Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth
Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027226405
isbn:
SLADEK
Möglich.
DAS FRÄULEIN
Gib mir die Milliarde, dann zieh ich mich aus. Sladek gibt sie ihr. Küßt ihn. Danke. Sie zieht sich aus. Du bist ein einsamer Mensch. Du mußt öfters kommen, sonst wirst du noch melancholisch. Das Weib ist die Krone der Schöpfung.
SLADEK
Zieh dich ganz aus.
DAS FRÄULEIN
Nein. Heute regnet es, und ich bin sehr empfindlich.
SLADEK
Zieh dich ganz aus.
DAS FRÄULEIN
Nein! Ich werde krank.
SLADEK
Ich hab dir die Milliarde gegeben und du hast versprochen –
DAS FRÄULEIN
unterbricht ihn: Nichts habe ich versprochen! Willst du, daß ich mir den Tod hole?
SLADEK
Das geht mich nichts an! Ich laß mich nicht betrügen!
DAS FRÄULEIN
Schreien Sie nicht so mit mir, Sie!
SLADEK
Kusch, Krone der Schöpfung!
DAS FRÄULEIN
Ich bin doch kein Hund! Ich bin ein Mensch, Sie! Hinaus! Zurück oder ich schrei! Ich schrei, du Lump, du Dieb! Hier wird nicht gehaßt, hier wird geliebt! Sie schreit.
IV. BEI ANNA
Sie liegt im Bett. Auf der Straße hält ein Auto. Sie lauscht und richtet sich auf. Sladek tritt ein. Stille.
ANNA
Guten Abend, Sladek.
SLADEK
Guten Abend, Anna.
Stille.
ANNA
Ich dachte, du bist Soldat. Und schon in Uniform.
SLADEK
Nein. – Es ist offen, vorne, das Hemd. Anna knöpfl es rasch zu. Laß es nur.
ANNA
Ja, es wird nichts geschehen.
SLADEK
Anna –. Ich bin gekommen, um wieder bei dir zu bleiben.
ANNA
starrt ihn an: Das ist nicht wahr.
SLADEK
Doch.
ANNA
sieht sich ängstlich um: Wo warst du?
SLADEK
Bei den Soldaten. Ich hab mir das alles überlegt.
ANNA
steht plötzlich auf, wirft sich rasch ein Tuch um, behält ihn aber immer im Auge; tritt zu ihm: Was willst du von mir? – Was denkst du jetzt?
SLADEK
Daß alles wieder gut wird.
ANNA
Das gibt es nicht.
SLADEK
Ich hab dich lieb.
ANNA
Nein. Nein.
SLADEK
Ich lüg nicht.
ANNA
Heute abend hättest du mich erschlagen können.
SLADEK
Ich hab dich nie gehaßt.
ANNA
Doch. Und mit Recht. Ja, mit Recht.
Stille.
Ich bin daran schuld. Es war nicht recht von mir, daß ich dich mit aller Gewalt hielt, daß ich daran dachte, mit dir ein Leben lang zusammen – Ich hätte längst abtreten müssen, aber ich dachte nur an mich. Ich hab dich gequält, ich war dir überall im Weg. Ich hab über dich bestimmt, jetzt ist es mir, als hätt ich das alles berechnet. Verzeih mir. Es ist mir plötzlich klar geworden. Klar. Klar.
Stille.
Geh, bitte. Es hat keinen Sinn, daß du bei mir bleibst. Das ist sicher nur so ein plötzliches Gefühl für mich, das bildest du dir ein. Es ist aus. Warum bin ich nicht zwanzig Jahre jünger? Warum hab ich dich damals getroffen? Es war ein reiner Zufall, das Leben ist grausam. Nein, nicht du – ich hab dich genommen, ich hab mich an dich gekettet, ich hab dir alles gegeben, alles verlangt. Und dann hab ich immer etwas gesucht, es ist dir nicht aufgefallen. Du bist eine andere Welt. Du siehst anders, hörst anders, denkst anders. – Geh, Sladek. Geh, wohin du willst. Es ist wirklich nicht schön hier. Ich halt dich nicht. Marschier mit deinen Soldaten, ich werde keine einzige versteckte Patrone anzeigen, ich geh auch nicht zu den Polen, ich verrate nichts. Geh, bitte. Ich bleib zurück. Der Pfiff ertönt. Sladek versteinert. Du bist jung. Ich bin schon grau. Zwischen uns stehen hundert Jahr.
Salm, Horst, Rübezahl erscheinen und stürzen sich auf Anna.
SALM
Drauf!
ANNA
Sladek! Was ist das?! Was ist das?!
RÜBEZAHL
Das ist das!
ANNA
Hilfe! Hilfe – au!
RÜBEZAHL
Das Mensch plärrt!
ANNA
Sladek! Sladek!
SLADEK
Halt!
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