Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

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СКАЧАТЬ wäh­rend sie die Fi­sche in drei Por­tio­nen teil­te – eine für Frau Ol­sen, eine für Mag­gie Do­na­hue und eine für sich. Sie freu­te sich auf die Un­ter­hal­tung mit ih­nen, und als sie wie­der heim­kam, be­gann sie in gu­ter Lau­ne in ih­rem ver­nach­läs­sig­ten Haus Ord­nung zu schaf­fen. Sie sang bei der Ar­beit, und die gan­ze Zeit tanz­te das Zau­ber­wort des Jun­gen wie ein fun­keln­der Ein­schlag zwi­schen den Tö­nen: Oa­k­land ist ein gu­ter Start­platz.

      Al­les war so klar und ein­fach wie es nur sein konn­te. Ihr Ge­hirn war krank und sie war nicht ver­ant­wort­lich ge­we­sen. Al­les kam von ih­ren Sor­gen – Sor­gen, an de­nen sie selbst schuld­los war. Und mit Bil­ly war es eben­so. Er hat­te sich merk­wür­dig be­nom­men, aber er war nicht ver­ant­wort­lich da­für. Und alle ihre Sor­gen wa­ren eine Fol­ge da­von, dass sie in ei­ner Fal­le ge­fan­gen ge­ses­sen hat­te. Die Fal­le war Oa­k­land. Aber Oa­k­land war ein gu­ter Start­platz.

      Sie über­dach­te al­les, was in ih­rer Ehe ge­sche­hen war. Die Streiks und die schlech­ten Zei­ten wa­ren an al­lem schuld ge­we­sen.

      Sie hat­te ih­ren Ent­schluss ge­fasst. Die Stadt war kein Ort für sie und Bil­ly, kein Ort für Leu­te, die sich lieb­ten, oder für klei­ne Kin­der. Des­halb gab es nur einen Aus­weg. Sie muss­ten Oa­k­land ver­las­sen. Nur die Dum­men blie­ben und beug­ten sich dem Schick­sal. Aber sie und Bil­ly wa­ren nicht dumm. Sie woll­ten sich nicht beu­gen. Sie woll­ten fort­wan­dern und dem Schick­sal die Stirn bie­ten. Wo­hin, wuss­te sie nicht. Aber das kam schon. Die Welt war groß. Jen­seits der Ber­ge, die die Stadt um­ga­ben, hin­ter dem Gol­de­nen Tor fan­den sie schon, was sie such­ten. In ei­nem hat­te der Jun­ge un­recht ge­habt. Sie war nicht an Oa­k­land ge­bun­den, wenn sie auch ver­hei­ra­tet war. Die Welt stand ihr und Bil­ly of­fen, wie sie den wan­dern­den Ge­schlech­tern vor ihr of­fen ge­stan­den hat­te. Über­all blie­ben nur die Dum­men zu­rück, wenn das Ge­schlecht aus­wan­der­te. Die Star­ken zo­gen wei­ter. Und sie und Bil­ly ge­hör­ten zu den Star­ken. Sie woll­ten fort­ge­hen, über die brau­nen Con­tra-Cos­ta-Ber­ge oder zum Gol­de­nen Tor hin­aus.

      An dem Tage, ehe Bil­ly aus dem Ge­fäng­nis ent­las­sen wer­den soll­te, traf Sa­xon ihre letz­ten be­schei­de­nen Vor­be­rei­tun­gen für sei­nen Empfang. Sie hat­te kein Geld, und wenn sie nicht ent­schlos­sen ge­we­sen wäre, Bil­ly nicht mehr auf die­se Art zu krän­ken, so wür­de sie sich zehn Cent von Mag­gie Do­na­hue ge­lie­hen ha­ben, um mit der Fäh­re nach San Fran­zis­ko zu fah­ren und ei­ni­ge ih­rer fei­nen Din­ge zu ver­kau­fen. Aber sie hat­te doch je­den­falls Brat­kar­tof­feln und ge­sal­ze­nen Fisch im Hau­se, und nach­mit­tags ging sie bei Ebbe hin­aus und sam­mel­te Mu­scheln zur Sup­pe. Sie las auch Treib­holz auf, und es war neun Uhr abends, als sie mit ei­ner Last Brenn­holz auf dem Rücken, ei­nem kurz­schaf­ti­gen Spa­ten in der einen und ei­nem Ei­mer mit Mu­scheln in der an­de­ren Hand aus den Sümp­fen heim­kam. An der Ecke wähl­te sie die dunk­le­re Stra­ßen­sei­te und eil­te über den er­leuch­te­ten Kreis, um nicht von der Nach­bar­schaft ge­se­hen zu wer­den. Aber eine Frau kam ihr ent­ge­gen, sah sie has­tig for­schend an und blieb dann ste­hen. Es war Mary.

