Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte. Barbara Beck
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Название: Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte

Автор: Barbara Beck

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802437

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СКАЧАТЬ zwei gescheiterten Versuchen gelang es ihr, am 13. Juli bei Marat vorzusprechen. Wegen seines Hautleidens, der juckenden Skrofulose, die ihm sehr zusetzte, saß er mit einem nassen Lappen über dem Kopf und einem feuchten Handtuch über den Schultern in der Badewanne. Nachdem Charlotte Corday ihm die versprochenen Namen von Girondisten genannt hatte, die in Caen Zuflucht gesucht hatten, stieß sie Marat das Messer in die Brust. Der tödlich Getroffene verstarb innerhalb kürzester Zeit. Die zusammengelaufenen Nachbarn konnten nur noch seinen Tod konstatieren und die Polizei alarmieren.

      Charlotte Corday, die am Tatort geblieben war, setzte ihrer Verhaftung keinerlei Widerstand entgegen. »Ich habe meine Pflicht getan«, meinte sie nur, »nun sollen sie die ihrige tun.« Bei ihren Verhören versicherte die außerordentlich gefasste Corday nachdrücklich, dass sie allein gehandelt habe, um mit Marat einen Hauptverantwortlichen für den Terror zu vernichten. Mit ihrer Äußerung, dass sie einen Mann getötet habe, um »hunderttausend Menschen zu retten«, spielte sie auf eine Äußerung Robespierres vor der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. an. Die Bemühungen ihres Verteidigers Claude François Chauveau-Lagarde, der später auch Marie Antoinette vertreten sollte, waren völlig aussichtslos.

      Während sie in der Conciergerie, dem Pariser Staatsgefängnis, auf ihre Hinrichtung wartete, verfasste Charlotte Corday mehrere Briefe. In dem Abschiedsbrief an ihren Vater bat sie um Verzeihung für ihr eigenmächtiges Handeln: »Vergeben Sie mir, mein lieber Papa, dass ich, ohne Sie zu fragen, über mein Leben verfügte, und dass ich Sie hinterging, indem ich, unter dem Vorwand, nach London zu reisen, den ruchlosen Marat ermordete. Ich habe mein Vaterland von diesem Ungeheuer befreit. Sie wissen, dass nur das Verbrechen, nicht aber das Schafott beschimpft.« Ihr letzter Wunsch war, dass ein Maler ihr Porträt als Abschiedsgeschenk für ihre Familie malen sollte. Am 17. Juli 1793 wurde Charlotte Corday, die sich äußerst gefasst zeigte, in Paris auf der Place de la Révolution, der heutigen Place de la Concorde, mit der Guillotine hingerichtet.

      Mit ihrer Tat erreichte Charlotte Corday aber nicht, dass Unschuldige vor der Guillotine gerettet wurden, sondern sie stachelte im Gegenteil den Fanatismus der Revolutionäre nur weiter an. Jean-Paul Marat wurde als Märtyrer verehrt. Die Errichtung der Schreckensherrschaft wurde beschleunigt. Für ihre Geschlechtsgenossinnen zeitigte ihre Tat die negative Wirkung, dass die Nationalversammlung die politischen Aktivitäten von Frauen mit dem Argument unterband, dass es »eine Frau war, die das Unglück Frankreichs verursachte.« Charlotte Corday selbst erlangte allerdings den Status einer Märtyrerin der Konterrevolution.

      Wilhelmine Reichard

      * 1788 in Braunschweig

       † 1848 in Dresden

      Ballonfahrerin und Fabrikbesitzergattin

      »Wenn gleich die allgemeine Theilnahme, welche das Publikum für mein Unternehmen zu beweisen so gütig gewesen ist, sicherlich mehr meinem Geschlecht als meiner Person gilt.«

      (Wilhelmine Reichard)

      Die erste deutsche Ballonfahrerin und Pionierin der Luftfahrt kam am 2. April 1788 als Johanne Wilhelmine Siegmundine Schmidt in Braunschweig zur Welt. Sie war die Tochter von Siegmund David Schmidt, herzoglicher Mundschenk und Opfermann (Kirchenrechner) in der St. Ulrici-Brüdernkirche, und dessen Ehefrau Juliane Wilhelmine Henriette Luedecken. Mit neunzehn Jahren heiratete sie am 6. August 1807 den ebenfalls aus Braunschweig stammenden, zwei Jahre älteren Johann Carl Gottfried Reichard, einen gelernten Setzer und studierten Chemiker. Noch im selben Jahr übersiedelte das Paar nach Berlin. Am 16. Oktober wurde das erste von insgesamt acht Kindern, die Tochter Siegmundine Caroline Friederike Christiane Elisabeth geboren. In den kommenden Jahren war die finanzielle Situation der jungen Familie schlecht. 1810 erfüllte sich für Gottfried Reinhard sein größter Wunsch: Mit dem von ihm kon­struierten und gebauten Gasballon startete er im Mai als zweiter Deutscher zu seiner ersten Ballonfahrt.

