Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer
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Название: Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075837219

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СКАЧАТЬ da wegwerfen – dös is ja der Bruch für'n Hirsch!«

      »Dieser Zweig gefällt mir besser.«

      Pepperl schwieg; doch er schüttelte die Kreuzerschneckerln und sah seinen Herrn von der Seite an. Daß es einen blühenden Zweig auf Erden geben konnte, der einem Jäger besser gefiel als der grüne Bruch für einen Vierzehnender? Das war für den Praxmaler-Pepperl etwas Unverständliches.

      Ettingen setzte den Hut auf und griff nach dem Bergstock.

      Da sagte der Jäger, als hätten seine Gedanken eine jähe Wendung gemacht: »Ja, schauen wir, daß wir heimkommen. Der Herr Kammerdiener wird eh schon auf der Paß liegen!«

      Sie gingen zum Zauntürchen. Lächelnd blickte Ettingen noch einmal über die blühenden Beete hin und empor zu den still gewordenen Wipfeln des Harfenbaumes, die mit umleuchtetem Grün hinaufstiegen in das reine Blau des Himmels.

      »Welch ein schöner Morgen! Wie diese Luft sich atmet! Wie leicht und froh man sich fühlt! Als ginge man einer großen Freude entgegen!«

      Pepperl seufzte. Denn er – in seinem verantwortungsvollen Herzen war der Gedanke an das »unbetreute dumme Gansl« wach geworden – er ging einer schweren Sorge entgegen.

      Während sie auf schmalem Pfad über das Latschenfeld hinunterstiegen, fuhr Praxmaler plötzlich aus seinen Gedanken auf: »Was is denn dö gewesen jetzt?«

      »Was haben Sie?« fragte Ettingen.

      »Gwesen is mir, als hätt ich was ghört in die Latschen drin. Ich muß mich aber täuscht haben. Es rührt sich nix mehr.«

      Sie schritten weiter und verschwanden im Schatten des nahen Waldes.

      Als ihre Schritte verhallt waren, tauchte aus den Latschen das bleiche Gesicht Mazeggers auf. Eine Weile stand der Jäger unbeweglich und spähte mit funkelnden Augen gegen den Wald hinunter. In hartem Lächeln preßte er die schmalen blutlosen Lippen zusammen. Dann wand er sich durch die lichten Büsche auf den Pfad heraus. Hier legte er Büchse und Bergstock ab, kniete auf den Boden nieder und holte mit zitternder Vorsicht aus seinem Rucksack ein blühendes Edelweißstöcklein hervor, dessen Erdballen mit einem Taschentuch umbunden waren. Er entfernte das Tuch, kniff mit den Nägeln ein paar welk gewordene Blätter fort, schöpfte mit der Hand von dem Wasser, das neben dem Pfad in dünnem Faden sickerte, und besprengte den dürr gewordenen Wurzelballen und die erst halb entwickelten weißgrünen Blütensterne. In Unruh und dennoch geduldig wartete er fast eine halbe Stunde, bis sich die schmachtenden Pflänzchen wieder erholt hatten und frisch erschienen. Dann erhob er sich und stieg zum See hinunter. Als er den Waldsaum erreichte, schlug ihm brennende Röte über das bleiche Gesicht. Hastig lehnte er Bergstock und Büchse an einen Baum

      Am Ufer einer seicht verlaufenden Seebucht saß Lolo Petri auf einem Stein. Vor ihr stand eine leichte Feldstaffelei mit kleiner Leinwand, deren frische Farben eine begonnene Studie zeigten: ein Stück des Ufers mit dem Spiegelbild der überhängenden Blumen und einem halb versunkenen Wurzelstock. Die Skizze war nur erst in den Grundtönen angelegt, und dennoch verriet sie schon, mit welcher Treue die klaren ruhigen Mädchenaugen alle Farben der Natur zu erfassen wußten. Aber sie schien mit ihren Gedanken nicht bei der Arbeit zu sein. Der Arm mit der Palette hing lose nieder, und während sie lächelte wie in freundlichem Erinnern, glitt ihr Blick über den stillen See.

      Da weckte sie der Schritt des Jägers. Als sie Mazegger erkannte, glitt ein Schatten des Unbehagens über ihr Gesicht. Doch als er sie mit seiner rauhen, erregten Stimme grüßte, dankte sie ruhig. Dann nahm sie die Arbeit auf, als wäre sie allein.

