BLACK STILETTO. Raymond Benson
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Название: BLACK STILETTO

Автор: Raymond Benson

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Black Stiletto

isbn: 9783958351639

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СКАЧАТЬ jugendlichen Bild verdient wurde.

      Das Gleiche war mit Black Stiletto passiert.

      Sie war in den letzten Jahren der Eisenhower-Ära und Anfang der Sechziger aktiv gewesen, eine Untergrund-Heldin, die sich als Kämpferin für Recht und Gesetz einen Namen gemacht hatte. Sie war eine fähige und erfolgreiche Verbrechensbekämpferin gewesen, auch wenn die Polizei ihr auf den Fersen war und man sie eingesperrt hätte, wenn man ihrer habhaft geworden wäre oder ihre geheime Identität aufgedeckt hätte. Sie kämpfte gegen gewöhnliche Gauner, kommunistische Eindringlinge, die Mafia, und war für ihre Gefangennahme oder in manchen Fällen auch deren Tod verantwortlich. Die Stiletto operierte anfänglich in New York City, doch als die Polizei ihr zu nahe kam, zog sie nach Los Angeles.

      Wo ich geboren wurde.

      Und dann verschwand sie auf unerklärliche Weise. Niemand hörte je wieder etwas von ihr. Niemand schien zu wissen, wer sie in Wirklichkeit war, und die meisten Leute gingen davon aus, dass sie wohl gestorben war. Warum auch nicht? Sie war in gefährliche, höchst riskante Situationen verstrickt gewesen. Es machte durchaus Sinn, dass sie tödlich verunglückte oder man sie verhaftet und ins Gefängnis gesteckt hatte, ohne dass die Behörden wussten, wen sie da wirklich eingebuchtet hatten. Eine Zeit lang war das eines der großen Rätsel wie »Wer erschoss JFK?« Was wurde aus der Black Stiletto? Wo ist sie jetzt? Lebt sie noch? Wer war sie wirklich?

      Es verging ein Jahrzehnt und so langsam vergaßen die Menschen sie, bis Mitte der Achtziger ein findiger unabhängiger Comicbuch-Verleger damit begann, eine frei erfundene Serie über die kostümierte Rächerin zu publizieren. Die Comics erwiesen sich als überaus populär und wurden in die ganze Welt verkauft. Der History Channel brachte Anfang der Neunzigerjahre eine halbbiografische Dokumentation über sie heraus, die, wie ich mich erinnere, aber zum größten Teil nur Spekulationen enthielt. Es gab zumindest eine Biografie über sie, aber natürlich wusste auch diese nichts über das persönliche Leben der Stiletto zu berichten. Es war eher eine simple Aufzählung aller Begebenheiten, die über sie in den Zeitungen standen. Dann kamen das Spielzeug und das Merchandise – Actionfiguren, Videospiele, Brettspiele, Halloweenkostüme und so weiter. Eine ganze Reihe von Herstellern verdiente Millionen mit Black Stiletto, aber niemand vertrat ihre Interessen.

      Ende der Neunziger erschien ein Spielfilm mit Angelina Jolie in der Hauptrolle, bevor die Schauspielerin ein großer Star wurde. Der Film war ein Erfolg, hatte aber nur wenig mit der echten Black Stiletto zu tun. Alles frei erfunden, mit jeder Menge Schießereien, Explosionen und unglaublichen Stunts. Die echte Black Stiletto bediente sich einfacherer Techniken, als man es in den Filmen zeigte. Trotzdem regte es die Fantasie der Zuschauer an. Es gab Pläne für eine Fernsehserie, aber daraus wurde nie etwas.

      Wie die meisten Menschen war auch ich von der Black Stiletto begeistert. Wäre ich jünger gewesen, als die Comics erschienen, hätte ich sie sicher gekauft und gelesen.

      Wenn man die kleine Sammlung von Andenken in dem Schrank bedachte, war sich meine Mutter allem Anschein nach sehr wohl bewusst über den Rummel um ihre Person. Aber sie sagte nie ein Wort. Sie hätte Gewinn aus ihrer Vergangenheit schlagen und ein kleines Vermögen machen können. Doch stattdessen lebte sie bis zum Beginn ihrer Krankheit unauffällig und zurückgezogen in den Außenbezirken von Chicago.

      Ich konnte nicht länger warten. Ich öffnete das erste Tagebuch und fing an zu lesen.

      2| Judys Tagebuch

      4. Juli 1958

      Liebes Tagebuch, ich denke, ich sollte vielleicht damit anfangen, alles niederzuschreiben. Als kleines Kind führte ich mal ein Tagebuch. Ich schrieb, glaube ich, für etwa drei Jahre hinein. Keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Ich schätze, es ist immer noch in Odessa und liegt in einer Schublade in meinem alten Zimmer. Sofern mein altes Zimmer noch existiert.

