Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 6 – Familienroman - Claudia Torwegge страница 37

Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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      In den Tagen und Wochen nach der Party bei Helmbrecht stürzte Ulf sich noch mehr als sonst in seine Arbeit. Er hielt seine Vorlesungen, für die er sich entweder in seinem Arbeitszimmer in der Klinik oder an der Universität vorbereitete. Seine verschiedenen Posten in der Arzneimittelindustrie hielten ihn beschäftigt, er ließ keine Tagung und kein Seminar ausfallen. Aber die meiste Zeit verbrachte er auf den Krankenstationen der Klinik, er kümmerte sich persönlich um schwierige Fälle, war überall und nirgends zu finden – und am allerwenigsten zu Hause in seiner schönen Villa. Eine innere Unruhe war in ihm, und Yvonne hatte das Gefühl, daß er ihr aus dem Weg ging. Er vermied es, mit ihr zusammen, mit ihr alleine zu sein. Yvonne hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Wieviel ahnte, wieviel wußte er?

      Sie war sich nicht sicher, ob nicht Ulf doch etwas von ihrer Affäre mit Benno Helmbrecht ahnte. Und – war diese Affäre es wert, ihre Ehe aufs Spiel zu setzen?

      Sie hatte sich ein paarmal mit Benno in seinem Bootshaus getroffen. Es lag einsam an einem See außerhalb der Stadt. Das Grundstück war ein idyllisches Fleckchen Erde, mit einem schönen Baumbestand und war umstanden von einer hohen Hecke. Schilf wuchs am Ufer, und es gab einen kleinen Strand, der sanft ins flache Wasser führte. An einem hölzernen Bootssteg lag ein Ruderboot vertäut und schaukelte leise in den sanften Wellen.

      Da Benno Helmbrecht sich nicht besonders viel aus dem Wassersport, sei es nun Schwimmen, Rudern oder Segeln machte, benutzte er das Haus nur selten – und wenn, dann eigentlich nur, um sich dort mit seinen diversen Freundinnen zu treffen. Das romantische Bootshaus am See war für ihn sozusagen sein Liebesnest.

      Es war hübsch eingerichtet – im Wohnraum mit bequemen Sofas und Sesseln, mit Teppichen und weichen Kissen, einem offenen Kamin und Lampen, die ein gedämpftes, intimes Licht verbreiteten. Den kleinen Schlafraum füllte ein breites Bett, über das eine Felldecke gebreitet war, fast vollständig aus.

      »Es ist nett hier, so kuschelig und romantisch«, meinte Yvonne und fügte mit einem spöttischen Lächeln hinzu: »Obwohl es nicht ganz mein Stil ist, mein Lieber.«

      Er lachte und holte eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank. Er achtete persönlich darauf, daß der Kühslchrank immer wohlbestückt mit Kaviar und Champagner war.

      »Mein Stil ist es auch nicht, liebste Yvonne, aber manche Frauen mögen das«, entgegnete er. Er legte, bevor er die Flasche entkorkte, eine CD mit schmeichelnder Musik auf, und sanfte Klänge rieselten durch den Raum. »Es ist, wie du schon sagtest, kuschelig und romantisch. Und dann noch ein wenig leise Musik, ein Gläschen Champagner und…«

      »… und sie schmelzen dahin«, sagte Yvonne immer noch spöttisch und nahm den Champagnerkelch aus Bennos Hand. Sie trank das Glas auf einen Zug aus und warf ihm unter halbgeöffneten Lidern einen sinnlichen Blick zu. Dann ließ sie sich auf die Couch nieder und schlug die langen Beine übereinander. Er kam zu ihr, setzte sich dicht neben sie und stieß mit ihr an.

      »Ja, gewiß, sie schmelzen dahin«, flüsterte er. Er beugte sich zu ihr und berührte mit seinen wulstigen Lippen ihre Wange, ihren schlanken Hals und streifte dann über die Haut, die ihr tiefausgeschnittener Seidenpulli freigab.

      »Sie schmelzen dahin«, wiederholte er. »So wie du, meine schöne Yvonne…«

      Er ist faszinierend und gleichzeitig abstoßend, dieser Mann, dachte Yvonne. Es ist schön und eklig zugleich…

      Sie wehrte ihn nicht ab, sondern ließ sich all seine Zärtlichkeiten, seine Annäherungen gerne gefallen. Insgeheim kostete sie ihren Triumph aus, daß es ihr gelungen war, diesen mächtigen, erfolgreichen Mann zu umgarnen. An Helmbrechts Frau und was er ihr mit seinem Treuebruch antat, dachte sie überhaupt nicht. Sie war ihr herzlich gleichgültig. Ulf war da schon eine andere Sache. Sie fürchtete seinen forschenden Blick, der alles zu durchschauen schien, seinen berechtigten Zorn – und sie fürchtete, ihn zu verlieren.

