Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer
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Название: Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075837219

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СКАЧАТЬ Aber man will doch auch einmal selbständig werden und eine Familie gründen.«

      »Familie gründen?« Dieses Bild schien für Burgi eine Nuß zu sein, die man erst knacken mußte, um auf den Kern zu kommen. »Ah so! Heiraten, meinen S'?« Sie hatte augenscheinlich großen Respekt vor dem Worte: »Heiraten!« Das verriet die ehrfürchtige Breite, mit der sie es aussprach.

      »Heiraten! Ja!« Martin schmunzelte. »Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein bleibt. Das steht in der Heiligen Schrift.«

      »A fromms und gottgfälligs Wörtl, ja!«

      »Und wenn ich einmal das Frauerl gefunden habe, das mir gefällt, dann brauch ich nur mit meinem Herrn zu sprechen. Da kann ich mir auf seinem Gut einen Posten als Inspektor aussuchen. Aaah, meine Frau, die wird's einmal gut haben! Denken Sie nur, liebe Burgi, Licht, Holz, und Wohnung, alles frei! Dazu ein Gehalt von drei- bis viertausend Gulden im Jahr.«

      »Was! Vier – tausend – Gulden! Mar und Joseph! Is dös a Geld!« Burgi machte Augen, als wäre Martin plötzlich für sie ein anderer Mensch geworden, einer, den man mit Achtung behandeln mußte. Dabei erlosch in ihr der Gedanke an jenes kleine Rauchloch, aus dem die Sonne verschwunden war. »Vier – tausend – Gulden! Mehr hat ja bei uns in Tirol kein Bischof! Sie, Herr Martin, da können S' Ihnen a nobels Stadtfräulein aussuchen!«

      »Na, wissen Sie, mit denen aus der Stadt –« Martin schüttelte den Kopf und schnellte die Asche von der Zigarette. »Ich hab mir immer was anderes gedacht. So was Urwüchsiges und Unverdorbenes! Das war mein Geschmack. Und dann – in einem unbewohnten Schloß die Zimmer lüften, das paßt mir auch nicht recht.«

      »Um Gotts willen, Herr Martin, lassen S' dö viertausend Gulden net aus!«

      »Wenn ich mir was Besseres wüßte?«

      » Noch was Bessers? Dös gibt's ja gar nit!«

      »Wer weiß!« Martin lächelte geheimnisvoll. »Wenn Sie mir versprechen, daß Sie nichts weiterschwatzen, sag ich Ihnen was.«

      »Ich! Und an Tratsch machen? Da tät ich mir lieber 's Züngl abbeißen. Zu mir können S' unscheniert reden.«

      »Hand drauf?«

      Burgi wischte die Hand an der Schürze ab, bevor sie einschlug. »Hand drauf, ja!«

      Vertraulich zog Martin das schmucke Mädel an seine Seite und streichelte die sonnverbrannte Hand. »Das wissen Sie doch, daß unsere Durchlaucht die große Jagd da auf zehn Jahre gepachtet hat?«

      »Freilich, ja! Und der Pacht, und 's Winterfutter, und die Jager alle! Mein Gott, mein Gott, dös muß a schauderhafts Stückl Geld kosten!«

      »Das glaub ich! Und da können Sie sich denken, daß da ein verläßlicher Mensch hergehört, der alles leitet und überwacht, die Verrechnung führt –«

      »Dös macht ja der Förstner! Sie, dös is an ehrenhafter Mensch. Auf den kann sich der Herr Fürst verlassen.«

      »Ja, ja! Ich will ihm auch von seinen guten Eigenschaften nichts abstreiten. Aber auf einen solchen Posten gehört ein Mensch von Bildung, der alles so zu richten versteht, wie es unserer Durchlaucht angenehm ist.«

      »Um Gotts willen! Der gute Herr Förstner wird doch net seinen Posten verlieren?«

      »Gott bewahre! Der kann bleiben, was er ist. Aber über ihn wird noch ein Jagdverwalter gesetzt, verstehen Sie?«