      Er stand hinter ihr und umklammerte mit der Hand so fest den Wurzelballen der kleinen Pflanze, daß die Erde zu Boden bröselte. »Schauen Sie doch her, Fräulein, was ich Ihnen gebracht hab!«

      Sie hob das Gesicht, und der Anblick der seltenen Pflanze schien ihr Freude zu machen. »Ein Edelweiß! Wo haben Sie das gefunden?« Schon wollte sie die Blume nehmen. Da begegnete ihr Blick seinen heißen Augen. Sie zog die Hand zurück. »Ich danken für Ihren guten Willen, Mazegger, aber ich kann diese Blume nicht nehmen.«

      Aus dem Gesicht des Jägers war alles Blut gewichen. »Nicht nehmen? So? Und warum nicht?«

      »Weil – weil die Pflanze in der Blütezeit ausgegraben ist und verwelken muß. Sie gewöhnt sich nicht mehr an neuen Boden.«

      »Das ist eine Ausred! Vorige Woche hat Ihnen der Förster ein Edelweiß gebracht. Das hat doch auch schon geblüht. Warum soll das meinige nicht fortkommen? Oder wollen Sie es nur nicht nehmen, weil es von mir ist?«

      Sie schwieg und mischte auf der Palette eine Farbe.

      »Fräulein?« Die Stimme des Jägers zitterte. »Ich bin um das Blüml einen harten Weg gestiegen. Schauen S' hinauf zur Tejawand! Von da droben hab ich's heruntergeholt. Weil ich gemeint hab, das Blüml macht Ihnen Freud. Jetzt frag ich in allem Ernst: wollen Sie das Edelweiß nehmen?«

      »Nein!« erwiderte sie ruhig.

      Mit ersticktem Fluch zerquetschte er die Pflanze in der Faust und schleuderte sie weit in den See hinaus.

      Da sah sie zu ihm auf. Dann rückte sie die Staffelei beiseite, um das Motiv, das sie begonnen hatte, breiter überschauen zu können.

      Mit geballten Fäusten stand er hinter ihr und wartete, als müßte sie ihm noch ein Wort zu sagen haben. »Also wirklich?« unterbrach er die Stille mit heiseren Worten. »Das einzige kurze Wörtl ist alles gewesen? Alles für mich?«

      Sie schwieg und setzte die gemischte Farbe mit sicheren Pinselstrichen auf die Leinwand.

      »Und vor den anderen hat man sich hinstellen können eine geschlagene Stund, daß ein End schier nicht zu erleben war?«

      Sie schien nicht zu hören, was er sagte.

      »Aber der! Natürlich! Der ist halt was Feineres als unsereiner! Ein Fürst! Da rentiert sich's freilich, daß man 's Göscherl aufmacht! Aaah! So ein gnädiger Herr Fürst!«

      Nun blickte sie doch verwundert auf. »Ein Fürst? Wer?«

      Mazeggers Antwort war ein Lachen, das sein ganzes Gesicht verzerrte. »Gut verstellen können Sie sich auch, das muß ich sagen! Aber Sie wissen schon, wen ich mein'! Er hat sich ja so gnädig bei Ihnen verhalten, daß er schier aufs Fortgehn vergessen hat!«

      Da huschte eine leichte Röte über ihre Wangen. »Das war der Fürst? Der die Jagd im Geißtal gepachtet hat?«

      »Geh, Fräulein, tun S' nur nicht, als ob Sie das nicht gewußt hätten!«

      »Nein, das hab ich nicht gewußt.« Sie wandte sich wieder zu ihrer Arbeit.

      »Aber gefallen hat er Ihnen, gelt? Natürlich, wenn so einer kommt, mit seinem hochfeinen Spinnwebengsicht und seinen glanzigen Frauenzimmeraugen, aaah, da springen gleich alle verriegelten Türen auf!«

      Ohne die Arbeit zu unterbrechen, sagte sie mit kaum merklicher Erregung in der Stimme: »Wenn es der Fürst ist, von dem Sie sprechen, dann ist es auch Ihr Herr, dem Sie Achtung schulden. Ich will mir danken, daß Sie nicht wissen, was Sie da geredet haben. Und jetzt gehen Sie, Mazegger! Sie sehen, ich arbeite.«

      Sein rauhes Lachen unterbrach sie. Er würgte an Worten, die ihm nicht über die Zunge wollten, und plötzlich faßte er mit rohem Griff ihren Arm. Aus ihren Augen traf ihn ein so ruhig stolzer СКАЧАТЬ