Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 64

Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth

Автор: Ödön von Horváth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027226405

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      Zu guter Letzt sind die Dreckjuden selbst daran schuld.

      HALEF

      Nicht?

      HORST

      Ja.

      SLADEK

      Wann faß ich die Uniform?

      HALEF

      Es müssen noch einige Formalitäten erledigt werden.

      SLADEK

      Was für Formalitäten? Er erhebt sich.

      RÜBEZAHL

      Halt! Wohin?

      SLADEK

      Ich muß mal.

      HALEF

      Du bleibst.

      SLADEK

      Aber ich muß –

      HALEF

      Beherrsch dich.

      SLADEK

      Wieso?

      HALEF

      Wir haben Befehl, einen gewissen Sladek schärfstens zu bewachen. Du bist gefangen.

      SLADEK

      Gefangen?

      HALEF

      Vorerst.

      SLADEK

      Was hab ich denn getan?

      HALEF

      Eine große Dummheit, du Idiot. Was hast du gesagt, Rindvieh? Daß sie unschuldig war, hast du gesagt. Das hat der Salm sofort dem Hauptmann gemeldet. Es gibt viele Unschuldige, du Trottel. Auch an Halsentzündungen sterben Unschuldige, aber so darf man nicht denken, du Maulesel.

      SLADEK

      In der Natur wird gemordet, das ändert sich nicht.

      RÜBEZAHL

      Wie oft sagst du das in einer Stunde?

      HALEF

      Es dreht sich ja nur um Formalitäten, aber solche Formalitäten werden hier mit besonderer Liebe behandelt.

       Stille.

      SLADEK

      hat sich wieder gesetzt; zu Halef: Bist du Türke?

      HALEF

      Ich?

      SLADEK

      Ja. Weil du Halef heißt. Ich kannte einen Halef, der hat türkischen Honig verkauft. Aber der hieß eigentlich auch nicht Halef.

      HALEF

      Ich verkaufe türkischen Honig und bin ein geborener Sachse.

      SLADEK

      Dresden soll schön sein.

      HORST

      Wer war schon in Nürnberg?

      RÜBEZAHL

      Nürnberg ist schön.

      HORST

      Ja. Dort haben sie eine herrliche Folterkammer in der Burg. Ich habe nach der ersten Kommunion meine Großmutter besucht, die lebt in Nürnberg. Die kennt jede Daumenschraube, die hat mir das alles erklärt. Meine Mutter hat Krämpfe bekommen, ich und meine Großmutter haben lachen müssen. Zum Beispiel die eiserne Jungfrau – Hauptmann, Salm, Knorke kommen. Rübezahl ab, knapp an Hauptmann vorbei, ohne ihn zu grüßen.

      HAUPTMANN

      hält einen Augenblick und sieht ihm nach; tritt dann rasch auf Sladek zu, der sich erhoben hat: Sladek, ich habe erfahren, daß du der Überzeugung bist, die Landesverräterin Anna Schramm sei unschuldig hingerichtet worden.

      SLADEK

      Sie wollt nichts verraten, hat sie mir gesagt. Ich glaub keiner Frau, aber diesmal wars eine außerordentliche Ausnahme.

      HAUPTMANN

      Sie war also unschuldig?

      SLADEK

      Ja.

      HAUPTMANN

      Und?

      SLADEK

      Da gibts kein Und. Es läßt sich nämlich nichts ändern.

      HAUPTMANN

      Und wenn es sich ändern ließe?

      SLADEK

      Man kann nicht.

      HAUPTMANN

      Du hast Halt gerufen. Weißt du, daß man unter Umständen mit einem solchen Halt die nationale Revolution vernichten kann?

      SLADEK

      Daran hab ich nicht gedacht. Ich hab nur an die Gerechtigkeit gedacht. Es war mir plötzlich, als wären meine Ansichten über die Natur falsch und ich hätt die Wahrheit vergessen. Ich kann nämlich selbständig denken –

      HAUPTMANN

      unterbricht ihn: Halt das Maul! Du hast nicht selbständig zu denken! Du bist Soldat. Dreitausend Sladeks sind erst ein Regiment. Du bist nur ein Teil. Selbständige Teile sind überflüssig, also schädlich, also werden sie vernichtet. Verstanden?

      SLADEK

      Ja.

      HAUPTMANN

      Und betreffs der Unschuld deiner Anna Schramm: Für das Vaterland muß jeder Soldat jede Schuld tragen. Jederzeit.

      SLADEK

      Man kann ja nichts dafür.

      HAUPTMANN

      Du hast dafür zu können! Das ist deine Pflicht! Du weißt, was Pflicht ist? Gehorchen. Bedingungslos. – Solltest du dich noch einmal unterstehen Halt zu rufen, so sperre ich dich ein bis zum Jüngsten Gericht. Du weißt, wohin. Abtreten! Er läßt ihn stehen.

      SLADEK

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