Die Ethik. Baruch de Spinoza
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Название: Die Ethik

Автор: Baruch de Spinoza

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 9783843802734

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СКАЧАТЬ müssen, Gott könne nicht alles bewirken, worauf seine Macht sich erstreckt. Ich kann mir nicht denken dass eine widersinnigere und mit Gottes Allmacht in stärkerem Widerspruch stehende Ansicht ersonnen werden könnte.

      Nun möchte ich auch noch über Verstand und Wille, die wir gewöhnlich Gott zuschreiben, etwas sagen. Wenn dieselben, nämlich Verstand und Wille, zum ewigen Wesen Gottes gehören, so muss unter jedem dieser beiden Attribute sicherlich etwas anderes verstanden werden, als was man gewöhnlich darunter versteht. Der Verstand und der Wille, die Gottes Wesen ausmachen würden, müssten von unserem Verstand und Willen himmelweit verschieden sein und könnten sich allein dem Namen nach gleichen; nämlich nicht anders, wie das Sternbild Hund und das bellende Tier Hund einander gleichen. Ich beweise das so: Wenn der Verstand zur göttlichen Natur gehört, so wird er nicht, wie unser Verstand, später als die gedachten Dinge (wie die meisten annehmen) oder gleichzeitig mit ihnen von Natur aus sein können, da ja Gott ursächlich früher ist als alle Dinge (nach Zusatz 1 zu Lehrsatz 16); vielmehr ist die Wahrheit und das formale Wesen der Dinge darum so, wie sie sind, weil sie im Verstand Gottes also objektiv existieren. Daher ist der Verstand Gottes, sofern er als das Wesen Gottes ausmachend begriffen wird, in Wahrheit die Ursache der Dinge sowohl ihres Wesens wie auch ihrer Existenz; was auch von denen bemerkt worden zu sein scheint, die erklären, dass Gottes Verstand, Wille und Macht ein und dasselbe sind. Da also der Verstand Gottes die einzige Ursache der Dinge ist, nämlich (wie ich gezeigt habe) sowohl ihres Wesens wie auch ihrer Existenz, so muss er selbst notwendig von den Dingen verschieden sein sowohl hinsichtlich ihres Wesens wie auch ihrer Existenz. Denn das Verursachte unterscheidet sich von seiner Ursache genau in dem, was es von der Ursache hat. So z.B. ist ein Mensch die Ursache der Existenz, nicht aber des Wesens eines anderen Menschen, denn dieses ist eine ewige Wahrheit. Darum können sie dem Wesen nach einander völlig gleich sein, in der Existenz aber müssen sie sich voneinander unterscheiden. Und darum, wenn die Existenz des einen aufhört, hört darum nicht die Existenz des anderen auf; wenn aber das Wesen des einen zerstört wird und sich als falsch erweisen könnte, so würde auch das Wesen des anderen zerstört werden. Deshalb muss das Ding, das die Ursache sowohl des Wesens wie auch der Existenz einer Wirkung ist, sich von dieser Wirkung unterscheiden sowohl hinsichtlich des Wesens wie auch der Existenz. Nun ist aber der Verstand Gottes die Ursache sowohl des Wesens wie auch der Existenz unseres Denkens: folglich ist der Verstand Gottes, sofern er als das göttliche Wesen ausmachend begriffen wird, von unserem Verstand sowohl hinsichtlich des Wesens wie auch der Existenz verschieden, und er kann in nichts als nur im Namen ihm gleich sein, wie ich behauptete. Bezüglich des Willens wird der Beweis ebenso geführt, was jeder leicht einsehen kann.

      Lehrsatz 18

      Gott ist die innewohnende, nicht aber die übergehende Ursache aller Dinge.

      Beweis: Alles, was ist, ist in Gott und muss durch Gott begriffen werden (nach Lehrsatz 15), und darum ist Gott (nach Zusatz 1 zu Lehrsatz 16) die Ursache aller Dinge, die in ihm sind. Damit ist das erste bewiesen. Außerdem kann es außer Gott keine Substanz geben (nach Lehrsatz 14), d.h. (nach Definition 3) kein Ding, das außer Gott in sich ist. Damit ist das zweite bewiesen. Somit ist Gott die innewohnende, nicht aber die übergehende Ursache aller Dinge. W.z.b.w.

      Lehrsatz 19

      Gott oder alle Attribute Gottes sind ewig.

      Beweis: Denn Gott ist (nach Definition 6) die Substanz, die (nach Lehrsatz 11) notwendig existiert, d.h. (nach Lehrsatz 7) zu dessen Natur die Existenz gehört oder (was dasselbe ist) aus dessen Definition folgt, dass er existiert, und also (nach Definition 3) ist er ewig. Dann ist unter Attribute Gottes das zu verstehen, was (nach Definition 4) das Wesen der göttlichen Substanz ausdrückt, d.h. das, was zur Substanz gehört. Eben dies, sage ich, müssen die Attribute selbst enthalten. Nun gehört zur Natur der Substanz (wie ich schon aus Lehrsatz 7 bewiesen habe) die Ewigkeit. Folglich muss jedes Attribut die Ewigkeit in sich schließen, und also sind sie alle ewig. W.z.b.w.