      »Mein Gott, Sa­xon!« rief sie. »Steht es so schlimm?«

      Sa­xon sah ihre alte Freun­din for­schend an, und im sel­ben Au­gen­blick sah sie die gan­ze Tra­gö­die vor sich. Mary war schlan­ker, wenn ihre Wan­gen auch mehr Far­be hat­ten – eine Far­be, über die Sa­xon ihre Zwei­fel hat­te. Ma­rys klu­ge Au­gen wa­ren schö­ner und grö­ßer – zu groß und fie­ber­haft klar, zu rast­los. Sie war gut ge­klei­det – zu gut, und sie war of­fen­bar sehr ner­vös. Sie wand­te furcht­sam den Kopf, um in das Dun­kel hin­ter sich zu spä­hen.

      »Mein Gott!« sag­te Sa­xon kaum hör­bar. »Und du –« Sie press­te die Lip­pen zu­sam­men und fuhr dann fort: »Willst du nicht mit mir kom­men?«

      »Wenn du dich schämst, dich mit mir se­hen zu las­sen –« brach es aus Mary her­aus, der der Zorn of­fen­bar eben­so schnell kam wie frü­her.

      »Nein, nein«, pro­tes­tier­te Sa­xon. »Es sind nur das Treib­holz und die Mu­scheln. Ich will nicht, dass die Nach­barn das se­hen. Komm.«

      »Nein, ich kann nicht, Sa­xon. Ich möch­te gern, aber ich kann nicht. Ich muss mit dem nächs­ten Zug nach San Fran­zis­ko zu­rück. Ich habe hier ge­war­tet. Ich klopf­te an dei­ne Kü­chen­tür, aber es war über­all dun­kel. Bil­ly sitzt im­mer noch, nicht wahr?«

      »Ja, aber mor­gen kommt er her­aus.«

      »Ich las es in den Zei­tun­gen«, sag­te Mary und sah sich has­tig um. »Ich war in Stock­ton, als es ge­sch­ah.« Ein fast dro­hen­der Klang kam in ihre Stim­me. »Du ta­delst mich doch nicht des­halb, nicht wahr? Ich konn­te nicht in die Plät­te­rei zu­rück, nach­dem ich ver­hei­ra­tet ge­we­sen war. Ich war der Ar­beit so über­drüs­sig. Ich war ganz her­un­ter und bin ja auch ei­gent­lich nie viel wert ge­we­sen. Und wenn du wüss­test, wie ich die Plät­te­rei hass­te, ehe ich hei­ra­te­te. Es ist eine dre­cki­ge Welt. Das glaubst du viel­leicht nicht? Sa­xon, ich schwö­re dir, dass du nicht ein Hun­derts­tel von all den dre­cki­gen Din­gen ahnst, die es in der Welt gibt. Ach, ich wünsch­te, ich wäre tot – ich wünsch­te, ich wäre tot und weg von al­lem. Sag – nein, ich kann jetzt nicht! Ich höre den Zug bei Ade­li­ne pfei­fen. Ich muss lau­fen, um mit­zu­kom­men. Aber ich kom­me –«

      »Na, wirds bald?« er­tön­te plötz­lich eine Män­ner­stim­me hin­ter ih­nen.

      Der Re­den­de, der sieh bis­her im Hin­ter­grund ge­hal­ten, tauch­te jetzt aus dem Dun­kel auf. Er war kein Ar­bei­ter, das sah Sa­xon gleich. Aber trotz sei­ner gu­ten Klei­dung stand er im Ur­teil der Welt doch weit tiefer als ein Ar­bei­ter.

      »Ich kom­me, war­te nur eine Se­kun­de«, sag­te Mary be­ru­hi­gend.

      Und aus dem Klang ih­rer Stim­me er­kann­te Sa­xon, dass sie den Mann fürch­te­te, der licht­scheu an der Gren­ze zwi­schen Licht und Dun­kel­heit stand.

      Mary wand­te sich zu ihr.

      »Ich muss ge­hen, lebe wohl!« sag­te sie und tas­te­te nach et­was, das sie in ih­rem Hand­schuh hat­te. Dann er­griff sie die Hand, die Sa­xon frei hat­te, und Sa­xon fühl­te, wie eine klei­ne war­me Mün­ze her­ein­ge­steckt wur­de. Sie ver­such­te, Wi­der­stand zu leis­ten, die an­de­re zu zwin­gen, sie zu­rück­zu­neh­men.

      »Nein, nein«, fleh­te Mary. »Um un­se­rer al­ten Freund­schaft wil­len. Du kannst viel­leicht auch ein­mal et­was für mich tun. Ich kom­me bald wie­der. Le­be­wohl!«

      Plötz­lich um­schlang sie Sa­xon und press­te laut schluch­zend ihr Ge­sicht an ihre Brust. Dann riss sie sich los, trat einen Schritt zu­rück und starr­te in hef­ti­ger Be­we­gung Sa­xon an.

      »Na, mach jetzt, mach jetzt«, er­tön­te die Stim­me des Man­nes ge­bie­te­risch aus dem Dun­kel.

      »Ach, Sa­xon«, schluchz­te Mary, und im nächs­ten Au­gen­blick war sie ver­schwun­den.

      Als Sa­xon ins Zim­mer trat und die Lam­pe an­zün­de­te, sah sie das Geld­stück. Es wa­ren fünf СКАЧАТЬ