Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer
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Название: Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075837219

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СКАЧАТЬ Kleid zur Kirche gehen und im ersten Betstuhl knien. Sie sah sich am Sonntagnachmittag bei Kaffee sitzen, während die Tür sich auftat und die Jäger zum Rapport erschienen, voran der Praxmaler-Pepperl, der höflich das Hütl von den trauernden Kreuzerschneckerln herunterzog: »Recht schön guten Abend, Frau Jagdverwalterin!« –

      Bei diesem Traumbild stotterte sie zu Tod erschrocken: »Mar und Joseph!« Sie hatte plötzlich an das Rauchloch da drüben denken müssen, in dem die Sonne verschwunden war. »Lassen S' mich aus! Ich bitt Ihnen, lieber Herr Martin, lassen S' mich aus!«

      »Aber Burgerl, Kind, sag mir doch –« Martin versuchte das Mädel auf seinen Schoß zu ziehen. Da verfinsterte sich die Tür, und eine Stimme, die kaum merklich bebte und dennoch ganz anders war als die gewohnte Stimme des Praxmaler-Pepperl, klang in die Dämmerung herein: »Recht schön guten Abend beinander!« Im gleichen Augenblick stand Burgi schon am Herd und begann im Kessel ein verzweifeltes Rühren.

      Martin streckte die Beine, brannte sich eine frische Zigarette an und schielte über das flackernde Zündholz nach dem Jäger.

      Pepperl stand wie ein Baum unter der Tür, die Daumen in die Hosenträger eingehakt. »Sie, Herr Kammerdiener! Tummeln S' Ihnen! Der Herr Fürst wird gleich heimkommen.«

      »Also ist er noch nicht da? Na, dann wird's nicht so pressieren!« meinte Martin. Er stäubte eine Aschenflocke von seinem Frack, erhob sich, zog die Weste herunter und ging zur Tür. »Wollen Sie gefälligst den Weg freigeben?«

      Pepperl rührte sich nicht. »Ja, gleich! Aber z'erst noch a Wörtl! Neulich auf d' Nacht hab ich an Rausch ghabt. Und da hab ich mich a bißl unghörig aufgführt. Dös reut mich, ja! Aber heut bin ich nüchtern.«

      Martin runzelte die Brauen. »Was soll das heißen?«

      »Es is nur, daß der Herr Kammerdiener weiß, wie er dran is mit mir.« Pepperl trat von der Tür weg. »So!«

      »Sie scheinen zu glauben, daß ich an Ihr unqualifizierbares Benehmen von neulich eine Minute später noch gedacht habe? Da tun Sie sich zuviel Ehre an, junger Mann.«

      »Is schon möglich! Unsereins halt eben a bißl was auf Ehr. Deswegen zwick ich Ihnen von der Ihrigen nix ab. Die tät mir net in d' Joppen passen.«

      Martin zuckte hochmütig die Schultern, und während er zur Tür hinausschritt, grüßte er freundlich: »Adieu, Burgerl!«

      »Bhüt Ihnen Gott, Herr Martin!« klang es so dünn wie ein Zwirnsfaden vom Herd herüber.

      Draußen waren Martins Schritte schon verhallt, und Pepperl stand immer noch stumm und regungslos neben der Tür.

      Burgi tat, als wäre der Jäger Luft für sie. Bald hantierte sie mit dem Geschirr, bald wieder legte sie ein frisches Scheit in das flackernde Feuer, und bei allem drehte sie der Tür immer den Rücken zu.

      »Jiija!« sagte Pepperl endlich, ging auf den Tisch zu, setzte sich auf den leer gewordenen Stuhl und begann in aller Gemütsruhe sein Pfeiflein zu stopfen. Als diese umständliche Arbeit erledigt war, hob er das Bein und strich an der Schattenseite seiner Lederhose das Zündholz an.

      »Ja, ja, ja!« nickte er vor sich hin, während er nachdenklich den brennenden Schwefel betrachtete. »So geht's auf der Welt!« Mit langen Zügen begann er zu paffen.

