Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth
Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027226405
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KNORKE
Das würde ich an Ihrer Stelle unterlassen.
ANNA
Warum? Wer der Regierung nicht folgt, der wird doch bestraft.
KNORKE
Zum Strafen gehört Gewalt. Die Regierung hat keine, kann ich Ihnen flüstern. Heutzutag ist oft das Gegenteil Gesetz. Sagen Sie: Was wissen Sie über versteckte Patronen?
ANNA
Ich weiß, wer Sie sind und was Sie wollen.
KNORKE
Wie war das?
ANNA
Ich kenne Sie. Vom Sehen.
KNORKE
Wer bin ich?
ANNA
Sie kommen manchmal in die Stadt. Im Auto.
KNORKE
Was für Auto?
ANNA
Das habe ich alles beobachtet.
KNORKE
Was alles?
ANNA
Sie wollen aus dem Sladek einen Soldaten machen.
KNORKE
So?
ANNA
Sie werben für die schwarze Armee.
KNORKE
Es gibt keine schwarze Armee!
ANNA
Doch.
Stille.
KNORKE
Ich warne Sie.
ANNA
Ich bitte Sie. Ich bitte Sie, lassen Sie mir den Sladek. Es fällt mir schwer, darüber zu reden. Wenn sich eine Frau in meinem Alter an einen um fünfzehn Jahre jüngeren Mann hängt, so ist das immer mütterlich, und sie läßt ihn nicht aus den Augen. Sladek ist ja noch ein Junge, der sich an nichts erinnern kann, als an Krieg. Er kann sich den Frieden gar nicht vorstellen, so mißtrauisch ist er. Er ist in der großen Zeit groß geworden, das merkt man. Ich lasse ihn nicht aus den Augen, ich habe gehorcht und spioniert – mich kann man nämlich nicht betrügen. Was mein ist, bleibt mein.
KNORKE
Ist der Sladek Ihr Eigentum?
ANNA
Ja.
KNORKE
Nein.
ANNA
Wen ich liebe, der gehört mir.
KNORKE
Will er Ihnen gehören?
ANNA
Wie meinen Sie das?
KNORKE
Der Sladek ist ausgewachsen und denkt nicht daran.
ANNA
Das hat er Ihnen gesagt?
KNORKE
Fragen Sie ihn selbst.
Stille.
ANNA
Wollen Sie mir helfen?
KNORKE
Ich warne Sie.
ANNA
Ich bitte Sie. Bitte, sagen Sie dem Sladek kein Wort, daß ich weiß, daß er von mir will. Bitte, sagen Sie ihm doch, er wäre zum Soldaten untauglich, sagen Sie es ihm, bitte, lassen Sie ihn hier. Ihre Soldaten werden auch ohne Sladek marschieren, aber ich – Ich hab schon mal alles für das Vaterland geopfert. Ich laß mir nichts mehr rauben. Ich verrate die ganze Armee den Polen. Noch heut.
KNORKE
Kaum.
Sladek kommt; nickt Knorke zu.
ANNA
Der Herr wartet schon auf dich. Wo warst du so lange?
SLADEK
Ich hab mich geärgert.
ANNA
Wer hat dich geärgert?
SLADEK
Freut dich das?
ANNA
Mich?
SLADEK
Laß uns allein, bitte.
KNORKE
Nicht nötig, Sladek. Frau Schramm hat mich soeben gebeten, dir mitzuteilen, du seiest untauglich zum Soldaten, da sie sonst alles den Polen verrät.
SLADEK
Anna!
ANNA
Nein, so ein Schuft!
KNORKE
Ich weiß, daß du das Maul gehalten hast, aber Frau Schramm hat dir nachspioniert. Dadurch zwingt uns Frau Schramm, uns mit ihrer Persönlichkeit zu beschäftigen. Verstanden? Sladek, bist du tauglich?
SLADEK
Tauglich.
KNORKE
Nach wie vor. Wir treffen uns beim Fräulein. Auf Wiedersehen! Ab.
SLADEK
starrt Anna an: Auf Wiedersehen.
Stille.
ANNA
Was ist das für ein Fräulein?
SLADEK
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