      Ich werde von allem berichten, was mir in der letzten Zeit widerfahren ist, nur für den Fall, dass mir etwas passiert. Ich bin nicht sicher, ob ich will, dass die Wahrheit herauskommt, aber hier ist sie. In den letzten sechs Monaten ist so viel passiert. Auf gewisse Art bin ich berühmter als der Bürgermeister von New York City. Also, nicht ich, Judy Cooper. Aber die Black Stiletto. Niemand weiß, dass Judy Cooper Black Stiletto ist, und ich hoffe, dabei bleibt es auch.

      Interessant, ich kann Elvis seinen neuen Song »Hard Headed Woman« irgendwo in einem Radio in der Ferne singen hören. Der Song könnte von mir handeln, haha. Wem auch immer das Radio gehört, er muss es furchtbar laut aufgedreht haben, denn ich sitze in diesem Moment auf dem Dach des Second Avenue Boxklubs und schaue mir das Feuerwerk über dem East River an. Oder es liegt daran, dass mein Gehör besser ist als das der meisten Menschen. Das ist manchmal schwer zu sagen.

      Der Boxklub ist ein Zuhause, und das jetzt schon seit einer geraumen Weile. Er gehört Freddie Barnes. Freddie ist der Trainer und selbst ehemaliger Boxer. Er wohnt über dem Klub, so wie ich. Er überlässt mir jetzt seit ein paar Jahren ein Zimmer über dem Klub, und ich bezahle ihn, indem ich aushelfe, wo ich kann. Angefangen habe ich als Hausmeisterin und putzte die widerlichen Toiletten in der Herrenumkleide. Dann beförderte er mich zur Kassiererin und zur stellvertretenden Chefin. Jetzt helfe ich auch beim Training, denn ich bin ziemlich gut im Ring. Nicht viele Frauen sind das. Nicht viele Frauen machen so einen Sport. Mir macht es Spaß. Ich mag es. Eines Tages will ich ein eigenes Selbstverteidigungsprogramm für Mädchen auf die Beine stellen. Ich will nicht, dass irgendjemand als Opfer aufwächst. Niemand sollte erleben müssen, was mir als Dreizehnjährige widerfuhr.

      Ich bin jetzt zwanzig Jahre alt. Am 4. November werde ich einundzwanzig. Ich lebe in New York City, seitdem ich vierzehn bin. Ich denke, man kann sagen, dass mein Leben erst hier so richtig begann, denn davor war es die Hölle – der ich zum Glück entfliehen konnte.

      Ich vermute, ich sollte dieses Tagebuch damit beginnen, die Vergangenheit aufzurollen. Ich werde die nächsten Tage damit zubringen, meine Geschichte aufzuschreiben, und dann, wenn ich den 4. Juli 1958 erreicht habe, kann ich täglich oder wöchentlich regelmäßige Einträge verfassen – oder wann immer mir danach ist.

      Tja, liebes Tagebuch, dann mal los. Das hier ist mein Leben, und ich muss dich warnen – manches davon ist nicht sehr schön.

      Wie gesagt, ich wurde am 4. November im Jahre 1937, in Odessa, Texas, geboren. Meine Eltern tauften mich auf den Namen Judith May Cooper. Mein Vater, George Cooper, war ein Oilman, ein Ölbohrarbeiter, was während der Depression der einzige Job war, den er kriegen konnte. Er arbeitete auf den Ölförderanlagen. Ich kann nicht sagen, wie gut er darin war. Er zog nach West-Texas, als man dort 1926 Öl fand. Meine Mutter, Betty, ging Putzen. Da erging es ihr nicht besser als den farbigen Frauen, die dasselbe taten. Ich denke sogar, dass sie mehr Geld nach Hause brachte als mein Dad. Es war eine harte Zeit. Wir lebten am unteren Ende der Mittelklasse, oder vielleicht auch am oberen Ende der Unterschicht. Ich weiß nur noch, dass wir in einer Hütte am Stadtrand lebten. Und dort gab es eine Menge Menschen, die gar keinen Job hatten.

      Ich hatte zwei Brüder – John war fünf Jahre und Frank drei Jahre älter als ich. Mit zwei Brüdern aufzuwachsen machte mich von Anfang an zu einem rechten Wildfang. Ich wollte die ganze Zeit über nur mit ihnen zusammen sein und Jungssachen machen – Ball spielen, Sport, Cowboy und Indianer spielen – na, du weißt schon, echte Jungssachen eben. Eines unserer Lieblingsspiele war »Amerikaner vs. Japaner«, in denen wir abwechselnd Army, Navy oder die Marines waren, und das andere Team die Japsen übernahm. Ich war besonders gut darin, mich an die japanischen »Bunker« heranzuschleichen und sie zu überrumpeln. Ich denke, in dem Spiel habe ich immer gewonnen. Von daher, ja, mit den Jungs zusammen zu sein war genau mein Ding. Wann immer ich mit Mädchen spielte, langweilte ich mich zu Tode. Wenn ich Puppen besaß, machte ich sie entweder kaputt oder überließ sie meinen Brüdern als Ziele, wenn sie mit СКАЧАТЬ