Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer
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Название: Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075837219

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СКАЧАТЬ aber der Morgen brachte wieder klares Wetter, sonnig und dennoch kühl.

      Auf zehn Uhr morgens war der Abmarsch nach Leutasch festgesetzt – für Pepperl ein triftiger Grund, schon um neun Uhr von der Frühpirsche heimzukehren. Wenn der Fürst das Jagdhaus verließ, hatte der Kammerdiener einen freien Tag, und da mußte ein Riegel vor die Tür der Sennhütte geschoben werden. Freilich war Pepperl mit »der da drunten« für alle Ewigkeit »fertig«. Aber er hatte nun einmal die »Verantwortigung« auf sich genommen, und solch eine Gewissenspflicht wirft ein ehrlicher Christenmensch nicht von sich ab, bevor er nicht sicher ist, daß ein anderer sie auf seine Schultern nimmt. Für diesen anderen war bereits gesorgt. »Leicht kommt er schon heut, der Brenntlinger? Da bin ich's endlich amal los, die verwünschte Sorg! Bei so was hat man Tag und Nacht kei' Ruh!«

      Als Pepperl in die Hüttenstube trat, machte Kluibenschädl sich wegfertig. »Gelten S', Herr Förstner, heut därf ich mich ausschnaufen und daheim bleiben?«

      »Ja, Bub! Hast a paar harte Täg hinteranander ghabt. Laß dir d' Ruh heut schmecken!«

      »Ruh?« brummte Pepperl vor sich hin, während der Förster zum Fürstenhaus hinaufstieg. »Wenn ich mein Schmarren drunten hab, hock ich mit'm Gheimnis vom Wohdekastel vors Hüttentürl her. Den ganzen Tag! Da kommt mir nix aus.«

      Eine Viertelstunde später wanderte Ettingen mit dem Förster über das Almfeld hinunter. Als sie an der Sennhütte vorübergingen, kam Burgi mit einem Schaff Wasser vom Brunnen und grüßte stumm, bevor sie in den Stall trat. »Ist das sie Sennerin?« fragte Ettingen. »Ein hübsches Mädel!«

      »Ja, gar net übel! Aber was in dös Madel einigfahren is, dös weiß der Kuckuck. Sonst hat's den ganzen Tag allweil gsungen wie a Starl im Frühjahr. Jetzt macht's a Gsicht wie neun Tag Regenwetter. Sie muß krank sein.«

      »Oder verliebt. Das gäb eine schmucke Jägersfrau.«

      »Die?« Kluibenschädl machte große Augen. »Die hat ja nix!«

      Ettingen lachte. »Was haben? Gehört das zum Glück? Auch hier im Dorf? Ich dachte, daß die Leute in den Bergen das Leben natürlicher nehmen als wie verbildeten Kulturkinder in der Stadt.«

      »Die Bauern? O du mein! Wann a Bauer heiret, wird um jeden Kuhschwanz ghandelt. Und d' Leut haben recht. Von der Lieb hat noch keiner zehrt. Steigen d' Sorgen zum Fenster eini, so fahrt d' Liebesfreud auf'm Besenstiel zur Haustür aussi! Und nachher wird grauft und gscholten.«

      Ettingen sah den Förster von der Seite an. »Sie waren wohl nie verliebt?«

      »Ich?« Kluibenschädl schlug ein Kreuz. »Gott soll mich bewahren!« Dem Ton dieser Worte war es anzumerken, daß der Förster über eine böse Erinnerung seines Lebens wegsprang. »Na, na! Mein Dienst, meine Berge und mein Wald! Mehr verlang ich nimmer im Leben.«

      Ettingen nickte.

      »Schauen S' ihn nur an, unsern Wald! Kann's denn was Schöners gegen? Oft, wenn mich 's Leben völlig verdrossen hat, da hab ich mir gsagt: ›Marsch, Brüderl, naus in dein Wald, da verleidst es schon wieder!‹« Er lachte. »Und wahr is gwesen. Wieder lustig bin ich worden. Noch jedsmal!«

      Sie waren aus dem Schatten des Waldes in die Sonne getreten und hatten die Straße erreicht, die am Ufer des rauschenden Wildbaches hinlief. Die beiden Wegstunden bis zum Dorfe vergingen dem Fürsten so rasch, daß er, als das weite Wiesental der Leutasch sich vor ihnen öffnete, verwundert fragte: »Wir sind schon da?«

      Sie konnten das schöne Tal bis zu den Bergen, die es in der Ferne begrenzten, frei überblicken. Gleich blinkenden Silberwürfeln lagen die weiß getünchten Häuser zwischen dem Grün der Obstgärten, zwischen dem gelben Geröll des Bachlaufes und den Goldgevierten der reifenden Haferfelder. Auf den Wiesen waren die Leute mit dem Heu beschäftigt, und die kleinen Figürchen in Hemdärmeln, die Wagen, die beladen wurden, die Zugtiere, alles glimmerte im Sonnenglanz. Eine Kette sanft gerundeter Waldberge schloß das Wiesental, und hinter ihren zierlichen Wipfelkämmen hoben sich die Felsenpaläste des Karwendelgebirges empor, die einsame Seefeldspitze und am Horizont die langgestreckten Inntaler Berge, deren fernste Zinnen nur noch wie bläulicher Hauch in die schimmernde Luft gezeichnet waren.

