Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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Er ging zu einem kleinen Schuppen und drehte einen Schalter, worauf ein kleiner Motor von der Größe einer Obstkiste sich summend in Bewegung setzte. Ein fünfzölliger blinkender Wasserstrahl spritzte in den seichten Graben, der die Hauptader seines Berieselungssystems war, und strömte in vielen Seitenkanälen durch den Obstgarten.
»Ist das nicht herrlich – herrlich, herrlich!« rief der Mann begeistert. »Das bedeutet Knospen und Früchte. Blut und Leben. Sehen Sie nur! Das macht eine Goldmine zu einem Witz und ein Schanklokal zu einem bösen Traum. Ich weiß es. Ich – ich bin einmal Kellner gewesen. Ich bin tatsächlich mein ganzes Leben lang Kellner gewesen. Damit habe ich mir das Geld verdient, um diesen Hof zu kaufen. Und ich habe die Arbeit mein ganzes Leben gehasst. Ich bin auf einem Bauernhof geboren, und immer habe ich mich nach dem Lande gesehnt.«
Er wischte sich die Brille ab, um besser sein heißgeliebtes Wasser sehen zu können, dann ergriff er eine Hacke und wanderte mit ihr den Hauptgraben entlang, um weitere Nebenkanäle anzulegen. »Das ist der komischste Kellner, den ich je getroffen habe«, meinte Billy. »Ich glaubte, er sei irgendein Geschäftsmann. Es muss irgend so ein stilles Hotel gewesen sein.«
»Du darfst nicht gleich weiter fahren«, erklärte Saxon. »Ich möchte gern noch mit ihm reden.«
Er kam wieder, putzte sich die Brille und strahlte über das ganze Gesicht, als er das Wasser betrachtete, das eine Art Zauber auf ihn ausübte. Um ihn in Gang zu bringen, brauchte Saxon sich nicht mehr anzustrengen, als er es getan, um seinen Motor in Gang zu bringen.
»Anfang der Fünfziger nahmen Pioniere alles dies in Besitz«, sagte er. »Die Mexikaner waren nie so weit gekommen, alles war Staatsboden. Alle Menschen bekamen hundertundsechzig Morgen. Und welch einen Boden! Die Geschichten, die sie von all dem Weizen erzählen, den sie bekamen, sind beinahe unglaublich. Dann erfolgten verschiedene Veränderungen. Die schlauesten und vernünftigsten Pioniere behielten, was sie hatten, und kauften von den anderen dazu. Und allmählich wurde alles zu großen Höfen.«
»Das waren die glücklichen Spieler«, warf Saxon ein, die sich erinnerte, was Mark Hall gesagt hatte.
Der Mann nickte beifällig und fuhr fort:
»Die Alten rechneten und sammelten und machten ihre großen Höfe immer größer, und sie bauten die großen Scheunen und Häuser und legten Obst- und Blumengärten an. Die Jungen wurden von all dem vielen Reichtum verdorben, sie gingen in die Stadt, um ihn durchzubringen. Und in einem waren Alte und Junge sich einig: Den Boden auszusaugen. Jahr auf Jahr beuteten sie ihn aus und verschafften sich Riesenernten. Sie gaben ihm nichts dafür, und der Boden, den sie zurückließen, war vollkommen ausgepresst. Ja, große Stücke waren so ausgenutzt, dass sie fast wie eine Wüste dalagen.
Die großen Bauern aus der wirklich guten Zeit sind jetzt alle tot – ja, Gott sei Dank! – und dadurch haben wir kleinen Bauern unsere Chance bekommen. Es wird nicht viele Jahre dauern, bis das ganze Tal in kleinen Stellen wie die meine bewirtschaftet wird. Sehen Sie, was wir ausrichten! Wir kriegen ausgenutzten Boden, der keinen Weizen mehr erzeugt, übergießen ihn mit einem Strom von Wasser und behandeln die Erde gut, ja, sehen Sie nur unsere Obstgärten!
Wir haben das Wasser – von den Bergen und von den unterirdischen Quellen. Ich las neulich einen Bericht, in dem stand, dass alles Leben von der Nahrung abhängt. Aber alle Nahrung hängt wieder vom Wasser ab. Es gehören tausend Pfund Wasser dazu, um ein Pfund Nahrung; zehntausend Pfund Wasser, um ein Pfund Fleisch zu erzeugen. Wie viel Wasser trinken Sie in einem Jahre? Ungefähr eine Tonne. Aber Sie essen ungefähr zweihundert Pfund Gemüse und zweihundert Pfund Fleisch im Jahre – das heißt, dass Sie hundert Tonnen Wasser in Form von Gemüse und tausend Tonnen in Form von Fleisch in sich aufnehmen – und das heißt wieder, dass elfhundertundeine Tonne Wasser jährlich dazu gehören, um eine kleine Frau wie Sie zu erhalten.«
»Teufel auch!« Das war alles, was Billy sagen konnte.
»Sie sehen also, wie abhängig die ganze Bevölkerung vom Wasser ist«, fuhr der frühere Kellner fort. »Nun ja, wir haben das Wasser, einen unermesslichen unterirdischen Vorrat, und im Laufe weniger Jahre wird dieses Tal so dicht bevölkert sein wie Belgien.«
Ganz bezaubert von dem fünfzölligen Strom, der von demselben Motor aus dem Boden geholt und ihm wiedergegeben wurde, hielt er in seiner Darlegung inne und starrte ihn an, verzaubert, ohne einen anderen Gedanken, während seine Gäste weiterfuhren.
»Und der hat Getränke ausgeschenkt«, sagte Billy bewundernd. »Er würde sich sicher viel besser dazu eignen, in einer Temperenzlerwirtschaft zu bedienen – das kannst du jedem sagen, der dich danach fragt.«
»Es ist ein so schöner Gedanke – all das Wasser – und all die glücklichen Menschen, die hier wohnen –«
»Aber es ist nicht das Mondtal«, lachte Billy.
»Nein«, antwortete sie. »Im Mondtal brauchen sie den Boden nur zu überrieseln, wenn sie Alfalfa und dergleichen pflanzen wollen. Was wir brauchen, ist Wasser, das ganz natürlich aus der Erde quillt und sich in kleinen Bächen über den Hof verbreitet, und an der Grenze einen richtigen kleinen Fluss. –«
»Mit Forellen«, fiel Billy ihr ins Wort. »Und mit Weiden und allen möglichen anderen Bäumen an seinen Ufern, und hie und da einer Stromschnelle, wo man Forellen fangen kann und einer tiefen Stelle zum Schwimmen und Tauchen. Und Eisvögel und Kaninchen, die zum Trinken an den Fluss kommen, und vielleicht auch ein Hirsch.«
»Und Lerchen auf den Wiesen«, fügte Saxon hinzu. »Und in allen Bäumen Turteltauben. Wir müssen Turteltauben und große graue Waldeichhörnchen haben.«
»Na ja, in dem Mondtal – da gibt es wenigstens etwas«, sagte Billy nachdenklich und wippte mit seiner Peitsche eine Fliege weg, die sich auf Hatties Flanke gesetzt hatte. »Glaubst du, dass wir es finden?«
Saxon nickte mit großer Sicherheit.
»Ebenso wie die Juden das Gelobte Land und die Mormonen Utah und die Pioniere Kalifornien fanden. Erinnerst du dich noch des Rates, den wir erhielten, als wir Oakland verließen? Wer sucht, findet.«
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