Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 6 – Familienroman - Claudia Torwegge страница 36

Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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СКАЧАТЬ – das hast du getan?« fragte sie verwundert. »Und – was hat er gesagt?«

      »Daß er es mit mir probieren will«, antwortete Matthias fröhlich. »Ist das nicht wunderbar? Wir könnten auf dem Land leben, wir drei, du und ich und Amelie…«

      »Ist das dein Ernst?« fragte sie, ihr war beklommen zumute vor Glück und Bangigkeit zugleich.

      »Glaubst du denn, ich gebe dich wieder her? Jetzt, wo ich dich gefunden habe? Nein, wir gehören zusammen, komme, was da wolle.«

      »Und Amelie? Was wird sie dazu sagen?«

      Es sollte scherzhaft klingen, aber Matthias spürte aus ihren Worten, wie sehr sie der Gedanke an Amelie bedrückte.

      »Nun, sie wird sich daran gewöhnen müssen, daß wir beide uns liebhaben«, sagte er ernsthaft. »Und daß wir zusammen sein möchten. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um ihr ein guter Vater zu sein. Das muß ich natürlich erst noch lernen!«

      »Es klingt so wunderbar einfach, wenn du das sagst«, gab sie zurück. »Aber es wird nicht so einfach sein. Nicht für uns und nicht für sie…«

      »Mach’ dir keine Sorgen, Liebling«, sagte er liebevoll. »Es wird alles gut werden.«

      Sie kuschelte sich an ihn und wiederholte leise:

      »Sie wird sich daran gewöhnen müssen, daß wir uns liebhaben…«

      In dieser Nacht jedoch wurde die kleine Amelie krank. Mit vor Fieber hochrotem Kopf und fieberflänzenden Augen lag sie wie ein Häufchen Elend in ihrem Bett, sprach wirre Dinge vor sich hin und röchelte.

      *

      »Es ist meine Schuld, es ist ganz allein meine Schuld!« brachte Nina verzweifelt und unter Tränen heraus.

      »Aber wieso denn, Nina? Du kannst doch wahrhaftig nichts dafür, daß Amelie Fieber bekommen hat«, versuchte Matthias, sie zu beruhigen.

      »O doch, ich kann etwas dafür«, beschuldigte sie sich selber. »Wenn ich nicht so verdammt egoistisch gewesen wäre und nur an mich und an mein eigenes bißchen Glück gedacht hätte, dann wäre sie nicht krank geworden. Ganz bestimmt nicht…«

      Matthias mochte mit Engelszungen auf sie einreden, mochte die stichhaltigsten Argumente anführen – Nina beharrte auf ihrer Meinung. Er stand ihr im Flur des Krankenhauses gegenüber. Hinter einer der weißen Türen lag Amelie in ihrem Krankenbett, mit fieberroten Wangen und jagendem Puls. Zwei der Ärzte, die Nachtdienst hatten, bemühten sich um sie.

      »Sie hat einen fieberhaften Infekt. Hast du dem Arzt nicht selber gesagt, daß in ihrem Kindergarten eine ansteckende Krankheit ausgebrochen ist? Daß der Kindergarten deswegen sogar geschlossen wurde?«

      »Natürlich stimmt das. Aber hast du denn noch nie gehört, daß Krankheiten durch seelische Erschütterungen erst zum Ausbruch kommen oder sich verschlimmern?« gab sie zurück. Er runzelte verständnislos die Stirn.

      »Seelische Erschütterungen?« fragte er zurück. »Und welche seelische Erschütterung, bitte sehr, sollte Amelies Krankheit ausgelöst haben?«

      Sie kämpfte mit den Tränen.

      »Daß du – daß ich – daß wir – uns geküßt haben«, brachte sie stockend heraus. »Geküßt und…«

      Sie verstummte und sah zu Boden. Am liebsten hätte er – wenn die Lage nicht so ernst, so bitter-ernst gewesen wäre – laut aufgelacht.