      Ich tu es einzig und allein für Ulf. Ich bin nett zu Helmbrecht, weil er Ulf Vorteile verschaffen und von Nutzen für ihn sein kann, beschwichtigte sie ihre Schuldgefühle. Und wenn Ulf sich in letzter Zeit mehr um mich gekümmert hätte, dann hätte ich es mit Benno Helmbrecht nicht so weit kommen lassen…

      Trotzdem stand ihr das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, als sie an diesem Abend – nach einem Treffen mit Benno Helmbrecht in seinem Bootshaus – nach Hause kam und Ulf im Wohnzimmer vorfand. Sie hatte ihn nicht so früh erwartet. Er saß in seinem Sessel und las die Zeitung. Als er sie kommen hörte, ließ er das Blatt sinken und sah sie an. Sie war noch erhitzt von ihrem Erlebnis mit Benno, erhitzt von der Autofahrt durch den starken Berufsverkehr. Ihr Haar war verwirrt, der Lippenstift, das Augen-Make-up verwischt.

      »Wo kommst du her?« fragte er scharf. Sie zuckte mit den Schultern.

      »Aus – aus der Stadt«, log sie. Er hob die Augenbrauen.

      »So, wie du aussiehst, kommst du nicht aus der Stadt«, meinte er und schaute sie argwöhnisch an. »Du kommst eher – aus dem Wald.«

      »Nun ja, das stimmt, ich komme nicht aus der Stadt«, gab sie zu. »Ich habe einen Spaziergang um den See gemacht – mit einer Freundin.«

      »So, mit einer Freundin«, sagte er, und sie konnte nicht sagen, ob er ihr nun glaubte oder nicht. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war überaus beherrscht, fast undurchdringlich. Mit einem Mal merkte sie, daß er unter seiner beherrschten Miene zu verbergen suchte, daß er litt. Hatte sie ihm so weh getan?

      Sie lief zu ihm und kniete neben seinem Sessel nieder, legte den Kopf auf die Armlehne, wartete darauf, daß er – wie früher – über ihr Haar strich. Aber er tat nichts dergleichen. War sie ihm schon so gleichgültig geworden?

      »Ulf«, flüsterte sie, aber er gab keine Antwort. Er stand auf, ging zur Hausbar und mixte sich einen Whisky-Soda.

      »Möchtest du auch einen?« fragte er höflich. Sie schüttelte den Kopf. Mit dem Glas in der Hand ging er zu einem der hohen, französischen Fenster und sah – wie in Gedanken versunken – hinaus. Rote Geranien und weiße Margeriten blühten auf der Terrasse in rustikalen Tonkübeln, und an der Balustrade rankte sich eine gelbe Rose empor. Yvonne näherte sich ihm zögernd bis auf wenige Schritte. Sein ihr zugewandter Rücken drückte Niedergeschlagenheit und Abweisung aus.

      »Was ist nur mit uns passiert, Ulf«, flüsterte sie. »Seit wann herrscht diese Kühle zwischen uns? Warum können wir nicht mehr miteinander sprechen – so wie früher? Wir haben uns doch einmal geliebt…«

      Er gab keine Antwort, und sie wußte nicht, ob er ihre fast tonlos hervorgestoßenen Worte überhaupt gehört hatte. Sie trat zu ihm und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. Er wandte den Kopf, und sie merkte, daß er mit seinen Gedanken weit weg war – ganz woanders, nur nicht bei ihr.

      »Woran denkst du, Ulf?« flüsterte sie. Er strich sich über die Stirn, und es war, als ob er aus einer anderen Welt zurückkäme.

      »Ich habe heute ein Kind in meiner Klinik behandelt, ein kleines Mädchen«, sagte er leise und verstummte dann. Yvonne preßte die Lippen aufeinander. Wieder war etwas anderes wichtiger als sie, seine Frau.

      Sie heuchelte Anteilnahme.

      »Was ist mit diesem Kind, ist es sehr krank?« fragte sie. »Es muß ja etwas Ernstes sein, wenn du, der Professor und Chefarzt, dich persönlich darum kümmerst.«

      »Das Kind ist inzwischen – zum Glück – auf dem Weg der Besserung«, sagte er. Dieses kleine Mädchen hatte etwas СКАЧАТЬ