Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 6 – Familienroman - Claudia Torwegge страница 38

Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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      Er wandte sich ihr zu, sah sie ernsthaft an.

      »Yvonne, wir sollten Kinder haben«, sagte er dann. Sie senkte den Kopf.

      »Ja«, sagte sie gepreßt. Es war noch nicht lange her, da hatte ihr Frauenarzt ihr erklärt, daß sie wahrscheinlich niemals Kinder haben würde. Es müsse schon ein Wunder geschehen, bevor sie einem Kind das Leben schenken könnte. Es war wie ein Todesurteil für all ihre Hoffnungen gewesen – und sie hatte es Ulf bis jetzt verschwiegen.

      Langsam, als würden ihre Beine ihr nicht gehorchen, stand sie auf. Sie mußte es ihm sagen, sie mußte es hinter sich bringen.

      »Ulf, ich…«, begann sie, aber er ließ sie nicht ausreden. Er streckte ihr die Hand entgegen.

      »Kinder geben einer Ehe erst einen Sinn«, sagte er eifrig und sprach dann zögernd, als würde es ihn große Überwindung kosten, weiter: »Wir beide haben unsere Probleme miteinander, Yvonne. Wir haben uns – das hast du sicher auch längst gemerkt – auseinandergelebt. Ein Kind würde bestimmt dazu beitragen, daß wir wieder zueinanderfinden, daß wir uns wieder besser verstehen.«

      Yvonne hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken, die in ihr aufsteigen wollten.

      »So, findest du?« brachte sie mühsam heraus. Er runzelte die Stirn.

      »Du wohl nicht?« fragte er verstimmt, und sein Gesicht verschloß sich. Tränen stiegen in ihre Augen, liefen über ihre Wangen, schmeckten salzig in ihren Mundwinkeln. Sie schlug beide Hände vors Gesicht, und ihr Körper bebte vor unterdrücktem Schluchzen. Ulf sah seine Frau verwundert an. Derartige Gefühlsausbrüche war er von Yvonne nicht gewohnt.

      »Warum – warum weinst du denn?« fragte er verunsichert. Sie sah ihn an. Ihr Gesicht war tränenverschmiert, die Augen rotgerändert, und soviel Unglück sprach aus ihren Zügen, daß er sie betroffen musterte.

      »Was – was ist denn los?« wollte er wissen, doch sie schüttelte nur stumm den Kopf, brachte kein einziges Wort heraus. Erst dann fiel ihm ein, daß sie vor einigen Wochen einen Termin bei seinem Kollegen Dr. Geier, einem Frauenarzt, gehabt hatte – und eine düstere Ahnung überfiel ihn. Er trat auf sie zu, packte mit seinen Händen ihre Oberarme und rüttelte sie.

      »Was – was – hat Dr. Geier gesagt?« fragte er rauh. Sie schüttelte nur stumm, hilflos den Kopf. Erst nach einer Weile brachte sie heraus:

      »Ich – ich kann keine Kinder bekommen.«

      Ulf war aschfahl geworden. Er ließ sie abrupt los, daß sie taumelte. Dann wandte er sich ab, ging ohne ein weites Wort aus dem Zimmer und ließ sie stehen.

      Sie hörte, wie die Tür hinter ihm zufiel. Es war ein schrecklich endgültiger Laut, und sie schluchzte auf.

      »Ulf«, flüsterte sie – und mit einem Male wußte sie ganz deutlich, daß sie es nicht ertragen würde, ihn zu verlieren.

      *

      Ulf war innerlich aufgewühlt. Er mußte erst einmal mit der Tatsache fertig werden, daß Yvonne und er nie, nie Kinder haben würden. Er setzte sich in sein Auto und fuhr ziellos durch die Straßen. Die Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn, Verzweiflung überkam ihn, und er haderte mit seinem Schicksal. Er sollte auf Kinder verzichten, nur, weil Yvonne nicht in der Lage war, welche zu bekommen? Er, der er sich immer – bewußt oder unbewußt – nach Kindern gesehnt hatte? Ein eigenes Kind in seinen Armen zu halten, Kinderaugen, die ihn vertrauensvoll anblickten – wäre das nicht wunderschön? Der Wunsch, ein eigenes Kind zu haben, wurde auf einmal übermächtig in ihm, nahm Besitz von seinem Denken, seinem Fühlen. Das Leben, das er bis jetzt mit Yvonne, an Yvonnes Seite geführt hatte, kam ihm schal, inhaltslos und sogar fragwürdig vor. Sollte das nun für immer so weitergehen?