      Anmerkung: Dieser Lehrsatz erklärt sich auch sehr deutlich aus der Art, wie ich (in Lehrsatz 11) die Existenz Gottes bewiesen habe. Aus diesem Beweise, sage ich, ergibt sich, dass das Dasein Gottes wie auch sein Wesen eine ewige Wahrheit ist. Ich habe übrigens (im Lehrsatz 19 von Descartes’ Prinzipien) die Ewigkeit Gottes noch auf andere Weise bewiesen und brauche dies hier nicht zu wiederholen.

      Lehrsatz 20

      Die Existenz Gottes und sein Wesen sind ein und dasselbe.

      Beweis: Gott und seine sämtlichen Attribute sind (nach dem vorigen Lehrsatz) ewig, d.h. (nach Definition 8), jedes seiner Attribute drückt die Existenz aus. Dieselben Attribute Gottes also, die (nach Definition 4) das ewige Wesen Gottes darstellen, stellen zugleich seine ewige Existenz dar; d.h. eben das, was das Wesen Gottes ausmacht, macht zugleich seine Existenz aus. Daher ist diese und sein Wesen ein und dasselbe. W.z.b.w.

      Zusatz 1: Daraus folgt erstens, dass das Dasein Gottes ebenso, wie sein Wesen eine ewige Wahrheit ist.

      Zusatz 2: Daraus folgt zweitens, dass Gott oder alle Attribute Gottes unveränderlich sind. Denn wenn sie sich hinsichtlich ihrer Existenz veränderten, müssten sie sich auch (nach dem vorigen Lehrsatz) hinsichtlich ihres Wesens verändern, d.h. (wie sich von selbst versteht) aus wahren zu falschen werden, und das wäre widersinnig.

      Lehrsatz 21

      Alles, was aus der absoluten Natur eines Attributs Gottes folgt, musste immer und unendlich existieren oder ist eben durch dieses Attribut ewig und unendlich.

      Beweis: Man nehme (falls man dies bestreitet) womöglich an, dass aus der absoluten Natur Gottes etwas in einem Attribut Gottes erfolgt, was endlich ist und eine beschränkte Existenz oder Dauer hat, z.B. die Idee Gottes im Denken. Nun ist aber das Denken, da es ja als Attribut Gottes angenommen wird (nach Lehrsatz 11), seiner Natur nach notwendig unendlich. Sofern es dagegen eine Idee Gottes hat, wird es als endlich angenommen. Es kann aber (nach Definition 2) nur als endlich begriffen werden, wenn es durch das Denken selbst beschränkt wird. Dies kann nun aber nicht durch das Denken geschehen, sofern es die Idee Gottes ausmacht, denn insofern wird es als endlich angenommen. Also durch das Denken, sofern es die Idee Gottes nicht ausmacht, das aber (nach Lehrsatz 11) notwendig existieren muss. Es gibt also ein Denken, das die Idee Gottes nicht ausmacht, weshalb aus seiner Natur, sofern es absolutes Denken ist, nicht notwendig die Idee Gottes folgt. (Denn es wird ein Denken begriffen, das die Idee Gottes ausmacht, und ein Denken, das sie nicht ausmacht.) Dies ist aber gegen die Voraussetzung. Folglich, wenn die Idee Gottes im Denken oder irgendetwas (es ist egal, was genommen wird, da ja der Beweis allgemein gültig ist) in irgendeinem Attribut Gottes aus der Notwendigkeit der absoluten Natur dieses Attributs folgt, so muss es notwendig unendlich sein. Dies das erste, was zu beweisen war.

      Zudem kann das, was aus der Notwendigkeit der Natur eines Attributs auf diese Weise folgt, eine beschränkte Dauer haben. Denn wenn man dies bestreitet, so nehme man an, in irgendeinem Attribut Gottes gäbe es ein Ding, das aus der Notwendigkeit der Natur irgendeines Attributs folgt, z.B. die Idee Gottes im Denken, und von dieser nehme man an, dass sie zu irgendeiner Zeit nicht existiert habe oder nicht existieren werde. Da aber das Denken als Attribut Gottes angenommen wird, so muss es sowohl notwendig wie auch unveränderlich existieren (nach Lehrsatz 11 und Zusatz 2 zu Lehrsatz 20). Über die Grenzen der Dauer der Idee Gottes hinaus (da angenommen wird, dass sie zu irgendeiner Zeit nicht da gewesen sei oder nicht da sein werde) müsste daher das Denken ohne die Idee Gottes existieren. Dies ist aber gegen die Voraussetzung; da angenommen wird, dass aus dem gegebenen Denken notwendig die Idee Gottes folgt. Folglich kann die Idee Gottes im Denken oder sonst etwas, was notwendig aus der absoluten Natur irgendeines Attributs Gottes folgt, keine beschränkte Dauer haben, sondern ist durch eben dieses Attribut ewig. Dies das zweite, was zu beweisen war. Man beachte, dass dasselbe von jedem Ding behauptet werden muss, das in irgendeinem Attribut Gottes aus der absoluten Natur Gottes notwendig folgt.

      Lehrsatz 22

      Alles, СКАЧАТЬ