Die Ethik. Baruch de Spinoza
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Название: Die Ethik

Автор: Baruch de Spinoza

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

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isbn: 9783843802734

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СКАЧАТЬ zuzuschreiben müssen.

      Indessen bezweifle ich nicht, dass viele diese Ansicht als eine widersinnige verspotten und gar keine Lust haben, sie näher zu erwägen, und zwar aus keinem anderen Grunde, als weil sie Gott eine andere Freiheit zuzuschreiben gewöhnt sind, ganz verschieden von derjenigen, die von mir (siehe Definition 7) dargelegt wurde; nämlich einen absoluten Willen. Allerdings bezweifle ich auch wieder nicht, dass, wenn sie über die Sache nachdenken und die Reihe meiner Beweise genau erwägen würden, sie selbst schließlich eine solche Freiheit, wie sie Gott eine zuschreiben, nicht nur als Verkehrtheit, sondern auch als großes Hindernis des Wissens völlig verwerfen würden. Es ist unnötig, hier zu wiederholen, was in der Anmerkung zu Lehrsatz 17 gesagt wurde. Doch will ich ihnen zuliebe noch darlegen, dass, wenn auch eingeräumt würde, dass der Wille zum Wesen Gottes gehöre, nichtsdestoweniger aus dessen Vollkommenheit folgte, dass die Dinge auf keine andre Weise und nach keiner anderen Ordnung von Gott geschaffen werden konnten.

      Es wird dies leicht gezeigt werden können, wenn wir zunächst das betrachten, was die Gegner selbst einräumen, nämlich dass es allein von Gottes Beschluss und Willen abhängt, dass jedes Ding ist, was es ist; denn sonst wäre Gott nicht die Ursache aller Dinge. Außerdem, dass alle Beschlüsse Gottes von Ewigkeit her von Gott selbst gefasst waren; denn sonst würde Gott der Unvollkommenheit und Unbeständigkeit beschuldigt werden. Da es nun im Ewigen kein Wann, kein Vorher und kein Nachher gibt, so folgt daraus, nämlich aus der bloßen Vollkommenheit Gottes, dass Gott nie etwas anderes beschließen konnte oder dass Gott vor seinen Beschlüssen nicht gewesen ist noch ohne sie sein kann.

      Aber, sagen die Gegner, wenn auch angenommen würde, dass Gott eine andere Natur gemacht hätte oder dass er von Ewigkeit her etwas anderes über die Natur und ihre Ordnung beschlossen hätte, so würde daraus doch keine Unvollkommenheit in Gott folgen. Doch wenn sie das sagen, so geben sie zugleich zu, dass Gott seine Beschlüsse ändern könne. Denn wenn Gott über die Natur und ihre Ordnung anderes beschlossen hätte, als er beschlossen hat, d.h., wenn er über die Natur etwas anderes gewollt und gedacht hätte, so hätte er notwendig einen anderen Verstand, als er wirklich hat, und einen anderen Willen, als er wirklich hat. Und wenn man Gott einen anderen Verstand und einen anderen Willen zuschreiben darf, ohne irgendeine Veränderung seines Wesens und seiner Vollkommenheit, welcher Grund wäre vorhanden, dass Gott nicht jetzt seine Beschlüsse über die geschaffenen Dinge ändern und dabei doch gleich vollkommen bleiben könnte? Denn in Bezug auf sein Wesen und seine Vollkommenheit ist es ja egal, auf welche Weise sein Verstand und sein Wille begriffen werden. Außerdem geben alle mir bekannten Philosophen zu, dass es in Gott keinen potentiellen Verstand, sondern nur einen wirklichen gibt. Da aber sowohl sein Verstand wie auch sein Wille sich von seinem Wesen nicht unterscheidet, was ebenfalls alle zugeben, so folgt daraus auch, dass, wenn Gott einen anderen Verstand in der Wirklichkeit gehabt hätte und einen anderen Willen, auch sein Wesen notwendig ein anderes wäre, und zudem, dass (wie ich anfangs geschlossen habe), wenn die Dinge anders, als sie wirklich sind, von Gott hervorgebracht worden wären, der Verstand Gottes und sein Wille, d.h. (wie zugegeben wird) sein Wesen, ein anderes sein müsste, was widersinnig wäre.

      Da also die Dinge auf keine andere Weise und in keiner anderen Ordnung von Gott hervorgebracht werden konnten und die Wahrheit dieser Behauptung aus der höchsten Vollkommenheit Gottes folgt, so kann gewiss keine gesunde Vernunft uns überreden zu glauben, Gott habe nicht alles, was in seinem Verstand ist, mit derselben Vollkommenheit, womit er es gedacht, erschaffen wollen. Indessen wird man sagen: In den Dingen ist weder Vollkommenheit noch Unvollkommenheit, sondern dasjenige in ihnen, weshalb sie vollkommen oder unvollkommen sind, gut oder schlecht genannt werden, hängt vom Willen Gottes allein ab. Hätte daher Gott gewollt, so hätte er bewirken können, dass das, was jetzt Vollkommenheit ist, die höchste Unvollkommenheit wäre, und umgekehrt. Doch was hieße dies anders, als offen zu behaupten, Gott, der doch das, was er will, notwendig denkt, könne durch seinen Willen machen, dass er die Dinge auf andere Weise denkt, als er sie denkt; was (wie ich bereits gezeigt) ein großer Unsinn ist. Ich kann daher den Beweis gegen die Gegner selbst folgendermaßen umkehren: Alles hängt ab von der Macht Gottes. Sollten daher die Dinge anders beschaffen sein können, so müsste notwendig auch der Wille Gottes anders beschaffen sein. Nun kann aber der Wille Gottes nicht anders beschaffen sein (wie ich bereits aus der Vollkommenheit Gottes sehr klar gezeigt habe). Folglich können die Dinge nicht anders beschaffen sein.

