Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth
Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027226405
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Zur schönen Aussicht.
EMANUEL
Pardon! Knabe oder Mädchen?
KARL
Zwitter.
MÜLLER
Wo haben Sie nur diese unmögliche Person aufgegabelt?
STRASSER
Das Schicksal ließ mich ihren Weg kreuzen.
MAX
Wie hochdeutsch!
STRASSER
Sie blieb vierzehn Tage. Zur Erholung. Im Mai. Ich glaube Stenotypistin. Oder etwas in einem Warenhaus.
MÜLLER
Schon faul!
STRASSER
Ich war auf die Saison angewiesen.
MÜLLER
80 % der Frauen sind unterleibskrank. Und erst die gewöhnlichen Mädel, so aus den ärmeren Schichten – Sie verstehen mich, Baron?
Alle außer Ada, lachen brüllend.
ADA
Ist Syphilis eigentlich heilbar?
Stille.
KARL
grinst: Na Prosit!
MAX
Gesundheit!
MÜLLER
Berufstätige Frauen unterhöhlen das bürgerliche Familienleben.
EMANUEL
Die Moral!
STRASSER
Man handelt oft unüberlegt.
MÜLLER
Ich leere mein Glas auf die gute alte Zeit! Saufen.
EMANUEL
Nach Ladenschluß holte man sich einen netten, süßen Käfer – und diese Walzer aus Wien!
MÜLLER
Der Kaiserstadt!
EMANUEL
Für ein warmes Abendessen war alles zu haben! Hernach lüftete man das Barett: mein Liebchen, adieu! Allez! Marchez! Gallopez!
MÜLLER
Und damals waren sie noch dankbar dafür, dankbar! Heute aber: nur nicht arbeiten, aber soziale Einrichtungen! Frech und faul! Lauter Gewerkschaftler! Ehrlichkeit und Pflichtgefühl haben unser Vaterland verlassen! Heute erholen sie sich! Skandal!
EMANUEL
Jeder Prolet möchte sich schon erholen!
MÜLLER
Müßiggang ist aller Laster Anfang! Ordnung fehlt! Und Zucht! Und der starke Mann! – Seinerzeit, da haben es auch die Weiber am tollsten getrieben! Aber ich gab kein Pardon! Ich nicht! Hoho, ich habe selbst drei dieser Furien niedergeschossen!
MAX
Im Kriege?
MÜLLER
Nach dem Kriege!
MAX
Ich dachte, hier säße ein Pazifist.
EMANUEL
Für den äußeren Feind!
MÜLLER
zu Max: Sie kommen mir sonderbar vor, junger Mann!
STRASSER
Zur Sache! Ich habe einen inneren Feind!
MÜLLER
Legt an! Feuer!
STRASSER
Rührt euch! Was soll ich tun? Stille.
EMANUEL
Wenn ich raten soll, so muß ich erzählen, wie es bei uns Sitte war. Wir haben seinerzeit auf der Universität zwei Kommilitonen vor dem Alimentenzahlen gerettet. Den Grafen Hochschlegel und den Baron Krottenkopf, bleibt natürlich unter uns – Der Hochschlegel Franzi ist verwandt mit dem Kohlenmagnaten, und der Krottenkopf ist der bekannteste Rennstall, Sie spielen ja auch, kurzum: die hatten je eine Liaison mit Folgen, und da haben wir sie gerettet, indem wir klipp und klar behaupteten, wir hätten auch etwas mit den Mädels gehabt. Sie verstehen mich? Etwas stimmt ja immer. Das Leben ist zu eintönig, um nicht zu sagen: langweilig –
MAX
unterbricht ihn: Sie, das ist Meineid!
KARL
Quatsch!
EMANUEL
Ach, es kam ja gar nicht vor Gericht! Wir haben sie schon derart eingeschüchtert. Der einen haben wir mit der Kontrolle gedroht!
MÜLLER
Da hat sie aber zum Rückzug geblasen! Fluchtartig, was?
EMANUEL
Na! Davor haben diese kleinen Mäuschen nämlich Höllenangst. – Später hörte ich, daß die andere ihr Kind umgebracht hätte –
ADA
unterbricht ihn: Nur nicht unappetitlich werden.
EMANUEL
Du hast eine rege Phantasie.
MÜLLER
Man könnte doch ruhig einige Millionen Menschen vernichten! Wir haben ja Übervölkerung, nicht?
KARL
Wo man hintritt, schnauft ein Mensch.
MÜLLER
Wir brauchen einen neuen Krieg. Und Kolonien!
STRASSER
Ich verzichte auf Kolonien! Die kann ja jeden Augenblick herunter, hierher – sie wollte sich nur die Händchen waschen, und dann will sie die Leitung übernehmen, die Leitung!
Stille.
EMANUEL
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