Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
isbn:
Stubener wusste vor Schrecken nicht, was er sagen sollte, aber Pat enthob ihn einer Antwort.
»Dann lügt der Redakteur«, sagte er und hob zum ersten Male die Stimme.
»Das wäre das erste Mal. Bei den anderen Kämpfen stimmte es, was er sagte«, antwortete sie herausfordernd.
»In welcher Runde, sagte er, würde mein Kampf mit Nat Powers enden?«
Ehe Maud Sangster antworten konnte, ergriff Stubener wieder das Wort.
»Ach, kümmern Sie sich nicht darum, Pat!« rief er. »Das ist ja nur das übliche Gerede. Lassen Sie uns weitermachen mit dem Interview!«
Aber Glendon beachtete ihn nicht. Seine Augen, die in die ihren blickten, waren nicht mehr von einem sanften Blau, sondern hart und gebieterisch.
Jetzt war sie sicher, auf etwas Bedeutungsvolles gestoßen zu sein, auf etwas, das alles, was sie verwirrte, erklären würde. Gleichzeitig durchschauerte sie die Kraft seiner Stimme und seines Blicks.
Hier vor ihr stand ein Mann, der das Leben packen und aus ihm herausschütteln konnte, was er wollte. »Welche Runde sagte der Redakteur?« wiederholte Glendon.
»Zum Donnerwetter, Pat, so hören Sie doch auf mit dem Unsinn«, mischte Stubener sich wieder ein.
»Ich wünschte, Sie gäben mir eine Möglichkeit zu antworten«, sagte Maud Sangster.
»Ich glaube wirklich, dass ich imstande bin, mit Fräulein Sangster zu reden«, fügte Glendon hinzu. »Gehen Sie nur, Sam. Gehen Sie und nehmen Sie sich des Fotografen an.«
Sie blickten sich einen Augenblick schweigend an, dann ging der Manager zögernd zur Tür und öffnete sie. Er wandte den Kopf, um besser zu hören.
»Und jetzt sagen Sie bitte: welche Runde nannte er?«
»Ich hoffe, dass ich nicht irre«, sagte sie unsicher, »aber ich glaube bestimmt, dass er die sechzehnte Runde sagte.«
Sie sah, wie sich plötzlich Überraschung und Zorn in Glendons Gesicht zeigten, und Zorn und Anklage galten seinem Manager. Jetzt wusste sie, dass ihr Schlag getroffen hatte.
Und sein Zorn war auch begründet. Er hatte den Kampf mit Stubener besprochen, und sie hatten sich dahin geeinigt, dass sie den Zuschauern etwas für ihr Geld geben wollten, ohne doch den Kampf allzusehr in die Länge zu ziehen. Deshalb sollte er in der sechzehnten Runde enden. Und nun kam eine Dame von der Zeitungsredaktion und nannte eben diese Runde.
Stubener stand blass und verlegen in der Tür.
»Mit Ihnen rede ich später«, sagte Pat zu ihm. »Machen Sie die Tür hinter sich zu.«
Die Tür wurde geschlossen, und jetzt waren sie allein.
Glendon sagte nichts. Seine Miene drückte deutlich Unruhe und Erstaunen aus.
»Nun?« fragte sie.
Sie hoch überragend stand er da. Dann setzte er sich wieder und befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge.
»Ich will Ihnen etwas sagen«, meinte er schließlich. »Der Kampf wird nicht in der sechzehnten Runde enden.«
Sie sagte nichts, aber ihr ungläubiges, spöttisches Lächeln verletzte ihn.
»Warten Sie ab, Fräulein Sangster, und Sie werden sehen, dass der Redakteur sich irrt.«
»Sie meinen, das Programm wird geändert?« fragte sie dreist.
Er zuckte unter diesen scharfen Worten zusammen.
»Ich pflege nicht zu lügen«, sagte er steif, »vor allem nicht Frauen gegenüber.«
»Das tun Sie ja auch gar nicht. Sie leugnen nicht einmal, dass das Programm geändert wird. Ich bin vielleicht ein bisschen schwer von Begriff, Herr Glendon, aber ich kann nicht einsehen, welchen Unterschied es ausmacht, in welcher Runde der Kampf endet, wenn es doch vorausbestimmt und bekannt ist.«
»Ich will Ihnen die Runde nennen, und keine andere Menschenseele soll es wissen.«
Sie zuckte die Achseln und lächelte.
»Das klingt ja fast wie ein Renntipp. Die werden immer so gegeben, wie ich weiß. Ganz so dumm bin ich nun doch nicht, und ich weiß, dass hier etwas nicht stimmt. Warum wurden Sie böse, als ich die Runde nannte? Warum waren Sie auf Ihren Manager böse? Warum haben Sie ihn fortgeschickt?«
Statt zu antworten trat Glendon ans Fenster, als wolle er hinausschauen.
Dann änderte er plötzlich seinen Entschluss und wandte sich halb zu ihr um, und ohne dass sie es sah, wusste sie, dass er jetzt ihr Gesicht betrachtete. Dann ging er wieder auf seinen Platz zurück und setzte sich.
»Sie sagen, ich hätte Sie nicht belogen, Fräulein Sangster, und Sie haben recht. Ich habe es nicht getan.«
Er machte eine Pause, in der er krampfhaft nach Worten suchte.
»Wollen Sie nicht versuchen zu glauben, was ich Ihnen jetzt sagen werde? Wollen Sie sich auf das Wort eines – Boxers verlassen?«
Sie nickte ernst und sah ihm in die Augen, überzeugt, dass er jetzt die Wahrheit sagen würde.
»Ich habe immer ehrlich und anständig gekämpft. Ich habe nie im Leben unsauberes Geld angerührt, nie einen unsauberen Trick ausgeübt.
Das möchte ich zunächst feststellen.
Sie haben mir durch das, was Sie erzählten, einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Aber es sieht sehr verdächtig aus. Das ist es, was mich quält. Denn sehen Sie, Stubener und ich haben den Kampf besprochen, dass ich in der sechzehnten Runde Schluss machen soll.
Und jetzt kommen Sie und erzählen es mir. Woher wusste der Redakteur es? Von mir nicht. Stubener muss es sich СКАЧАТЬ