      Ich gebe zu, dass diese Meinung, die alles einem gewissen indifferenten Willen Gottes unterwirft und alles von seinem Gutdünken abhängig sein lässt, weniger von der Wahrheit entfernt ist als die Meinung jener, die behaupten, Gott mache alles unter dem Gesichtspunkt des Guten. Denn diese scheinen etwas außer Gott anzunehmen, das von Gott nicht abhängt und das Gott bei seinem Wirken sich zum Muster nimmt oder auf das er, wie auf ein bestimmtes Ziel, hinarbeitet. Dies heißt wahrlich nichts anderes, als Gott dem blinden Schicksal unterwerfen; das Widersinnigste, was man von Gott behaupten kann, der, wie gezeigt wurde, die erste und einzige freie Ursache ist sowohl des Wesens aller Dinge wie auch ihrer Existenz. Es ist daher nicht nötig, mit der Widerlegung dieses Unsinns die Zeit zu vergeuden.

      Lehrsatz 34

      Die Macht Gottes ist sein Wesen selbst.

      Beweis: Denn aus der bloßen Notwendigkeit seines Wesens folgt, dass Gott die Ursache seiner selbst (nach Lehrsatz 11) und (nach Lehrsatz 16 und dessen Zusatz) aller Dinge ist. Folglich ist die Macht Gottes, durch die er und alles ist und handelt, sein Wesen selbst. W.z.b.w.

      Lehrsatz 35

      Alles, was wir begreifen als in Gottes Gewalt seiend, ist notwendig.

      Beweis: Denn alles, was in Gottes Gewalt ist, muss (nach dem vorigen Lehrsatz) in seinem Wesen so enthalten sein, dass es aus demselben notwendig folgt; also ist es notwendig. W.z.b.w.

      Lehrsatz 36

      Es existiert nichts, aus dessen Natur nicht eine Wirkung folgte

      Beweis: Alles, was existiert, drückt die Natur oder das Wesen Gottes auf gewisse und bestimmte Weise aus (nach Zusatz zu Lehrsatz 25), d.h. (nach Lehrsatz 34) alles, was existiert, drückt die Macht Gottes, die die Ursache aller Dinge ist, auf gewisse und bestimmte Weise aus; also muss (nach Lehrsatz 16) irgendeine Wirkung aus demselben folgen. W.z.b.w.

      Anhang

      Damit habe ich die Natur Gottes und seine Eigenschaften auseinandergesetzt, nämlich: dass er notwendig existiert; dass er einzig ist; dass er aus der bloßen Notwendigkeit seiner Natur ist und handelt; dass und in welcher Weise er die freie Ursache aller Dinge ist; dass alles in Gott ist und von ihm so abhängt, dass nichts ohne ihn sein oder begriffen werden kann; schließlich, dass alles von Gott vorausbestimmt gewesen ist, nicht zwar aus der Freiheit des Willens oder eines absoluten Gutdünkens, sondern aus der absoluten Natur Gottes oder seiner unendlichen Macht. Auch habe ich bei jeder Gelegenheit die Vorurteile, die dem Verständnis meiner Beweise im Wege waren, zu beseitigen gesucht.

      Indessen gibt es noch weitere Vorurteile, und ihre Zahl ist nicht gering, die nicht weniger, ja ganz besonders hinderlich waren und sind, dass man die Verkettung der Dinge in der Weise, wie ich sie beleuchtet habe, verstehen kann. Ich hielt es darum der Mühe wert, diese Vorurteile einer Prüfung durch die Vernunft zu unterziehen. Und weil alle Vorurteile, die ich hier behandeln will, von Einem abhängen, nämlich davon, dass die Menschen gewöhnlich annehmen, alle Dinge in der Natur handelten, wie sie selbst, um eines Zwecks willen, ja dass sie von Gott selbst mit aller Bestimmtheit behaupten, er leite alles zu irgendeinem bestimmten Zweck – sagen sie doch, Gott habe alles um des Menschen willen gemacht, den Menschen selbst aber, damit er ihn verehre, so will ich mich hier vor allem mit diesem einen Vorurteil beschäftigen, indem ich erstens die Ursache aufsuche, weshalb die meisten in diesem Vorurteil befangen sind und alle von Natur so sehr dazu neigen, es zu hegen; und dann werde ich dessen Unwahrheit nachweisen und schließlich auch, wie daraus über Gut und Schlecht, Verdienst und Verfehlung, Lob und Tadel, Ordnung und Verwirrung, Schönheit und Hässlichkeit СКАЧАТЬ