      Ganz verstand sie die Sache nicht; aber sie nickte: »Ah ja! Ah ja!«

      »Das wird noch heuer im Herbst gemacht. Unsere Durchlaucht hat bereits mit mir über die Sache gesprochen. Und im Frühjahr wird draußen in Leutasch für den Verwalter ein neues Haus gebaut, natürlich zweistöckig, mit einem großen Garten, mit einem Stall für zwei Pferde und vier Milchkühe –«

      »Da ghört a Heustadl und a Holzschupfen auch dazu!«

      »Natürlich! Wird gebaut!« Martin warf die Zigarette über den Tisch und zog das Mädel fester an sich. »Na, und jetzt raten Sie mal, wer das sein wird? Der neue Jagdverwalter?« Lächelnd tätschelte er den runden, molligen Arm der Sennerin und zwinkerte vergnügt zu ihr hinauf.

      Da begriff sie und platzte los: »Am End gar Sie, Herr Martin!«

      Er nickte.

      »Hören S', da därf man Ihnen gratalieren!«

      »Nicht wahr? Aber – einen Haken hat die Sache noch.«

      »Was denn für ein'?«

      »Der Verwalter hier, das muß einer sein, der verheiratet ist.«

      »No ja, so heiraten S' halt! Für so an Posten kann man's riskieren.«

      »So? Meinst du?«

      Sie merkte gar nicht, daß er sie duzte.

      »Aber wo find ich so schnell eine, die mich nimmt?«

      »Ui jegerl!« sagte sie ernst. »Bei so was greift doch jede zu mit alle zwei Händ.«

      »Na ja! Aber ich kenn eben keine.« Martin legte den Arm um Burgis Hüfte. »Und jetzt sag mal, Burgerl? Möchtest du mir nicht eine suchen helfen?«

      »Ich?« Nun lachte sie, als hätte sie in ihrem Leben was Lustigeres nicht gehört. »O du mein lieber Herrgott! Mit so einer, wie s' mir bekannt sind, da wären S' sauber aufgricht! Sie! Und a Bauernmadl!«

      »Na, weißt du, das wird doch wohl nicht anders gehen. Eine vom Land werd ich mir nehmen müssen. Eine, die sich auf den Stall versteht. Von Kühen und Pferden versteh ich nichts, rein gar nichts. Das muß eben dann meine Frau übernehmen.«

      »Ah ja!« Das leuchtete ihr ein. »Dös is wahr, da brauchen S' eine, die ihr Sach versteht und ghörig schaffen kann.«

      »Na also! Und da mußt du mir suchen helfen! Denk mal ein bißchen nach! Ich mein' immer, daß du gar nicht weit zu suchen brauchst, um so eine für mich zu finden, so recht eine Hübsche, Frische, Gesunde!«

      So fühlte den zärtlichen Druck seines Armes, spürte seinen heißen Atem, sah seine dürstenden Augen – und da begriff sie. Das wirkte, als hätte der Blitz vor ihr eingeschlagen. Sie versuchte erschrocken, seinen Arm von sich abzuwehren. Bei diesem Befreiungsversuch schien ihr die rechte Kraft zu fehlen. Er gelang nicht.

      Was in ihr vorging, war deutlich auf ihrem Gesicht zu lesen. Ihr erster Gedanke war Unglaube. Der Menschenverstand in ihrem hübschen Zauskopf war, so anspruchslos ihn die Natur auch geschaffen hatte, doch zu gesund, um sie nicht vor dem großen Köder zu warnen, den sie vor ihren Augen winken sah. Aber sie hätte nicht das praktisch rechnende Kind des Dorfes sein müssen, wenn ihr neben allem Zweifel nicht auch die Erwägung gekommen wäre: »Vielleicht is doch was dran! Und wenn was dran is, därf ich mir's net verscherzen!« Und sie hätte nicht das arme, mit aller Not des Lebens kämpfende Mädel sein dürfen, um nicht auch die scheue Sehnsucht zu empfinden, die der Traum vom großen Los erweckt. Ihr Herz war frei, sie dachte an keinen andern – der Praxmaler-Pepperl war ihr ja »so zwider wie net leicht einer«. Und wenn der gesunde Verstand ihr auch sagte: »Glaub dem Schmalger nix, er lügt dich an!« – so hinderte das nicht, daß in ihrem sumsenden Köpfl ein winkendes Luftschloß zu СКАЧАТЬ