      Er merkte, daß seine Hände, die das Lenkrad hielten, zitterten, und er lenkte den Wagen in eine stille Seitenstraße. Er fuhr langsamer, die Gegend kam ihm immer bekannter vor, und bald fand er sich zu seiner eigenen Überraschung auf dem Parkplatz der Klinik wieder. Er hielt an, schaltete den Motor aus. Für einen Moment legte er seine Stirn auf das Lenkrad und schloß die Augen.

      Was hatte ihn hierher geführt? Würde die Arbeit, die Sorge um seine Patienten ihn ablenken? Doch dann fiel ihm das kleine Mädchen ein, das er heute behandelt hatte, das kleine Mädchen mit dem sonnigen Lachen und den strahlendblauen Augen. Wie hieß es doch gleich?

      »Annelie«, flüsterte er und stieg aus dem Auto aus. Er lief fast zum Eingang der Klinik, nahm zwei Stufen auf einmal, ging schnell den langen Flur entlang und stand endlich vor der Tür des Zimmers, in dem die Kleine untergebracht war. Er klopfte kurz und trat ein.

      »Na, wie geht’s, kleines Mädchen?« fragte Ulf liebevoll.

      »Danke, gut, Onkel Doktor«, antwortete sie und stellte fest: »Aber das hast du mich heute früh schon einmal gefragt und jetzt fragst du schon wieder!«

      »Ich möchte es eben gerne immer wieder hören, daß es dir gutgeht«, meinte er lachend und setzte sich an ihren Bettrand. »Du hast uns nämlich große Sorgen gemacht, du kleine Annelie.«

      »Ich heiße Amelie«, verbesserte sie ihn. »Und so klein bin ich auch nicht mehr. Ich komme nächstes Jahr schon in die Schule.«

      »Was, nächstes Jahr kommst du schon in die Schule?« wunderte er sich. »Dann bist du ja fast schon sechs Jahre alt.«

      »Noch nicht ganz, aber ich habe bald Geburtstag, dann werde ich sechs. Soll ich dich zu meinem Geburtstag einladen?«

      »O ja, gerne!« rief er aus. »Da muß ich dir aber auch ein Geschenk mitbringen. Was wünschst du dir denn?«

      »Ooch«, sagte sie langgezogen und legte die glatte Kinderstirn in nachdenkliche Falten. »Das muß ich mir erst mal überlegen. Weißt du, ich habe viele, viele Wünsche…«

      »Das kann ich mir denken, Annelie«, meinte er.

      »Warum kannst du dir meinen Namen nicht merken?« beschwerte sie sich. »Ich heiße Amelie! Mit einem ›m‹!«

      »Amelie – mit einem ›m‹!«, wiederholte er. »Entschuldige bitte, es soll nicht wieder vorkommen. Ich werde mir deinen Namen jetzt ganz bestimmt merken. Amelie – mit einem ›m‹! Das ist aber wirklich ein hübscher Name.«

      »Ja, er gefällt mir auch«, meinte die Kleine. »Amelie Mertens, so heiße ich richtig. Das paßt gut zusammen, findest du nicht auch?«

      »Mertens, Amelie Mertens«, wiederholte er tonlos. »Sagtest du ›Mertens‹?«

      Sie nickte. Der Name kam ihm nicht nur bekannt vor, er war wie ein Echo, weckte Erinnerungen in ihm. Erinnerungen an Liebe, an Glück – und Trennung…

      Nina, dachte er. Nina Mertens… Könnte es denn sein, daß dieses Kind vielleicht gar Ninas Tochter ist? Er schüttelte über sich selber und seine Mutmaßungen den Kopf.

      Mertens ist kein seltener Name, es müßte schon ein ganz großer Zufall sein, wenn es denn wirklich so wäre, überlegte er. Und so große Zufälle gibt es nicht.

      Er sah das Kind an, forschend, nachdenklich – und sah mit einem Mal ganz deutlich die Ähnlichkeit mit ihm, die Ähnlichkeit mit Nina, mit Nina Mertens, die Ähnlichkeit mit seiner Nina…

      »Amelie СКАЧАТЬ