Die Ethik. Baruch de Spinoza
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Название: Die Ethik

Автор: Baruch de Spinoza

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 9783843802734

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СКАЧАТЬ bestehend, vielfach und teilbar, um schließen zu können, dass sie endlich sei.

      So wissen auch andere, die sich einbilden, eine Linie sei aus Punkten zusammengesetzt, viele Beweise dafür beizubringen, dass eine Linie nicht ins Unendliche teilbar sei. Und in der Tat ist es nicht weniger widersinnig zu behaupten, dass die körperliche Substanz aus Körpern oder Teilen zusammengesetzt sei, als zu behaupten, ein Körper sei aus Flächen, die Flächen seien aus Linien, die Linien schließlich aus Punkten zusammengesetzt. Alle, die wissen, dass die klare Vernunft untrüglich ist, müssen das zugeben, besonders aber diejenigen, die behaupten, es gäbe keinen leeren Raum. Denn wenn die körperliche Substanz so geteilt werden könnte, dass ihre Teile in der Wirklichkeit verschieden wären, warum sollte nicht ein Teil vernichtet werden können, während die anderen Teile, wie zuvor, untereinander verbunden blieben? Warum müssen alle so zusammenpassen, dass es keinen leeren Raum gibt? Kann doch unter Dingen, die tatsächlich voneinander unterschieden sind, eines sehr wohl ohne das andere sein und in seinem Zustand verbleiben. Da es also in der Natur keinen leeren Raum gibt (dazu an anderer Stelle), sondern alle Teile sich derart miteinander vereinigen müssen, dass es keinen leeren Raum gibt, so folgt auch daraus, dass sie in Wirklichkeit nicht unterschieden sein können, d.h., dass die körperliche Substanz als Substanz nicht geteilt werden kann.

      Fragt aber nun jemand, weshalb der Mensch von Natur aus so sehr dazu neigen, die Quantität zu teilen, so antworte ich, dass die Quantität auf zweifache Weise von uns begriffen wird, einmal abstrakt oder äußerlich, so nämlich, wie man sich dieselbe sinnlich vorstellt, und dann als Substanz, was vom Verstand allein geschieht. Richtet sich unsere Betrachtung auf die Quantität, wie sie die sinnliche Vorstellung auffasst, was häufig und leichter von uns geschieht, so erscheint sie endlich, teilbar und aus Teilen zusammengesetzt; richtet sich aber unsere Betrachtung auf dieselbe, wie sie der Verstand allein auffasst, und begreifen wir sie als Substanz, was sehr schwierig ist, dann erscheint sie, wie ich bereits zur Genüge bewiesen habe, unendlich, einzig und unteilbar. Dies wird allen, die zwischen sinnlicher Vorstellung und Verstand zu unterscheiden wissen, hinlänglich klar sein; besonders wenn man noch bedenkt, dass die Materie überall dieselbe ist und dass Teile an derselben allein dann unterschieden werden können, sofern wir sie uns auf verschiedene Weise erregt vorstellen; weshalb sich ihre Teile nur in Bezug auf den Modus, nicht aber gegenständlich unterscheiden lassen. Wir begreifen z.B., dass das Wasser, sofern es Wasser ist, geteilt werden kann und dass sich seine Bestandteile voneinander trennen lassen; nicht aber, sofern es körperliche Substanz ist, denn als solche kann es weder getrennt noch geteilt werden. Ferner: Wasser als Wasser entsteht und vergeht, als Substanz dagegen entsteht es und vergeht es nicht.

      Damit glaube ich auch auf den zweiten Einwand geantwortet zu haben, da sich derselbe gleichfalls darauf gründet, dass die Materie als Substanz teilbar und aus Teilen zusammengesetzt sein soll. Indessen, auch davon abgesehen, sehe ich gar nicht ein, weshalb die Materie der göttlichen Natur unwürdig sein soll, da es doch (nach Lehrsatz 14) außer Gott keine Substanz geben kann, von der sie leiden könnte. Alles, sage ich, ist in Gott, und alles, was geschieht, geschieht einzig und allein durch die Gesetze der unendlichen Natur Gottes und folgt aus der Notwendigkeit seines Wesens (wie ich bald darlegen werde). Daher kann in keiner Weise gesagt werden, dass Gott von etwas anderem leide oder dass die ausgedehnte Substanz der göttlichen Natur unwürdig sei, selbst wenn ihr Teilbarkeit zugeschrieben würde, sobald ihr nur Ewigkeit und Unendlichkeit zugestanden wird. Doch für jetzt genug hiervon.

      Lehrsatz 16

      Aus der Notwendigkeit der göttlichen Natur muss Unendliches auf unendliche Weisen (d.h. alles, was vom unendlichen Denken erfasst werden kann) folgen.

      Beweis: Dieser Lehrsatz muss jedem einleuchten, der erwägt, dass der Verstand aus der gegebenen Definition eines jeden Dinges viele Eigenschaften folgert, die auch tatsächlich aus derselben (d.h. aus dem Wesen des Dinges selbst) notwendig folgen, und zwar umso mehr, je mehr Realität die Definition des Dinges ausdrückt, d.h. je mehr Realität das Wesen des definierten Dinges einschließt. Da aber die göttliche Natur absolut unendliche Attribute hat (nach Definition 6), von denen jedes gleichfalls ein unendliches Wesen in seiner Art ausdrückt, so muss folglich aus ihrer Notwendigkeit Unendliches auf unendliche Weisen (d.h. alles, was vom unendlichen Denken erfasst werden kann) notwendig folgen. W.z.b.w.