      Burgi schoß einen wütenden Blick nach dem Jäger. »Mußt denn du allweil grad bei mir da sitzen?«

      »Da gfallt's mir halt, weißt!«

      »Wär mir schon lieber, es tät dir woanders gfallen!«

      » Die Zeit kann auch noch kommen.«

      »Hoffentlich bleibt's net gar z'lang aus!«

      »Is schon möglich. Es gibt Sacherln auf der Welt, die haben gschwinde Füß.«

      Unter trockenem Lachen faßte Burgi den langen Holzlöffel, um den Inhalt des Kessels aufzurühren. Eine Weile hörte man nur das Knistern des Feuers und das angestrengte Paffen des Praxmaler-Pepperl. Dieses Schweigen zog sich immer zäher in die Länge.

      »Heut macht's an staden Tag!« sagte Pepperl endlich. »Plauschen wir lieber a bißl was!« Ein kurzes Auflachen. »No also, wie geht's, wie steht's denn allweil, Frau Jagdverwalterin? Haben S' heut den herrschaftlichen Stall schon ausgputzt? Ja?«

      Burgi fuhr auf wie von einer Natter gestochen. Im ersten Augenblick wußte sie nicht, was sie sagen sollte. Dann trat sie schneidig auf den Jäger zu, beugte den Kopf bis zu seiner Nase hinunter und zischelte ihm ins Gesicht: »Du! Jetzt will ich dir was sagen! Um alles andere frag ich net – aber beim Herrn Martin seiner Privatsach, die er mir anvertraut hat, da hab ich d' Hand drauf geben, daß nix weiterkommt. Und dös möcht ich mir verbitten, daß du jetzt an Tratsch machst, und daß 's hintnach heißen tät, ich hab's gsagt! Verstehst mich?«

      Pepperl blies ihr den Rauch ins Gesicht, daß sie husten mußte. »Dös kann ich halten, wie ich mag. Ich hab nix versprochen.«

      »So? So?« Fuchtelnd wehrte sie mit beiden Händen den Rauch von sich ab. »Gleichschauen tät 's dir schon, dir, daß d' umanand rennst in der ganzen Gegend und alles ausschreit! Gelt?«

      Das Blut stieg im ins Gesicht, doch er blieb ruhig. »So? Schaut's mir gleich? No ja!« Und paff, hatte sie wieder eine Wolke unter der Nase.

      »Jetzt hör amal auf!« fuhr sie ihn hustend an. »Blas mir net allweil dein Stinkadores ins Gesicht!«

      »Freilich, du vertragst halt bloß so a feins Zigarettendampfl. Übrigens, wenn dir sonst kei' Sorg net aufliegt, als daß ich an Tratsch mach, da kannst dich trösten. Lugen red ich net weiter. Denn daß ich den Schwindel mit der Jagdverwaltung glaub, für so strohkalbdumm möcht ich mich von die Leut net halten lassen.«

      Burgi atmete erleichtert auf und kehrte zum Herd zurück. Einen »Tratsch« brauchte sie nicht zu fürchten, das wußte sie jetzt. Und über das Loch, das Pepperl mit dem Wörtlein »Schwindel« in ihre halbe Hoffnung gerissen hatte, machten ihre Gedanken einen großen Sprung. »Bist ihm halt neidisch, gelt?«

      »Dem? Na!«

      »Und ärgern tust dich, daß er sich mit dir net abgibt.«

      »Ich hab halt nix so ›Urrwixikäs‹ und ›Härzikäs‹, wie er's gern hat.«

      »Natürlich, so a Lümmel wie du!«

      »Freilich! Ich hab's ja hören können, daß dir net leicht einer so zwider is wie ich.«

      »So?« Die Schadenfreude blitzte in ihren Augen. »Hast es aufgschnappt? Ich hab's eh nur gsagt, damit du's hörst.«

      »Geh?«

      »Ja! Meinst, ich hab dich net umraspeln hören hinter der Wand da draußen?« Als sie die verdutzten Augen sah, die er machte, versetzte sie der Wahrheit einen gelinden Puff und sagte: »Hätt's da herin was zum Verheimlichen geben, meinst, ich hätt den Herrn Martin weiterreden lassen, wenn ich weiß, wer draußen steht mit die gespitzten Luser! Übrigens, schenieren möcht ich mich! Mit die Ohrwascheln umanand rutschen hinter der Mauer! Aber – ›Der Lauscher an der Wand hört die eigene Schand!‹ – Kennst es ja, dös Sprüchl, gelt?«

      »Ja!« Pepperl biß in die Pfeifenspitze, daß es knirschte. СКАЧАТЬ