      Bei den ersten Häusern sagte der Förster: »Duhrlaucht! Vor wir ins Dorf einmarschieren, müssen S' mir was versprechen!«

      »Was?«

      »Daß ich wegen die Steigbauten allein mit'm Bürgermeister reden darf. Zu dem laß ich Ihnen net in d' Stuben eini.«

      »Halten Sie es nicht für gut, daß ich als Jagdherr selbst mit den Leuten spreche?«

      »Gott bewahr! Wenn sie Bauern an Jagdherrn sehen, wissen s' gleich gar nimmer, was s' verlangen müssen. Schaut wo a Zehner aussi, so reißt der Bauer d' Augen gleich auf für an Tausender. Deswegen is er net schlechter und net besser wie andere Leut. Aber einbilden tut er sich: er is der Gscheite, und der Stadtherr is allweil der Dumme. Und hat er ihn übers Ohr ghaut, so lacht er ihn hintnach aus. Jetzt gar noch a Jagdpächter! Der is eh schon der Kiniglhaas! Von dem wird abigrissen, was runter geht an Woll. Na, na! Bleiben S' davon, Duhrlaucht! Sie mit Ihrer Güt möchten schön grupft ins Jagdhaus zruckkommen! Aber a Stündl wird's allweil dauern, bis ich d' Erlaubnis für unsere Steigbauten ohne Blutgeld aussidruckt hab. Wie wollen S' Ihnen denn derweil unterhalten, Duhrlaucht?«

      »Ich mache einen Spaziergang durch das Dorf. Oder – neulich am Sebensee hab ich eine junge Dame kennengelernt, ein Fräulein Petri –«

      »Ah so! Die Fräuln Lo?« Der Förster blieb stehen, und es leuchtete warm in seinen Augen. »Net, Duhrlaucht, die muß Ihnen doch gefallen haben? Dös is a Frauenzimmerl, dös sogar ich gelten laß, und dös will viel sagen! Aber mit der Fräulein Lo, da wirds schlecht ausschaun heut. Die is an so eim Tag allweil im Wald oder z'höchst in die Berg droben. Die treffen S' heut net daheim, Duhrlaucht!«

      »Die junge Dame hat mir manches von ihrem Vater erzählt, und das merkwürdige Schicksal dieses Mannes interessiert mich lebhaft. Es wäre mir eine Freude, die Bilder zu sehen, die von ihm noch vorhanden sind.«

      »Nix leichter wie dös! D' Frau Petri hat die größte Freud, wann einer kommt und die Sachen anschaut.«

      »Sind die Bilder verkäuflich?«

      »Na, Duhrlaucht, da wird sich nix machen lassen. Es hätt schon oft a Sommerfrischler so a Taferl gern mitgnommen. Aber was vom Herrn Petri noch da is, dös halten die zwei Frauenleutln fest wie mit eiserne Händ.«

      »Also ist die Familie in guten Verhältnissen und hat ohne Sorge zu leben?«

      »Aber gwiß. Erstens amal sind s' zfrieden mit allem und verstehen sich drauf, wie man 's Leben schön sparsam einrichten muß. Und nacher haben s' auch a bißl was. Der Herr Petri is a fleißigs Mannsbild gwesen. Der hat sich in die fufzehn Jahr bei uns da schön was verdient. So gut wie der hat's net leicht einer verstanden, wie man die Marterln macht, die Votivitaferln und die Heiligen an die Häuser. Von der ganzen Gegend hat er die Kundschaft kriegt und is gut zahlt worden, acht Gulden für a Marterl, zwölfe für an ganzen Heiligen. Freilich, diemal hat er seine narrischen Zeiten ghabt und hat wochenlang bloß für ihm selber gmalen. Da hat er Sachen gmacht, auf die der Herr Pfarr net gut zum reden war. Und ich muß selber sagen – ich bin keiner von die Mucker, die meinen, es müßt alles zuknöpfelt sein bis zum Nasenspitzl – aber da hat er vor drei, vier Jahr so an Endstrumm Tafel gmalen: die Versuchung Christi – und da hat er a Frauenzimmer vor unsern Heiland hingstellt – Kreuzsakra, die hätt a Gwandl brauchen können! Und so was hängt er mitten in d' Wohnstuben eini, daß 's СКАЧАТЬ