      Zusatz 1: Daraus folgt erstens, dass Gott die bewirkende Ursache aller Dinge ist, die vom unendlichen Verstand erfasst werden können.

      Zusatz 2: Daraus folgt zweitens, dass Gott diese Ursache durch sich ist, nicht aber durch ein Hinzukommendes.

      Zusatz 3: Daraus folgt drittens, dass Gott absolut die erste Ursache ist.

      Lehrsatz 17

      Gott handelt nur nach den Gesetzen seiner Natur und von niemand gezwungen.

      Beweis: Dass aus der Notwendigkeit der göttlichen Natur oder (was dasselbe ist) aus den bloßen Gesetzen seiner Natur Unendliches absolut folgt, habe ich soeben, im Lehrsatz 16, gezeigt, und im Lehrsatz 15 habe ich bewiesen, dass ohne Gott nichts ist und nichts begriffen werden kann, dass vielmehr alles in Gott ist. Es kann daher nichts außer ihm sein, von dem er zum Handeln bestimmt oder gezwungen würde. Und daher handelt Gott nur nach den Gesetzen seiner Natur und von niemand gezwungen. W.z.b.w.

      Zusatz 1: Daraus folgt erstens, dass es keine Ursache gibt, die Gott von außen oder von innen zum Handeln erregt, außer der Vollkommenheit seiner eigenen Natur.

      Zusatz 2: Daraus folgt zweitens, dass Gott allein eine freie Ursache ist. Denn Gott allein existiert nach der bloßen Notwendigkeit seiner Natur (nach Lehrsatz 11 und Zusatz zu Lehrsatz 14) und handelt nach der bloßen Notwendigkeit seiner Natur (nach dem vorigen Lehrsatz). Daher kann (nach Definition 7) er allein freie Ursache sein. W.z.b.w.

      Anmerkung: Andere meinen, Gott sei eine freie Ursache, weil er, wie sie glauben, bewirken kann, dass das, wovon ich sagte, dass es aus seiner Natur folgt, d.h., was in seiner Macht steht, nicht geschehe oder von ihm nicht hervorgebracht werde. Das aber wäre geradeso, als ob sie sagten, Gott könne machen, dass aus der Natur des Dreiecks nicht folge, dass dessen drei Winkel zwei rechten Winkeln gleich wären oder dass aus einer gegebenen Ursache keine Wirkung folge, was widersinnig ist. Zudem werde ich unten ohne Zuhilfenahme dieses Lehrsatzes darlegen, dass zur Natur Gottes weder Verstand noch Wille gehört. Ich weiß allerdings, dass viele meinen, sie könnten beweisen, dass zur Natur Gottes der höchste Verstand und der freie Wille gehöre; denn sie sagen, dass sie nichts Vollkommeneres kennen, das sie Gott zuschreiben können, als das, was bei uns die höchste Vollkommenheit ist. Und obwohl sie Gott als den tatsächlich Höchstdenkenden begreifen, glauben sie doch nicht, dass er alles, was er tatsächlich denkt, auch ausführen könne, so dass es existiert, denn damit glauben sie die Macht Gottes umzustoßen. Sie sagen, wenn Gott alles, was in seinem Denken ist, erschaffen hätte, so könnte er ja nichts weiter erschaffen, und dies widerspricht nach ihrer Meinung der Allmacht Gottes. Daher behaupten sie lieber, Gott sei gegen alles indifferent, und er erschaffe nichts anderes als das, was er nach irgendeinem absoluten Willen zu schaffen beschlossen habe.

      Ich glaube jedoch deutlich genug gezeigt zu haben (siehe Lehrsatz 16), dass aus der höchsten Macht Gottes oder seiner unendlichen Natur Unendliches auf unendliche Weisen, d.h. alles, mit Notwendigkeit hervorgegangen ist oder stets mit gleicher Notwendigkeit folgte, wie aus der Natur des Dreiecks von Ewigkeit her und in alle Ewigkeit folgt, dass dessen drei Winkel zwei rechten Winkeln gleich sind. Daher ist die Allmacht Gottes von Ewigkeit her wirksam gewesen und wird in alle Ewigkeit in derselben Wirksamkeit verharren. Auf diese Weise wird die Allmacht Gottes, nach meiner Ansicht wenigstens, als eine weit vollkommenere hingestellt. Ja, die Gegner scheinen die Allmacht Gottes (es sei mir gestattet, offen zu reden) eigentlich zu leugnen. Sie sind nämlich gezwungen einzuräumen, dass Gott Unendliches als erschaffbar denkt, was er doch niemals wird erschaffen können. Denn andernfalls, wenn er nämlich alles, was er denkt, erschaffen würde, würde er, nach ihrer Annahme, seine Allmacht erschöpfen und damit unvollkommen werden. Um also Gott als vollkommen СКАЧАТЬ