      Im Jahr darauf startete auch die zierliche, 23 Jahre alte Wilhelmine Reichard, die inzwischen wie ihr Ehemann vom Fliegen träumte, ihre Karriere als Ballonfahrerin, in der sie insgesamt siebzehn »Luftreisen« unternehmen sollte. Sie bekannte: »Schon bei dem ersten Aufsteigen meines Mannes lag ich ihm an, mich zur Begleiterin zu nehmen; allein da er die mit einem solchen Unternehmen verbundene Gefahr noch nicht aus eigner Erfahrung kannte, so trug er Bedenken, daß ich sie mit ihm theilen sollte, versprach mir aber, daß so bald er mich mit allen erforderlichen Vorsichtsmaßregeln praktisch bekannt machen könne, er alsdann meinen Wunsch zu erfüllen bereit sey.« Am 16. April 1811 war es soweit – sie stieg in Berlin als erste deutsche Frau mit einem Freiballon auf. Ihr Ehemann hatte diesen Aufstieg genauso wie die noch folgenden sorgfältig vorbereitet. Die zweite Fahrt folgte bereits am 2. Mai. Danach siedelte die Familie Reichard nach Dresden über, wo Wilhelmine Reichard am 30. September zu ihrer dritten abenteuerlichen Ballonfahrt startete. Während die ersten beiden Fahrten problemlos verliefen, stürzte sie bei ihrer dritten Fahrt ab. Unter schlechtesten Witterungsbedingungen aufgestiegen, erreichte sie zwar die Rekordhöhe von etwa 7800 Metern, aber sie verlor wegen des Sauerstoffmangels dabei das Bewusstsein und der Ballon zerriss. Sie erlangte noch einmal kurz das Bewusstsein, wie sie sich später erinnerte: »Ich erwachte nur noch auf einen Augenblick, und dieser war der schrecklichste meines Lebens. Ich fand mich in dem Schiffchen liegend, und das Barometer war meinen Händen entsunken. (…) Mein Blick fiel sogleich auf den Ball. Man denke sich, welches Entsetzen mich ergriff, als ich ihn gänzlich zersprengt, alles Gases entledigt, und stückweise durch das zerrissene Netz flattern sah.« Glücklicherweise trug sie von dem Absturz in der Nähe von Saupsdorf keine lebensgefährlichen Verletzungen davon, da der Ballon in einigen jungen Fichten hängen blieb. Über alle drei Fahrten veröffentlichte Wilhelmine Reichard ausführliche Berichte.

      Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege zog die Familie, die inzwischen auf drei Kinder angewachsen war, nach Döhlen, wo die Reichards eine eigene chemische Fabrik gründen wollten. Döhlen ist heute ein Stadtteil von Freital. 1815 erhielten sie die Konzession zur Errichtung einer Fabrik zur Herstellung von »technisch- und pharmaceytisch-chemischen Producten«.

      Da das Ehepaar Reichard noch finanzielle Mittel für den Fabrikbau benötigte, begannen sie beide 1816 wieder mit dem Ballonfahren, das sie nun ausdrücklich als Einnahmequelle nutzen wollten. Jeder Aufstieg erhielt ein publikumswirksames »Rahmenprogramm«. Ballonfahrten waren damals, noch dazu, wenn sie von Frauen durchgeführt wurden, eine beliebte Attraktion. Wilhelmine Reichard selbst war ganz begeistert von diesen Erlebnissen, wenn sie »gleich einem Sonnenstäubchen im Weltall« schwebte und ihrer »Winzigkeit sich so augenscheinlich bewusst« wurde. Am 22. Juli 1816 absolvierte Wilhelmine Reichard von Berlin aus nach Fürstenwalde eine der ersten Zielfahrten mit dem Freiballon. Es wurde zugleich mit einer Dauer von dreieinhalb Stunden ihre längste Ballonfahrt überhaupt. Bei der fünften Fahrt am 29. August legte sie von Hamburg aus ca. 225 km zurück, die weiteste von ihr zurückgelegte Strecke. 1817 musste sie wegen ihrer Schwangerschaft und der Geburt ihres fünften Kindes im Oktober eine Pause einlegen. Erst im August 1818 konnte Wilhelmine Reichard mit ihren Ballonfahrten zum Gelderwerb für den geplanten Fabrikbau fortfahren. 1819 und 1820 feierte sie noch weitere Triumphe als »Luftschifferin«. Ihrer vierzehnten Fahrt am 30. Mai 1820 in Prag wohnte der österreichische Kaiser Franz I. bei, der sie zu zwei weiteren Aufstiegen nach Wien einlud. Bei der Fahrt am 10. August in Wien wurde diese Fahrt vom Boden aus von der Universitäts-Sternwarte und von der Triangulierungsdirektion auf dem Leopoldsberg astronomisch vermessen, wobei die Flugbahn des Ballons tabellarisch und graphisch aufgezeichnet wurde. Dies war damals ein Novum. Der finanzielle Ertrag der Fahrten war überaus lohnend. Am 1. Oktober 1820 beendete Wilhelmine Reichard ihre Ballonfahrt-Karriere in München, wohin sie König Max I. Joseph eingeladen hatte. Bei diesem Aufstieg zum Oktoberfest unternahm sie ihre Fahrt in einem bayerischen Trachtenkleid, das sie geschenkt bekommen hatte. Nach diesem letzten Auftritt widmete sie sich ganz ihren familiären Aufgaben.

      Im Jahr darauf gründete ihr Ehemann seine chemische Fa­brik in Döhlen, wozu Wilhelmine Reichard einen wesentlichen finanziellen Beitrag geleistet hatte. Diese Fabrik, СКАЧАТЬ