      »Geküßt und…«, wiederholte er. Er legte die Hände auf ihre Schultern und schüttelte sie leicht, als wollte er sie zur Besinnung bringen. »Davon wird man nicht krank. Ganz bestimmt nicht.«

      »Amelie ist nur deshalb so schwer krank geworden, weil sie fürchten mußte…«, schluchzte sie und konnte vor Schluchzen einfach nicht mehr weitersprechen. Er legte den Arm um ihre Schultern.

      »Was hätte sie denn fürchten sollen?« fragte er behutsam, obwohl er die Antwort wußte.

      »… daß sie mich an dich verliert«, sagte sie tonlos.

      »Einen solchen Unsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört«, sagte er in bestimmten Tonfall.

      »Du kennst Amelie nicht. Sie ist sehr sensibel«, wandte sie ein. »Und sie ist es nicht gewohnt, daß sie…«

      Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, die eng war von ihren Tränen.

      »Natürlich, sie ist es nicht gewohnt, daß sie ihre Mutter mit jemand anderem teilen muß«, vollendete er ihren Satz.

      »Sie soll mich nicht mit jemand anderem teilen«, entgegnete sie und bemühte sich, ihrer Stimme, obwohl sie ein Zittern nicht unterdrücken konnte, einen festen Klang zu geben. »Nein. Das soll sie nicht. Das werde ich ihr ersparen. Ja, das werde ich. Sie soll mich in Zukunft mit keinem anderen Menschen teilen.«

      Er sah sie an, und erst allmählich ging ihm die Bedeutung ihrer Worte auf. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht.

      »Wie meinst du das? Heißt das, daß du mich wegschickst?« fragte er ahnungsvoll. Sie nickte stumm.

      »Heißt das, daß du – mich nicht mehr – haben willst?« fragte er stockend. Sie gab keine Antwort, ihr Gesicht war wie erloschen.

      »Das kann dein Ernst nicht sein, Nina!«

      Er schrie es fast. Immer noch lagen seine Hände auf ihren Schultern, und diesmal schüttelte er sie heftig. Sie machte sich frei von ihm, streifte seine Hände ab wie ein lästiges Insekt. Mit an beiden Seiten herabhängenden Armen stand er da.

      »Das kann nicht dein Ernst sein, Nina!« wiederholte er. »Wir lieben uns! Das kannst du mir – das kannst du uns nicht antun!«

      »Doch«, sagte sie. Sie sah ihn aus tränenumflorten Augen an. »Ich bitte dich, geh, Matthias. Bitte geh – und komm nie wieder.«

      Wie erstarrt stand er da und schaute sie nur an, dieses bleiche, von Kummer und Sorge zerquälte Gesicht mit den verweinten Augen, diese zitternden Lippen. Wie gerne hätte er seine Hände beruhigend, tröstend um ihr Gesicht gelegt, hätte die Tränen von ihren Wimpern geküßt, die zitternden Lippen mit seinen Lippen gestreichelt.

      »Nina«, sagte er weich. »Das ist noch nicht dein letztes Wort…«

      Sie schloß die Augen vor unendlicher Qual. Wie gerne hätte sie sich in seine Arme geflüchtet, hätte Trost und Zuflucht bei ihm gesucht, ihren Kopf an seine Schulter gebettet, sich an seiner Brust ausgeweint, sich von ihm in den Armen wiegen lassen wie ein Kind, das sich weh getan hat. Aber – da war Amelie. Ihr kleines Mädchen war krank geworden, weil es nicht verkraften konnte, daß seine Mutter Matthias liebte.

      »Mein Kind geht vor«, sagte sie tonlos. »Bitte, versteh doch…«

      Er sah sie nur an, in seinem Gesicht arbeitete es.

      »Ich verstehe«, sagte er nur. Dann wandte er sich ab und ging langsam, mühevoll fast den langen, nur durch die nächtliche Notbeleuchtung erhellten Krankenhausflur entlang. Sie sah ihm nach, bis er durch die Schwingtür mit den Milchglasscheiben am anderen Ende des Ganges verschwunden war. СКАЧАТЬ