des Inkarnats (Hautfarbe) und die gekonnte Wiedergabe der kostbaren Stoffe brachten Vigée-Lebrun die Wertschätzung der Aristokratie und der führenden Gesellschaftskreise ein. Die Künstlerin wurde mit Aufträgen derart überhäuft, dass man – wie sie rückblickend sagte – Mühe hatte, »sich in meine Liste aufnehmen zu lassen; mit einem Worte, es schien, als ob alles sich vereinigte, mich in Mode zu bringen.«

      Auf die Fürsprache der Königin hin wurde Vigée-Lebrun 1783 in die Académie Royale aufgenommen, die gemäß ihren Satzungen insgesamt nur vier weibliche Mitglieder zuließ. Bei Ausbruch der Französischen Revolution zwang die enge Verbindung zum Königshaus die in Pamphleten angegriffene Malerin zu einer überstürzten Flucht und zu einer zwölf Jahre dauernden Emigration. Die guten Kontakte zu den Hofkreisen um Marie Antoinette sollten sich jedoch zusammen mit Vigée-Lebruns Charme und anziehendem Äußeren im Ausland als Eintrittskarte zu den Salons der europäischen Aristokratie erweisen und brachten ihr viele Bildnisaufträge ein.

      Elisabeth Louise Vigée-Lebrun flüchtete Anfang Oktober 1789 mit ihrer Tochter Julie und deren Gouvernante nach Italien. In Bologna wurde sie am 14. November zum Mitglied der Accademia Clementina ernannt. In Florenz forderte man sie auf, ihr Bildnis für die Sammlung der Künstlerporträts in den Uffizien zu malen. Für das »Selbstporträt vor der Staffelei« wählte die Künstlerin ein schwarzes Taftkleid mit einem Spitzenkragen à la Van Dyck. Mit diesem Rückgriff auf die flämische Malerei des 17. Jahrhunderts verwies Vigée-Lebrun, die 1781 eine Künstlerreise nach Flandern und in die Niederlande unternommen hatte, auf einen der sie prägenden Einflüsse. Das auf der Staffelei stehende Porträt Marie Antoinettes unterstrich dagegen ihren Rang als Malerin der Königin und stellte ihre politische Loyalität heraus. Zeitweise lebte und arbeitete die Malerin in Rom und Neapel. Über Zwischenstationen in Parma, wo sie 1792 zum Mitglied der Akademie ernannt wurde, Venedig, Verona und Mailand reiste sie nach Wien. Nach einem zweieinhalbjährigen Aufenthalt in Wien, wo ihre historisierenden Rollenpor­träts auf begeisterte Aufnahme stießen, brach Elisabeth Louise Vigée-Lebrun 1795 nach St. Petersburg auf. Wie überall wurde sie auch dort glänzend aufgenommen und erhielt zahlreiche Aufträge der kaiserlichen Familie und des russischen Adels, was ihr ein beträchtliches Vermögen einbrachte. 1800 wurde sie Ehrenmitglied der St. Petersburger Akademie.

      Nach ihrer Amnestie in Frankreich verließ sie 1801 St. Petersburg und kehrte über Berlin, wo sie ebenfalls in die Akademie aufgenommen wurde, und Dresden im Januar 1802 nach Paris zurück. Im nachrevolutionären Frankreich Napoleons musste sie jedoch erleben, dass man sie als eine künstlerisch deklassierte Überlebende des Ancien régime betrachtete. Die neue Macht­elite blieb ihr fremd, und sie fand keinen Einstieg mehr in den inzwischen von jüngeren Porträtisten besetzten Kunstmarkt. Im April 1802 reiste sie deshalb nach England, wo sie fast drei Jahre blieb. 1808 und 1809 zog es sie in die Schweiz. Hier entstand ihr bekanntes Porträt der berühmten Schriftstellerin Madame de Staël als Corinna. Nach ihrer Rückkehr aus der Schweiz erwarb Vigée-Lebrun ein Landgut in Louveciennes, wo sie ihren Lebensabend verbrachte.

      1835/37 erschienen ihre »Souvenirs«, die bis heute immer wieder neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Die Erinnerungen der Malerin werden zu den wichtigen Quellen über die höfische Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts gezählt. Am 30. März 1842 starb Vigée-Lebrun in Paris. Laut einer eigenhändigen Aufstellung hinterließ sie 662 Porträts und etwa 200 Landschaften.

      Marie Antoinette von Frankreich

      * 1755 in Wien

       † 1793 in Paris

      Königin von Frankreich und Navarra

      »Eine Königin, die nur dafür gekrönt wird,

       dass sie ihren Zerstreuungen nachgeht, ist eine verhängnisvolle Errungenschaft für die Völker,

       welche die Kosten zu tragen haben.«

      (Abbé Desnoyers)

      Ihr tragisches Schicksal, das sie vom Königsthron auf das Schafott führte, ließ sie zur berühmtesten Königin Frankreichs werden. In der Geschichtsschreibung immer noch umstritten, genießt sie dank ihrer Schönheit und ihrer dramatischen Biographie, die sie zum Spielball politischer Mächte machte, in der Populärkultur bis heute viel Aufmerksamkeit. Ihre Neigung, Bedürfnisse ohne Rücksicht auf die mit ihrem »Beruf Königin« zwangsläufig einhergehende Etikette ausleben zu wollen, lässt sie wie die Vorläuferin eines anderen berühmten Mitglieds des Hauses Habsburg, der Kaiserin Sisi, erscheinen. Welchen Eindruck ihre vielgerühmte Schönheit bei den Zeitgenossen hinterließ, wird in den Memoiren des Grafen Alexandre de Tilly deutlich: »Ich habe viel von ihrer Schönheit gehört und gebe zu, dass ich diese Meinung niemals geteilt habe. Aber sie hatte das, was auf dem Thron wichtiger ist als vollkommene Schönheit: die Haltung einer Königin von Frankreich, und dies selbst noch in jenen Augenblicken, in denen sie nur als hübsche Frau erscheinen wollte.«

      Erzherzogin Maria Antonia Josepha Johanna kam als fünfzehntes Kind von Kaiser Franz I. Stefan und Kaiserin Maria Theresia am 2. November 1755 in Wien zur Welt. Früh stand fest, dass sie dereinst Königin von Frankreich werden sollte. Zweck dieser anvisierten Vermählung mit dem französischen Kronprinzen war eine Festigung des neuen Bündnisses von Österreich mit Frankreich. Der Vertrag von 1756 sollte so seine familiäre Konsolidierung erfahren. Das von Kindesbeinen an als reizend geschilderte Mädchen verstand es, sich häufig dem von der Kaiserin aufgestellten strengen Schulungsprogramm zu entziehen. Die charmante, aber vergnügungssüchtige Prinzessin neigte zu Oberflächlichkeit und Hochmut. Erst im Vorfeld der Heirat fielen offenbar die empfindlichen Mängel in der Allgemeinbildung und in der Beherrschung der französischen Sprache bei der Erzherzogin auf, die daraufhin im Eilverfahren auf ihr künftiges Amt als französische Königin vorbereitet wurde. Im Alter von vierzehn Jahren und fünf Monaten wurde sie 1770 mit dem ein Jahr älteren französischen Thronfolger Louis Auguste, Enkel von König Ludwig XV., verheiratet. Die blutjunge Habsburgerin kam dadurch an einen der prächtigsten, aber auch intrigantesten Höfe Europas, worauf sie ihre Mutter hingewiesen hatte: »Hier gibt СКАЧАТЬ